Fechten

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 17. Oktober 2016 um 14:17 Uhr durch Ama von und zu (Diskussion | Beiträge) (Änderungen von 82.82.159.139 (Diskussion) auf die letzte Version von Der.Traeumer zurückgesetzt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Der Ungar Áron Szilágyi (links) im Kampf gegen Nikolai Kowaljow aus Russland (rechts) im Säbel-Halbfinale der Männer bei der Fechtweltmeisterschaft 2013

Fechten ist in erster Linie eine Kampfsportart, die sich aus einer Kampftechnik heraus entwickelt hat. Vor ihrer Etablierung als Sportart war die Austragungsform als Duell weit verbreitet. Die historischen Ursprünge gehen auf die Verfeinerung der Waffen und der Bewegungsabläufe gegenüber Schwert- und Säbelkämpfen zurück.

Heute wird mit Fechten überwiegend das Sportfechten bezeichnet; gefochten wird mit Florett, Degen und (leichtem) Säbel. Offizielle Wettkampfsprache ist Französisch. Anders als beim modernen Sportfechten bezeichnet historisches Fechten frühere Stile, wie die der Renaissance und des Mittelalters. Dabei wird versucht, diese Stile möglichst originalgetreu nachzustellen.

Geschichte des Fechtens

Fechten gehört neben Boxen und Ringen zu den ersten Wettbewerben der Menschheit. Eine Art sportlichen Fechtens betrieb man schon in der Antike (im alten Griechenland und im römischen Reich) und in Afrika. Ursprünglich war das Fechten ein bewaffneter Kampf zweier Personen, bei dem Blankwaffen mit langer Klinge sowie Handschutz verwendet wurden. Diese wurden so geführt, dass Angriffe des Gegners abgefangen werden konnten. Mit der Entwicklung effizienter Handfeuerwaffen verloren Blankwaffen ab dem 17. Jahrhundert weitgehend ihre militärische Bedeutung. Das Schwert wurde nur noch gegen zivile Kontrahenten, in Duellen oder zur Selbstverteidigung gegen leicht bzw. ungepanzerte Gegner verwendet und wurde daher vom Gewicht leichter und in der Führung schneller. Von Italien und Spanien ausgehend, erlebte in dieser Zeit das Rapierfechten seine Blüte, welches im 18. Jahrhundert durch noch leichtere Formen wie das Degenfechten abgelöst wurde.

Die europäische Duellkultur geht zurück auf das Spätmittelalter, als auch das Bürgertum seinen ersten Aufschwung erlebte. Da zu dieser Zeit sowohl das Tragen einer Waffe als auch Recht und Pflicht des Ehrenhandels (Duell) Privileg des freien (adeligen) Mannes waren, strebten die freien Bürger nach diesen Rechten, um sich dem Adel zu emanzipieren. So entstanden die ersten Fechterbünde, wie z. B. die „Veitsfechter“ zu Prag, die ihre Bundeskonvente im Veitsdom in Prag feierten. Das Wort „Veiterfechter“ formte sich übrigens zum Begriff „Federfechter“ um, der in späterer Zeit als Hinweis auf die Leichtigkeit der modernen Fechtwaffen missverstanden wurde. Gleichzeitig verloren im soldatischen Bereich wegen der Verbreitung und einfacheren Handhabung der Feuerwaffen viele militärische Fechtlehrer Sold und Brot und suchten sich neue Betätigungsfelder als Lehrer bürgerlicher Fechter, jedoch auch als Lohnfechter in Ehrenhändeln. Dabei zogen sie durch die Städte, klopften an die Portale gutbürgerlicher Häuser und Palais und fragten an, ob ein Fechtmeister gebraucht werde: „sie gingen fechten“, um sich ernähren zu können. Auch dieser Ausdruck wird heute noch verwendet, jedoch für direkte Haustürenbettelei. Auch gab es seit dem Mittelalter Versuche, sowohl von der Kirche als auch vom Gesetzgeber, Duelle zu verhindern oder unter Strafe zu stellen. Das Reichsstrafgesetzbuch von 1871 verbot jegliche Art von Zweikampf mit tödlichen Waffen. Trotzdem blieb der gesellschaftliche Zwang zum Ehrenhandel bis nach dem Ersten Weltkrieg weit verbreitet, allerdings wurden Duelle außerhalb der Studentenschaft und der Kavallerie (Säbel) seit dem späten 18. Jahrhundert meist mit Faustfeuerwaffen statt mit Blankwaffen ausgefochten.

