Feuer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 12. Oktober 2016 um 12:22 Uhr durch Snoopy1964 (Diskussion | Beiträge) (Änderungen von Lisaakaqueen (Diskussion) auf die letzte Version von Snoopy1964 zurückgesetzt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Feuer
Video eines Feuers

Das Feuer (von althochdeutsch: fiur) bezeichnet die Flammen­bildung bei der Verbrennung unter Abgabe von Wärme und Licht. Voraussetzungen für die Entstehung und Aufrechterhaltung eines Feuers sind ein Brennstoff, ein Oxidationsmittel, wie etwa Sauerstoff aus der Luft, sowie die Überschreitung der Zündtemperatur des Brennstoffs.

Die Erzeugung von Feuer zählt zu den Kulturtechniken. Die Nutzung und zunehmende Beherrschung des Feuers war ein wichtiger Faktor der Menschwerdung und ist mindestens seit dem Jungpaläolithikum ein Bestandteil aller Zivilisationen.

Chemisch-physikalischer Hintergrund

Chemisch gesehen ist Feuer eine Oxidationsreaktion mit Flammenerscheinung. Dies ist eine exotherme Reaktion, das heißt, dass mit Feuererscheinung verlaufende Reaktionen mehr Energie in Form von Wärme an die Umgebung abgeben als zum Entzünden benötigt wird. Feuer ist heiß, weil die Umwandlung der schwachen Doppelbindung im Sauerstoffmolekül, O2, in die stärkeren Bindungen in den Verbrennungsprodukten (Kohlendioxid und Wasser) Energie freisetzt (418 kJ pro 32 g O2); die Bindungsenergien im Brennstoff spielen nur eine untergeordnete Rolle.[1]

Zur Entfachung bzw. Aufrechterhaltung eines Feuers werden allgemein ein brennbarer Stoff, ein Oxidator und Zündenergie (Wärme, mechanische Funken, Elektrizität) benötigt. Dieser Zusammenhang kann in einem Verbrennungsdreieck anschaulich dargestellt werden. Mangelt es an einer der drei Komponenten, erlischt das Feuer. Dies kann man sich zur Brandbekämpfung zunutze machen.

Bei der Verbrennung von organischen Materialien werden beispielsweise Kohlenwasserstoffe mit dem Oxidationsmittel Sauerstoff aus der Luft bei einer vollständigen Verbrennung zu Kohlenstoffdioxid und Wasser umgesetzt. Auch partielle Verbrennungen sind möglich, wobei Kohlenstoffmonoxid und andere, nur teilweise oxidierte Stoffe entstehen und nicht oxidierte Stoffe wie Ruß zurückbleiben können. Das Oxidationsmittel kann jedoch in manchen Fällen auch bereits dem Brennstoff beigemischt sein, beispielsweise in Form von Salpeter.

Da die entstehenden Verbrennungsgase aufgrund ihrer hohen Temperatur eine geringere Dichte haben als die umgebende Luft, steigen sie bei einer frei brennenden Flamme durch natürliche Konvektion nach oben (Kamineffekt). Der entstehende Unterdruck saugt von unten und von der Seite Frischluft an. Der darin enthaltene Sauerstoff erhält die weitere Verbrennung aufrecht. Bei extrem großen Feuern kann der so entstehende Luftzug Orkan­stärke erreichen – man spricht dann von einem Feuersturm.

Da in der Schwerelosigkeit die Dichteunterschiede keine Konvektion verursachen, ist die Zufuhr von neuem Sauerstoff gestört, weshalb sich beispielsweise bei einer in einem Raumschiff brennenden Kerze nur eine relativ schwache und annähernd kugelförmige Flamme ausbildet.

Ist die natürliche Konvektion für den gewünschten Zweck nicht ausreichend, können bei technischen Anwendungen sowohl die Luftzufuhr als auch die Abfuhr der Verbrennungsgase auch künstlich erfolgen, beispielsweise mit Hilfe von Gebläsen (siehe auch Saugzug).

