El Salvador

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Republik El Salvador
República de El Salvador
Flagge Wappen
Wahlspruch: Dios, Unión, Libertad

(Spanisch für „Gott, Einigkeit, Freiheit“)

AntarktikaVereinigtes Königreich (Südgeorgien und die Südlichen Sandwichinseln)ChileUruguayArgentinienParaguayPeruBolivienBrasilienEcuadorPanamaVenezuelaGuyanaSurinameKolumbienTrinidad und TobagoVereinigtes Königreich (Falklandinseln)Frankreich (Französisch-Guayana)Königreich der Niederlande (ABC-Inseln)Costa RicaHondurasEl SalvadorGuatemalaBelizeMexikoJamaikaKubaHaitiDominikanische RepublikBahamasNicaraguaVereinigte StaatenKanadaInseln über dem Winde (multinational)Puerto Rico (zu Vereinigte Staaten)Vereinigtes Königreich (Kaimaninseln)Vereinigtes Königreich (Turks- und Caicosinseln)Vereinigtes Königreich (Bermuda)Frankreich (Saint-Pierre und Miquelon)Königreich Dänemark (Grönland)RusslandIslandNorwegenIrlandVereinigtes KönigreichDeutschlandDänemarkBelgienFrankreichSpanienPortugalSpanien (Kanarische Inseln)MarokkoLibyenKap VerdeMauretanienMaliBurkina FasoElfenbeinküsteGhanaLiberiaSierra LeoneGuineaGuinea-BissauGambiaSenegalTunesienNigerSchweizItalien
Amtssprache Spanisch
Hauptstadt San Salvador
Staatsoberhaupt, zugleich Regierungschef Präsident Salvador Sánchez Cerén
Fläche 21.041 km²
Einwohnerzahl 7.332.000
Bevölkerungsdichte 348 Einwohner pro km²
Bruttoinlandsprodukt
  • Nominal
2007[1]
  • 20.373 Mio. US$ (92.)
Brutto­inlands­produkt pro Einwohner 2.857 US$ (102.)
Index der menschlichen Entwicklung   0,662 (115.)[2]
Währung US-Dollar (USD)
(Colón auslaufend)
Unabhängigkeit 13. April 1838 (von der Zentralamerikanischen Konföderation)
National­hymne Saludemos la Patria orgullosos
Zeitzone UTC−6
Kfz-Kennzeichen ES
ISO 3166 SV, SLV, 222
Internet-TLD .sv
Telefonvorwahl +503
MexikoGuatemalaBelizeVereinigte StaatenVereinigtes KönigreichJamaikaBahamasVereinigtes KönigreichVereinigte Staaten (Puerto Rico)KubaHaitiDominikanische RepublikInseln über dem WindeTrinidad und TobagoEl SalvadorPanamaCosta RicaNicaraguaHondurasKolumbienNiederlande (ABC-Inseln)VenezuelaGuyanaBrasilien
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El Salvador (spanisch „der Erlöser“, „der Heiland“) ist ein Staat in Zentralamerika und grenzt im Nordwesten an Guatemala, im Nordosten an Honduras sowie im Süden an den Pazifik. El Salvador, das in einem Erdbebengebiet liegt, ist das kleinste Land Zentralamerikas mit der gleichzeitig höchsten Bevölkerungsdichte.

Geographie

Mit einer Fläche von 21.041 km² ist El Salvador ungefähr so groß wie Hessen und damit das kleinste der zentralamerikanischen Länder. Im Süden grenzt es an den Pazifik und den Golf von Fonseca mit einer Küstenlänge von 307 km. Es hat als einziges Land in Mittelamerika keinen direkten Zugang zum Karibischen Meer.

El Salvador ist geprägt durch eine Kette von Vulkanen, die das Land grob in drei Regionen unterteilt: den südlichen Küstenstreifen, die zentralen Hochebenen und Täler und die nördlichen Berge. Der höchste Berg ist der El Pital (2730 m) an der Grenze zu Honduras. Der höchste Vulkan ist der Santa Ana im Westen mit einer Höhe von 2365 m. Der längste Fluss ist der Río Lempa mit 320 km auf Staatsgebiet (422 km insgesamt).

Die größten Städte sind (Stand 1. Januar 2005): San Salvador (525.990 Einwohner), Soyapango (329.708 Einwohner), Santa Ana (176.661 Einwohner), San Miguel (161.880 Einwohner), Mejicanos (160.317 Einwohner), Santa Tecla (124.694 Einwohner) und Apopa (112.158 Einwohner).

Siehe auch: Liste der Städte in El Salvador

Bevölkerung und Sprachen

Ca. 90 % der Bevölkerung sind Mestizen, 9 % europäischer Abstammung und 1 % Indigene. Bis in die 1930er-Jahre gehörten etwa 20 % der Bevölkerung indigenen Völkern an. In der Zeit der Matanza 1932 und den Jahren danach wurde das Sprechen einer indigenen Sprache und das Tragen traditioneller Kleidung zu einem Überlebensrisiko, so dass die Indigenen dazu gezwungen waren, ihre Identität und Sprache zu verleugnen. So gibt es heute in El Salvador keine indigene Sprache mehr, die von den Eltern an ihre Kinder weitergegeben wird.

Eine der wichtigsten Sprachen war früher das Nawat (Pipil), das heute nur noch von einer Handvoll Menschen gesprochen wird. Im ethnischen Sinne werden immerhin noch etwa 200.000 Menschen als Pipil eingestuft, des Weiteren einige Tausend als Lenca und Cacaopera, deren Sprachen bereits ausgestorben sind. Bei der Volkszählung 2007 bezeichneten sich nur 11.488 Menschen als Indigene, und 97 Personen gaben Nawat als Muttersprache an, die meisten davon in Santo Domingo de Guzmán und in Cuisnahuat, beides im Departement Sonsonate. Mit dem Aussterben des Nawat wäre El Salvador nach Uruguay das zweite Land auf dem amerikanischen Festland, in dem keine indigene Sprache mehr gesprochen wird.

Bevölkerungswachstum in El Salvador

Aufgrund der traumatischen Erfahrungen der Indigenen kann immerhin davon ausgegangen werden, dass es noch einige Sprecher gibt, die ihre indigenen Sprachkenntnisse nicht offenlegen. Immigranten der letzten Jahrzehnte aus Guatemala haben darüber hinaus die Maya-Sprache der Kekchí mitgebracht, deren tatsächliche Sprecherzahl in El Salvador jedoch schwer einzuschätzen ist.[3]

48 % der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze.