Um 1570 prägte der Franzose Henri Saint Didier die meisten Fechtausdrücke, die auch heute noch verwendet werden. In Deutschland wurde das Fechten vor allem an den Universitäten betrieben, speziell in seiner studentisch vereinfachten Form der Mensur. Eine Förderung erfuhr das Fechten erst wieder durch die Turnerbewegung im 19. Jahrhundert. 1862 entstand der erste deutsche Fechtklub in Hannover (Fechtklub Hannover von 1862), 1896 fanden die ersten deutschen Meisterschaften statt.

Die im Wettkampf des heutigen Sportfechtens zum Einsatz kommenden Waffen sind Florett, Degen und (leichter) Säbel (im Gegensatz zum 1955 im Sportbereich suspendierten „schweren“ Säbel, der nur auf Hieb gefochten wurde). Florett und Degen sind reine Stich-, der Säbel ist eine Hieb- und Stichwaffe. Gefochten wird auf der Fechtbahn (frz. piste für Spur, aber auch Tanzfläche, ebenso wie das auch in Deutschland umgangssprachlich verwendete frz. planche für Planke, Diele, Bohle), die etwa 14 m lang und 1,50–2 m breit ist. Demzufolge ist dieser Sport hauptsächlich durch Vorwärts- und Rückwärtsbewegungen geprägt. Seitwärtsbewegungen sind eingeschränkt und nur auf der Planche selbst erlaubt.

Fechten als olympische Disziplin

Fechten zählt zu den Gründungssportarten von Athen 1896. In Athen standen drei Wettbewerbe auf dem Programm: Säbel, Florett sowie Florett für Fechtmeister. Degenfechten kam in Paris 1900, Mannschaftsfechten in Antwerpen 1920 dazu. 1920 fochten die Frauen in Antwerpen erstmals um Gold im Damen-Florett. In Rom kam die Mannschaft, in Atlanta Degen, in Athen 2004 Säbel dazu. Da die Anzahl der Fechtwettbewerbe bei den Olympischen Spielen auf zehn beschränkt blieb, mussten ab 2004 jeweils zwei der sechs Mannschaftswettbewerbe pausieren. Auf Beschluss des FIE wurden daher 2004 die Mannschaftswettbewerbe im Damenflorett und Damensäbel nicht ausgetragen.[1] 2008 mussten die Mannschaften im Herrenflorett und Damendegen pausieren und 2012 im Herrendegen und Damensäbel.[2]

Rollstuhlfechten

Michael Alston bei den Paralympischen Spielen in Sydney, 2000

Fechten im Rollstuhl wurde vom Begründer der paralympischen Begegnung Ludwig Guttmann als sportliche Rehabilitationsmaßnahme entwickelt. Rollstuhlfechten wurde schon 1960 bei den ersten offiziellen Paralympischen Spielen (damals noch „Weltspiele der Gelähmten“) in Rom ausgeübt und zählt damit zu den ältesten paralympischen Sportarten. Guttmann, der 1933 aus Deutschland aufgrund seiner jüdischen Abstammung fliehen musste, war Direktor des National Spinal Injuries Centre im Stoke Mandeville Hospital in Aylesbury.

In Deutschland wurde das Rollstuhlfechten durch den ehemaligen Direktor des Berufsförderungswerkes Wildbad Walter Weiß vorangetrieben. Zunächst wurde unter Fechtmeister Richard Heimke mit zwölf Teilnehmern das Säbelfechten trainiert. Im Jahre 1964 kamen Degen und Florett dazu. Seit 1985 wird das Fechten innerhalb des Deutschen Rollstuhl-Sportverbandes (DRS) auch von Damen betrieben.

Die Waffengattungen

Florett, Degen und Säbel wurden Ende des 19. Jahrhunderts standardisiert.

Florett

Manuelles Sportflorett mit Pistolengriff (orthopädischer Griff)
Trefferfläche beim Florett

Der Begriff Florett kommt von französisch „fleur“ (Blume), nach der Form des Spitzenschutzes, der auf der Spitze der Waffe aufgesetzt ist. Diese Spitze wird mit einer waagrechten Bewegungskomponente in Richtung Rumpf oder Kopf des stehenden Gegners gestoßen. Ein Metallgriff verschiedener Ausformung (siehe unten), beschichtet oder textil umwickelt, wird vorne durch eine flache, kugelkappenförmige Glocke (Handschutz) mit einem Durchmesser von 9,5 bis 12 cm abgeschlossen.

