Eberhard von der Tann

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Freiherr Eberhard von und zu der Tann auch Eberhard von der Thann genannt; (* 4. September 1495 auf Burg Haselstein bei Hünfeld; † 9. Juni 1574 in Tann (Rhön)), aus dem Geschlecht der Herren von der Tann, war kursächsischen Rat und Regent der Herrschaft Tann in der Rhön und führte dort 1534 die Reformation ein.

Wappen derer von der Tann

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seine Eltern waren Melchior der Jüngere von der Tann (1458?–1524?), fuldischer Amtmann zu Haselstein und Vacha, und Margaretha von Mansbach. Er hatte fünf Brüder, die allesamt Kanoniker und Domherren wurden: Georg, Alexander, Wendelin, Christoph (Christofel) und Friedrich. Aus seiner Ehe mit Maria Anna Schenck zu Schweinsberg († 1567) hatte er zwei Kinder: Margarete Susanne von der Tann (1530–1577), die Apel von Berlepsch heiratete, und Eberhard von der Tann († um 1593).

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kanoniker und kursächsischer Rat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eberhard von der Tann wurde wie seine Brüder zunächst für eine kirchliche Laufbahn vorbereitet. Er studierte ab 1512 in Wittenberg, wo er Martin Luther kennenlernte und dessen Anhänger und Freund wurde, und danach ab 1517 Jurisprudenz in Erfurt, 1518 in Bologna, danach in Pavia. Von etwa 1510 bis 1529 war er Kanoniker in Würzburg, wo sein Onkel Sebastian von der Tann Dekan war. Ab 1517 war er außerdem Domherr in Eichstätt.

1526 trat Eberhard in den Dienst des Kurfürsten Johann des Beständigen von Sachsen-Eisenach und blieb bis zu seinem Tod in kursächsischem Dienst. 1529 trat er von seinen kirchlichen Pfründen zurück. 1527 ernannte Johann ihn zum kursächsischen Rat und 1528 zum Amtmann auf der Wartburg bei Eisenach, wo er bis 1543 amtierte. Während seiner dortigen Amtszeit bekämpfte er die Täufer, die sich in der Herrschaft Tann ausbreiteten. Er war zeitweise Amtshauptmann in Königsberg in Franken. 1545 wurde Eberhard zum Hofrichter und Geheimen Rat ernannt und wurde Statthalter in Coburg.

Reformation in Tann[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1534 berief er den ersten evangelischen Pfarrer nach Tann. Die Einführung der Reformation in der Herrschaft Tann (mit der Stadt Tann und den Dörfern Wendershausen, Hundsbach, Neuschwambach, Habel, Neuswarts, Günthers und Schlitzenhausen) wurde Anlass zu einem fast hundertjährigen und zeitweise kriegerischen Streit mit den Äbten von Fulda, der erst 1629 durch Kaiser Ferdinand II. beendet wurde.

Baumaßnahmen in Tann[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um die Stadt Tann während dieser Auseinandersetzungen besser schützen zu können, ließ er sie von 1557 bis 1563 mit einer Mauer befestigen, von der heute außer einem gut erhaltenen Stadttor nur noch Reste im „Graben“ und in der Brunnengasse erhalten sind. 1564 ließ er in Tann eine evangelische Kirche bauen. Die Stadt verdankt ihm auch den Bau des Clashauses (ehemaliges Spital) und der Knottenmühle (ehemalige Schlossmühle).

Schon früher hatten er und seine Brüder Alexander und Christoph mit der Umgestaltung der romanisch-gotischen Stammburg in Tann zu einem Schlosskomplex im Renaissancestil (dem „Roten Schloss“) begonnen, indem sie versuchten, die alten Gebäude zusammenzufassen und eine geschlossene Hofumbauung zu erreichen. Diese Arbeiten wurden erst nach seinem Tod vollendet.

Politische Rolle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eberhard von der Tann war Vermittler zwischen Hessen und Sachsen, treibende Kraft im Schmalkaldischen Bund und kursächsischer Gesandter und Vertreter der lutherischen Sache bei zahlreichen Reichstagen und kirchlichen Verhandlungen und Tagungen. So wohnte er 1529 dem Marburger Religionsgespräch mit Luther, Philipp Melanchthon und Justus Jonas bei. Im Januar 1543 besuchte er zusammen mit Franz Burchardt und Melchior von Ossa den Reichstag in Nürnberg und nahm an dem vertraulichen Gespräch König Ferdinands I. mit den kursächsischen Gesandten teil. Auf dem Reichstag in Augsburg 1555 erlangten die fränkischen Reichsritter auf Eberhards Betreiben die Religionshoheit für ihre Herrschaften. Damit waren sie auch in Religionsfragen der Jurisdiktion der Landesfürsten entzogen, konnten die Religion ihrer Untertanen bestimmen, besaßen die Kirchenleitung und konnten über das Eigentum der ehemals katholischen Kirchengüter in ihren Gebieten verfügen.[1]

Tod[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eberhard von der Tann starb 1574 in Tann und wurde in der dortigen Pfarrkirche bestattet.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Horst Nieder: Die Geschichte der Familie von der Tann in der Reformationszeit. Petersberg 2015, ISBN 978-3-86568-947-4.
  • Hans Körner: Eberhard von der Tann, in: Fränkische Lebensbilder, Band 10 (Gesellschaft für fränkische Geschichte), Degener Genealogieverlag, Insingen, S. 123–140, ISBN 3-7686-9064-4.
  • Hans Körner: Eberhard von der Tann (1495–1574), fränkischer Reichsritter und sächsischer Rat, und die Reformation. In: Zeitschrift für bayerische Kirchengeschichte. Band 58, 1989, S. 71–80, bei Google-Books (Memento vom 2. Mai 2007 im Internet Archive)
  • Tann, Eberhard von der. In: Heinz Scheible (Hrsg.): Melanchthons Briefwechsel. Band 16, Personen T–Z und Nachträge. Stuttgart–Bad Cannstatt 2022, S. 42–44.
  • Alfred Wendehorst: Das Bistum Würzburg. 6: Die Benediktinerabtei und das Adelige Säkularkanonikerstift St. Burkard in Würzburg. S. 267–268, online bei Germania Sacra
  • Georg Müller: Tann, Eberhard von und zu der. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 37, Duncker & Humblot, Leipzig 1894, S. 372 f.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gottfried Rehm: Rhöner Ritter auf dem Weg zur Selbständigkeit. In: rhoenline.de. Abgerufen am 27. März 2023.