2008 lebten in den USA 1,1 Millionen Einwanderer aus El Salvador. Sie stellen dort die sechstgrößte Einwanderergruppe.[4]

In einer Umfrage des US-amerikanischen Meinungsforschungsinstitutes Gallup[5] vom Dezember 2012 zählen die Einwohner des Landes mit zu den glücklichsten Menschen auf der Erde.[6] Dagegen ergab eine in der Zeitung La prensa grafica veröffentlichte Umfrage von Diálogo Interamericano aus dem Jahr 2014, dass jeder 4. Salvadorianer - vor allem wegen der ausufernden Kriminalität an den jeweiligen Wohnorten - auswandern möchte. 40 % der Männer und 31 % der Frauen im Alter zwischen 18 und 30 ziehen das in Erwägung.[7]

Gesundheit

Im Zeitraum 2005–2010 hat El Salvador eine der niedrigsten Geburtenraten Mittelamerikas. Die Lebenserwartung liegt bei etwa 67 Jahren für Männer und etwa 75 Jahren für Frauen.[8] Die gesunde Lebenserwartung beträgt etwa 57 Jahre für Männer und etwa 62 Jahre für Frauen.[8] Es gibt in El Salvador ca. 25.000 mit HIV infizierte Menschen, darunter ca. 9.000 Frauen. Das sind etwa 0,6 % der Bevölkerung über 15 Jahre.[9]

El Salvador hat etwa 159,6 Ärzte pro 100.000 Personen.[10]

El Salvador ist einer von nur 2 Staaten weltweit, welche die Anwendung bestimmter Agrochemikalien landesweit und ausnahmslos verboten haben. Der Grund ist eine extreme Häufung eines besonderen Typs von tödlicher Niereninsuffizienz bei Landarbeitern. Nachdem ein diesbezüglicher Beschluss der Konferenz der mittelamerikanischen Gesundheitsminister vom März 2013 keine Folgen zeitigte, hat das Land das Verbot im September des Jahres im Alleingang durchgesetzt. Das Verbot gilt für Glyphosat, wichtigster Handelsname Roundup, ferner für Paraquat und Endosulfan. Das Problem der tödlichen Kombination von Schwermetallen mit Pestiziden ist an der gesamten amerikanischen Pazifikküste bekannt, ferner aus Indien und Sri Lanka; letzteres hat Glyphosat ebenfalls verboten.[11]

Bildung

Die Zahl der Schüler pro Lehrer ist hoch.[12] Im ländlichen Raum ist Analphabetismus weit verbreitet. Im Durchschnitt verlassen die Schüler die Schulen im 6. Schuljahr. Die Höhere Schule umfasst drei Schuljahre.[13]

Das Land besitzt folgende öffentliche und private Universitäten und Hochschulen:

  • Universidad Centroamericana „José Simeón Cañas“ (UCA) in Antiguo Cuscatlán, La Libertad (privat)[14]
  • Universidad de El Salvador in San Salvador, Santa Ana, San Miguel, San Vicente und San Luis Talpa (öffentlich, gegr. 1841)[15]
  • Universidad Don Bosco (privat, Salesianer Don Boscos)[16]
  • Universidad Católica de El Salvador in Santa Ana[17]
  • Universidad “Francisco Gavidia” in San Salvador (privat)[18]
  • Universidad Politécnica de El Salvador (privat)[19]
  • Universidad Tecnológica de El Salvador (privat)[20]
  • Universität „Dr. José Matías Delgado“ (UJMD) in La Libertad (privat)[21]
  • Escuela Superior de Economía y Negocios, (ESEN), Nuevo Cuscatlán, La Libertad (privat)[22]

Religion

Jesus Christus auf der Weltkugel: Das Monumento al divino Salvador del mundo („Denkmal des heiligen Erlösers der Welt“) in San Salvador ist ein Wahrzeichen des Landes.

50 % der Bevölkerung sind Katholiken[23], weitere 31 % Protestanten. Letztere gehören verschiedenen protestantischen Strömungen an, die europäische Missionare und zunehmend nordamerikanische Missionare seit dem 20. Jahrhundert verbreiten; die meisten unter ihnen gehören den schnell wachsenden evangelikalen Gemeinschaften an. Deren Wachstum begann in den 1980er-Jahren, als katholische Priester und Laien, vor allem der Befreiungstheologie, die Regierung kritisierten und soziale Reformen forderten. Für die Behörden „war ein Katholik damals verdächtig“ (Rosa Chávez, Weihbischof von San Salvador).[24]. Die meisten Protestanten leben in den Städten. In einigen Städten sind 40 % der Bevölkerung protestantisch. Rund 10% der Bevölkerung gibt heute an, konfessionslos zu sein.[25]

Nachfolger des 1980 ermordeten Erzbischofs von San Salvador, Óscar Romero, wurde der Salesianer Arturo Rivera y Damas (1923–1994). Papst Johannes Paul II. ernannte 1995 Fernando Sáenz Lacalle zum Erzbischof der Erzdiözese San Salvador. Im Dezember 2008 ernannte Papst Benedikt XVI. José Luis Escobar Alas zu dessen Nachfolger. Neben dem Erzbistum San Salvador gibt es in El Salvador derzeit sieben weitere Bistümer: Chalatenango, San Miguel, Santa Ana, Santiago de Maria, San Vicente, Sonsonate und Zacatecoluca.

Geschichte

Hauptartikel Geschichte El Salvadors

Am 15. September 1821 erlangte El Salvador die Unabhängigkeit von der einstigen Kolonialmacht Spanien und gehörte danach der Zentralamerikanischen Konföderation (Confederación de Centroamérica) an bis zu deren endgültigem Auseinanderbrechen im Jahr 1839.

1882 beseitigte die Regierung von El Salvador per Gesetz das letzte verbliebene indigene Gemeindeland und ermöglichte so die Ausbreitung der Kaffeeplantagen. So befanden sich um das Jahr 1900 90 % der Güter des Landes in den Händen von 0,01 % der Bevölkerung.[26] Der Großteil der Bauern war landlos und lebte in äußerster Armut.