Nach vorne erstreckt sich eine maximal 90 cm lange Klinge aus federndem Stahl. Sie hat quer-rechteckigen Querschnitt und verjüngt sich nach vorne deutlich. Laut Reglement darf die Klinge bis zu einem Zentimeter nach unten gebogen werden, sodass sie sich beim Anstoßen dort federnd nach oben aufwölbt und so die Anstoßkraft begrenzt. Fachsprachlich wird die Klinge vom Griff bis zur Spitze in Klingenstärke, -mitte und -schwäche unterteilt.

Die Klinge des elektrischen Floretts (E-Florett) verfügt über eine axial verschieblich und federnd gelagerte Spitze – eine Kuppe mit etwa 8 mm Durchmesser – in einer Spitzenhülse, die bei einem Stoß mit einer Kraft, die einem Gewicht von mehr als 500 g entspricht (also etwa 4,9 Newton), eine Trefferanzeige auslöst. Dieser Kuppenstift verschiebt sich dabei um wenige Millimeter und betätigt einen Schaltkontakt. Die 2-polige elektrische Leitung verläuft in einer Rille an der Unterseite der Klinge, durch die Glocke und wird über eine Steckverbindung im Bereich des Handrückens mit einer Leitung verbunden, die durch den Ärmel der Jacke zum Rücken läuft. Zusammen mit einem Kontakt zur Trefferfläche am Rumpf wird hier eine Steckverbindung zu jenem Kabel hergestellt, das, auf einer kleinen Trommel per Federkraft aufgerollt, so über der Bahn nach hinten gespannt wird und dem Fechter weitestgehende Bewegungsfreiheit lässt. Nur eine Drehung um die Hochachse ist ihm verwehrt. Vor allem bei bedeutenden internationalen Turnieren wie den Olympischen Spielen wird inzwischen kabellos gefochten. Die Kabelverbindung zwischen Fechter und Melder entfällt dadurch.

Trefferfläche ist der Rumpf inklusive des Bereichs des Schritts. Mit der Wettkampfsaison 2009/2010 wurde der Latz der Maske ebenfalls als Trefferfläche eingeführt. Wie beim Säbel gilt (anders als beim Degen) das Angriffsrecht. Mit Einführung der Coupés Ende des 20. Jahrhunderts und der Kürzung der elektronischen Anzeigezeit wurde das Florettfechten athletischer.

Den Florettgriff gibt es in drei verschiedene Arten:

  • „Pistolengriff“ auch „belgischer“ oder „orthopädischer“ Griff (orthopädisch, handangepasst)
  • „französisch“ (ein leicht nach innen gebogener Stab)
  • „italienisch“ (ein gerader Stab mit Parierstange, Quart- und Terzbügel)

Meist wird heutzutage mit einem belgischen, seltener mit einem französischen Griff gefochten. Der italienische Griff ist im heutigen Fechten fast nicht mehr zu finden.

Degen

Sportdegen mit französischem Griff
Trefferfläche beim Degen

Der Degen war die zum Duell verwendete Waffe. Er hat eine größere, eher halbkugelförmige Glocke mit 13,5 cm Durchmesser sowie eine stärkere, im Querschnitt V-förmige Klinge. Ein „großer“ Degen ist bis zu 110 cm lang, ein „kleiner“ Degen (Kinderdegen) bis zu 90 cm. Trefferfläche ist der gesamte Körper. Zur elektrischen Trefferanzeige ausgerüstete Degen besitzen eine federnd gelagerte Spitze in einer Spitzenhülse, sie löst bei einem Stoß mit einer Kraft von mehr als 750 g einen Treffer aus.

Für den Griff eines Degens gibt es folgende zwei verschiedene Arten:

  • „Pistolengriff“ auch „belgischer“ oder „orthopädischer“ Griff (orthopädisch, handangepasst)
  • „französisch“ (ein langer glatter Stab)

Säbel

Säbel
Trefferfläche beim Säbel

Der Säbel besitzt eine flache, biegsame Klinge. Die Klinge besitzt einen annähernd rechteckigen Querschnitt und eine maximale Gesamtlänge von 88 cm. Die Klinge wird zur Spitze hin schmaler. Trefferfläche ist der gesamte Rumpf inklusive Kopf und Arme. Ferner zählen auch Hiebe als Treffer. Das Säbelfechten ist in der Regel schneller als das Florettfechten. Wie beim Florett gibt es ein Angriffsrecht. Die Säbelglocke ist anders geschnitten und halbkugelförmig um die Hand gezogen.

