Ferdinand de Lesseps

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Ferdinand de Lesseps (zwischen 1872 und 1876)
Ferdinand de Lesseps (etwa 1880)

Ferdinand Marie Vicomte de Lesseps (* 19. November 1805 in Versailles; † 7. Dezember 1894 in La Chesnaye bei Guilly, Département Indre) war ein französischer Diplomat und Unternehmer. Er ist bekannt als erfolgreicher Erbauer des Sueskanals (1854/59–1869) und anschließend erfolgloser erster Erbauer des Panamakanals (1879/81–1889).

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

De Lesseps stammte aus einer französischen Diplomatenfamilie. Er verbrachte seine ersten Lebensjahre in Italien, wo sein Vater Mathieu als Diplomat tätig war, besuchte das Lycée Henri IV in Paris und studierte Handelsrecht als Vorbereitung auf seine diplomatische Laufbahn. Er scheint Reitstunden den Vorlesungen vorgezogen zu haben, jedenfalls machte er später in Ägypten damit Eindruck.

Seine Mutter Catherine war spanischer Abstammung. Ferdinand war bei seiner Kusine, der Comtesse de Montijo, zu Gast, wo er deren Tochter Eugénie kennenlernte, die 1853 als Ehefrau von Napoleon III. Kaiserin von Frankreich wurde. Sein Onkel, Jean Baptiste Barthélemy de Lesseps, war ebenfalls Diplomat.

Er trat 1825 in die diplomatische Laufbahn als Attaché am Generalkonsulat in Lissabon ein, arbeitete von 1827 bis 1828 in der Handelsabteilung des Ministeriums des Äußeren und ging 1828 als Konsulatsattaché nach Tunis. 1832 wurde er als Vizekonsul nach Alexandria entsandt. Um ihm die Quarantänezeit bei der Ankunft zu verkürzen, schickte ihm der Generalkonsul verschiedene Bücher, unter anderem den Bericht von Jacques-Marie Le Père, Mitglied der Ägyptischen Expedition Napoleons, über die Erkundungen im Isthmus von Sues und die Möglichkeit eines Kanalbaus. 1833 wurde er zum Konsul in Kairo und bald darauf zum Generalkonsul in Alexandria ernannt, wo er bis 1837 blieb.

In dieser Zeit war er häufig im Haus des Vizekönigs Muhammad Ali Pascha zu Gast, der von de Lesseps’ Vater in dessen Zeit als Napoleons Generalkommissar in Ägypten durch wohlwollende Berichte an die französische Regierung in seinem Aufstieg zum Vizekönig unterstützt worden war. Lesseps beeinflusste dort die Erziehung des jungen Muhammad Said, der sich später freundlich daran erinnerte, als er selbst Vizekönig geworden war. Außerdem lernte Lesseps den in die Ägyptische Bauverwaltung eingetretenen Linant de Bellefonds und seine Berichte über die Erkundung und Vermessung des Isthmus von Sues kennen und traf Thomas Waghorn, der mit seiner Overland Route erfolgreich einen neuen, kürzeren Transportweg über Sues betrieb.

Ende 1837 kehrte Lesseps nach Frankreich zurück und heiratete Agathe Delamalle, mit der er fünf Kinder hatte; sie starb 1853 zusammen mit einem Kind an Scharlach.

Ab 1838 verwaltete er nacheinander die Konsulate in Rotterdam, Málaga und Barcelona und wurde im April 1848 zum bevollmächtigten Minister der Republik Frankreich in Madrid ernannt. Anfang 1849 wurde er in außerordentlicher Mission zu der im Rahmen der Revolutionen von 1848/49 und des Risorgimento entstandenen Römischen Republik gesandt. Dort suchte er ein freundschaftliches Einvernehmen zwischen der dortigen provisorischen Regierung und Frankreich anzubahnen. Die französische Regierung, zur gewaltsamen Unterwerfung Roms unter die päpstliche Herrschaft entschlossen, berief ihn ab und er schied aus dem diplomatischen Dienst aus.