1930 übernahm General Maximiliano Hernández Martínez, Verteidigungsminister des Landes, durch einen Putsch die Macht. 1932 ließ Martínez einen Aufstand überwiegend indigener Pipil-Bauern, der vom Vorsitzenden der neu gegründeten Kommunistischen Partei von El Salvador, Agustín Farabundo Martí geleitet war, im Westen des Landes blutig niederschlagen. Neben Farabundo wurden etwa 30.000 Menschen getötet. La Matanza – „das Massaker“ gilt als das Ende der Existenz der indigenen Völker El Salvadors. So heißt es, Menschen seien einfach auf Grund des Unterscheidungsmerkmals getötet worden, dass sie Nahuatl (Pipil) sprachen oder „indianische“ Kleidung trugen.[27]

1969 gab es einen Krieg mit Honduras, den sogenannten „Hundert-Stunden-Krieg“; dieser ging als „Fußballkrieg“ in die Geschichte ein. Der Grund waren Spannungen um Landwirtschaftshelfer aus El Salvador, die seit längerem von der Regierung Honduras' für die wirtschaftlichen Probleme verantwortlich gemacht wurden. Der Krieg dauerte vier Tage vom 14. Juli 1969 bis 18. Juli 1969 (100 Stunden) und kostete 3.000 Menschen das Leben, 6.000 wurden verletzt. Der Konflikt wurde unter Vermittlung der Organisation Amerikanischer Staaten durch ein Friedensabkommen beigelegt.

Seit 1970 gab es eine maoistische Guerilla unter Salvador Cayetano Carpio (Comandante Marcial) (FPL). Bei den Präsidentschaftswahlen am 20. Februar 1972 wurden die beiden Kandidaten des Oppositionsbündnisses José Napoleón Duarte, Partido Demócrata Cristiano (PDC) und Guillermo Manuel Ungo vom Movimiento Nacional Revolucionario (MNR) offensichtlich um ihre Stimmenmehrheit betrogen. Am 2. März 1972 erschoss das Ejército Revolucionario del Pueblo (ERP) zwei Soldaten der Guardia Nacional in San Salvador. Dem ERP wurden Mitglieder aus PDC Zusammenhängen zugeschrieben. Im Klima des Misstrauens konnte der Einfluss von ORDEN nicht ausgeräumt werden. Am 25. März 1972 wurde Duarte verhaftet und gefoltert, wobei er drei Finger verlor, des Hochverrats beschuldigt und zum Tod verurteilt wurde. Auf internationalen Druck sagte ihm Präsident Arturo Armando Molina Exil zu und schob ihn nach Venezuela ab.

Im Oktober 1979 fürchteten die salvadorenischen Militärs nach dem Sturz von Anastasio Somoza Debayle in Nicaragua ein ähnliches Schicksal. Deshalb wurde der Präsident der Militärpartei, Partido de Conciliación Nacional, Carlos Humberto Romero auf einer USA-Reise geschasst und eine politisch sehr weite Junta gebildet, welcher der frühere Oppositionsführer José Napoleón Duarte vorstand und anfangs auch die MNR angehörte. Trotz hoher wirtschaftlicher Wachstumsraten verschärften sich die wirtschaftlichen Probleme für große Teile der Bevölkerung u. a. aus der Mechanisierung der Landwirtschaft durch die Grüne Revolution und Landvertreibungen wegen ausgedehnter Wasserkraftstauseen. Diese Erscheinungen sollten durch eine Landtransferbehörde (ISTA) gemildert oder ihnen zumindest ein quasirechtlicher Rahmen gegeben werden. 1983 wurde eine Verfassung erlassen, welche in Artikel 105 das Landeigentum auf 245 ha beschränkte.[28] Das überzählige Land sollte mit Entschädigung an Genossenschaften transferiert werden. Teile der 14 Grundeigentümerfamilien El Salvadors versuchten mit Terror durch Todesschwadronen die Landreform aufzuhalten. Der Mord an Erzbischof Óscar Romero, einem der prominentesten Kritiker des Militärregimes, am 24. März 1980, wurde weltweit publik. In diesem „schmutzigen Krieg“ wurden viele kirchlich, politisch oder gewerkschaftlich organisierte Menschen Opfer der Todesschwadronen.

Die brutalen Repressionen des Militärregimes trieben die Opposition in den bewaffneten Widerstand. Von 1980 bis 1991 kam es zu einem Bürgerkrieg in El Salvador, der am Ende rund 70.000 Tote, vorwiegend unter der Zivilbevölkerung, Tausende von Versehrten und Zerstörungen in Milliardenhöhe verursachte.[29] Die Streitkräfte der Guerilla setzten sich aus einzelnen Verbänden von Kommunisten, Christen und Gewerkschaftern zusammen, die sich zur FMLN zusammenschlossen. Die US-Regierung unterstützte die Militärdiktatur in El Salvador. Neben Militärberatern wurde von den USA in großem Stil Militärgerät an die Junta geliefert, selbst nachdem eine von US-Soldaten trainierte Todesschwadron mit dem Massaker von El Mozote eine der schlimmsten Gräueltaten in der Geschichte Lateinamerikas begangen hatte.

Der soziale Gegensatz zwischen dem kleinen Teil der Bevölkerung, der einen Großteil der Ressourcen besaß, und der verarmten Mehrheit der Bevölkerung blieb auch nach dem Ende des Bürgerkrieges letztlich erhalten.

Nach dem Friedensabkommen von Chapultepec wurde die Rebellenarmee FMLN 1992 demobilisiert. Die Halbierung der Armee und die Schaffung ziviler, demokratischer, den Menschenrechten verpflichteter Institutionen wurden ebenfalls beschlossen. Die Erfüllung des Friedensabkommens wurde international wie national überwacht.

Entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung war die Tatsache, dass das Friedensabkommen weder Sieger noch Besiegte kannte und günstige außenpolitische Rahmenbedingungen (Zerfall der Sowjetunion, Ende des Ost-West-Konflikts) bestanden. Seit Ende des Bürgerkrieges hat sich die politische Landschaft von einem autoritären System zum demokratischen Staat hin entwickelt. Präsidenten und Regierungen wurden bis 2009 zwar stets durch ARENA gestellt, jedoch konnte die FMLN zuerst bei Kommunalwahlen erheblich an Einfluss gewinnen und gewann schließlich 2009 zunächst die Parlamentswahlen und später die Präsidentschaftswahlen mit 51 % der Stimmen.[30]

Politik

Salvador Sánchez Cerén, Präsident El Salvadors seit Juni 2014

Die sozialen Probleme sind nach Ende des Bürgerkrieges immer noch groß. Es gibt eine hohe Gewaltrate, auch Kindesentführungen sind verbreitet, ebenso herrschen große Unterschiede zwischen Arm und Reich. Durch den Friedensvertrag von 1992 wurden viele Kämpfer arbeitslos und ca. eine Million Waffen sind immer noch im Umlauf, sodass die Sicherheitslage im Land prekär bleibt. Insgesamt besteht eine erdrückende politische und wirtschaftliche Abhängigkeit von den USA, die sich auch an den Wirtschaftsdaten belegen lässt.