Aktionen und Technik

Die Fechtstellung

Die Fechtstellung

Die Fechtstellung ist Ausgangsposition für Bewegungen auf der Fechtbahn, Stellung der Füße, Lage des Körperschwerpunktes sowie Drehung der Schulter und des Beckens. Dabei stehen die Füße zueinander in rechtem Winkel, wobei sich die Fußspitzen in etwa unterhalb der Knie befinden sollten und der Abstand zwischen den Fersen 1,5-2 Fußlängen beträgt. Der Oberarm auf der Waffenseite ist leicht vom Körper abgewinkelt, während der Unterarm parallel zum Boden steht. Die Knie sind etwas gebeugt, im Florettfechten etwas tiefer als in den anderen Waffen. Den Abstand zum gegnerischen Fechter bezeichnet man als Mensur.

Aktionen

Aktionen sind unter anderem:

Beinaktionen

  • Ausfall, Annäherung an den Gegner, durch Vorsetzen des vorderen Beines bei Streckung des hinteren Beines
  • Ballestra (Sprung mit folgendem Ausfall)
  • Flèche (franz.: „Pfeil“, „Geschoss“) – Sturzangriff, bei dem der Angreifende durch Abrollen über das Spielbein angreift (im Säbel nicht zugelassen)
  • Kreuzschritt vorwärts und rückwärts (im Säbel nicht zugelassen)
  • Patinando (Schritt mit folgendem Ausfall)
  • Radoppio (Ausfall mit darauffolgendem Vorsetzen beider Beine zur Verlängerung des Ausfalls)
  • Schritt vorwärts und rückwärts, Doppelschritt vorwärts und rückwärts, Sprung

Klingenaktionen

  • Arretstoß (Zwischenstoß in einen gegnerischen Angriff hinein)
  • Battuta (Klingenschlag, wodurch diese aus ihrer bedrohenden Richtung entfernt werden oder die durch den Gegner dargebotene Blöße (freie Trefffläche) vergrößert werden soll oder auch eine Reflexbewegung des Gegners beabsichtigt wird)
  • Bindung (Fixieren der gegnerischen Klinge durch die eigene)
  • Cavation (kreisförmige Umgehung der gegnerischen Klinge)
  • Coupé (plötzliches Zurückziehen der eigenen Klinge in die Vertikale und fallender Stoß in einer zum Gegner deutlich geringeren Mensur)
  • Filo (Angriff entlang der gegnerischen Klinge, diese gleichzeitig bindend)
  • Finte (Scheinangriff, um den Gegner zu einer übereilten falschen Parade zu bewegen)
  • gerader Stoß
  • Konterparade mit Konterriposte (eine Riposte wird pariert, und es folgt wiederum ein Gegenstoß)
  • Ligade (Streichfinte)
  • Parade mit Riposte (Verteidigung mit unmittelbar folgendem Gegenstoß)
  • Sforza (Schleuderfilo, katapultiert die Klinge aus der Hand des Gegners)
  • Sperrstoß (Angriffstoß bei gleichzeitiger Bindung der gegnerischen Klinge)
  • Transportbindung (Bindung der gegnerischen Klinge, Transportbewegung in eine andere Position, um aus dieser effektiver stoßen zu können)

Schutzkleidung

Eine moderne Fechtmaske

Die Fechtkleidung besteht häufig aus Dyneema, Baumwolle und/oder Nylon (die Zahlen in den Klammern geben an, welche Kraft in Newton eines speziellen Prüfgegenstandes das entsprechende Teil ab der B-Jugend mindestens aushalten muss):

  • Brustschutz (für Frauen verpflichtend)
  • Fechtmaske mit Drahtgitter aus V4A-Stahl und Halsschutz (1600 N)
  • Handschuh mit Polsterung (nur für Waffenarm)
  • Hose (800 N)
  • Jacke mit Fixierung/Klingenfangschutz (800 N)
  • Kniestrümpfe
  • optional Tiefschutz (Suspensorium)
  • Unterziehweste (Plastron) aus Aramid (800 N)

Die Fechtbahn

Die Fechtbahn (internationale Bezeichnung: Piste[3], aber umgangssprachlich auch in Deutschland Planche genannt) ist 14 m lang und 1,50–2 m breit. Sie ist aus einem leitenden Material hergestellt, welches verhindert, dass die elektrische Trefferanzeige Stöße auf den Boden als gültige Treffer zählt. Üblich sind Bahnen aus einer Kupferlegierung, modernere Fechtbahnen bestehen aus dem leichteren Aluminium oder einem Gummigewebe mit leitender Oberfläche.

Markierungen auf der Fechtbahn:

  • Mittellinie
  • Zwei Startlinien (jeweils 2 m von der Mittellinie entfernt)
  • Zwei hintere Grenzlinien (jeweils 7 m von der Mittellinie entfernt)
  • die jeweils letzten 2 m vor den hinteren Grenzlinien sind farblich markiert.

