Eugène Tisserant

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 22. August 2016 um 11:12 Uhr durch Docmo (Diskussion | Beiträge) (→‎Weblinks). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Eugène Kardinal Tisserant (1958)
Wappen als Kardinal-Großmeister des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem

Eugène Gabriel Gervais Laurent Kardinal Tisserant (* 24. März 1884 in Nancy; † 21. Februar 1972 in Albano Laziale) war Orientalist und Kardinaldekan der katholischen Kirche.

Leben

Der im französischen Nancy geborene Tisserant wurde am 4. August 1907 zum Priester geweiht. 1908 wurde er Skriptor für die orientalischen Handschriften an der Vatikanischen Bibliothek und Professor für Assyrisch an der päpstlichen Lateranuniversität. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde er im September 1914 vor Nancy verwundet, danach bei der Afrikaabteilung des Generalstabs am Kriegsministerium eingesetzt und 1917 auf eigenen Antrag als Dolmetscher zu den französischen Truppen in Palästina abgeordnet. Mit dem Croix de Guerre ausgezeichnet, verließ er die Armee als Leutnant. Im Frühjahr 1919 übernahm er nach seiner Rückkehr nach Rom wieder seine Stelle in der Bibliothek, die er erst bei seiner Ernennung zum Kardinal verließ.

Papst Pius XI. erhob ihn am 15. Juni 1936 zum Kardinal. Da Tisserant zum Zeitpunkt der Erhebung nicht Bischof war, wurde er in die Kardinalsklasse der Kardinaldiakone eingegliedert und erhielt die Titeldiakonie Santi Vito, Modesto e Crescenzia.

Nur vier Tage darauf, am 19. Juni, wurde er Sekretär der Kongregation für die orientalischen Kirchen. Erst ein Jahr später, am 25. Juni 1937 wurde er zum Titularerzbischof von Iconium ernannt. Die Bischofsweihe empfing er einen Monat später, am 25. Juli durch den damaligen Kardinalstaatssekretär und späteren Papst Pius XII., Eugenio Pacelli. Mitkonsekratoren waren der Titularerzbischof von Nicomedia, Giuseppe Migone sowie der Erzbischof von Straßburg, Charles Joseph Eugène Ruch. Nach seiner Weihe stieg Tisserant am 13. Dezember 1937 in die Klasse der Kardinalpriester auf, behielt aber seine alte Titeldiakonie.

Zwei Jahre später, am 11. Dezember 1939 erhielt er die Titelkirche Santa Maria sopra Minerva und wurde schließlich am 18. Februar 1946 Kardinalbischof des suburbikarischen Bistums Porto und Santa Rufina.

Am 13. Januar 1951 wählten ihn die Kardinalbischöfe der sechs suburbikarischen Bistümer zum Kardinaldekan. Im gleichen Jahr wurde er am 10. März Kardinalpräfekt der heute nicht mehr existierenden Congregatio Caeremoniarum.

Er nahm 1939, 1958 sowie 1963 am Konklave teil. Die Papstwahlen 1958 und 1963 leitete er in seiner Funktion als Kardinaldekan. 1970 wandte er sich gegen den Beschluss Pauls VI., alle über 80-jährigen Kardinäle aus dem Konklave auszuschließen[1] und zweifelte den Gesundheitszustand des Papstes an.[2] Er war zu dieser Zeit bereits 86 Jahre alt und somit selbst von der Regelung betroffen.

1957 erhielt Tisserant ein neues Aufgabengebiet, als ihn Pius XII. am 14. September zum Archivar des vatikanischen Geheimarchivs und Bibliothekar der vatikanischen Bibliothek machte. Tisserant war seit 1938 Mitglied der Académie des Inscriptions et Belles-Lettres, 1961 wurde er in die Académie française aufgenommen (Sitz 37, 1961–1972) und seit 1958 war er ausländisches Mitglied der Accademia dei Lincei. 1962 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.

Von 1960 bis 1972 war Eugène Tisserant Kardinal-Großmeister des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem.

Am 27. März 1971 trat Tisserant von allen Ämtern in der Kurie zurück. Knapp ein Jahr später verstarb er im Alter von 87 Jahren.

Orden und Ehrungen

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Giancarlo Zizola: Der Nachfolger, Patmos-Verlag Düsseldorf 1997, S. 72
  2. Zur Seite. Spiegel, 7. Dezember 1970, abgerufen am 30. November 2013.
VorgängerAmtNachfolger
Francesco Kardinal Marchetti SelvaggianiKardinaldekan/ Kardinalbischof von Ostia
1951–1972
Amleto Giovanni Kardinal Cicognani
Enrico Kardinal GasparriKardinalsubdekan
1948–1951
Clemente Kardinal Micara
Tommaso Pio Kardinal Boggiani OPKardinalbischof von Porto und Santa Rufina
1946–1972
Paolo Kardinal Marella
Giovanni Kardinal MercatiArchivar und Bibliothekar der Heiligen Römischen Kirche
1957–1971
Antonio Kardinal Samorè
Nicola Kardinal Canali Kardinal-Großmeister des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem
1960–1972
Maximilian Kardinal von Fürstenberg
Alfredo Kardinal OttavianiKämmerer des Heiligen Kardinalskollegiums
1958–1960
Clemente Kardinal Micara