Das Licht des Feuers ist eine physikalische Erscheinung. Elektronen der erhitzten Teilchen erlangen kurzzeitig ein höheres Energieniveau und fallen nach kurzer Zeit unter Abgabe (spontaner Emission) von Energie in Form eines Lichtquants (Photons) auf ihre ursprünglichen Energieniveaus zurück. Nicht jede solche Emission ist für das menschliche Auge sichtbar, es entsteht auch infrarote Strahlung (siehe Flammenfärbung).

Mit den chemischen und physikalischen Vorgängen in einem Feuer befasst sich die Verbrennungslehre.

Wortherkunft

Das neuhochdeutsche Wort Feuer lässt sich – über mittelhochdeutsch viur, althochdeutsch fiur und westgermanisch fewur – zurückverfolgen bis zum uralten, bedeutungsidentischen Indogermanischen pehwr (vergleiche auch altgriechisch πῦρ/pyr, armenisch hur, hethitisch pahhur, gotisch fon und umbrisch pir).

Prähistorische Feuernutzung

Die Zähmung von Wildfeuern (beispielsweise aus Blitzschlägen oder Erdbränden) und später die Kunstfertigkeit, Feuer zu entfachen,[2] waren wichtige Schritte der Menschwerdung. Bei Zunahme der karnivoren Diät, die für Homo habilis, mehr noch für Homo rudolfensis mit Veränderungen an Gebiss und Gehirn belegt ist, war die Verwertung dieser Nahrung durch Garen wesentlich effizienter.[3] Erhitzung – durch Kochen oder Braten über offenem Feuer oder Kochen in heißen Quellen – erleichtert den enzymatischen Aufschluss der Nahrung und entlastet damit den Verdauungstrakt. Außerdem konnte Nahrung durch Räuchern länger haltbar gemacht werden (was anhand von Tierleichen nach einem Buschbrand oder sonstigem verbranntem Fleisch erlernt werden konnte). Das Erhitzen verringerte ferner die Belastung der Nahrung durch krankmachende Parasiten, Bakterien und Viren.[4]

Feuer bot zugleich Wärme, Licht und Schutz vor Raubtieren und Insekten. Feuer ermöglichte die Härtung von Holz und Stein und später (im Neolithikum) von Ton oder Lehm zu Keramik und (noch später) zur Schmelze von Erzen.

Alt- und Mittelsteinzeit

Sehr frühe archäologische Belege der Feuernutzung durch Australopithecinen (vor 4–1,5 Millionen Jahren) ebenso wie durch Homo habilis (vor 2,5–2 Millionen Jahren) sind bis heute umstritten.[5][6] Prominente Beispiele solch zweifelhafter Belege sind Koobi Fora am Turkanasee (Kenia),[7] Swartkrans (Südafrika),[8] Yuanmou (China), Gongwangling-Stätte (China; vgl. Lantian-Mensch) und Pandalja 1 bei Pula (Kroatien).[9] Die Indizien von Feuerstellen in Swartkrans bestehen im Grad der Erhitzung des Sediments, indem mittels Elektronenspinresonanz belegt wird, dass die Brenntemperatur in der Feuerstelle höher war als bei einem natürlichen Grasbrand.[10][11] Ein weiterer umstrittener Fundplatz liegt im kenianischen Chesowanja, nahe dem Baringosee. Dort wurden Tierknochen und Oldowan-Werkzeuge neben über fünfzig verbrannten Lehmbrocken sowie eine feuerstellenähnliche Anordnung von Steinen gefunden.[12]