Elektronische Trefferanzeige

Die elektrische Trefferanzeige wurde 1936 beim Wettkampf mit Degen, mit Florett 1957 und mit Säbel 1988 eingeführt. Beim Florett und beim Säbel müssen Fechter hierfür spezielle elektronische Ausrüstungen (Florett: E-Weste und Maske mit elektrisch leitendem Maskenlatz, Säbel: E-Weste, E-Handschuh, E-Maske) tragen, um gültige Treffer angezeigt zu bekommen.

  • Im Florett befindet sich eine isolierte Litze in einer Nut in der Klinge. An der Spitze ist ein Taster angebracht, der im Ruhezustand die Litze mit der Klinge verbindet. Die Waffe wird durch zwei Leitungen mit dem Meldegerät verbunden, eine Leitung mit der Litze, eine mit der Klinge. Solange der Stromkreis geschlossen ist, wird kein Treffer angezeigt. Jeder Fechter trägt zudem eine leitende Weste (E-Weste), die ebenfalls mit dem Meldegerät verbunden wird.
    • Ein Druck von mind. 500 g auf den Taster an der Spitze öffnet den Stromkreis, und ein ungültiger Treffer wird angezeigt.
    • Hat die Spitze Kontakt zur gegnerischen E-Weste, so wird zwar die Verbindung zwischen Litze und Klinge getrennt, es wird jedoch ein neuer Stromkreis über die E-Weste geschlossen. In diesem Fall wird ein gültiger Treffer angezeigt.
    • Falls die Treffer der beiden Fechter nicht mehr als 300 ms auseinanderliegen, wird ein gleichzeitiger Treffer angezeigt. Bei einem größeren zeitlichen Abstand ist der Melder für den zweiten Treffer blockiert.[4]
  • Im Degen befinden sich dagegen zwei isolierte Litzen in einer Nut in der Klinge. An der Spitze befindet sich wie beim Florett ein Taster. Der Degen hat im Ruhezustand jedoch einen geöffneten Stromkreis. Ein Stoß mit mindestens 750 g Druck schließt den Stromkreis, und ein Treffer wird angezeigt. Falls das Intervall zwischen zwei Treffern geringer als 40 ms ist, zeigt der Melder einen Doppeltreffer an. Da jede Stelle des Körpers Trefferfläche ist, ist eine E-Weste zur Unterscheidung der gültigen und ungültigen Trefferfläche nicht nötig. Eine dritte Leitung wird jedoch benutzt, um zu verhindern, dass Stöße auf die Glocke der gegnerischen Waffe einen Treffer auslösen.
  • Beim Säbel werden auch Hiebe und nicht nur Stöße als Treffer gewertet, weshalb ein Taster in der Spitze hier nicht nötig ist. Eine Berührung der Säbelklinge mit der gegnerischen E-Weste, E-Maske oder dem gegnerischen E-Handschuh schließt einen Stromkreis, der einen gültigen Treffer anzeigt. Ungültige Treffer werden im Säbelfechten nicht angezeigt. Nach Anzeige eines Treffers wird ein nachfolgend aufkommender Treffer auf der anderen Seite nur in einer Zeitspanne von 120 ms angezeigt.

Fechtturnier: Regeln

Generelles

Auf Turnieren werden Setzrunden gefochten, auf die eine Direktausscheidung folgt. Dabei werden die Teilnehmer zunächst in Runden aufgeteilt, wobei auf Meisterschaften etc. direkt Qualifizierte später dazustoßen können.

Altersklassen

Die Wettkämpfe werden in verschiedenen Altersklassen ausgetragen. Die Altersklassen sind in der Sportordnung[5] des DFB festgelegt.

  • Schüler – 9- bis 11-Jährige
  • B-Jugend – 12- bis 13-Jährige
  • A-Jugend – 14- bis 16-Jährige
  • Junioren – 17- bis 19-Jährige
  • Aktive (Allgemeine Klasse) – 20-Jährige und Ältere
  • Senioren – ab 40 Jahren

Jüngere Fechter sind laut Sportordnung noch nicht zugelassen. Zudem wird auf vielen Turnieren die Seniorenklasse weiter aufgeteilt:

  • „Sonderklasse“ – 30- bis 39-Jährige (keine offizielle Klasse, manchmal aber auf Turnieren ausgeschrieben)
  • Senioren AK 0 – 35- bis 39-Jährige
  • Senioren AK 1 – 40- bis 49-Jährige
  • Senioren AK 2 – 50- bis 59-Jährige
  • Senioren AK 3 – 60- bis 69-Jährige
  • Senioren AK 4 – 70- Jährige und älter

