Fausto Reinaga

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Fausto Reinaga (* 27. März 1906 in Macha, Bolivien; † 19. August 1994) war ein indigener Schriftsteller.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fausto Reinaga war der Sohn von Jenaro Reinaga und Alejandra Chavarría, einer Ur-Ur-Enkelin von Tomás Katari und wurde auf den Namen José Félix getauft. Beide Eltern hatten am Aufstand von 1898 unter Zárate Willka teilgenommen. Als einziger überlebender Sohn seiner Eltern – seine beiden Schwestern wurden von Großgrundbesitzern missbraucht und umgebracht, sein jüngerer Bruder Alberto starb im Militärdienst – wurde er vom Ältestenrat dazu bestimmt, in Oruro zu studieren, um später sein Volk anführen zu können. Sie gaben ihm gemäß seiner Abstammung den indianischen Namen Ruphaj Katari. Als Schriftsteller wählte er das Pseudonym Fausto Reinaga, um seine Bewunderung für Goethes Faust auszudrücken.

Fausto Reinaga wurde zum großen Vordenker und Begründer des Indianismus. Am 15. November 1962 gründete er die erste indianische Partei PIAK (Partido de Indios Aymaras y Keswas), die später in PIB (Partido Indio de Bolivia) umbenannt wurde. Bis etwa 1960 war Fausto ein glühender Verfechter des Marxismus. Er wurde 1957 nach Leipzig zu einem Gewerkschaftskongress und auch nach Russland eingeladen. Nach seiner Rückkehr nahm er in Montevideo an einem Kongress der Kommunisten teil, wo er verhaftet und sein Werk El Sentimiento Messianico del Pueblo Ruso konfisziert wurde. Die Kommunisten halfen ihm nicht, er musste von der bolivianischen Botschaft repatriiert werden. Darauf geriet er in eine Gewissenskrise. Er reiste nach Machu Picchu, wo er sich der Kraft seiner Vorfahren bewusst wurde.

In seinen späteren Werken La Revolución India (1970), Thesis India (1971), El Pensmiento Amautico (1978) und in seinem letzten Werk El Pensamiento Indio (1991) setzte er sich vehement mit der Geschichte seines Volkes auseinander und zeigte die Überlegenheit der indianischen Ideologie und Philosophie gegenüber der okzidentalen Denkweise auf. Die bolivianische Musikgruppe Ruphay kümmerte sich in Europa um die Übersetzung eines seiner Hauptwerke: América India y el Occidente. Es erschien 1974 in den Ediciones Partido Indio de Bolivia (PIB) in La Paz,[1] 1979 in Frankreich und 1980 unter dem Titel America India und das Abendland in Deutschland.[2]

Sein reiches Lebenswerk wurde von seiner Tochter Hilda neu aufgelegt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Fausto Reinaga: America India und das Abendland (Übersetzung: Otto Weerth). Trikont, München 1980.
  • Elisabeth Steffens: Politische und religiöse Alterität als hermeneutische Herausforderung. Die indianischen Völker Abia Yalas. Wissenschaftsverlag Mainz, Aachen 2014, ISBN 978-3-86130-291-9, S. 108–115.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Esteban Ticona Alejo: La querella intelectual del quechuaymara Fausto Reinaga contra Fernando Diez de Medina. In: De Raíz Diversa Bd. 1, Nr. 1, April-September 2014, S. 172 und 182 (online), abgerufen am 28. Februar 2022.
  2. Fausto Reinaga: America India und das Abendland. Aus dem Spanischen von Otto Weerth. Trikont, München 1980.

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Fausto Reinaga (Memento vom 1. Juli 2010 im Internet Archive) aus der freien Enzyklopädie Indianer-Wiki (Memento vom 18. März 2010 im Internet Archive) und steht unter Creative Commons by-sa 3.0. Im Indianer-Wiki war eine Liste der Autoren (Memento vom 1. Juli 2007 im Internet Archive) verfügbar.