Eurosystem Household Finance and Consumption Survey

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Der Eurosystem Household Finance and Consumption Survey (HFCS) der Europäischen Zentralbank (EZB) ist eine Untersuchung zur Einkommensverteilung und Vermögensverteilung in den Eurostaaten. Sie wurde im April 2013 vorgestellt; erste Ergebnisse waren aber durch eine Veröffentlichung der Deutschen Bundesbank schon im März 2013 bekanntgeworden.

Aufgrund einer Umfrage in 62.000 Stichproben von Haushalten in 15 Ländern der Euro-Zone (alle außer Irland, Estland[1]), die in der Mehrzahl 2010 durchgeführt wurden, gibt der HFCS-Report eine statistische Übersicht über das mittlere Einkommen und mittlere Vermögen der privaten Haushalte und dessen Verteilung.

Besondere Brisanz und Aufmerksamkeit bekam die Studie, da sie zeigte, dass in einigen von der europäischen Finanzkrise der öffentlichen Haushalte besonders betroffenen Südländern die durchschnittlichen Vermögen der privaten Haushalte erheblich höher als in den sogenannten Geberländern lagen.

Insbesondere in dem in der Studie angegebenen Median-Wert ergaben sich eklatante Diskrepanzen zwischen einigen der Südländer und Ländern wie Deutschland, Österreich, Finnland. Deutschland bildete sogar das Schlusslicht in Bezug auf den Median-Wert. Der Median-Wert definiert einen Schnitt innerhalb der Vermögenswerte, bei dem die Hälfte der Haushalte der Stichprobe über dem Median-Wert, die Hälfte unter dem Median-Wert liegt. Er hat gegenüber simplen arithmetischen Mittelwertbildungen den Vorteil, dass Ausreißer sehr großer oder sehr kleiner Vermögen den Wert nicht verfälschen. Er macht auch Aussagen über die Verteilung von Einkommen und Vermögen in den jeweiligen Ländern.

Das durchschnittliche Nettovermögen (Net Wealth) lag bei der untersuchten Gesamtstichprobe bei 230.800 Euro, dessen Median-Wert bei 109.200 Euro. Die dem Vermögen nach obersten 10 % der Haushalte besaßen 50,4 % des Gesamtnettovermögens. Eine Übersicht gibt die folgende Tabelle (alle Angaben in Euro):[2]

Land Durchschnittliches Nettovermögen Median-Netto-Vermögen Bemerkung
Deutschland 195.200 51.400 Erhebung 2010
Belgien 338.600 206.200 Erhebung 2010
Griechenland 147.800 101.900 Erhebung 2009
Spanien 291.400 182.700 Erhebung 2008
Frankreich 233.400 115.800 Erhebung 2010
Italien 275.200 173.500 Erhebung 2010
Zypern 670.900 266.900 Erhebung 2010
Luxemburg 710.100 397.800 Erhebung 2010
Malta 366.000 215.900 Erhebung 2010
Niederlande 170.200 103.600 Erhebung 2009
Österreich 265.000 76.400 Erhebung 2010
Portugal 152.900 75.200 Erhebung 2010
Slowenien 148.700 100.700 Erhebung 2010
Slowakei 79.700 61.200 Erhebung 2010
Finnland 161.500 85.500 Erhebung 2009

Die Studie spiegelt die Tatsache wider, dass viele Haushalte in südeuropäischen Ländern Eigenheimbesitzer sind, da der überwiegende Teil des erfassten Vermögens auf Grundbesitz beruht. Während in Deutschland 44,2 % und in Österreich 47,7 % der Haushalte Eigentümer ihres Ersten Wohnsitzes waren, waren dies in Spanien, Slowenien und der Slowakei über 80 %.[3]

Kritiker der Studie verwiesen darauf, dass die Immobilienpreise beispielsweise in Spanien nach dem Platzen der Immobilienblase inzwischen erheblich unter den damals von den Eigentümern geschätzten Werten lagen. Darauf wird aber auch im Vorwort der Studie hingewiesen. Weiter wurde darauf hingewiesen, dass in den Südländern im Mittel mehr Personen pro Haushalt leben: Deutschland lag dabei am unteren Ende mit im Mittel 2,04 Personen, Österreich bei 2,13, Frankreich bei 2,24, Griechenland bei 2,64, Italien bei 2,53, Luxemburg bei 2,48, Portugal bei 2,71, Spanien bei 2,68.[4][5]

Weitere Daten der Studie betrafen die durchschnittliche Verschuldung, den Aufbau des Vermögens (Finanzvermögen, Grundeigentum), persönliche Daten wie Alter, Beschäftigungsverhältnis und Anzahl der Personen pro Haushalt, Kreditwürdigkeit (nach eigener Einschätzung) und Konsum an Lebensmitteln.

Während die vergleichenden Untersuchungen zur Vermögensverteilung neu waren, gab es für die Einkommensverteilung schon zuvor länderspezifische Vergleichsdaten aus EU-Statistiken.[6] Diese waren zwar nicht das primäre Ziel der Studie, wurden aber wesentlich zur Interpretation der Ergebnisse herangezogen.

Beim jährlichen Einkommen der Haushalte (vor Steuern und Sozialabgaben und aus allen Quellen)[7] ergaben sich folgende Mittelwerte (Angaben in Euro).[8]

Land Durchschnittliches Einkommen Median-Einkommen Bemerkung
Deutschland 43.500 32.500 Erhebung 2010
Belgien 49.500 33.700 Erhebung 2010
Griechenland 27.700 22.000 Erhebung 2009
Spanien 31.300 24.800 Erhebung 2008[9]
Frankreich 36.900 29.200 Erhebung 2010
Italien 34.300 26.300 Erhebung 2010
Zypern 43.300 32.300 Erhebung 2010
Luxemburg 83.700 64.800 Erhebung 2010[10]
Malta 26.400 21.600 Erhebung 2010[11]
Niederlande 45.800 40.600 Erhebung 2009
Österreich 43.900 32.300 Erhebung 2010
Portugal 20.300 14.600 Erhebung 2010[12]
Slowenien 22.300 18.000 Erhebung 2010
Slowakei 13.500 11.200 Erhebung 2010[13]
Finnland 45.100 36.300 Erhebung 2009

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • The Eurosystem Household Finance and Consumption Survey - Results from the First Wave, European Central Bank, ECB, Frankfurt am Main, Statistics Paper Series Nr.2, April 2013, Online, pdf
    • Die Methoden und Grundlagen der Studie werden in einem Begleitreport Methodological Report for the First Wave dargestellt.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Das betrifft die Erste Welle (First Wave) der Studie, wie im Report, S. 9 (siehe Literatur), erwähnt
  2. Offizieller Report, Tabelle 4.1, S. 76
  3. Offizieller Report, S. 29
  4. Offizieller Report, Tabelle 1.1, S. 12
  5. Kritikpunkte z. B. EZB-Studie: Vermögen in Griechenland größer als in Deutschland Spiegel Online, April 2013
  6. EU Statistics on Income and Living Conditions, EU-SILC. Ein Vergleich beider Erhebungen steht in Diagramm 1.1, S. 16 des offiziellen Reports und zeigt gute Übereinstimmung der beiden Studien.
  7. Gross Income
  8. Offizieller Report, Tabelle 5.1, S. 90
  9. Referenzjahr 2007
  10. Referenzjahr 2009
  11. Referenzjahr 2009
  12. Referenzjahr 2009
  13. Referenzjahr 2009