Neben den offiziellen Weltmeisterschaften und den Olympischen Spielen werden Jugendweltmeisterschaften für A-Jugend (internationale Bezeichnung „Cadet“, deutsch: Kadetten) und der Juniorenklasse („Junior“) ausgetragen. Des Weiteren gibt es spezielle Meisterschaften für Senioren („Veterans“).[6] In Deutschland ist es der B-Jugend, A-Jugend und Junioren erlaubt, in der nächsthöheren Altersklasse zu starten. Des Weiteren dürfen Fechter des ältesten A-Jugend-Jahrgangs (16 bzw.17 Jahre) sowie Platzierte der deutschen A-Jugend-Rangliste bei den Aktiven starten.[7]

Einzel

Ein Gefecht dauert in den Vor- und Zwischenrunden maximal drei Minuten reine Kampfzeit. In Direktausscheidungen bis zu drei Mal drei Minuten mit jeweils einer Minute Pause. Gefochten wird auf fünf, in Direktausscheidungen auf bis zu 15 Treffer. Bei Gleichstand nach Ablauf der Zeit wird Vorteil ausgelost, dann (max. eine Minute) bis zum „entscheidenden“ Treffer weitergefochten (Sudden Death); fällt kein Treffer, so gewinnt der Fechter, der den Vorteil hat. Falls beide Fechter einen gültigen Treffer landen und dabei keinem der Fechter das Angriffsrecht zugesprochen wird, wird der Punkt ebenfalls dem Fechter mit Vorteil zugesprochen.

Mannschaftskampf

Eine Mannschaft besteht aus drei Fechtern plus einem Ersatzfechter, der im Verlaufe des Mannschaftskampfes eingewechselt werden kann. Jeder Fechter einer Mannschaft ficht gegen jeden Fechter der gegnerischen Mannschaft, so dass ein Mannschaftskampf aus neun Einzelgefechten besteht, die jeweils maximal drei Minuten dauern. Die Reihenfolge ist im Reglement festgelegt. Mannschaftskämpfe werden im Stafettenmodus ausgetragen, das heißt die Fechter übernehmen den Trefferstand aus dem vorherigen Gefecht. Im ersten Gefecht wird auf fünf Treffer gefochten, im zweiten auf zehn usw. Im letzten Gefecht wird dementsprechend gefochten, bis eine Mannschaft 45 Treffer erreicht oder die drei Minuten abgelaufen sind. Bei Gleichstand wird wie im Einzelgefecht verfahren.

Angriffsrecht

Bei Florett und Säbel gilt das Angriffsrecht (Konvention). Das bedeutet, dass derjenige den Treffer zugezählt erhält, der den Angriff begonnen hat (Initiative). Bei Unterbrechung/Parade des Angriffs wechselt das Angriffsrecht. Im Degen gilt keine Konvention, es werden sogar Doppeltreffer (gegenseitige Treffer) gewertet, sofern der Gegner seinen „Tempo – commune“ Treffer innerhalb einer zwanzigstel Sekunde (50 ms) setzt.

Die Regelverstöße und Bestrafungen

Beim Fechten gibt es drei Sanktionsmaßnahmen, welche vom Obmann gegen einen Fechter mittels farbiger Signalkarten ausgesprochen werden, wenn dieser gegen eine Regel verstoßen hat. Folgende Sanktionen kommen beim Fechten zur Anwendung:

  • Die Verwarnung: Eine Verwarnung ist während des Gefechtes gültig. Eine Verwarnung wird vom Obmann durch Zeigen der Gelbe Karte ausgesprochen.
  • Der Straftreffer: Beim Straftreffer bekommt der Gegner einen Trefferpunkt. Ein Straftreffer wird vom Obmann durch Zeigen der Roten Karte ausgesprochen.
  • Die Disqualifikation. Die Disqualifikation ist beim Fechten die höchste Bestrafung, da der schuldige Fechter aus dem Wettkampf und dem Turnier ausgeschlossen wird und eine Sperre von mindestens zwei Monaten in der laufenden oder darauffolgenden Saison erhält. In den Wettkampfaufzeichnungen wird der Name des Fechters durch „FECHTER AUSGESCHLOSSEN“ ersetzt. Der Gegner hat dadurch automatisch gewonnen. Eine Disqualifikation wird vom Obmann durch Zeigen der Schwarzen Karte ausgesprochen.

Neben der Bestrafung kann dem schuldigen Fechter bei einigen Vergehen der Treffer annulliert werden. Die Annullierung ist aber keine Sanktion.

