Erdbeben auf Kefalonia 1867

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Erdbeben auf Kefalonia 1867
Erdbeben auf Kefalonia 1867 (Griechenland)
Erdbeben auf Kefalonia 1867 (Griechenland)
Uhrzeit 4. Februar 1867
Intensität 10 auf der MM-Skala
Epizentrum 38° 24′ 0″ N, 20° 12′ 0″ OKoordinaten: 38° 24′ 0″ N, 20° 12′ 0″ O
Land Königreich Griechenland
Tote 233

Das Erdbeben auf Kefalonia ereignete sich am Morgen des 23. Januarjul. / 4. Februar 1867greg..[1] Dabei wurde die Stadt Lixouri gänzlich zerstört, während der südöstliche Teil und der Norden der Insel weitgehend verschont blieben.

Es war eines von vier großen Erdbeben, die auf Kefalonia gewütet haben (die anderen waren 1766, 1910 und 1953).

Tektonischer Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kefalonia liegt nur wenige Kilometer östlich des Hellenischen Tiefseegrabens am nordwestlichsten Punkt des Hellenischen Inselbogens. Hier subduziert die Afrikanische Platte unter der Eurasischen Platte. Am Ende dieser Subduktionszone beginnt die Kefalonia-Transformstörung, die als Verbindung zur Konvergenzzone zwischen Apulischer Mikroplatte und Eurasischer Platte eine bedeutende tektonische Rolle spielt. Aufgrund der Nähe zu diesen Strukturen sind die Ionischen Inseln die Gebiete mit der höchsten Seismizität in Griechenland.[2]

Diese Hintergründe für das Erdbeben waren im 19. Jahrhundert nicht bekannt. Damals vermutete man die vielen Schwefelquellen um Lixouri, das Phänomen der Meeresmühlen um Argostoli sowie einen mutmaßlichen unterirdischen Vulkan als Ursachen für das Erdbeben.

Verlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach mehreren Vorbeben in den Monaten zuvor ereigneten sich am 23. Januarjul. / 4. Februar 1867greg. kurz nach sechs Uhr morgens ein starker Erdstoß, dem im Abstand von etwa 45 Minuten eine zweite, ebenso zerstörerische Erschütterung nachfolgte.[3] Es gab mehrere Nachbeben,[4] etwa am 2. Februarjul. / 14. Februar 1867greg..[3]

Folgen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Stadt Lixouri und alle umliegenden Ortschaften wurden vollkommen zerstört.[5] Das Kloster, die katholische Kathedrale und zwei Kirchhöfe wurden sehr stark beschädigt.[6] Getreide-, Öl-, Korinthen- und andere Speicher waren alle eingestürzt und ihr Inhalt war durch Vermischung unbrauchbar geworden. Die Schäden waren küstennah am höchsten.[7]

In Argostoli, durch eine Bucht von Lixouri getrennt, waren die Zerstörungen weitaus geringer. Es traf einige ältere Gebäude wie das venezianische Regierungsgebäude. Unbeschädigt blieben die Orte Skala, Elios, Katelios, Herakleion und Omala. Dagegen wurden im Bezirk Livadi die Ortschaften Lakythra, Karandinata, Roriana und Tokata gänzlich zerstört.[8]

Einer offiziellen Bilanz zufolge kamen bei dem Beben in Argostoli und Lixouri 233 Menschen ums Leben, 3200 Häuser wurden zerstört und weitere 2600 beschädigt.

Schäden wurden auch aus Skinari an der Nordspitze von Zakynthos sowie vereinzelt von der Westküste Ithakas berichtet.[3]

Von Korfu kam das französische Schiff Sentinelle und brachte Hilfsmittel, allem voran Lebensmittel.[9] Der Rabbiner von Korfu veranstaltete eine Kollekte, in der er seine Gemeindemitglieder nach ihrem Vermögen besteuerte, Signor Levi di Moise schickte zusätzlich auf Eigeninitiative 10.000 Pfund Brot.[10]

Tsunami[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Infolge eines Erdbebens, das sich am Morgen des 8. Septemberjul. / 20. September 1867greg. bei Gythio am Peloponnes ereignet hatte, überflutete an jenem Tag ein Tsunami die durch die früheren Beben jenes Jahres schwer in Mitleidenschaft gezogene Stadt Lixouri.[11]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • D. Reimer: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin, S. 271. 1868
  • Ferdinand Fouque, Santorin et ses Eruptions. Paris 1879 (darin detaillierter Bericht)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Significant Earthquake Information: Greece: Cephalonia. NCEI/WDS Global Significant Earthquake Database. NOAA National Centers for Environmental Information, abgerufen am 23. September 2020 (englisch).
  2. Spiridon Maroulis, Panayotis Carydis, Vasiliki Alexoudi, Alexia Grambas, Efthymios Lekkas: The January-February 2014 Cephalonia (Ionian Sea, Western Greece) Earthquakes: Tectonic and Seismological Aspects. Paper N° 413, 16th World Conference on Earthquake, Februar 2017, Digitalisat auf researchgate.net (englisch).
  3. a b c Nicholas N. Ambraseys: Earthquakes in the Mediterranean and Middle East: A Multidisciplinary Study of Seismicity up to 1900. Cambridge University Press, Cambridge 2009, ISBN 978-0-521-87292-8, S. 716f., 719.
  4. E. Schweizerbart:Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Jahrgang 1868 S. 455.
  5. Chronik der Freya 1868, S. 231
  6. Annalen der Verbreitung des Glaubens: Monatsschr. D. Vereins der Glaubensverbreitung, S. 503. 1867.
  7. E. Schweizerbart:Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläontologie Jahrgang 1868 S. 456.
  8. Chronik der Freya 1868, S. 231
  9. Annalen der Verbreitung des Glaubens: Monatsschr. d. Vereins der Glaubensverbreitung, S. 503. 1867.
  10. Die Gegenwart. Berliner Wochenschrift für jüdische Angelegenheiten. S. 179. 1867.
  11. Gerassimos A. Papadopoulos, Eleni Daskalaki, Anna Fokaefs, Nicoleta Giraleas: Tsunami Hazard in the Eastern Mediterranean Sea: Strong Earthquakes and Tsunamis in the West Helenic Arc and Trench System. In: Journal of Earthquakes and Tsunamis. Band 4, Nummer 3. 2010, S. 145–179, doi:10.1142/S1793431110000856, Digitalisat (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.seahellarc.gr (PDF; 777 kB) auf seahellarc.gr (englisch).