Feilnersches Wohnhaus

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Feilnersches Wohnhaus
Das helle Bauwerk am rechten Bildrand ist das Haus Nummer 4, das um 1970 anstelle des Feilnerhauses gebaut wurde

Das helle Bauwerk am rechten Bildrand ist das Haus Nummer 4, das um 1970 anstelle des Feilnerhauses gebaut wurde

Daten
Ort Berlin
Baumeister Karl Friedrich Schinkel (Entwürfe)
Baujahr 1829–1830
Höhe rund 12 m m
Koordinaten 52° 30′ 19,6″ N, 13° 23′ 57,4″ OKoordinaten: 52° 30′ 19,6″ N, 13° 23′ 57,4″ O
Besonderheiten
Im Zweiten Weltkrieg zerstört, danach abgeräumt

Das Feilnerhaus oder Feilnersches Wohnhaus war ein spätklassizistisches dreigeschossiges Wohnhaus in Berlin-Kreuzberg. Es entstand 1829 in der Hasenhegerstraße 4 (ab 1848: Feilnerstraße) auf dem Gelände der Ofenfabrik von Tobias Feilner und C. F. W. Zimmermann nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der von einem Berliner Maurermeister und einem Zimmerermeister entworfene Plan für ein einfaches Bürgerhaus mit verputzter Fassade wurde durch Karl Friedrich Schinkel wesentlich überarbeitet.[2] Er sah eine backsteinsichtige Fassade mit rasterförmig angeordneten Fenstern vor, wobei die Gliederung durch glasierte Ziegellagen und die Ornamentik durch reliefierte Fensterbrüstungsplatten in verschiedenen Motiven realisiert werden sollte. Aus Kostengründen beschränkte sich der Fabrikherr Tobias Feilner bei den von ihm hergestellten Terrakottaplatten auf ein einziges Motiv, das der Bildhauer Ludwig Wichmann modellierte. Auch auf das Innere des Hauses nahm Schinkel Einfluss, indem er den Anschluss zwischen Vorderhaus und Seitenflügel durch Diagonalräume zu gewinnen suchte – ein Vorhaben, das Feilner nur vereinfacht ausführen ließ.

Brüstungsdetail, aus der Sammlung Architektonischer Entwürfe von Karl Friedrich Schinkel
Brüstungsdetail

Das Haus wurde einschließlich der beiden Seitenflügel und eines Säulenganges, der zum Garten überleitete, bis Anfang 1830 fertiggestellt. Es stellt eines der wenigen bürgerlichen Wohnhausbauten Schinkels dar und gilt als Vorläufer der Bauakademie. Teile der Entwürfe zu diesem Wohnhaus nahm Schinkel in seine Sammlung architektonischer Entwürfe als Blätter 113 und 114 auf.[3]

Tobias Feilner bewohnte das Gebäude nicht selbst, sondern vermietete die darin befindlichen sechs Wohnungen, u. a. an die Familie seines Schwiegersohns Ludwig Wichmann. Nach dem Tod Feilners erweiterte Wichmann 1845 den westlichen Seitenflügel um eine Bildhauerwerkstatt. Im Jahr 1860 kaufte der Orientmaler Wilhelm Gentz das Anwesen. Mehrere Besitzerwechsel führten zu einer kleingewerblichen Nutzung und zunehmender Vernachlässigung der Bausubstanz. Im Zweiten Weltkrieg brannte das Gebäude aus. Die Ruine wurde 1962 abgerissen und ein neues Quartier auf dem Grundstück gebaut. Der Architekt Rob Krier hatte sich bei der Gestaltung der Fassade Feilnerstraße 4 an das historische Vorbild des Feilnerhauses angelehnt, ein vollständiger Wiederaufbau war jedoch nicht vorgesehen. Das Wohnquartier bildet ein komplettes Neubauviertel unter der Bezeichnung Block Ritterstraße Nord, an deren Entstehen zahlreiche Architekten beteiligt waren. Das bis 1988 fertiggestellte Gebäudeensemble hat der Senat von Berlin unter Denkmalschutz gestellt.[4][5]

Teile der originalen Bauornamentik befinden sich im Stadtmuseum Berlin und im Kreuzberg Museum.

Ein Unternehmen (Dornows Baukunst) plant in Zusammenarbeit mit Berliner Projektentwicklern eine bauliche Rekonstruktion des Gebäudes an anderer Stelle. Der Nachbau soll dann mehrere Wohnungen enthalten.[6]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Feilnersches Wohnhaus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Zimmermann, C. F. W. In: Allgemeiner Wohnungsanzeiger für Berlin, Charlottenburg und Umgebungen, 1842, I, S. 501. „Kaufmann & Ofenfabrikant und T. Ch. Feilner; Hasenhegerstr. 4“ (Feilner wird hier als „& Comp.“ geführt).
  2. Jan Mende: Die Tonwarenfabrik Tobias Chr. Feilner in Berlin. Kunst und Industrie im Zeitalter Schinkels. Deutscher Kunstverlag, Berlin/München 2013, ISBN 978-3-422-07207-7, S. 239–244, 416–419.
  3. Digitalisate bei der Universitätsbibliothek Heidelberg, Blatt 113, Blatt 114; Abbildungen des Hauses sind beim Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin digitalisiert, s. Projektseite Karl Friedrich Schinkel: Haus Feilner, Berlin-Kreuzberg; abgerufen 16. Mai 2016.
  4. Beschreibung der Wohnanlage Ritterstraße Nord mit Fotos, abgerufen am 1. Juni 2018.
  5. Denkmalgeschützte Gesamtanlage Ritterstraße 55, 56, 59, 60; Alte Jakobstraße 120a, 121; Feilnerstraße 1, 2, 3, 4a; Lindenstraße 30, 31, 34–37; Oranienstraße 99–105
  6. Feilnerhaus. Bei: dornow-baukunst.de; abgerufen am 1. Juni 2018.