Die Regelverstöße werden in vier Gruppen eingeteilt. Je höher die Gruppe, umso schwerer sind die Vergehen und umso schärfer werden sie geahndet.[8]

Vergehen der Gruppe 1

Ein geringfügiger Verstoß des schuldigen Fechters gegen die Regeln wird in die 1. Gruppe des Sanktionskatalogs einsortiert. Dabei handelt es sich in der Regel um technische Vergehen. Der 1. Verstoß in dieser Gruppe bedeutet für den schuldigen Fechter eine Verwarnung. Begeht der schuldige Fechter weitere Verstöße in dieser Gruppe, wird er mit einem Straftreffer bestraft.

1. Verstoß Jeder weitere Verstoß
Verwarnung Straftreffer
Ein Fechter wird bestraft, wenn er:
  • die Bahn ohne Erlaubnis verlässt,
  • den Kampf missbräuchlich unterbricht,
  • nicht regelgerechte Kleidung oder Material benutzt,
  • die vorgeschriebene Klingenbiegung missachtet,
  • keine Ersatzwaffe oder Ersatzkörperkabel dabei hat,
  • die Waffe auf die Bahn setzt, um sie gerade zu biegen,
  • beim Florett oder Degen die Spitze der Waffe auf die Bahn stößt oder schleift,
  • sich ungehorsam verhält,
  • keine regelkonforme Haartracht trägt,
  • die Maske vor dem Kommando „Halt“ hochhebt,
  • sich auf der Bahn ent- oder bekleidet oder
  • ungerechtfertigt reklamiert.
Zusätzlich wird dem Fechter der Treffer annulliert, wenn er:
  • Körper an Körper mit dem Gegner agiert, um einen Treffer zu vermeiden,
  • dem Gegner den Rücken zuwendet,
  • die gültige Trefferfläche verdeckt oder ersetzt,
  • Teile der elektrischen Ausrüstung anfasst oder berührt,
  • die Fechtbahn seitlich verlässt, um einen Treffer zu vermeiden
  • mit der Waffe seine E-Weste berührt, um die Trefferanzeige zu blockieren,
  • mit der Glocke schlägt,
  • Schritt vor, Flèche oder jede Vorwartsbewegung durchführt und dabei Füße oder Beine überkreuzt,
  • rempelt oder ungeordnet ficht,
  • sich regelwidrig bewegt,
  • brutal stößt,
  • einen Treffer im Fallen oder danach erzielt oder
  • die Fechtbahn ohne Erlaubnis des Kampfleiters (Obmann) betritt

Hat der Fechter bereits eine Rote Karte wegen eines Verstoßes aus der 2. oder 3. Gruppe erhalten, so muss er auch hier trotz 1. Verstoß die Rote Karte sehen und einen Straftreffer kassieren.

Vergehen der Gruppe 2

Absichtliche Verstöße des schuldigen Fechters gegen die Regeln, welche aber noch nicht als schwerwiegend angesehen werden, werden in die 2. Gruppe des Verstoßkatalogs einsortiert. Jeder Verstoß des Fechters in dieser Gruppe wird mit einem Straftreffer für den Gegner bestraft.

Jeder Verstoß
Straftreffer
Der schuldige Fechter kassiert einen Straftreffer, wenn er:
  • um eine Pause bittet, vorgetäuscht durch eine erkannte Verletzung oder Krampfs,
  • keinen Namen und/oder Nationalkennzeichen trägt, dies aber obligatorisch ist

Neben dem Straftreffer wird dem schuldigen Fechter der Treffer annulliert, wenn er:

  • den unbewaffneten Arm oder die unbewaffnete Hand benutzt,
  • den Gegner außerhalb der Fechtbahn absichtlich trifft,
  • ohne Kontrollmarke ficht,
  • gegen den Gegner brutal, gefährlich oder rachsüchtig vorgeht und
  • mit der Glocke oder dem Knauf schlägt.

Vergehen der Gruppe 3

Schwerwiegende Verstöße von Fechtern oder außenstehenden Personen gegen die Fechtregeln werden in die 3. Gruppe des Verstoßkatalogs einsortiert. Genauso wie in Gruppe 2 wird beim ersten Vergehen sofort ein Straftreffer gegen den Fechter verhängt. Der schuldige Fechter sollte dabei aufpassen, dass er kein weiteres Vergehen dieser Gruppe begeht, da er dann ansonsten vom Obmann disqualifiziert wird. Eine Disqualifikation wegen Vergehen gegen Gruppe 3 kann nur nach erfolgtem Straftreffer verhängt werden.

1. Verstoß 2. Verstoß
Straftreffer Disqualifikation
Ein Fechter wird bestraft, wenn er:
  • die Ordnung auf der Fechtbahn stört,
  • unfair kämpft, dabei wird dem schuldigen Fechter zusätzlich der Treffer annulliert, oder
  • gegen die Werbevorschriften verstößt.