Die stärksten in der parlamentarischen Versammlung Asamblea Legislativa de la República de El Salvador vertretenen Parteien sind zurzeit die rechtskonservative ARENA-Partei (Alianza Republicana Nacionalista de El Salvador) (28 Sitze), die linke, ehemalige Guerilla FMLN (Frente Farabundo Martí para la Liberación Nacional) (31 Sitze) und die Gran Alianza de Unidad Nacional (GANA) (11 Sitze).

Am 21. März 2004 fanden in El Salvador Präsidentschaftswahlen statt, die der Sportreporter und Radiounternehmer Antonio Saca der rechtsgerichteten Regierungspartei ARENA mit 57 Prozent der Stimmen gewann. Er setzte sich gegen den früheren Guerillakommandanten Schafik Handal der linksgerichteten Partei FMLN durch. Dieser erhielt 36 Prozent der Wählerstimmen. Die Parlamentswahlen am 18. Januar 2009 wiederum gewann die linksgerichtete FMLN.[31] Im März folgten Präsidentschaftswahlen, bei denen sich der Vertreter der linksgerichteten Ex-Guerilla FMLN Mauricio Funes mit 51 % der Stimmen gegen Rodrigo Ávila der konservativen ARENA durchsetzen konnte.[32]

Bei den Parlamentswahlen am 11. März 2012 erhielt die konservative Partei ARENA nach vorläufigen Ergebnissen die Mehrheit im Parlament zurück und stellt künftig 33 von 84 Abgeordneten. Die bisherige linke Regierungspartei FMLN errang 31 Sitze.[33]

Bei der Präsidentschaftswahl am 9. März 2014 erhielt der Kandidat Salvador Sánchez Cerén der FMLN 50,11 Prozent der Stimmen. Der Kandidat der ARENA Norman Quijano erhielt 49,89 Prozent, ein Unterschied von lediglich 6364 Stimmen. Die ARENA erkannte das Wahlergebnis zunächst nicht an und warf der FMLN Wahlfälschung vor. Die Wahlbehörde schloss jedoch eine erneute Auszählung der Stimmen aus und auch Wahlbeobachter bezeichneten die Wahlen als transparent und fair.[34] Kurz darauf akzeptierte der ARENA-Kandidat Quijano das Ergebnis schließlich doch.[35]

Bandenkriminalität

El Salvador weist weltweit die höchste Rate gewaltsamer Tötungen auf und liegt dabei seit 2014 vor Honduras. Im Jahresschnitt kommen 16 Menschen pro Tag, das sind 60 pro 10.000 Einwohner durch Tötungsdelikte ums Leben. Die Gefahr von Gewaltverbrechen ist überaus hoch, die Hemmschwelle beim Gebrauch von Schuss- oder Stichwaffen niedrig.[36] Es gibt in El Salvador eine sehr hohe organisierte Bandenkriminalität. Diese Banden rekrutierten sich ursprünglich aus Rückwanderern unter den 1 bis 2 Millionen salvadorianischer Migranten, die nach dem Bürgerkrieg in die Region von Los Angeles ausgewandert waren und dort illegal lebten. USAID gab die Zahl der 1998 bis 2005 weitgehend ohne Absprache mit den Regierungen nach Zentralamerika überführten Strafgefangenen mit ca. 40.000 an. Das Department for Homeland Security der USA bezifferte die Zahl der zwischen 2001 und 2010 nach El Salvador überführten Straftäter mit 40.429.[37] Viele von ihnen fanden weder Familienstrukturen noch soziale Bedingungen vor, die ihre Integration ermöglicht hätten. Den sich aus den Zurückgeführten bildenden oder bereits vorher in Los Angeles existierenden Banden wie z. B. der Mara Salvatrucha (auch MS-13), die vom US-Kongress zur internationalen kriminellen Vereinigung erklärt wurde und ihr Hauptquartier in El Salvador hat,[38] und der rivalisierenden M-18 gehören (geschätzt) 25.000 Kinder und Jugendliche.[39] Als Aufnahmeprüfung wird ein Kreis gebildet, in den das neue Mitglied sich stellen muss und daraufhin verprügelt wird.

Der Drogenkonsum hat nach dem Krieg erheblich zugenommen.[40] Jugendbanden in Heeresstärke beherrschen ganze Stadtviertel, vor allem im Viertel Mejicanos der Hauptstadt, aber auch auf dem Lande und erpressen Schutzgelder. Auch die Kinderprostitution nimmt zu. Das Familienleben ist nach dem Krieg sehr zu Schaden gekommen, die Väter sind oft in die USA migriert. Die Arbeit im Drogenhandel erscheint den Rückkehrern oft als einzige Beschäftigung. Für über 60.000 junge Männer und Jugendliche stellt die Bandenkriminalität offensichtlich die einzige Möglichkeit dar, ihre Grundbedürfnisse zu decken. Dabei nicht mitgezählt sind die Familien, die in diesen Strukturen finanziell gefangen sind.[41]

Zur Eskalation kam es 2003, wofür viele Beobachter den Wahlpopulismus der konservativen ARENA-Partei und die von ihr proklamierte Politik der harten Hand (Mano dura)[42] verantwortlich machten. Die Bandenmitglieder wurden als Terroristen verfolgt. Die Verwendung von Tattoos, die die Zugehörigkeit zu Banden wie M-13 oder M-18 zum Ausdruck brachten, wurde kriminalisiert. Auch 12-jährige Kinder wurden bestraft. Innerhalb eines Jahres wurden 20.000 Personen festgenommen, mussten aber zum größten Teil 2004 wieder freigelassen werden, da das zugrunde liegende Gesetz für verfassungswidrig erklärt wurde. Nach Gerüchten im Jahr 2004, dass al-Qaida die Bande M-13 infiltriere, richteten die Sicherheitsdienste der USA Sonderarbeitsgruppen für El Salvador ein und sandten zusätzliches Verbindungspersonal in die Region, das die einheimischen Kräfte bei der Bekämpfung der Banden unterstützte.[43] Auch die ARENA-Partei fordert weiterhin eine Militarisierung des Kampfes.[44]