Lesseps zog sich auf seinen Landsitz Manoir de la Chesnaye zurück, wo ihm in seinen alten Akten wieder die Berichte von Jacques-Marie Le Père und Linant de Bellefonds zur Hand kamen. Er war von der zu dieser Zeit allgemein diskutierten Idee des Canal des deux mers (Kanal der zwei Meere) so angetan, dass er 1852 sogar ein Memorandum darüber verfasste, es ins Arabische übersetzen und dem seinerzeitigen Vizekönig Abbas I. übermitteln ließ, allerdings ohne weitere Folgen. 1854 erfuhr Lesseps, dass Abbas I. gestorben und Muhammad Said zum Vizekönig ernannt wurde, und gratulierte Said Pascha umgehend, der ihm mit einer Einladung nach Ägypten antwortete. Lesseps kam am 7. November 1854 in Alexandria an. Bei einem der Ausflüge in die Wüste unterbreitete er ihm am 15. November 1854 ein Memorandum über die Vorzüge eines Kanals durch den Isthmus. Schon am 30. November 1854 erhielt Lesseps von Said Pascha die Konzession, mit der zu gründenden Compagnie universelle du canal maritime de Suez (Sueskanal-Gesellschaft) den Kanal zu bauen und 99 Jahre lang zu betreiben.

Aktie der Compagnie Universelle du Canal Interocéanique de Panama vom 29. November 1880 – signiert von Ferdinand de Lesseps

Nach dreijährigen Bemühungen, den politischen Widerstand Großbritanniens auszuräumen und die Geschäftswelt Europas für Investitionen in das Projekt zu gewinnen, was ihn an den Rand des Bankrotts brachte, rief er Ende 1858 zur Zeichnung von Aktien auf und gründete die Sueskanal-Gesellschaft. Am 25. April 1859 kam es zum ersten Spatenstich. Nach Überwindung vielfältiger technischer, finanzieller und diplomatischer Schwierigkeiten konnte er am 17. November 1869 die Eröffnung des Kanals feiern. Am Ende dieser dreitägigen Feierlichkeiten heiratete er in Ismailia Louise Hélène Autard de Bragard (* 1849), mit der er 12 Kinder hatte.

1859 gründete er in Barcelona, wo er ehemals als Botschafter gearbeitet hatte, eine französischsprachige Grundschule, die erste auf der iberischen Halbinsel.

1879 ließ er sich zum Président du comité français pour le percement d’un canal interocéanique en Amérique centrale (Präsident des französischen Komitees für den Bau eines interozeanischen Kanals in Mittelamerika) wählen und nahm die Anlage des Panamakanals in die Hand, wobei er jedoch scheiterte (der Kanal wurde später von den USA fertiggestellt). Als einer der Hauptbeteiligten am Panamaskandal wurde er 1893 zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt, die er jedoch wegen eines Formfehlers nicht antreten musste.

Er wurde mit dem Großkreuz der Ehrenlegion ausgezeichnet; von Königin Victoria wurde er als Knight Grand Cross des Order of the Star of India ausgezeichnet und wurde zum Freeman of the City of London ernannt. 1873 wurde er Mitglied der Académie des Sciences, 1876 Ehrenmitglied (Honorary Fellow) der Royal Society of Edinburgh,[1] 1879 Mitglied der American Academy of Arts and Sciences und 1885 Mitglied der Académie française. Ferdinand de Lesseps war Mitglied des Päpstlichen Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem.[2]

