Ebsdorf

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Ebsdorf
Koordinaten: 50° 44′ N, 8° 49′ OKoordinaten: 50° 44′ 2″ N, 8° 48′ 42″ O
Höhe: 206 (201–217) m ü. NHN
Fläche: 7,66 km²[1]
Einwohner: 993 (Mai 2011)[2]
Bevölkerungsdichte: 130 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Juli 1974
Postleitzahl: 35085
Vorwahl: 06424
Alter Ortskern mit Kirche in der Bildmitte. Ansicht von Westen
Alter Ortskern mit Kirche in der Bildmitte. Ansicht von Westen

Ebsdorf ist ein Ortsteil der Gemeinde Ebsdorfergrund im Osten des mittelhessischen Landkreises Marburg-Biedenkopf.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Haufendorf grenzt im Süden an Leidenhofen, im Osten an Mölln, im Westen an Hachborn und im Norden an Beltershausen. Ebsdorf liegt zwischen den Lahnbergen und den Ausläufern des Vogelsberges. Durch den Ort verlaufen die Landesstraßen 3048 und 3089. Die Zwester Ohm fließt durch Ebsdorf.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wehrkirche in Ebsdorf

Ortsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ältesten bekannten schriftlichen Erwähnungen von Ebsdorf erfolgte in Urkunden des Klosters Fulda unter den Namen Ebilizdorf; Eulizedorf; Ebilezdorf, sie werden in die Zeit 750–779 datiert.[1] Im Ort gab es die Burg Ebsdorf die erstmals 1054 erwähnt wurde. Die evangelische Wehrkirche wurde um 1200 erbaut. Während der Zeit des napoleonischen Königreichs Westphalen 1806 bis 1813 war Ebsdorf Verwaltungssitz des Kantons Ebsdorf im Distrikt Marburg des Departement der Werra.

Von 1905 bis 1972 war in Ebsdorf ein Bahnhof der Marburger Kreisbahn; die Gleise lagen bis nach Dreihausen. Am 28. Mai 1944 wurde an den Gleisen der Kreisbahn zwischen Ebsdorf und Heskem ein deutsches Jagdflugzeug von amerikanischen P-51 "Mustang" abgeschossen. Der Flugzeugführer des Messerschmitt-Jagdflugzeugs kam beim Aufschlag seiner Maschine ums Leben. Der Leichnam des gefallenen Flugzeugführers, Oberfeldwebel Fritz Timm vom Jagdgeschwader 1, wurde in seine Heimat nach Chemnitz überführt.

Nach mehreren Teilnahmen konnte Ebsdorf im Jahre 2001 die Bronzemedaille auf Bundesebene im Wettbewerb Unser Dorf hat Zukunft erreichen, nachdem schon vorher im Bezirks- und Landeswettbewerb die Gold- und Silbermedaillen errungen worden waren.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Zum 1. Juli 1974 wurden im Zuge der Gebietsreform in Hessen die vorher selbständigen Gemeinden Ebsdorfergrund, Beltershausen, Ebsdorf, Hachborn, Ilschhausen, Leidenhofen und Rauischholzhausen kraft Landesgesetz zur neuen Großgemeinde Ebsdorfergrund zusammengeschlossen.[3][4] Für alle ehemals eigenständigen Gemeinden von Ebsdorfergrund wurden Ortsbezirke gebildet.[5]

Verwaltungsgeschichte im Überblick[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Ebsdorf angehört(e):[1][6]

Gerichte seit 1821[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. In Marburg wurde der Kreis Marburg für die Verwaltung eingerichtet und das Landgericht Marburg war als Gericht in erster Instanz für Ebsdorf zuständig. 1850 wurde das Landgericht in Justizamt Marburg umbenannt.[11] Mit dem Gesetz über die Neugliederung von Untergerichtsbezirken vom 13. Juli 1833[12] wurde Ebsdorf dem Justizamt Treis an der Lumda zugewiesen. Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen wurde durch einen Gebietstausch Treis an das Großherzogtum Hessen abgetreten und Ebsdorf wurde dem Justizamt Marburg zugeordnet. Am 1. September 1867 erfolgte die Umbenennung des bisherigen Justizamtes in Amtsgericht Marburg.[13][14] Auch mit dem in Kraft treten des Gerichtsverfassungsgesetzes von 1879 blieb das Amtsgericht unter seinem Namen bestehen.

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einwohnerstruktur 2011[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Ebsdorf 993 Einwohner. Darunter waren 15 (1,5 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 186 Einwohner unter 18 Jahren, 411 zwischen 18 und 49, 213 zwischen 50 und 64 und 180 Einwohner waren älter.[2] Die Einwohner lebten in 378 Haushalten. Davon waren 78 Singlehaushalte, 99 Paare ohne Kinder und 162 Paare mit Kindern, sowie 33 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 60 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 252 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[2]

Einwohnerzahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1467: 45 Hausgesesse
• 1577: 50 Hausgesesse
• 1630: 44 Hausgesessene (6 vierspännige, 5 dreispännige, 7 zweispännige, 6 einspännige Ackerleute, 21 Einläuftige), 7 Witwen, von denen 5 keinen eigenen Haushalt haben.
• 1681: 41 hausgesessene Mannschaften
• 1838: 562 Einwohner (58 nutzungsberechtigte, 25 nicht nutzungsberechtigte Ortsburger, 10 Beisassen).
Ebsdorf: Einwohnerzahlen von 1778 bis 2011
Jahr  Einwohner
1778
  
