Farey-Folge

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Eine Farey-Folge (mathematisch unkorrekt auch Farey-Reihe oder einfach Farey-Brüche) ist in der Zahlentheorie eine geordnete Menge der vollständig gekürzten Brüche zwischen 0 und 1, deren jeweiliger Nenner den Index N nicht übersteigt. Benannt sind die Farey-Folgen nach dem britischen Geologen John Farey Sr., der diese Anordnung der Brüche 1816 vorschlug.[1] Augustin Louis Cauchy griff das auf und benannte die Folgen nach Farey. Tatsächlich hatte aber ein Franzose namens Haros einige grundlegende Eigenschaften dieser Folge schon 1802 veröffentlicht, wovon aber erst später Notiz genommen wurde.[2]

Formale Definition[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Farey-Folge N-ter Ordnung ist eine geordnete Menge von Brüchen mit , , mit Indexmenge und , so dass

für alle gilt.

Beispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

.

Die ersten 8 Folgen in einer strukturierten Darstellung:

F1 = {0   ·    ·    ·    ·    ·    ·    ·    ·    ·    ·    ·    ·    ·    ·    ·    ·    ·    ·    ·    ·    ·   1}
F2 = {0   ·    ·    ·    ·    ·    ·    ·    ·    ·    ·   1/2   ·    ·    ·    ·    ·    ·    ·    ·    ·    ·   1}
F3 = {0   ·    ·    ·    ·    ·    ·   1/3   ·    ·    ·   1/2   ·    ·    ·   2/3   ·    ·    ·    ·    ·    ·   1}
F4 = {0   ·    ·    ·    ·   1/4   ·   1/3   ·    ·    ·   1/2   ·    ·    ·   2/3   ·   3/4   ·    ·    ·    ·   1}
F5 = {0   ·    ·    ·   1/5  1/4   ·   1/3   ·   2/5   ·   1/2   ·   3/5   ·   2/3   ·   3/4  4/5   ·    ·    ·   1}
F6 = {0   ·    ·   1/6  1/5  1/4   ·   1/3   ·   2/5   ·   1/2   ·   3/5   ·   2/3   ·   3/4  4/5  5/6   ·    ·   1}
F7 = {0   ·   1/7  1/6  1/5  1/4  2/7  1/3   ·   2/5  3/7  1/2  4/7  3/5   ·   2/3  5/7  3/4  4/5  5/6  6/7   ·   1}
F8 = {0  1/8  1/7  1/6  1/5  1/4  2/7  1/3  3/8  2/5  3/7  1/2  4/7  3/5  5/8  2/3  5/7  3/4  4/5  5/6  6/7  7/8  1}

Konstruktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für gegebenes n>2 erhält man den Bruch der Folge aus den letzten beiden Brüchen derselben Folge:

Dabei bedeuten die unten eckigen Klammern ein Abrunden. Mit Integer-Arithmetik wird bei Division implizit abgerundet, so dass man beispielsweise in Java die Berechnung ohne explizites Abrunden programmieren kann:

public class FareySequence {
	@FunctionalInterface
	public static interface BiIntConsumer {
		void accept(int p, int q);
	}
	public static void forEach(int n, BiIntConsumer consumer) {
		int p__ = 0; // p_{i-2} = p_1
		int q__ = 1; // q_{i-2} = q_1
		int p_ = 1; // p_{i-1} = p_2
		int q_ = n; // q_{i-1} = q_2
		consumer.accept(p__, q__);
		consumer.accept(p_, q_);
		while ((q_ != 1)) {
			int p = ((q__ + n) / q_) * p_ - p__; 
			int q = ((q__ + n) / q_) * q_ - q__;
			p__ = p_;
			p_ = p;
			q__ = q_;
			q_ = q;
			consumer.accept(p, q);
		}
	}

	// Beispiel Verwendung:
	public static void main(String[] args) {
		FareySequence.forEach(8,(p, q) -> System.out.print(p + "/" + q+", "));
		// Ausgabe: 0/1, 1/8, 1/7, 1/6, 1/5, 1/4, 2/7, 1/3, 3/8, 2/5, 3/7, 1/2, 4/7, 3/5, 5/8, 2/3, 5/7, 3/4, 4/5, 5/6, 6/7, 7/8, 1/1, 
	}
}

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Mächtigkeit einer Farey-Folge zum Index N ist gleich der Mächtigkeit der Vorgängerfolge zum Index N-1 addiert mit dem Wert der Eulerschen φ-Funktion für N:

.

Bei zwei aufeinander folgenden Brüchen und einer Farey-Folge ergeben die Produkte a·d und b·c zwei aufeinander folgende Zahlen. Man kann auch schreiben:

.

Sind umgekehrt und zwei Brüche mit und , so handelt es sich um Nachbarn bis zur Farey-Folge , mit anderen Worten: Jeder dazwischen liegende Bruch hat einen Nenner . In der Tat müssen nämlich die Zähler der positiven Brüche und positive ganze Zahlen sein, also und .

Hieraus folgt

.

Ebenso folgt

.

Beide Ungleichungen werden scharf genau für die Farey-Summe .

Farey-Folgen und Riemannvermutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jérôme Franel bewies 1924 (ergänzt durch Edmund Landau), dass die Riemannvermutung zu einer Aussage über Farey-Reihen äquivalent ist.

Seien die Elemente der n-ten Farey-Folge und sei der Abstand zwischen dem k-ten Term der n-ten Fareyfolge und dem k-ten Term der äquidistanten Punktreihe im Einheitsintervall mit derselben Anzahl von Termen wie die n-te Fareyfolge. Franel bewies dann die Äquivalenz der Riemannhypothese zu (verwendet werden die Landau-Symbole):

und Landau bemerkte, dass die Riemannhypothese dann auch zu

äquivalent ist.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. John Farey: On a curious Property of vulgar Fractions. In: The Philosophical Magazine and Journal, 47, 1816, S. 385–386, Nr. LXXIX. Vgl. S. A.: On Vulgar Fractions. In: The Philosophical Magazine and Journal, 48, 1816, S. 204, Nr. XLIII.
  2. C.[itoy]en [= Bürger] Haros: Tables pour évaluer une fraction ordinaire avec autant de décimales qu'on voudra; et pour trouver la fraction ordinaire la plus simple, et qui approche sensiblement d’une fraction décimale. In: Journal de l’école polytechnique, 4, 1802, Nr. 11, S. 364–368.