Im März 2012 schlossen inhaftierte Bandenführer ein von der OAS unterstütztes Stillhalteabkommen mit der Regierung, wonach die Zahl der Tötungsdelikte um 60 % sank. Seit 2013 verzichten die Maras in einigen Stadtvierteln auf das Tragen von Waffen und den Drogenhandel.[43] In dieser Situation setzte im Oktober 2012 das US-Treasury Department M-13 auf die Liste transnationaler terroristischer Organisationen. Die genauen Gründe dafür sind unbekannt: Die Obama-Administration hat sich nicht auf eine eindeutige Linie hinsichtlich der Bandenkriminalität festgelegt.[45] 2013 startete USAID ein 42-Millionen-US-Dollar-Programm zur Bekämpfung der Bandenkriminalität, insbesondere vom M-13, durch eine Mischung von „Repression und Prävention“.[46] Da auch im Nachbarland Honduras die bewaffnete Repression der Bandenkriminalität durch staatliche Organe verstärkt wurde, wurde ein Übertreten der dortigen Banden aus salvadorianischen Boden befürchtet.

Seit Sommer 2013 steigt die Emigration unbegleiteter Jugendlicher in die USA wieder an. Von Oktober 2013 bis Juni 2014 überquerten 57.525 unbegleitete salvadorianische Jugendliche - das sind ca. 0,8 % der gesamten salvadorianischen Bevölkerung - die US-amerikanische Grenze und wurden dort festgesetzt. Von Mai auf Juni entspricht das einem Anstieg um ca. 23 %.[47]

Seit dem zweiten Halbjahr 2013 kam es auch besonders häufig zu Überfällen auf Personen, zum Teil mit Todesfolge, nachdem sie Geld in Banken oder am Geldautomaten abgehoben hatten. Als besonders gefährlich müssen insbesondere die großen Städte San Salvador, Santa Ana und San Miguel und auch die Departamentos La Paz, La Libertad und Sonsonate angesehen werden. Von der Benutzung öffentlicher Busse wird dringend abgeraten. (Stand: 10. August 2014)[48]

Die Mordrate stieg 2014 im Vergleich zu 2013 um 57 % von 2492 offiziellen Tötungsdelikten auf 3912.[49] Darunter waren 39 Polizisten. Im März 2015 erreichte die Mordrate ein Zehn-Jahres-Hoch: 481 Menschen wurden in diesem Monat umgebracht. Allein Anfang April 2015 erfolgten 73 Tötungen in drei Tagen. Als Grund für den Rekord sehen Experten den Zusammenbruch eines Waffenstillstands verfeindeter Gangs.[50]

Im Sommer 2015 kam es zu einer weiteren Eskalation. Die Mordrate erreichte im Juni die Zahl 677 (mehr als 22 im Tagesdurchschnitt), im ersten Halbjahr waren es 2865 Morde, also über 50 Prozent mehr als im Vorjahr. Allein in den drei Tagen vom 16. bis zum 18. August wurden 125 Morde registriert. Auch die gezielte Tötung von Polizisten, oft in deren Freizeit, hat mit 41 Fällen im laufenden Jahr 2015 einen Rekordwert erreicht. Immer öfter wird die Armee für Polizeiaufgaben eingesetzt; etwa 300 Bandenmitglieder wurden von Januar bis August 2015 getötet. Die Pläne zur sozialen Prävention und der Dialog im Rahmen des „Nationalen Rats für Sicherheit und bürgerliches Zusammenleben“ sind damit in den Hintergrund gedrängt worden. Derzeit (2015) sitzen 13.000 Menschen in den überfüllten Gefängnissen ein. Die FMLN-Führung hat die Arena-Partei einer Destabilisierungskampagne bezichtigt. Sie versuche, Unruhe in den Streitkräften zu schüren[51]

Verwaltungsgliederung

Das Land ist in 14 Provinzen (Departamentos) aufgeteilt:

Provinz Hauptstadt
Karte der Provinzen El SalvadorsHondurasGuatemalaAhuachapánSanta AnaLa LibertadSonsonateLa PazUsulatánSan VicenteLa UniónSan MiguelCabañasCuscatlánSan SalvadorChalatenangoMorazán
Karte der Provinzen El Salvadors
1 Ahuachapán Ahuachapán
2 Cabañas Sensuntepeque
3 Chalatenango Chalatenango
4 Cuscatlán Cojutepeque
5 La Libertad Santa Tecla
6 La Paz Zacatecoluca
7 La Unión La Unión
8 Morazán San Francisco Gotera
9 San Miguel San Miguel
10 San Salvador San Salvador
11 San Vicente San Vicente
12 Santa Ana Santa Ana
13 Sonsonate Sonsonate
14 Usulután Usulután Karte der Provinzen El Salvadors

Jedes Departamento ist wiederum in Municipios unterteilt. Diese untergliedern sich in Cantones und diese wiederum in Caseríos.

Wirtschaft

Kaffeebauern in El Salvador: Kaffee stellt ein Hauptexportgut des Landes dar

Allgemeines

Seit Januar 2001 ist der US-Dollar die offizielle Landeswährung. Die bisherige Währung, der Colón, ist zwar weiterhin gültig, tritt aber praktisch nicht mehr in Erscheinung. Der von einer Kommission der Regierung empfohlene, monatliche Mindestlohn liegt bei etwa 246 US-Dollar pro Person (Stand: 2013).[52]

Das Jahr 2001 war für El Salvador infolge der Erdbeben, des historischen Verfalls der Kaffeepreise und des terroristischen Attentats vom 11. September in den USA (mit denen ca. 60 % des Außenhandels abgewickelt werden) ein "Katastrophenjahr".

Das BIP betrug 2011 nach Schätzung der giz[53] ca. 21,7 Mrd. US-Dollar. Das ist kaum mehr als 2007. In der Krise 2009 schrumpfte es um 3,5 %, 2010 lag die Wachstumsrate bei 0,7 %, in den Jahren danach bei ca. 1,5 %. Das geringe Wachstum wird durch das Bevölkerungswachstum mehr als absorbiert.[54] Das Pro-Kopf-Einkommen betrug nach giz-Schätzung 2010 ca. 3.700 US-Dollar.