Seit 2011 wurden zum Teil mehr als eine Million Jahre alte Feuerstellenbefunde aus der Wonderwerk-Höhle in Südafrika publiziert, die aufgrund der verbrannten Knochensplitter und Pflanzenreste als von Menschen angelegt interpretiert werden.[13][14][15] Eine archäologisch recht sichere Feuerstelle mit verbrannten menschlichen Nahrungsresten liegt auch von Gesher Benot Ya’aqov im Norden Israels vor, die mit Homo erectus in Verbindung steht und etwa 790.000 Jahre alt ist.[16] Neben kleinformatigen gebrannten Steinartefakten, deren räumliche Verteilung auf Feuerstellen schließen lässt, wurden hier auch verbrannte Reste essbarer Pflanzen gefunden: Wilde Gerste (Hordeum spontaneum) sowie Holz Wilder Olivenbäume (Olea europaea subsp. oleaster) und Wilder Weinreben (Vitis sylvestris).[16] Viele Forscher gehen davon aus, dass die Besiedelung Ostasiens durch Homo erectus bzw. des nordalpinen Europa durch Homo heidelbergensis (synonym für den späten Homo erectus in Europa) vor etwa 600.000 Jahren nur mit Hilfe von Feuernutzung möglich war.[17] Dennoch sind einige früher für Homo erectus angeführte Belege heute widerlegt, wie in der Höhle von Zhoukoudian (China), wo die Laminierung der Sedimentschichten mit Schluffen, organischen Partikeln und Holzkohlen stattdessen deren natürlichen Eintrag beweist.[18]

Als älteste gesicherte Nachweise Europas gelten rund 400.000 Jahre alte Feuerstellen aus der englischen Beeches Pit,[19] Terra Amata bei Nizza[20] und Vértesszőlős in Ungarn.[21] Die Fundplätze werden in mittelpleistozäne Interglaziale datiert, die mit den marinen OIS 9, 11 oder 13 gleichgesetzt werden. In denselben Zeithorizont sind Feuerstellen in der Qesem-Höhle in Israel zu stellen,[22][23] sowie ein 350.000 Jahre alter Befund aus der Tabun-Höhle.[24]

Umstritten sind dagegen die Befunde vom thüringischen Fundplatz Bilzingsleben, wo „Holzkohlefeuer“ und erhitzte Travertinbrocken als Beleg eines Living floors beschrieben wurden.[25] Andere Forscher gehen von umgelagerten Hölzern aus, die durch Waldbrände verkohlt wurden.[26] Auch Manganausfällungen können infolge der Schwarzfärbung von Gesteinen wie Travertin die Existenz von Feuerstellen vorspiegeln.[5] Kontrovers wird auch die Feuernutzung im niedersächsischen Schöningen diskutiert. Ein als „Bratspieß“ bezeichneter Fichtenholzstab im Umfeld der Schöninger Speere wurde möglicherweise bewusst im Feuer gehärtet,[27][21] von anderen Autoren wird der kontrollierte Umgang mit Feuer an diesem etwa 300.000 Jahre alten Fundplatz jedoch bezweifelt.[28] Die vermutete Feuerhärtung von Hölzern wird auch für die etwa gleich alte Lanzenspitze von Clacton-on-Sea und die eemzeitliche Lanze von Lehringen in Frage gestellt.[29][30] Beispiele aus dem Zeithorizont der „klassischen“ Neandertaler der Würm-Eiszeit liegen mit der Grotte XVI[31], dem Abric Romaní[32] und dem Roc de Marsal[33] vor.

Feuerhärtung dominiert bei Homo sapiens seit 72.000 Jahren bei Steingeräten aus Hornstein wie Feuerstein, sie tritt seit 164.000 Jahren (Fundort Pinnacle Point in Südafrika) auf (Tempern von Feuerstein).[34] Die älteste Pyrit­knolle als Teil eines steinzeitlichen Feuerbestecks wurde aus einer Brandschicht der württembergischen Vogelherdhöhle beschrieben, die der archäologischen Kultur des typischen Aurignacien zugeordnet wird und auf rd. 32.000 Jahre datiert wird.[35] Diese Knolle, deren Schichtzugehörigkeit wegen der ungenauen Ausgrabung im Jahre 1931 nicht zweifelsfrei erwiesen ist, wäre der mit Abstand älteste Beweis für das „Feuerschlagen“ und damit eines Feuerzeugs.[36][37] Dazu gehört neben einer Pyrit- oder Markasitknolle im weiteren ein Schlagstein (meist Feuerstein) und ein Stück Zunderschwamm (Fomes fomentarius) oder anderer Baumschwamm (zum Beispiel Birkenporling). Bei der Mehrzahl der archäologischen Funde ist jedoch unklar, ob es sich um Pyrit oder Markasit handelt, daher sollte der neutrale Begriff Schwefelkies verwendet werden. Weitere altsteinzeitliche Belege angeschlagener Schwefelkiesknollen gibt es aus Laussel (Schichtzuordnung unklar, Solutréen?)[38] und aus dem belgischen Chaleux (Magdalénien).[37] Solche „Feuerschlag-Sets“ sind im Mesolithikum und der jüngeren Vorgeschichte dann gehäuft gefunden worden.[38] Gut datierte Belege aus dem Frühmesolithikum liegen vom englischen Fundplatz Star Carr vor, wo sowohl Fomes fomentarius als auch Markasit-Stücke gefunden wurden.[38] Der Nachweis konnte auch durch Rückstände (Residuen) von Pyrit an Schlagsteinen nachgewiesen werden,[39] wie in den spätmesolithischen Fundplätzen Henauhof-Nord bei Bad Buchau[40] und am Ullafelsen im Fotschertal.[41]