Es gibt jedoch drei Ausnahmen, wo statt einem Straftreffer, eine Verwarnung verhängt wird.

1. Verstoß 2. Verstoß
Verwarnung Disqualifikation
Statt einem Straftreffer, gibt es eine Verwarnung, wenn:
  • alle Personen die Ordnung an der Bahn stören (außenstehende Personen können keinen Straftreffer erhalten),
  • der Fechter beim Training oder Aufwärmen nicht die Ausrüstung trägt, die von den FIE-Regeln vorgeschrieben ist oder
  • sich der Fechter oder jede andere Person unsportlich verhält.

Begeht der Fechter oder jede andere Person, welcher eine Verwarnung wegen eines Gruppe 3-Verstoßes erhalten hat, nochmal einen Gruppe 3-Verstoß, wird er mit der Schwarzen Karte disqualifiziert. Sollte ein Fechter auf der Bahn oder jede Person an der Bahn die Ordnung durch einen besonders schweren Verstoß stören, kann der Obmann ihn sofort mit der Schwarzen Karte ausschließen oder sogar aus dem Wettkampfbereich verweisen.

Vergehen der Gruppe 4

Äußerst schwerwiegende Verstöße von Fechtern, werden in die 4. und höchste Gruppe eingestuft. Da es sich hierbei um die schlimmsten aufgeführten Verstöße des Fechtsports handelt, wird der schuldige Fechter sofort mit einer Disqualifikation bestraft. Da der Fechter vom Wettkampf ausgeschlossen wird, gewinnt der Gegner dadurch automatisch. Gleichzeitig wird der Fechter vom Turnier suspendiert und erhält eine Sperre von zwei Monaten in der laufenden Saison oder danach (Saisonwechsel ist bei der Junioren-WM am 1. Oktober und bei der Aktiven-WM am 1. Januar).

1. Verstoß
Disqualifikation
Der schuldige Fechter erhält sofort eine Disqualifikation, wenn er:
  • elektrische Kommunikationsmittel verwendet, die es ihm ermöglichen, Anweisungen während des Kampfes zu erhalten,
  • betrügt, indem er gefälschte oder ausgetauschte Kontrollmarken verwendet,
  • präpariertes Material zur fälschlichen Trefferanzeige oder zum Nichtfunktionieren des Meldegerätes verwendet,
  • den Kampf mit einem regulär eingeschriebenen Fechter verweigert,
  • gegen den sportlichen Geist verstößt,
  • den Fechtergruß vor Gefechtsbeginn oder nach dem letzten Treffer verweigert,
  • den Gegner bevorteilt oder sich mit ihm abspricht,
  • absichtlich brutal agiert, was zur Annullierung des Treffers beim schuldigen Fechter führt, oder
  • gegen die Dopingrichtlinien verstößt.

Organisation

Internationaler Dachverband ist seit 1913 die Fédération Internationale d’Escrime (FIE). Die nationalen Sportverbände im deutschen Sprachraum sind der Deutsche Fechter-Bund (DFB), der Österreichische Fechtverband (ÖFV) sowie die Fédération Suisse d’Escrime.

Siehe auch

Portal: Fechten – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Fechten

Literatur

Weblinks

Wiktionary: Fechten – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: fechten – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Fechten – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Olympic Games Medals, Results, Sports, Athletes. Olympic.org, abgerufen am 18. Mai 2013 (englisch).
  2. Focus.de: Herrendegen und Damensäbel fehlen bei Olympia 2012. 24. November 2009, abgerufen am 6. März 2013.
  3. Règlement Technique de la FIE. (PDF; 1100 kB) 22. Februar 2013, abgerufen am 18. Mai 2013 (französisch).
  4. Wettkampfreglement FIE /Material / Stand 1.1.2006. (PDF; 561 kB) fechten.org, abgerufen am 29. Oktober 2013.
  5. Sportordnung. (PDF; 93 kB) Deutscher Fechter-Bund, 29. Juni 2007, abgerufen am 6. März 2013.
  6. Administrative Rules of the FIE. (PDF; 162 kB) Juni 2015, abgerufen am 11. September 2015 (englisch).
  7. Sportordnung des Deutschen Fechter-Bundes. (PDF; 125 kB) 13. Dezember 2014, abgerufen am 11. September 2015 (englisch).
  8. Strafenkatalog des Deutschen Fechter-Bund. (PDF) Deutscher Fechter-Bund, abgerufen am 20. Juli 2015.