Zwar ist die Industrialisierung El Salvadors im Vergleich zu anderen Ländern Zentralamerikas fortgeschritten. Hauptexportgüter sind nach wie vor Kaffee, Zucker, Shrimps, Baumwolle, Gold und Chemikalien, in steigendem Umfang jedoch Textilien, die von etwa 80.000 Beschäftigten in steuerbefreiten Betrieben hergestellt werden. Die 23.000 Kaffeeproduzenten sind infolge Preisverfalls teils hoch verschuldet.

Importiert werden vor allem Maschinen, Nahrungsmittel, Textilien, Fahrzeuge sowie Rohöl. 66 % der Exporte gehen in die USA, 46 % der Importe kommen von dort. Die größte Devisenquelle sind jedoch die Überweisungen der ca. 2,6 Millionen legal oder illegal im Ausland - meist in den USA - lebenden Salvadorianer. Stammten 1978 noch 80 % der Deviseneinnahmen aus dem Export von landwirtschaftlichen Gütern, kommen heute 70 % der Einnahmen aus den Rücküberweisungen der im Ausland lebenden Salvadorianer (3,3 Mrd. $ 2006).[39] Nach einem starken krisenbedingten Rückgang 2009 wurden allein im April 2011 wieder 309 Mio. US-Dollar von in den USA lebenden Salvadorianern in die Heimat überwiesen.

Die Krise 2008/2009 führte zu einem Arbeitsplatzverlust von ca. 3 %, wovon überwiegend Männer betroffen waren. 2009 arbeiteten nur noch rund 18 % der Arbeitskräfte im Agrarsektor (größter Teil davon Kaffee), ferner u. a. 17 % in der verarbeitenden Industrie (meist in der Textil- und Nahrungsmittelindustrie), 29 % in Handel, Tourismus und Gaststätten, 11 % im Bildungs-, Gesundheitssystem und in sozialen Diensten.[55] 40 % der Jugendlichen von 14 bis 17 Jahren arbeiten nach Schätzung der ILO in unqualifizierten oder gefährlichen Tätigkeiten. 110.000 Kinder von 5 bis 14 Jahren sollen arbeiten, meist in der Landwirtschaft.[53] Gleichzeitig haben einige Branchen der salvadorianischen Industrie und Dienstleistungswirtschaft Rekrutierungsschwierigkeiten aufgrund mangelnder Englisch- und Maschinenbedienungskenntnisse.[55]

Seit 60 Jahren hat El Salvador mit mehreren Entwicklungsmodellen experimentiert, von denen keines die gewünschten Ergebnisse brachte. Das Entwicklungsprogramm der UNO (UNDP) schlägt daher in seinem neuen Bericht zur menschlichen Entwicklung die Einführung eines Modells vor, dass das Wohlergehen des Volkes als oberstes Ziel hat.[56] Diesem Bericht mit dem Titel “De la pobreza y el consumismo al bienestar de la gente. Propuestas para un nuevo modelo de desarrollo” zufolge kann sich das Land nicht entwickeln und wird weiterhin nur mittelmäßige Leistungen erbringen, wenn es nicht mit dem gegenwärtigen Modell bricht. Die Studie zeigt auf, dass alle bisherigen Wirtschaftsmodelle (Agroexporte, Importsubstitution durch Industrialisierung, Förderung der Textilexporte und Auslandsinvestitionen) immer von niedrigen Löhnen der Arbeiter als dem wichtigsten Bonus des Landes auf den internationalen Märkten ausgingen und damit die Unterbeschäftigung zur vorherrschenden Form der Subsistenz der Mehrheit der Bevölkerung machten. Es fließen kaum Investitionen in die Landwirtschaft. Vor allem die kleinbäuerliche Landwirtschaft verliert gegenüber den Plantagen an Boden.

Nach der Doktrin der Harvard-Schule muss für die Einwerbung von ausländischem Kapital mit Vorrang die Infrastruktur (Straßen, Häfen, Stromnetz) ausgebaut werden. Doch auch nach Abschluss des Abkommens über die zentralamerikanische Freihandelszone (CAFTA) im Jahre 2006 mit den USA ist der Umfang ausländischer Direktinvestitionen kaum gestiegen.[57] Von 2004 bis 2009 fiel die Zahl der Arbeitsplätze in der verarbeitenden Industrie um ca. 10 %, die im Bausektor von 2007 bis 2009 um ca. 30 %. Erst seit der Krise 2008/2009 fließen mehr Investitionen in den Dienstleistungsbereich, z. B. in Tourismus, Finanzwirtschaft und Call Center.

Stand:Januar 2011 (Quelle: CIA World Factbook)

Derzeit ist mehr als die Hälfte der arbeitsfähigen Bevölkerung unterbeschäftigt (44,3 %) oder arbeitslos (7 %). Unter jungen Menschen ist die Arbeitslosenquote etwa doppelt so hoch wie unter Erwachsenen.[58] Ca. 38 % der Bevölkerung leben nach giz-Angaben unter der Armutsschwelle von 2 US-Dollar pro Tag.[53]

Die Wirtschaft wuchs zwischen 1960 und 2009 im Jahresschnitt nur um 2,76 % und damit weniger als in allen anderen Ländern Zentralamerikas außer Nicaragua. Das Bruttoinlandsprodukt nahm im Schnitt um 1,1 % jährlich zu. Bei einer so geringen Wachstumsrate braucht das Land 29 Jahre, um das derzeitige Pro-Kopf-Einkommen Costa Ricas zu erreichen.

Spar- und Investitionsquote sind wegen der hohen Konsumbereitschaft gering. In den letzten Jahren konsumierte das Land mehr als es produzierte, z. B. 2009 wurden für 100 Dollar, die produziert wurden, Waren und Dienstleistungen im Wert von 102,4 Dollar konsumiert. In diesem Ranking nimmt El Salvador den dritten Platz in der Welt ein. Staatliche Unterstützungsgelder haben einen Umverteilungseffekt zu ungunsten der Ärmsten. Die 10 % Ärmsten bekommen zusammen nur 6,2 % der staatlichen Transferleistungen (Subventionen der öffentlichen Verkehrs, der Strom- und Gaspreise), während die 10 % Reichsten insgesamt 11,2 % der Transferleistungen erhalten.