Nutzung aus Flächenbrandlegung

Feuer wurden vermutlich bei der Treibjagd auf flüchtiges Wild eingesetzt. Archäologische Indizien dafür gibt es allerdings nicht. Jedoch verwendeten die steinzeitlichen Ureinwohner Nordamerikas[42] wie auch Australiens[43] vor Einflussnahme durch Europäer Feuer zur nicht-agrarwirtschaftlichen Landnutzung. Henry T. Lewis zählte etwa siebzig verschiedene Gründe für die Brandsetzung durch Indianer auf.[42] Treibjagden auf größeres Wild scheinen durch Feuersetzungen nicht zu profitieren, dagegen können nach einem Flächenbrand zahlreiche Kleintiere (hauptsächlich durch Frauen) eingesammelt werden.[43] Feuer wurde später (vermutlich ab Neolithikum) gezielt zu Rodungszwecken eingesetzt, um Agrarflächen zu schaffen.

Jüngere Vorgeschichte

Feuermachen mit Feuerstahl, Feuerstein und Zunder

Im Zuge der Neolithisierung bildete das Feuer die Basis wichtiger Kulturtechniken, wie das Brennen von Keramik (Töpferei) und die Metall­schmelze (seit der Kupfersteinzeit). Die Standardmethode des Neolithikums ist das „Schwefelkies-Feuerzeug“, wie an diversen Funden der Bandkeramischen Kultur belegt werden kann.[44] „Markasit-Feuerzeuge“ sind auch während der Bronzezeit nachgewiesen.[45]

Ab der Eisenzeit ersetzt nach und nach der Feuerstahl die Schwefelkiesknolle. Im Gräberfeld von Bescheid wurde im Hügel 78/2 ein Roteisenstein und eine Feuersteinklinge gefunden, was in dieser Kombination als Feuerzeug gedeutet wird.[46]

Ahlenförmige Feuerstähle wurden unter anderem auf dem Nydam-Schiff gefunden.[47] In Norddeutschland sind während der Eisenzeit schiffchenförmige Quarzitobjekte bekannt, die ebenso wie Feuerstein zur Funkenproduktion dienen.[48]

Die Funkenerzeugung in Verbindung von Eisen und Feuerstein bleibt bis in die Neuzeit die am weitesten verbreitete Art des Feuermachens in Europa. Dieses Prinzip wird auch beim Steinschloss-Prinzip der Flinten angewandt.

Entfachen eines Feuers

Einwohner von Vanuatu beim Feuerpflügen
Papierloses „Anfeuern“ mit aufgefächerten Astspänen z. B. beim Lagerfeuer

Soll ein Feuer entfacht werden, muss neben dem Vorhandensein von Brennstoff und Sauerstoff dafür gesorgt werden, dass genügend Sauerstoff an den Brennstoff gelangt und die Verbrennungsprodukte abziehen können (Kamin­wirkung). Für das Entfachen ist eine Initialzündung notwendig, um die Zündtemperatur zu erreichen, wofür vorindustrielle Völker verschiedene Methoden kannten:

Reibung
Die ersten primitiven erzeugten Hitze durch Reibung. Die einfachste Form besteht darin, zwei Stöcke aneinander zu reiben. Weitere Entwicklungen sind das Feuerpflügen, Feuersägen und Feuerbohren. Dabei wird glühender Holzstaub erzeugt, der anschließend auf ein Zundernest geschüttet werden kann, um eine Flamme zu entfachen.
Funkenschlag
Zum Funkenschlag wird ein Stück Pyrit oder Markasit mit einem anderen Stück Pyrit, einem Feuerstein oder einem Stück hartem Stahl (Feile) geschlagen, um Funken zu erzeugen, die man in ein leicht entflammbares Material fallen lässt. Der Pyrit mit seinem verbrennenden Schwefelanteil ist dabei der „Funkenspender“, der Feuerschlagstein der „Funkenschläger“.[37] Als Zunderschwamm oder Baumschwamm eignet sich neben dem Zunder mit ähnlichen Eigenschaften auch der Birkenporling.[2] Andere Pilze, wie Kellertuch, Netzstieliger Hexenröhrling und Boviste (Lycoperdon bovista), müssen zuvor „nitriert“, das heißt in Salpeterlösung getränkt werden.[2] Nitrierte Rohrkolbenwatte ist ebenfalls als leicht entzündliches Material geläufig.[2]
Luftkompression
Dieses Verfahren wird in Hinterindien mit der Feuerpumpe angewandt.
Lichtbündelung
Mit Hilfe eines Brennglases (Lupe) oder eines Hohlspiegels kann Sonnenlicht auf einen Punkt fokussiert werden, sodass an dieser Stelle die Zündtemperatur von z. B. Holz oder Papier erreicht wird.

Geübte Menschen können ein Feuer mit solchen Methoden in etwa einer Minute entfachen; siehe dazu auch Survival. Heutzutage werden Feuer meist mit dem Feuerzeug oder mit Streichhölzern entfacht. Gegebenenfalls wird ein Fidibus verwendet, um unzugängliche Stellen zu entzünden.

Frühe naturwissenschaftliche Konzepte

Im antiken Griechenland wurde dem Element Feuer das Tetraeder als einer der fünf Platonischen Körper zugeordnet. Feuer ist eines der Elemente sowohl der klassischen Vier-Elemente-Lehre als auch der chinesisch-japanischen Fünf-Elemente-Lehre.

Religiöse Bedeutung

Burning Man Festival
Osterfeuer am Strand von Binz auf Rügen
Feuerjongleur
Feuerspucker
Holzfeuer

Die Bedeutung des Feuers spiegelt sich in zahlreichen Mythen wider, etwa dem der Feuerbringer Prometheus und Huschang[49] oder des Vogels Phönix.

Die alte Religion des persischen Religionsstifters Zarathustra wirkte nachhaltig in die dortige Volkskultur hinein. Auch heute noch lebt diese Religion als Parsismus bzw. Zoroastrismus fort. Viele persische Vornamen nehmen auf das Feuer Bezug.

Die Römer verehrten Vesta, die Göttin und Hüterin des Herdfeuers, mit einem eigenen Frauenkult (den Vestalinnen).

Judentum / Christentum: Im Alten Testament der Bibel sind Feuer, Rauch und Beben Begleiterscheinungen einer Theophanie (Gotteserscheinung, vgl. z. B. 2. Buch Mose, Kapitel 3). Nach dem Zeugnis der Apostelgeschichte zeigte sich der Heilige Geistin Zungen wie von Feuer“(vgl. Apg. 2 Pfingsten). In der Osternacht wird am Osterfeuer die Osterkerze, Sinnbild der Auferstehung Jesu Christi, entzündet. Der Brauch des Osterfeuers hat vermutlich vorchristliche Wurzeln. Bei Johannes nennt sich Jesus selbst das Licht der Welt. Dem Feuer wird außerdem reinigende Wirkung zugesprochen. So wurden im Mittelalter Hexen auf dem Scheiterhaufen verbrannt, um ihre sündigen Seelen reinigen zu lassen.

