Einwohnerentwicklung von Ilmenau

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Entwicklung der Einwohnerzahl von 1800 bis 2005

Dieser Artikel gibt die Einwohnerentwicklung von Ilmenau wieder.

Historische Entwicklung

Die Einwohnerzahl Ilmenaus schwankte in der Zeit zwischen ihrer Gründung und dem Stadtbrand von 1752 zwischen etwa 400 und etwa 1500. Es gab mehrere Blütephasen des Bergbaus, in denen sich die Zahl erhöhte, andererseits gab es aber auch Epidemien, Kriege und Stadtbrände, die die Einwohnerzahl stark sinken ließen.

Als in der Zeit der Reichsgründung (1871) und des Eisenbahnanschlusses (1879) die Industrialisierung in Ilmenau einsetzte, vervierfachte sich die Einwohnerzahl bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges. Die Zuzügler waren vor allem Bauern aus den Ostgebieten, Mecklenburg und Westfalen sowie Glasmacher aus der Thüringer Umgebung und aus dem Westerwald. Sie fanden in den zahlreichen Glas- und Porzellanfabriken Ilmenaus einen Arbeitsplatz. Eine zweite Zuzugswelle begann Ende der 1970er-Jahre bedingt durch die Errichtung der Industriegebiete im Nordosten der Stadt. Diese Menschen fanden in den Großkombinaten Arbeit und wohnten in den Neubaugebieten Stollen und Pörlitzer Höhe. Sie stammten vor allem aus den Dörfern des Thüringer Waldes, in denen parallel zu der Errichtung des Ilmenauer Industriegebietes die Glashütten geschlossen wurden, aber auch aus den dichtbesiedelten alten Industrieregionen Mitteldeutschlands (Raum Leipzig-Halle), Ostthüringens und Westsachsens.

Aktuelle Entwicklung

Nach der Wiedervereinigung sank die Einwohnerzahl zunächst stark, stabilisierte sich jedoch dann wieder. Anschließend machte sich der demografische Wandel mit steigendem Altersdurchschnitt und Geburtendefizit bemerkbar, während sich die Wanderungssituation entspannt hat und dieser Saldo relativ ausgeglichen ist. Mit dem heutigen Gebietsstand (inklusive der Eingemeindungen von 1994) lebten am 31. Dezember 1989 31.660 Einwohner in Ilmenau. 2010 waren es 26.022 Einwohner, damit liegt der Rückgang seitdem bei 17,8 % (allein 14,2 % zwischen 1989 und 2000).[1]

Am 31. Dezember 2011 lebten in Ilmenau 1.323 Ausländer (5,16 %). Die Herkunftsregionen weichen dabei stark vom bundesdeutschen Durchschnitt ab: die größten Gruppen bilden die Chinesen (186), gefolgt von den Russen (127), den Syrern (97), den Ukrainern (79) und den Vietnamesen (70).[2] Während Chinesen und Syrer überwiegend als Studierende an der Technischen Universität tätig sind, wanderten die Vietnamesen als Vertragsarbeiter bereits zu DDR-Zeiten ein. Russen und Ukrainer kamen vor allem in den 1990er-Jahren nach Ilmenau.

Die Bevölkerung setzte sich 2010 aus 9,73 % unter 15-jährigen, 67,98 % 15- bis 65-jährigen und 22,30 % über 65-jährigen zusammen. Im Jahr 2000 lagen diese Werte bei 12,06 %, 72,16 % und 15,78 %.[3]

Bevölkerungsprognosen

Bevölkerungsprognosen sind von sehr vielen Faktoren abhängig, daher schwer zu treffen und mit einer gewissen Fehlerquote behaftet. Bereits jetzt absehbare Entwicklungen sind eine zunehmende Alterung der Bevölkerung sowie ein mittelfristig steigendes Geburtendefizit auf der Seite der natürlichen Bevölkerungsentwicklung. Dieses wird hervorgerufen, weil die Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter in Zukunft relativ stark abnehmen wird, wenn die geburtenschwachen Jahrgänge der 1990er-Jahre in die Familiengründungsphase eintreten. Dadurch entsteht ein „zweiter Geburtenknick“ um das Jahr 2020 als Folge des ersten Geburtenknicks unmittelbar nach der Wende 1990. Andererseits wird dieser Effekt zeitlich gestreckt, da die Mütter bei der Geburt im Durchschnitt immer älter werden.

Die Seite der räumlichen Bevölkerungsentwicklung (Wanderungen) ist schwer prognostizierbar. Maßgebliche, sich schnell verändernde Faktoren sind neben der ökonomischen Gesamtentwicklung vor Ort, im Inland und den Herkunftsländern der Migranten auch die staatliche Migrationspolitik sowie lokale Einflüsse. In Ilmenau ist die Universität der wichtigste lokale Faktor (ihre Studentenschaft stellt knapp 25 % der gesamten Einwohner); je attraktiver sie ist, umso mehr junge Menschen werden in die Stadt gezogen. Ein weiterer lokaler Faktor ist die Interaktion mit dem unmittelbaren Umland. Die Dörfer des Thüringer Waldes sind seit Jahrzehnten massiv vom demografischen Wandel und Überalterung betroffen, sodass neben der Bevölkerung dort auch die infrastrukturelle Erschließung (Geschäfte, Versorgung mit Dienstleistungen, öffentlicher Nahverkehr) rückläufig ist. Ältere Menschen, die nicht mehr mobil sind, können dort nur schwer ihre Bedürfnisse erfüllen, sodass ein Umzug in die nächste Stadt ihren Alltag wesentlich erleichtert oder sogar notwendig wird. Daraus resultiert eine weitere Gruppe potenzieller zukünftiger Zuwanderer für die Stadt Ilmenau.