Die größte Gewerkschaft ist die CNTS – Confederación Nacional de Trabajadores Salvadoreños mit 58.748 Mitgliedern.[53]

Staatshaushalt

Der Staatshaushalt umfasste 2009 Ausgaben von 4,803 Mrd. US-Dollar, dem standen Einnahmen von 3,798 Mrd. US-Dollar gegenüber. Daraus ergab sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 4,5 % des BIP[59]
Die Staatsverschuldung betrug 2009 12,3 Mrd. US-Dollar oder 55,3 % des BIP, Tendenz steigend.[59]

2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:

Kultur

Musik

Die Menschen El Salvadors sind vorwiegend Mestizen. Ihre Kultur spiegelt dieses Erbe der Mayas wider. Daneben hat sich eine völlig neuartige Musikszene herausgebildet, die eine Mischung aus mittelamerikanischen Rhythmen und europäischen Einflüssen in Szene setzt. Die so genannte Nueva Cancion entwickelte sich vor etwa 50 Jahren. Die Texte bringen häufig den Missmut über so manche politische und wirtschaftliche Entwicklung zum Ausdruck. El Salvador verfügt über das Orquesta Digital de Carlos Anaya, das sowohl klassische als auch moderne Popmusik in digitaler Form als Instrumentalversionen zum Besten gibt, und einen Nationalchor.

Literatur

Bereits im 18. Jahrhundert kämpften salvadorianische Journalisten und Autoren gegen Unterdrückung und Zensur. Salvador lag jedoch weit ab von den Zentren des iberoamerikanischen Literaturbetriebs, so dass seine Literatur bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts unter ästhetischen Gesichtspunkten kaum Beachtliches hervorbrachte.

Der romantische Dichter und Schriftsteller Francisco Gavidia (1863 (?)−1955) gilt als eigentlicher Begründer einer salvadorianischen Literatur, die bis ca. 1930 durch den Costumbrismo geprägt war. Als Generation 1944 bezeichnet man die Schriftsteller, die nach dem Sturz der Diktatur in diesem Jahr in Erscheinung traten, so Hugo Lindo, Oswaldo Escobar Velado, José María Méndez und Matilde Elena López.

Im deutschsprachigen Raum wurde die Literatur El Salvadors erst durch den Bürgerkrieg der 1980er-Jahre besser bekannt. Themen sind seit Jahrzehnten die Unterdrückung der Bauern, Terror und Bürgerkrieg. Das Massaker an den Bauern im Jahre 1932 war wiederholt Gegenstand literarischer Auseinandersetzungen, so in dem Roman „Cuzcatlán. Am Meer des Südens“ (Cuzcatlán donde bate la mar del sur), in dem Manlio Argueta (* 1935) die Geschichte einer Familie im Zeitraum von fünfzig Jahren zwischen dem Massaker an über 30.000 Indio-Bauern 1932 und dem Bürgerkrieg 1981 beschreibt. Das gleiche Thema behandelt sein Roman „Tage des Albtraums“ (Un día en la vida). Auch Horacio Castallanos Moya (* 1957), der im Exil in Mexiko, Costa Rica und Kanada lebte und heute in Toronto wohnt, hat sich weltweit einen Namen gemacht.

Roque Dalton (1935–1975), Mitglied des Kommunistischen Partei Salvadors und selbst Opfer der Guerilla, die ihn ermordete, weil sie ihn irrtümlich für einen Kollaborateur hielt, lebte jahrelang im Exil. In seinem Roman "Die Welt ist ein hinkender Tausendfüßler“ (Miguel Mármol. Los sucesos de 1932 en El Salvador) schildert er den Kampf des Gewerkschafters und Bauernführers Miguel Mármol gegen die Diktatur. In dem Roman „Armer kleiner Dichter, der ich war" (Pobrecito poeta que era yo...) beschreibt Dalton seinen Weg von der Poesie zur Revolution. Sein Buch „Däumlings verbotene Geschichten“ (Las historias prohibidas del Pulgarcito) erzählt die unterdrückten Überlieferungen seines kleinen Landes, des Däumlings von Amerika (Gabriela Mistral) und entlarvt die offizielle Geschichtsschreibung der herrschenden Oligarchie. Seine „antipoetische“ Lyrik wendet sich ab vom Ästhetizismus der spanischen Modernismo. Nicht zuletzt erhielt er den Premio Casa de las Americas 1969 für sein Großgedicht La Taberna, eine im tschechischen Exil entstandene Montage verschiedener Diskussionsbeiträge über Probleme des Sozialismus, die unaufgelöst bleiben.[61]

David Hernández (* 1955) erinnert in seinen Veröffentlichungen an die salvadorianische Dichtergruppe Die purpurne Zwiebel, von der viele Mitglieder als Guerilleros ums Leben kamen, von Todesschwadronen ermordet wurden oder verschollen sind. Liebe, Krieg und Exil sind Themen, die der Autor in seinem Roman „Salvamuerte“ (Salvamuerte) behandelt.

Der in Honduras geborene, in El Salvador aufgewachsene Autor Horacio Castellanos Moya (* 1957) war eine Zeitlang Mitglied der Guerilla FMLN. Er musste mehrmals ins Exil gehen, u. a. nach Spanien, Mexiko, Guatemala und Frankfurt am Main. In seinem Roman „Die Spiegelbeichte“ (La diabla en el espejo) versucht eine Frau den Mord an ihrer Freundin aufzuklären. „Der Waffengänger“ (El arma en el hombre) handelt von den nach Ende des Bürgerkriegs beschäftigungslosen Militärs. „Aragóns Abgang“ (Donde no están ustedes) ist ein Politkrimi im Diplomatenmilieu.[62] Heute lebt der Autor in den USA.