418
1800
  
?
1834
  
569
1840
  
614
1846
  
672
1852
  
673
1858
  
653
1864
  
682
1871
  
684
1875
  
660
1885
  
654
1895
  
641
1905
  
665
1910
  
697
1925
  
680
1939
  
725
1946
  
1.034
1950
  
1.015
1956
  
913
1961
  
866
1967
  
874
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
1.000
2011
  
993
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Gemeinde Ebsdorfergrund[15]; Zensus 2011[2]

Historische Religionszugehörigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1861: 638 lutheranische, 4 jüdische Einwohner, 19 Mitglieder abweichender Sekten
• 1885: 613 evangelische (= 93,73 %), ein katholischer (= 0,15 %), 32 andere Christen (= 4,89 %), 8 Juden (= 1,22 %)
• 1961: 792 evangelische (= 91,45 %), 73 katholische (= 8,43 %) Einwohner

Erwerbstätigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1778: Erwerbspersonen: vier Schmiede, drei Maurer, zwei Schreiner, zwei Wagner, drei Krämer (Juden), 6 Schneider, ein Leineweber, drei Faßbinder, zwei Branntweinbrenner, ein Branntweinschenker, ein Viehhändler (Jude), ein Ziegelbrenner, 10 Tagelöhner.
• 1838: Familien: 41 Ackerbau, 34 Gewerbe, 18 Tagelöhner
• 1961: Erwerbspersonen: 198 Land- und Forstwirtschaft, 140 Produzierendes Gewerbe, 37 Handel und Verkehr, 51 Dienstleistungen und Sonstiges.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für Ebsdorf besteht ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung. Er umfasst das Gebiet der ehemaligen Gemeinde Ebsdorf.[5] Der Ortsbeirat Ebsdorf besteht aus fünf Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 60,83 %. Alle Mitglieder gehörten der „Gemeinsamen Bürgerliste Ebsdorf“ an.[16] Der Ortsbeirat wählte Mario Luther zum Ortsvorsteher.[17]

Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heckrinder an der Aue der Zwester Ohm auf Ebsdorfer Gemarkung, unmittelbar oberhalb Hachborns, siehe Zwester Ohm#Heckrinder

Im Ort gibt es

Auf der zu einem Fahrradweg umgebauten ehemaligen Trasse der Marburger Kreisbahn – letztes Teilstück fertiggestellt und eingeweiht im Mai 2010 – kann man Ebsdorf nun per Radweg erreichen.[18]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen und Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Infolge des Friedens von Tilsit.
  3. Infolge der Beschlüsse des Wiener Kongresses.
  4. Trennung zwischen Justiz (Assistenzamt Treis) und Verwaltung.
  5. Infolge des Deutschen Krieges.
  6. Infolge des Zweiten Weltkriegs.
  7. Am 1. Juli 1974 als Ortsbezirk zur Gemeinde Ebsdorfergrund.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Ebsdorf, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 30. April 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b c d Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 26 und 66, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  3. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Biedenkopf und Marburg und der Stadt Marburg (Lahn) (GVBl. II 330-27) vom 12. März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 9, S. 154, § 13 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,0 MB]).
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 403.
  5. a b Ortsbeiräte. In: Webauftritt. Gemeinde Ebsdorfergrund, abgerufen im Juli 2021.
  6. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. Georg Landau: Beschreibung des kurfürstenthums Hessen. T. Fischer, Kassel 1842, S. 387 (online bei HathiTrust’s digital library).
  8. Die Zugehörigkeit des Amtes Marburg anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
  9. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 121 f. (online bei Google Books ).
  10. Trennung von Justiz (Landgericht Marburg) und Verwaltung: Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 73 f.
  11. Neueste Kunde von Meklenburg, Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und den freien Städten, aus den besten Quellen bearbeitet. im Verlage des G. H. G. privil. Landes-Industrie-Comptouts., Weimar 1823, S. 158 ff. (online bei HathiTrust’s digital library).
  12. KurhessGesSamml. 1833, S. 129 (online)
  13. Verordnung über die Gerichtsverfassung in vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf vom 19. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1085–1094)
  14. Verfügung vom 7. August 1867, betreffend die Einrichtung der nach der Allerhöchsten Verordnung vom 19. Juni d. J. in dem vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf, zu bildenden Gerichte (Pr. JMBl. S. 221–224http://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10509837~SZ%3D237~doppelseitig%3D~LT%3DPr.%20JMBl.%20S.%20221%E2%80%93224~PUR%3D)
  15. Private Webseite zum Ort (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive), abgerufen im August 2015
  16. Ergebnis der Ortsbeiratswahlen Ebsdorf. In: Votemanager. Gemeinde Ebsdorfergrund, abgerufen im September 2023.
  17. Ortsvorsteher (=Leiter Bürgerbüros) der Gemeinde Ebsdorfergrund. In: Webauftritt. Gemeinde Ebsdorfergrund, abgerufen im September 2023.
  18. "Geschafft!", Festschrift der Gemeinde 2010