Fadenfische

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Fadenfische

Trichopodus trichopterus mit den deutlich erkennbaren, namensgebenden Flossenstrahlen

Systematik
Stachelflosser (Acanthopterygii)
Barschverwandte (Percomorphaceae)
Ordnung: Kletterfischartige (Anabantiformes)
Unterordnung: Labyrinthfische (Anabantoidei)
Familie: Osphronemidae
Unterfamilie: Fadenfische
Wissenschaftlicher Name
Trichogastrinae
Bleeker, 1879
Gattungen

Als Fadenfische werden neun Arten süd- und südostasiatischer Labyrinthfische bezeichnet, die neben der akzessorischen Atmung mit ihrem Labyrinthorgan über ein weiteres gemeinsames Merkmal verfügen: lang ausgezogene erste Bauchflossenstrahlen, mit denen sie in der Lage sind, Berührungs- und Geschmacksreize aufzunehmen. Diese Fähigkeiten unterstützen sie bei der räumlichen Orientierung, bei der Nahrungssuche und im Rahmen der innerartlichen Kommunikation. Lange Zeit galten die Fadenfische aber nicht als ein wissenschaftliches Taxon, sondern die zwei Gattungen der Fadenfische wurden zusammen mit anderen der Unterfamilie Luciocephalinae zugeordnet.

Gestreifter Fadenfisch
Zwergfadenfisch
Mondscheinfadenfisch

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Diese war in dieser Zusammensetzung aber nicht monophyletisch, sondern zerfallen in zwei Kladen. Eine, nur aus Maulbrütern bestehende Klade, hat als Gemeinsamkeit Eier, die eine spiralige Struktur auf der Oberfläche besitzen, die wahrscheinlich als Leitsystem für die Spermien dient. Die andere Klade besteht aus den beiden Fadenfischgattungen und ist näher mit den Macropodusinae verwandt als mit der Spiralei-Klade.[1]

In der fünften Auflage von Fishes of the World, einem Standardwerk zu Fischsystematik, wurden die Fadenfische deshalb als fünfte Unterfamilie der Osphronemidae eingeführt. Als wissenschaftlicher Name stand die Bezeichnung Trichogastrinae zur Verfügung, die erstmals im Jahr 1879 durch den niederländischen Fischkundler Pieter Bleeker benutzt wurde.[2] Auch die wissenschaftliche Fischdatenbank Catalog of Fishes stellt die Gattungen Trichogaster und Trichopodus in die Unterfamilie Trichogastrinae.[3][4]

Gattungen und Arten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Traditionell werden Fadenfische aufgrund ihrer Morphometrie und der geografischen Verbreitung in zwei Gattungen getrennt:

Vier kleinere Arten, „Westliche Fadenfische“ (Gattung Trichogaster, Syn.: Colisa Cuvier, 1831) aus Südasien (Indien und Burma):

Fünf größere Arten, „Östliche Fadenfische“ (Gattung Trichopodus) aus Südostasien, weit im indonesischen Raum verbreitet, deren ursprünglichen Vorkommen nicht mehr feststellbar sind, weil sie bereits vor ihrer wissenschaftlichen Entdeckung als menschliche Nahrungsquelle von Thailand bis auf die Inselwelt der Philippinen verbreitet wurden:

Fortpflanzungsverhalten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alle Fadenfische vermehren sich nach einem weitestgehend identischen Grundmuster. Die Männchen bauen an der Wasseroberfläche oder unter Blättern von Schwimmpflanzen ein Schaumnest, das aus mit einem speichelartigen Sekret ummantelten Luftblasen besteht. Trichopodus-Arten verwenden oft zusätzlich andere Baustoffe, beispielsweise Pflanzenteile. Unter diesem Schaumnest, an dem ständig weiter gearbeitet wird, wirbt das Männchen, bis sich ein paarungsbereites Weibchen einfindet, mit dem es nach einem arttypischen ritualisierten Verhalten direkt unter dem Schaumnest laicht. Die relativ kleinen Eier sind leichter als Wasser (Schwimmeier) und steigen in das Schaumnest auf. Ist der Laichakt beendet, verlässt das Weibchen das Nestrevier. Die Brutpflege erfolgt ausschließlich durch das Männchen (Vaterfamilie). Bei einer Wassertemperatur von 24 bis 28 °C schlüpfen nach etwa 24 bis 30 Stunden sehr kleine Larven. Sie tragen einen relativ großen Dottersack mit einem Ölanteil, der sie durch seinen Auftrieb weiter unter dem Schaumnest hält. Aus dem Nestbereich gespülte Larven werden vom Männchen mit dem Maul aufgenommen und zurück in das Nest gespuckt. Zwischen dem dritten und fünften Lebenstag schwimmen die schnell wachsenden Jungfische frei und nehmen gleich selbständig Nahrung auf. Sie verlassen den unmittelbaren Nestbereich, worauf der Brutpflegetrieb des Männchens erlischt.

Bedeutung für den Menschen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Östliche Fadenfische“ sind für die menschliche Ernährung im südostasiatischen Raum von nicht unerheblicher Bedeutung. Auf Märkten stellen sie regelmäßig einen beachtlichen Anteil des Frischfischangebots dar. Aufgrund ihrer besonderen Atmung ist es möglich, sie sehr lange lebend anzubieten. Aus diesem Grund wurden sie auf dem gesamten südostasiatischen Festland und auf vielen Inseln dieses Raums eingebürgert. Für Evolutionsbiologen und Verhaltensforscher sind Fadenfische, wie die Gesamtheit der Labyrinthfische überhaupt, ein aufschlussreiches Forschungsgebiet.

Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts sind Fadenfische sehr verbreitete und populäre Aquarienfische. Aus drei Trichogaster-Arten (alle außer T. bejeus) und dem Gepunkteten Fadenfisch wurden mehrere Farbschläge gezüchtet, die zum Standardangebot des Aquarienfischhandels zählen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • M. Kokoscha: Labyrinthfische. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1998, ISBN 3-8001-7431-6.
  • M. Kottelat: Zoogeography of the fishes from Indochinese inland waters with an annotated check-list. In: Bulletin Zoölogisch Museum, Universiteit van Amsterdam. Band 12, Nr. 1, 1989, S. 1–55.
  • T. R. Roberts: The freshwater fishes of western Borneo (Kalimantan Barat, Indonesia). In: Memoirs of the California Academy of Sciences. Nr. 14, 1989, S. i–xii + 1–210.
  • H. H. Tan, P. K. L. Ng: The labyrinth fishes (Teleostei: Anabanatoidei, Channoidei) of Sumatra, Indonesia. In: The Raffles Bulletin of Zoology. Suppl. Nr. 13, 2005, S. 115–138.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Lukas Rüber, Ralf Britz, Rafael Zardoya: Molecular Phylogenetics and Evolutionary Diversification of Labyrinth Fishes (Perciformes: Anabantoidei). In: Syst. Biol. 55, Nr. 3, 2006, S. 374–397. ISSN 1063-5157 doi:10.1080/10635150500541664
  2. Joseph S. Nelson, Terry C. Grande, Mark V. H. Wilson: Fishes of the World. Wiley, Hoboken / New Jersey 2016, ISBN 978-1-118-34233-6.
  3. Trichogaster im Catalog of Fishes (englisch)
  4. Trichopodus im Catalog of Fishes (englisch)
  5. a b J. D. Marcus Knight, Moulitharan Nallathambi, Vijaykrishnan Balaji, Jayasimhan Praveenraj (2022): On the identity of the banded gourami Trichogaster fasciata with notes on the taxonomic status of Trichopodus bejeus (Teleostei: Perciformes: Osphronemidae). Journal of Fish Biology, August 2022. doi: 10.1111/jfb.15191
  6. B. W. Low, H.H. Tan, R. Britz: Trichopodus poptae, a new anabantoid fish from Borneo (Teleostei: Osphronemidae). In: Ichthyological Exploration of Freshwaters. 25, Nr. 1, 2014, S. 69–77.