Ebullismus

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Unter Ebullismus (von lat. ebullire = hervorsprudeln) versteht man die durch schnellen Druckabfall bedingte Freisetzung von in den Körperflüssigkeiten gelösten Gasen (vor allem Stickstoff) in Blut und Gewebe[1]. Ebullismus ist die Ursache für die Dekompressionskrankheit (auch als Taucherkrankheit oder Caissonkrankheit bezeichnet).

Armstrong-Grenze

Unter dem atmosphärischen Druck auf Meereshöhe (101,325 kPa) siedet Wasser bei einer Temperatur von 100 °C. In einer Höhe von 18.900 m siedet es bei nur 37 ° C, der normalen Körpertemperatur des Menschen. In der Luft- und Raumfahrt wird diese Grenze, bei der der Luftdruck so gering wird (6,3 kPa oder auch 0,0618 atm), dass ohne Druckanzug das Blut im menschlichen Körper bei Körpertemperatur kochen würde, als Armstrong-Grenze (nach dem Raumfahrtmediziner Harry George Armstrong (1899–1983)) bezeichnet.[2] In der Praxis tritt das Sieden von Körperflüssigkeiten noch nicht auf genau dieser Höhe auf, da Haut und Gewebe den Druck im Körperinneren über dem Außendruck halten, die Blasenbildung im Blut stellt dennoch ein schwerwiegendes medizinisches Problem dar.[3]

Symptome

Symptome von Ebullismus umfassen Blasen in den Membranen in Mund und Augen, Schwellung der Haut und Luftblasen im Blut. Durch die Verdampfung entsteht außerdem ein starker Abkühlungseffekt an diesen Stellen. Durchblutung und Atmung werden stark beeinträchtigt oder gestoppt. Durch die Luftblasen in den Arterien kann das Hirngewebe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Sind die Lungen mit Luft gefüllt, schwellen sie an und es kommt aufgrund des Druckunterschieds zu Blutungen. Sind die Lungen nicht mit Luft gefüllt, kollabieren diese durch das anschwellende Gewebe des restlichen Körpers. Das Hauptproblem stellt hier vor allem der Stickstoffanteil der Luft dar.

Um Ebullismus vorzubeugen, wurde in der frühen Raumfahrt eine reine Sauerstoff (O2)-Atmosphäre verwendet, was allerdings eine erhöhte Brandgefahr bedingt. Nach dem Feuerunfall in der Apollo 1-Kapsel wurde die Atmosphäre innerhalb von Raumfahrzeugen während aller Arbeiten vor dem Start und der Startphase durch ein Stickstoff–Sauerstoff-Gemisch ersetzt und erst im Orbit wieder gegen eine reine Sauerstoffatmosphäre getauscht.

Einzelnachweise

  1. Ebullismus. In: Pschyrembel Klinisches Wörterbuch. 257. Auflage. De Gruyter, Berlin/ New York 1994, ISBN 3-11-012692-3, S. 368.
  2. Jeffrey R. Davis, Robert Johnson, Jan Stepanek: Fundamentals of Aerospace Medicine. 4. Auflage. 2008, S. 252.
  3. Geoffrey A. Landis: Human Exposure to Vacuum. (abgerufen am 16. Januar 2013).