Im Hinduismus ist Agni, das Feuer, die Verkörperung Gottes, der auf der Erde in Flammenform erscheint. Feuer spielt im Gottesdienst sowie in allen anderen religiösen Riten eine herausragende Rolle: Die populärste tägliche Zeremonie ist das Arati, wo man ein Butterlicht vor dem Altar schwenkt. Das Feueropfer, Yaggya (auch Yajna) genannt, war ursprünglich wahrscheinlich das wichtigste Opferritual, bei dem die Opfergaben in das heilige Feuer geworfen wurden.

Auch heute noch spielt das Feuer im Glaubensleben der Hindus eine wichtige Rolle: Zu bestimmten Anlässen, ganz besonders wenn es um Reinigungszeremonien wie Einweihung von Wohnungen, Geschäften oder dergleichen geht, entzündet der Priester unter Gebeten rituell das heilige Feuer. Im Feueropfer, heute auch Homa oder Havan genannt, verehrt er Agni. Bei einer Wohnungseinweihung etwa trägt der Priester oder der Besitzer anschließend die Schüssel mit dem glimmenden Feuer segnend durch die Räume. Besonders bei allen hinduistischen Sakramenten ist immer die lebendige Anwesenheit des Göttlichen in seiner Flammenform notwendig: Ein hinduistisches Paar schließt die Ehe, indem es gemeinsam siebenmal um das Feuer herumgeht.

In manchen ethnischen Religionen gibt es einen oder mehrere Feuergeist(er). Im finnischen Epos Kalevala spielt der Raub der Feuermühle Sampo aus dem „Nordort“ (Pohjola) eine bedeutende Rolle, nach der auch die finnische Streichholz-Marke „Sampo“ benannt ist.

Kategorisierung

Zweckfeuer/Nutzfeuer

Zweckfeuer ist – im Gegensatz zu Schadfeuer – das beabsichtigte und kontrollierte Feuer, das zum Erwärmen oder Verbrennen von Gegenständen oder anderem gedacht ist, zum Beispiel das Kamin­feuer, Lagerfeuer, Grillfeuer und Schwedenfeuer.

Der Mensch hat schon sehr lange gelernt, das Feuer zu beherrschen und nutzt es bis heute, zum Teil indirekt in Form des elektrischen Stroms. Aber auch in damit betriebenen Anlagen wird der Begriff Feuer verwendet, z. B. in Befeuerung und Leuchtfeuer. In der Technik bezeichnet man eine technische Vorrichtung, die mit Hilfe von Feuer Wärme erzeugen soll, als Feuerung. Bei flüssigen oder gasförmigen Brennstoffen kommt meist ein Brenner zum Einsatz.

Schadfeuer

Waldbrand

Das Schadfeuer – auch Brand genannt – ist ein zerstörerisches, meist unbeabsichtigtes Feuer. Es verbrennt ungewollt Gegenstände und ist erst kontrollierbar, nachdem es eingedämmt wurde. Brandbekämpfung von Schadfeuern ist die originäre Aufgabe der Feuerwehren.

Versicherungen definieren den Begriff Brand üblicherweise als Feuer, welches ohne einen bestimmungsgemäßen Herd entstanden ist oder diesen verlassen hat und sich selbständig auszubreiten vermag. Bestimmungsgemäßer Herd kann hier jedes Objekt sein, welches dafür bestimmt ist, Hitze (Backofen, Bügeleisen) oder Feuer zu erzeugen. Absichtliche Schadfeuer können durch Pyromanie entstehen.

Mit Hilfe von Brandwaffen (nicht zu verwechseln mit Feuerwaffen) kann Feuer im Kampf auch zur gezielten Schädigung eines Gegners genutzt werden.

Literatur

  • Adam Merschbacher: Brandschutz: Praxishandbuch für die Planung, Ausführung und Überwachung. Verlagsgesellschaft Rudolf Müller, 2005, ISBN 3-481-02054-6.
  • Johan Goudsblom: Feuer und Zivilisation. 2. Auflage, Springer VS, Wiesbaden 2016, ISBN 978-3-658-06505-8.
  • J. Warnatz, U. Maas, R. W. Dibble, Verbrennung, 3. Auflage, Springer, Berlin Heidelberg 2001, ISBN 3-540-42128-9.
  • Helmut Gebelein: Das Element Feuer in Haushalt und Familie. In: Trude Ehlert (Hrsg.): Haushalt und Familie in Mittelalter und früher Neuzeit. Sigmaringen 1991, S. 137–151.