Die maßgebliche Gruppe der Abwandernden sind junge Menschen zwischen 18 und 25 Jahren. Deren Anzahl in Ilmenau ist durch den Geburtenknick nach der Wende geringer geworden, sodass der Abwanderungsdruck (etwa gegenüber der Zeit um die Jahrtausendwende) stark nachlässt, was die Zahl der Fortziehenden senkt und somit für einen positiveren Wanderungssaldo sorgt. Im Jahr 2009 wurde beim Wanderungssaldo der Wendepunkt in den positiven Bereich erreicht und es besteht die Wahrscheinlichkeit, dass es sich dabei um eine nachhaltige Entwicklung handelt.

Insgesamt wird die Bevölkerung Ilmenaus in den nächsten Jahren gleich bleiben oder leicht zurückgehen. Das Thüringer Landesamt für Statistik sagt für das Jahr 2020 24.349 Einwohner voraus, was einem Rückgang von 6,3 % gegenüber dem Basisjahr 2009 entspricht.[4] Die Bertelsmann-Stiftung sagt für das Jahr 2020 23.540 Einwohner voraus, was einem Rückgang von 9,3 % gegenüber dem Basisjahr 2009 entspricht.[5] Im Jahr 2012 zeichnet sich bereits ab, dass diese Prognosen zu pessimistisch sein könnten.

Tabellarische Darstellung

Quelle seit 1994: Thüringer Landesamt für Statistik[6]

Jahr Einwohner
um 1340 ca. 800
um 1450 ca. 550
um 1615 ca. 1.400
um 1640 ca. 600
um 1650 ca. 1.000
1771 1.495
1783 1.628
1784 1.667
1785 1.659
1786 1.764
1787 1.877
1788 1.903
1789 1.963
1790 1.919
1799 2.001
1817 2.160
1832 2.596
1836 2.661
1837 2.543
1838 2.683
1839 2.722
1840 2.759
1841 2.766
1842 2.843
1843 2.809
1846 2.796
Jahr Einwohner
1849 2.791
1852 2.818
1855 2.887
1858 3.026
1861 2.732
1864 3.128
1867 3.222
1871 3.443
1875 3.760
1880 4.593
1885 5.483
1890 6.508
1895 7.956
1900 10.419
1905 11.223
1907 11.584
1909 12.257
1910 12.198
1919 11.663
1921 12.559
1922 *12.859
1923 13.051
1924 13.531
1925 13.614
1926 14.074
1927 14.361
Jahr Einwohner
1928 14.461
1929 14.566
1930 14.687
1931 14.601
1932 14.598
1933 14.552
1934 14.257
1935 14.486
1936 14.504
1937 14.706
1938 15.019
1939 *17.064
1940 17.279
1941 16.668
1942 16.876
1943 16.392
1944 18.748
1945 21.8621
1946 18.668
1947 19.335
1949 19.352
1950 19.108
1960 17.738
1970 19.634
1974 19.000
1977 22.700
Jahr Einwohner
1980 26.293
1981 *28.749
1985 29.481
1987 29.500
1989 29.293
1990 28.454
1991 27.642
1992 27.622
1993 *29.282
1994 28.899
1995 28.514
1996 28.100
1997 27.988
1998 27.700
1999 27.524
2000 27.176
2001 27.124
2002 27.249
2003 27.157
2004 26.833
2005 26.737
2006 26.540
2007 26.307
2008 25.984
2009 25.979
2010 26.022
Jahr Einwohner
2011 26.122
2012 26.070
2013 25.949
2014 25.923
2015 26.153

Eingemeindungen sind in der Tabelle mit einem Stern gekennzeichnet.

1: inkl. Kriegsflüchtlinge

Geburten- und Wanderungssaldo

Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik[7] [8]

Jahr Geboren/Gestorben Geburtensaldo Zuzüge/Fortzüge Wanderungssaldo
1994 150/298 −148 872/1107 −235
1995 156/310 −154 1053/1284 −231
1996 174/324 −150 1083/1347 −264
1997 193/286 −93 1194/1211 −17
1998 190/302 −112 1133/1311 −178
1999 198/277 −79 1391/1488 −97
2000 171/312 −141 1301/1508 −207
2001 193/292 −99 1644/1597 +47
2002 158/293 −135 1709/1449 +260
2003 178/262 −84 1635/1643 −8
2004 167/256 −89 1620/1856 −236
2005 206/203 +3 1633/1735 −102
2006 173/260 –87 1700/1811 –111
2007 206/285 –79 1682/1836 –154
2008 201/267 –66 1671/1930 –259
2009 207/293 –86 1727/1649 +78
2010 206/277 –71 1747/1631 +116
2011 181/291 -110 1848/1757 +91
2012 196/328 -132 1826/1752 +74
2013 179/329 -150 1812/1793 +19
2014 189/307 -118 1890/1795 +95
2015 219/329 -110 2137/1795 +342

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. TLUG, Umwelt regional
  2. Ausländerstatistik zum 31. Dezember 2011
  3. Altersgruppenstatistik, TLS
  4. Bevölkerungsprognose des TLS
  5. Wegweiser Kommune der Bertelsmann-Stiftung
  6. Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, TLS
  7. Geburten und Sterbefälle, TLS
  8. Wanderungen, TLS

Weblinks