Literatur

  • Klaas Dykmann: El Salvador. Die Menschenrechte im Visier: Die Auseinandersetzung vom Beginn des Bürgerkrieges bis zum Amnestiegesetz. LIT, Hamburg 1999, ISBN 3-8258-4194-4.
  • Hauke Hartmann: Die Menschenrechtspolitik unter Präsident Carter: moralische Ansprüche, strategische Interessen und der Fall El Salvador. Campus, Frankfurt am Main u. a. 2004, ISBN 3-593-37508-7.
  • Daniela Ingruber: Friedensarbeit in El Salvador. Eine kritische Bestandsaufnahme. Brandes & Apsel, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-86099-289-9.
  • Aldo Lauria-Santiago, Leigh Binford (Hrsg.): Landscapes of Struggle: Politics, Society, and Community in El Salvador: Politics, Society and Community in El Salvador. University of Pittsburgh Press, Pittsburgh 2004, ISBN 0-8229-4224-0.
  • Michael Krämer: El Salvador. Vom Krieg zum Frieden niedriger Intensität. 2. Auflage. ISP, Köln 1995, ISBN 3-929008-09-2.
  • Mary Kreutzer, Thomas Schmidinger: Niederlagen des Friedens. Gespräche und Begegnungen in Guatemala und El Salvador. Verlag Monika Wahler 2002, ISBN 3-9808498-0-5.
  • Jan Suter: Prosperität und Krise in einer Kaffeerepublik. Modernisierung, sozialer Wandel und politischer Umbruch in El Salvador, 1910–1945. Vervuert 1996.
  • Virginia Q. Tilley: Seeing Indians: A Study of Race, Nation, and Power in El Salvador. University of New Mexico Press 2005.
  • Heidrun Zinecker: El Salvador nach dem Bürgerkrieg. Ambivalenzen eines schwierigen Friedens Campus 2004, ISBN 3-593-37459-5.

Galerie von Standorten in El Salvador

Weblinks

Commons: El Salvador – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikimedia-Atlas: El Salvador – geographische und historische Karten
Wiktionary: El Salvador – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. International Monetary Fund, World Economic Outlook Database, April 2008
  2. Human Development Report Office: El Salvador – Country Profile: Human Development Indicators, abgerufen am 24. Oktober 2014.
  3. Ulrich Ammon, Norbert Dittmar, Klaus J. Mattheier (2006): Sociolinguistics - an international handbook of the science of Language and Society, Vol. 3, S. 2078, El Salvador.
  4. Salvadoran Immigrants in the United States, Migration Information Service, Januar 2010.
  5. gallup.com
  6. bazonline.ch
  7. Informe sostiene que violencia es principal factor de migración en C. A. In: La prensa grafica. 24. August 2014, online: [1]
  8. a b Who.int
  9. UNAIDS: Daten für El Salvador 2012
  10. who.int
  11. Quelle
  12. Rebecca Marlow-Ferguson [Hrsg.] (2002): World education encyclopedia. Gale Group, Thomson Learning, 2002 Band 1, S. 404.
  13. Rebecca Marlow-Ferguson [Hrsg.] (2002): World education encyclopedia. Gale Group, Thomson Learning, 2002 Band 1, S. 406.
  14. uca.edu.sv
  15. ues.edu.sv
  16. udb.edu.sv
  17. catolica.edu.sv
  18. ufg.edu.sv
  19. upes.edu.sv
  20. utec.edu.sv
  21. ujmd.edu.sv
  22. esen.edu.sv
  23. Länderinformationen des Auswärtigen Amtes zu El Salvador
  24. El Salvador-Info, 26. Februar 2011, online: [2]
  25. Bericht Latinobarómetro 2013/2014
  26. M. Ward, Thesis, http://www.computing.dcu.ie/~mward/mthesis/chapter5.pdf
  27. H. Byrne: El Salvador’s Civil War. Lynne Reiner, Colorado 1996.
  28. Constitución Política de 1983 con reformas hasta 2000
  29. freundeskreis-el-salvador.de
  30. spiegel.de
  31. epd:Linksrutsch bei Wahlen in El Salvador (Memento vom 8. Februar 2009 im Internet Archive)
  32. cnn.com
  33. Der neue Fischer Weltalmanach 2013. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2012.
  34. derstandard.at
  35. bbc.co.uk
  36. auswaertiges-amt.de
  37. Sven Peterke, El Salvadors staatlich vermittelter Bandenfrieden, Zs. für Internationale Strafrechtsdogmatik, 2013, H. 7-8, S. 335, online: [3]
  38. ncjrs.gov; siehe auch [4]
  39. a b elsalvador-info.org
  40. elsalvador-info.org
  41. Franziska Engelhardt, Lieber bezahle ich Schutzgeld als den Sarg, Neue Zürcher Zeitung Nr. 197, 27. August 2014, S. 6.
  42. Sven Peterke, El Salvadors staatlich vermittelter Bandenfrieden, Zs. für Internationale Strafrechtsdogmatik, 2013, H. 7-8, S. 336.
  43. a b Sven Peterke, El Salvadors staatlich vermittelter Bandenfrieden, Zs. für Internationale Strafrechtsdogmatik, 2013, S. 335.
  44. Tobias Lambert, Alle gegen die Maras, Lateinamerikanachrichten 433/434, Juli/August 2010, online: [5]
  45. Sven Peterke, El Salvadors staatlich vermittelter Bandenfrieden, Zs. für Internationale Strafrechtsdogmatik, 2013, S. 339 f.
  46. ibtimes.com Ryan Villareal, Growth Interrupted: USAID Tackles Gang Violence And Crime In El Salvador, International Business Times, 7. März 2013.
  47. Aumenta migración de menores salvadoreños. In: La prensa grafica. 4. August 2014, online: [6]
  48. Länderinformationen Auswärtiges Amt
  49. Jane’s Information Group: Annual murders rise 57% in El Salvador, death and injury risks unlikely to drop during 2015 (englisch), abgerufen am 19. Januar 2015.
  50. El Salvador stellt traurigen Rekord auf. In: t-online. 9. April 2015, online: t-online
  51. Peter Gaupp: Auf dem Weg zum gewalttätigsten Land der Welt. NZZ International, 15. August 2015, online: [7]
  52. elmundo.com.sv (Memento vom 24. Mai 2013 im Internet Archive)
  53. a b c d liportal.inwent.org
  54. auswaertiges-amt.de
  55. a b accesoalempleo.org
  56. elsalvador-info.org
  57. womblog.de:El Salvador – Freihandel mit USA ist Bärendienst am eigenen Land (Memento vom 11. März 2011 im Internet Archive)
  58. carana.com: Spectrum of programs boost youth employment in El Salvador (Memento vom 17. Oktober 2011 im Internet Archive)
  59. a b c d The World Factbook
  60. Der Fischer Weltalmanach 2010: Zahlen Daten Fakten, Fischer, Frankfurt, 8. September 2009, ISBN 978-3-596-72910-4.
  61. E. W.: Roque Dalton: Das lyrische Werk, in: Walter Jens (Hrsg.): Kindlers neues Literatur-Lexikon, Bd. 4. München 1996, S. 394-396-
  62. Klaus Küpper: Einladung zu einer Entdeckungsreise. (online)

Koordinaten: 14° N, 89° W