Weblinks

Commons: Feuer – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wikiquote: Feuer – Zitate
Wiktionary: Feuer – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikisource: Feuer – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Schmidt-Rohr, K. (2015). „Why Combustions Are Always Exothermic, Yielding About 418 kJ per Mole of O2J. Chem. Educ. 92: 2094–2099. doi:10.1021/acs.jchemed.5b00333.
  2. a b c d J. Collina-Girard: Le Feu avant les Allumettes. Collection Archéologie expérimentale et Ethnographie des techniques 3. Édition de la maison des sciences de l´homme, Paris 1994.
  3. R. N. Carmody, R. W. Wrangham: The energetic significance of cooking. In: Journal of Human Evolution. Band 57, Nr. 4, Oktober 2009, S. 379–391. doi:10.1016/j.jhevol.2009.02.011.
  4. Chris Stringer: The Origin of Our Species. Penguin / Allen Lane, 2011, S. 139, ISBN 978-1-84614-140-9
  5. a b S. Schiegl: Feuernutzung durch den Frühmenschen. In: Günther A. Wagner & Karl W. Beinhauer (Hrsg.): Homo heidelbergensis von Mauer. Das Auftreten des Menschen in Europa. Winter, Heidelberg 1997, ISBN 3-8253-7105-0, S. 298–303.
  6. Steven R. James: Hominid use of fire in the lower and middle Pleistocene: A review of the evidence. In: Current Anthropology. Band 30, Nr. 1, 1989, S. 1–26. doi:10.1086/203705.
  7. Randy V. Bellomo: Methods of determining early hominid behavioral activities associated with the controlled use of fire at FxJj 20 Main, Koobi Fora, Kenva. In: Journal of Human Evolution. Band 27, Nr. 1–3, 1994, S. 173–195. doi:10.1006/jhev.1994.1041.
  8. C. K. Brain, A. Sillent: Evidence from the Swartkrans cave for the earliest use of fire. In: Nature. Band 336, 1988, S. 464–466. doi:10.1038/336464a0.
  9. M. Barbetti: Traces of fire in the archaeological record, before one million years ago? In: Journal of Human Evolution. Band 15, 1986, S. 771–781. doi:10.1016/S0047-2484(86)80009-4.
  10. A. R. Skinner, J. L. Lloyd, C. K. Brain, F. Thackeray: Electron spin resonance and the controlled use of fire. In: PaleoAnthropology. 2004, A26a.
  11. C. C. Andre, A. R. Skinner, H. P. Schwarcz, C. K. Brain: Further exploration of the first use of fire. In: PaleoAnthropology. 2010, A1–2.
  12. J. D. Clark, J. W. K. Harris: Fire and its roles in early hominid lifeways. In: African Archaeological Review. Band 3, Nr. 1, Dezember 1985, S. 3–27. doi:10.1007/BF01117453.
  13. Peter B. Beaumont: The edge: More on fire-making by about 1.7 million years ago at Wonderwerk Cave in South Africa. In: Current Anthropology. Band 52, Nr. 4, 2011, S. 585–595. doi:10.1086/660919.
  14. F. Berna, P. Goldberg, L. K. Horwitz, J. Brink, S. Holt, M. Bamford, M. Chazan: Microstratigraphic evidence of in situ fire in the Acheulean strata of Wonderwerk Cave, Northern Cape province, South Africa. In: Proceedings of the National Academy of Sciences. 109. Jahrgang, Nr. 20, 2012, ISSN 0027-8424, S. E1215–E1220, doi:10.1073/pnas.1117620109.
  15. Eine Million Jahre alte Brandspuren: Schon Homo erectus spielte mit dem Feuer. In: Spiegel Online. 3. April 2012.