Es wird manchmal behauptet, dass der eigentliche Planer des Sueskanals der Österreicher Alois Negrelli von Moldelbe gewesen sei, dessen Leistungen durch Lesseps zeitlebens sorgfältig verschwiegen worden seien. Negrelli starb aber bereits am 1. Oktober 1858, also vor der Gründung der Sueskanal-Gesellschaft und rund ein halbes Jahr vor dem Beginn der Bauarbeiten. Bei der Planung des Sueskanals ging es seinerzeit in erster Linie um die Vermessung des Isthmus und um die Findung der richtigen Trasse. Für beides haben Linant de Bellefonds und sein Mitarbeiter Eugène Mougel grundlegende Vorarbeiten geleistet, die von Lesseps in seinen Büchern auch gewürdigt wurden. Negrelli war 1847 in der Société d’Études du Canal de Suez und nach der Erteilung der Konzession an Lesseps in der von diesem einberufenen Internationalen Kommission über die Durchstechung der Landenge von Suez tätig. Die dort von ihm gemachten Vorschläge (Verlagerung des Kanaleingangs nach Westen, keine Schleusen, Verlegung des Hafens vom Timsahsee an die Kanalmündung) wurden bei der endgültigen Ausführung berücksichtigt.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Namensgebungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Ferdinand de Lesseps sind benannt:

  • Lessepssche Migration, der Austausch von Lebewesen zwischen Rotem Meer und Mittelmeer ab der Öffnung des Sueskanals[3]
  • Rebsorte „Ferdinand Lesseps“, für die er Namenspate ist
  • Escuela Francesa Ferdinand-de-Lesseps / École Français Ferdinand de Lesseps, älteste französischsprachige Schule auf der iberischen Halbinsel, in Barcelona, 1859 von Lesseps gegründet, für Kinder der Schulstufen 3 bis 6, 2009 wurde eine Stiftung gegründet[4]
  • École élémentaire publique Ferdinand de Lesseps, Schule in Toulouse
  • Plaça de Lesseps, Platz in Barcelona mit Parkanlage, U-Bahnstation Lesseps
  • Ferdinand Lesseps, 150 m langes Passagierschiff, Stapellauf 1951, erstmals umbenannt 19xx, abgewrackt 2003 oder 2004[5]

Film[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ferdinand de Lesseps. Der Durchbruch bei Suez. Doku-Drama, 45 Min. Produktion: ZDF Expedition, Erstsendung: 5. November 2006
  • Der Mann von Suez – Die Geschichte des Visionärs Ferdinand de Lesseps. Vierteiliger Fernsehfilm (1983)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sachbücher
  • Louis Bridier: Une famille française. Les de Lesseps. Fontemoing, Paris 1900.
  • Ghislain de Diersbach: Ferdinand de Lesseps. Perrin, Paris 1998, ISBN 2-262-01234-2.
  • Daniele Masse (Hrsg.): Lesseps. Le rêve de pharaons. Édition Magellan, Paris 2007, ISBN 978-2-35074-004-1.
Belletristik
  • Kasimir Edschmid: Lesseps. Das Drama von Panama. Verlag Der Greif, Wiesbaden 1947.
  • Percy Eckstein, Ferdinand von Lesseps – Triumph und Tragödie eines Optimisten, Wien Luckmann Verlag 1947
  • Pierre Gaspard-Huit: L’homme de Suez. Le roman de Ferdinand de Lesseps. Presses de la cité, Mesnil-sur-l’Estrée 1984, ISBN 978-2-258-01317-9.
  • Kurt Miketta: Der Sieger vom Suez. Das abenteuerliche Leben des Vicomte de Lesseps. Bertelsmann, Gütersloh 1958.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ferdinand de Lesseps – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Fellows Directory. Biographical Index: Former RSE Fellows 1783–2002. (PDF) Royal Society of Edinburgh, abgerufen am 31. Dezember 2019.
  2. Valmar Cramer: Der Ritterorden vom Hl. Grabe, Bachem 1952, S. 87
  3. Biologie : Exoten verändern östliches Mittelmeer tiefgreifend science.orf.at, 3. November 2021, 4. November 2021.
  4. [1] abgerufen am 4. November 2021.
  5. Ferdinand Lesseps, abgerufen am 4. November 2021.