Evangelische Christuskirche (Bozen)

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Die evangelische Kirche in Gries
Ansichtskarte von 1910 der Evangelischen Christuskirche in der ehemaligen Marktgemeinde Gries bei Bozen
Der Innenraum der Evangelischen Christuskirche

Die Evangelische Christuskirche in Bozen-Gries ist die Kirche der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde Bozen. Diese hat ungefähr 500 eingetragene Mitglieder und reicht vom Brenner bis zum Gardasee; den Westteil dieses Gebietes umfasst die benachbarte Kirchengemeinde Meran.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Den Lutheranern wurde in Österreich seit dem Toleranzpatent von 1781 freie Religionsausübung gestattet, sofern sie eine Anhängerschaft von 500 Mitgliedern oder 100 Familien nachweisen konnten. In Tirol mussten aber noch im Jahr 1837 436 Zillertaler Protestanten ihres Glaubens wegen die Heimat verlassen.[1] Erst das unter Kaiser Franz Josef am 8. April 1861 erlassene Protestantenpatent ermöglichte die öffentliche Ausübung des evangelischen Glaubens auch in Tirol. Daraufhin wurden 1885 in Meran (Christuskirche), 1899 in Arco (Trinitatiskirche) und 1906 in Innsbruck (Christuskirche) evangelische Kirchen erbaut.[2]

In Bozen bzw. im benachbarten Kurort Gries wurde für den Bau 1903 ein Villengrundstück erworben. Der evangelische Kirchenbauverein stieß aber auf Widerstand der Grieser Weinbauern, der zu einer Verweigerung der Baugenehmigung durch die Gemeinde Gries führte. Erst mit Hilfe ihres Rechtsanwaltes, des Bozner Bürgermeisters Julius Perathoner, konnte der Kirchenbauverein 1905 vor dem Verwaltungsgerichtshof sein Recht durchsetzen.[3]

Die Christuskirche wurde 1906–1908 unter Aufsicht des Berliner Architekten Hermann Ende im neugotischen Stil gebaut. Am 4. Jänner 1945 wurde die Kirche von amerikanischen Flugzeugen bombardiert. Sie brannte in den darauffolgenden Tagen ab. Übrig blieben nur der Turm und die Außenmauern. Nach dem Krieg wurde der äußere Bau in seiner alten Form wiederhergestellt und am 20. Oktober 1952 wiedereingeweiht.[4]

An der Christuskirche wirk(t)en als Pfarrer[5]:

  • Paul Jaesrich
  • Karl Haffner (1910–1924)
  • Walter Hayden (1924–1932)
  • Helmut Lindenmeyer (1932–1936)
  • Gustav Werner Schiebe (1936-1940)
  • Julius Giese, Pfarrer in Meran (interimistisch 1940–1943)
  • Kurt Naumann (1943–1958)
  • Erich Striewsky (1958–1967)
  • Hartmut O.G. Lindenmeyer (1968–1980)
  • Gottfried Hoffmann (1980–1987)
  • Henning Schüttlöffel (1988–1997)
  • Sebastian Zebe (1998–2010)
  • Dr. Marcus Friedrich (2010–2017)
  • Michael Jäger (ab 2017)

Ausstattung der Kirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Über dem Hauptportal befindet sich ein Relief (Christus) des Bozner Steinbildhauers Andreas Kompatscher.[6] Das Kircheninnere erhielt im Zuge des Neuaufbaus nach der Zerstörung eine einfache, glatte Holzdecke. Die Wände wurden weiß gestrichen. Den künstlerischen Höhepunkt bildet die Ausstattung des Chorraumes mit Betonglasfenstern des Stuttgarter Künstlers Christian Oehler.[7]

Aktuelles[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit dem 1. September 2017 ist Michael Jäger evangelisch-lutherischer Pfarrer von Bozen.[8]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Josef Weingartner: Die Kunstdenkmäler Bolzanos. Wien-Augsburg: Hölzel 1926, S. 210 (online)
  • Festschrift 100 Jahre Evangelisch-Lutherische Gemeinde – 90 Jahre Evangelische Christuskirche. Bozen 1998.
  • Hans H. Reimer: Lutherisch in Südtirol: Geschichte der Evangelischen Gemeinde Meran. Eine Spurensuche zum Protestantismus in Südtirol und im Trentino, Edition Raetia, Bozen 2009, ISBN 978-88-7283-332-2.
  • Jürgen Krüger: Die evangelisch-lutherische Christuskirche in Bozen – eine Kirche auf dem Weg in die Moderne. arte factum Verlag, Karlsruhe 2010.
  • Norbert Denecke: Spurensuche – Die Gemeinden der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Italien. Martin-Luther-Verlag, Erlangen 1999, ISBN 978-3-87513-120-8.
  • Klaus Fitschen: Die Evangelische Diaspora – Der Erste Weltkrieg und die evangelische Diaspora-Kirchen in Europa (= Jahrbuch des Gustav-Adolf-Werks 2019), 2019, ISBN 978-3-87593-132-7.
  • Konsistorium der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Italien (Hrsg.): Miteinander – Insieme: 60 anni Chiesa Evangelica Luterana in Italia / 60 Jahre Evangelisch-Lutherische Kirche in Italien. arte factum Verlag, Karlsruhe 2009, ISBN 978-3-938560-11-2.
  • 125 Jahre Evangelisch-Lutherische Gemeinde Bozen – 150 anni comunità evangelica luterana di Bolzano. Evangelisch-Lutherische Gemeinde Bozen, Bozen 2023, ISBN 979-12-210-4348-8.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Josef Fontana: Der Kulturkampf in Tirol. Athesia, Bozen 1978, S. 21.
  2. Jürgen Krüger: Die evangelisch-lutherische Christuskirche in Bozen, S. 6.
  3. Festschrift 100 Jahre Evangelisch-Lutherische Gemeinde – 90 Jahre Evangelische Christuskirche, S. 28.
  4. Jürgen Krüger: Die evangelisch-lutherische Christuskirche in Bozen, S. 20.
  5. o. V.: 14 Pfarrer leiteten die Geschicke der Evangelischen Christuskirche, o. D., unter www.chiesa-evangelica.it/gemeinde/die-pfarrer-der-gemeinde/14-pfarrer/
  6. Jürgen Krüger: Die evangelisch-lutherische Christuskirche in Bozen, S. 12
  7. Jürgen Krüger: Die evangelisch-lutherische Christuskirche in Bozen, S. 36
  8. o. V.: Pfarrer Jäger in Bozen - "Ich möchte möglichst bald aufsperren, Beitrag vom 19. Jänner 2023 auf RAI Südtirol (deutsch), www.rainews.it/tgr/tagesschau/articoli/2023/01/tag-Pfarrer-Jaeger-in-Bozen-ich-moechte-moeglichst-bald-aufsperren-obdachlose-06a7e179-421d-4087-822c-bfe95d227934.html

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Evangelische Christuskirche (Bozen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 46° 30′ 17,6″ N, 11° 20′ 32,3″ O