Ernst-Merck-Halle

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Die Ernst-Merck-Halle war eine Ausstellungs- und Veranstaltungshalle in Hamburg, die von Dezember 1950 bis Juni 1986 bestand.[1] Mit einer Grundfläche von 6.400 Quadratmetern und einem Fassungsvermögen von ca. 6.000 Zuschauern[2] bot sie Platz für Konzerte von u. a. den Beatles, Bill Haley, James Last, den Rolling Stones oder Status Quo sowie für sportliche Großveranstaltungen wie Boxkämpfe mit Norbert Grupe (alias „Wilhelm von Homburg“), Gerhard Hecht und Willi Hoepner. Die Eröffnungsveranstaltung zur Internationalen Gartenbauausstellung 1953 in der Ernst-Merck-Halle wurde live im deutschen Fernsehen übertragen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erster Bau, 1869 – 1943[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alte Ernst-Merck-Halle um 1900

Zwischen 1869 und ca. 1943 gab es bereits eine Halle in Hamburg, die den Namen „Ernst Merck“ oder „Merck“ trug.[3] Sie befand sich auf dem Gelände des Zoologischen Garten, der dort bis 1930 existierte. Ernst Freiherr von Merck, der 1860 die Gründung des Zoologischen Gartens initiiert hatte und dessen erster Präsident er wurde, war nur zehn Wochen nach dessen Eröffnung im Juli 1863 unerwartet verstorben. Auf Beschluss der Generalversammlung des Zoologischen Gartens im Jahr 1864 sollte ein großes Wintergebäude errichtet werden, innerhalb dessen eine Halle mit einer Büste Mercks Platz finden sollte. Sie wurde vermutlich um 1869 fertiggestellt.[4] Im Innern wurde eine Büste des Namensgebers aufgestellt. 1921 hatte hier die erste „Nordwestdeutsche Frühjahrsmesse für den gesamten Bedarf von Hotel-, Restaurations-, Café- und Großküchenbetrieben“ stattgefunden, die spätere Internorga. Im Zweiten Weltkrieg wurde diese erste Ernst-Merck-Halle durch Bombardements zerstört.

Zweiter Bau, 1950 – 1986[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Wiederaufbauphase nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Ernst-Merck-Halle als Ausstellungshalle an der heutigen St. Petersburger Straße (damals Teil der Jungiusstraße; Adresse: Jungiusstraße 13) errichtet. Die Abholzungen der Bäume für die Baustelle auf dem ehemaligen Friedhofsgelände an der Jungiusstraße begannen im September 1949. Am 4. Dezember 1950 wurde die Halle vom Ersten Bürgermeister Hamburgs Max Brauer eröffnet. Die erste Großveranstaltung in der Ernst-Merck-Halle fand am 25. Dezember 1950 statt: Im Rahmen der Deutschen Mittelgewichtsmeisterschaft im Boxen wurde dort der Kampf zwischen Peter Müller und Kuddel Schmidt vor 6.000 Zuschauern abgehalten.[5]

Im Rahmen der Erweiterung des Messegeländes wurde die Halle ab Ende Juni 1986 abgerissen. Damit gab es in Hamburg bis zur Errichtung der Multifunktionsarena gegenüber dem Volksparkstadion im Jahr 2002, abgesehen von der Sporthalle Hamburg, kaum geeignete Veranstaltungsorte für Großkonzerte.

Veranstaltungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

The Who in der Ernst-Merck-Halle am 12. August 1972 (v. l.): Roger Daltrey, Pete Townshend, Keith Moon

In der Halle fanden neben Ausstellungen zahlreiche Großveranstaltungen statt: Wahlen zur Miss Germany, Boxveranstaltungen und Großkonzerte (Auswahl):

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Entstehung der alten Halle in den 1860er Jahren:

  • Heinrich Bolau: Führer durch den Zoologischen Garten zu Hamburg, 29. Auflage, Verl. der Zoologischen Ges., Hamburg, 1879, online
  • Franz Hilgendorf: Führer durch den Zoologischen Garten zu Hamburg. Mit einer Einleitung zur Geschichte des Gartens von Dr. jur. H. Donnenberg, 15. Auflage, Verlag der Zoologischen Gesellschaft, Hamburg 1869 Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3Dr3oZAAAAYAAJ~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3DPP13~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D
  • Der Zoologische Garten. In: Hamburg und seine Bauten. Selbstverlag, Hamburg 1890, S. 108, 109 (S. 153 zur alten Halle an der Tiergartenstraße), online
  • Die Bauten auf dem Ausstellungsgelände. In: Handbuch: Internationale Gartenbau-Ausstellung Hamburg 1953. S. [49]-[56], (Zu den Kriegszerstörungen in Planten un Blomen (früherer Zoologischer Garten) im Artikel vom Architekten Bernhard Hermkes. Darin auch Beschreibung der neuen Halle ab 1950, (Bibliothekskatalog)).
  • Matthias Schmoock: Ernst-Merck-Halle. Musik und Randale. In: ders.: Hamburgs verschwundene Orte. Überraschende Geschichten aus der Hansestadt. 2. Auflage. Bast Medien, Überlingen 2021, ISBN 978-3-946581-82-6, S. 74–77.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ernst-Merck-Halle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Jan Freitag: Massenschlägerei inklusive. In: Zeit Online. 22. Dezember 2014, abgerufen am 14. März 2021.
  2. Die Historie. Ab 1951: Die Ernst-Merck-Halle und das Messegelände. Hamburg Messe und Congress GmbH, abgerufen am 14. März 2021.
  3. In der zeitgenössischen Literatur wird überwiegend der Name: „Merck-Halle“ verwendet. Edmund Goeze: Die Rosenausstellung in Hamburg vom 9. bis 12. Juli 1886. In: Hamburger Garten- und Blumenzeitung. 42. Jg., Robert Kittler, Hamburg 1886, S. 386, 394
  4. „..., vom großen Wintergebäude ist der Mittelbau ... vollendet ...“, siehe Franz Hilgendorf, Führer durch den Zoologischen Garten zu Hamburg, 15. Aufl., 1869, S.VIII
  5. Das Leben im Bild. (PDF; 2,3 MB) In: Hamburger Abendblatt, Nr. 301/1950. 27. Dezember 1950, S. 10, abgerufen am 14. März 2021.
  6. Programm vom Donnerstag, den 30. April 1953. tvprogramme.net, abgerufen am 28. November 2014.
  7. Konzertante Schlägerei. In: Die Zeit, Nr. 44/1958. 31. Oktober 1958, abgerufen am 14. März 2021.
  8. Uwe Bahnsen: Als Hamburg einmal die Fassung verlor. Welt am Sonntag, 26. Oktober 2008, abgerufen am 28. November 2014.
  9. Wolfgang Fricke: Vier Niederschläge, und „Buttje“ Wohlers gab auf. (PDF; 2,0 MB) In: Hamburger Abendblatt, Nr. 234/1962. 6. Oktober 1962, abgerufen am 14. März 2021.
  10. The Beatles – 26. Juni 1966 Ernst-Merck-Halle Hamburg. In: YouTube.de. Abgerufen am 14. März 2021.
  11. Nights In White Satin With The Moody Blues. In: Poster. Karsten Jahnke, 1969, abgerufen am 26. Mai 2019.
  12. Sweet Ernst Merck Halle Hamburg. Abgerufen am 10. Januar 2023.

Koordinaten: 53° 33′ 37″ N, 9° 58′ 46″ O