  16. a b Naama Goren-Inbar et al.: Evidence of hominin control of fire at Gesher Benot Ya’aqov, Israel. In: Science. Band 304, 2004, S. 725–727. doi:10.1126/science.1095443.
  17. J. A. J. Gowlett: The early settlement of northern Europe: Fire history in the context of climate change and the social brain. (PDF; 423 KB) In: Comptes Rendus Palevol. Band 5, 2006, S. 299–310.
  18. Paul Goldberg, Steve Weiner, Ofer Bar-Yosef, Q. Xud, J. Liu: Site formation processes at Zhoukoudian, China. In: Journal of Human Evolution. Band 41, 2001, S. 483–530. doi:10.1006/jhev.2001.0498.
  19. R. C. Preece, J. A. J. Gowlett, S. A. Parfitt, D. R. Bridgland, S. G. Lewis: Humans in the Hoxnian: Habitat, context and fire use at Beeches Pit, West Stow, Suffolk, UK. In: Journal of Quaternary Science. Band 21, 2006, S. 485–496. doi:10.1002/jqs.1043
  20. Paola Villa: Terra Amata and the Middle Pleistocene archaeological record of southern France. University of California Press, Berkeley 1983, ISBN 0-520-09662-2.
  21. a b Wil Roebroeks, Paola Villa: On the earliest evidence for habitual use of fire in Europe. In: PNAS. Band 108, Nr. 13, 2011, S. 5209–5214. doi:10.1073/pnas.1018116108.
  22. Panagiotis Karkanas, Ruth Shahack-Gross, Avner Ayalon, Mira Bar-Mathews, Ran Barkai, Amos Fumkin, Avi Gopher, Mary C. Stiner: Evidence for habitual use of fire at the end of the Lower Paleolithic. (PDF; 4,4 MB) In: Journal of Human Evolution. Band 53, 2007, S. 197–212. doi:10.1016/j.jhevol.2007.04.002.
  23. Ruth Shahack-Gross et al.: Evidence for the repeated use of a central hearth at Middle Pleistocene (300 ky ago) Qesem Cave, Israel. In: Journal of Archaeological Science. Band 44, 2014, S. 12–21. doi:10.1016/j.jas.2013.11.015.
  24. Ron Shimelmitz et al.: ‘Fire at will’: The emergence of habitual fire use 350,000 years ago. In: Journal of Human Evolution. Band 77, 2014, S. 196–203, doi:10.1016/j.jhevol.2014.07.005
  25. Dietrich Mania, Ursula Mania: Der Urmensch von Bilzingsleben. Ein Lebensbild vor 400 000 Jahren. In: Wolfgang Hansch (Hrsg.): Eiszeit – Mammut, Urmensch … und wie weiter? Städtische Museen, Heilbronn 2000, ISBN 3-930811-85-5, S. 116–137.
  26. Leif Steguweit: Gebrauchsspuren an Artefakten der Hominidenfundstelle Bilzingsleben (Thüringen). (Memento vom 21. Januar 2012 im Internet Archive) (PDF; 49 MB) Leidorf, Rahden 2003, ISBN 3-89646-852-9, S. 39.
  27. Hartmut Thieme: Angekohlter Holzstab. Altpaläolithische Holzgeräte aus Schöningen, Lkr. Helmstedt. Bedeutsame Funde zur Kulturentwicklung des frühen Menschen. In: Germania. Band 77, Nr. 2, 1999, S. 474–478.
  28. Mareike C. Stahlschmidt, Christopher E. Miller, Bertrand Ligouis, Ulrich Hambach, Paul Goldberg, Francesco Berna, Daniel Richter, Brigitte Urban, Jordi Serangeli, Nicholas J. Conard: On the evidence for human use and control of fire at Schöningen. In: Journal of Human Evolution. 89, 2015, S. 181, doi:10.1016/j.jhevol.2015.04.004.
  29. A. J. Cosner: Fire hardening of wood. In: American Antiquity. Band 22, 1956, S. 179–180.
  30. Jürgen Weiner: Kenntnis – Werkzeug – Rohmaterial. Ein Vademekum zur Technologie der steinzeitlichen Holzbearbeitung. In: Archäologische Informationen. Band 26, Nr. 2, 2003, S. 407–426. doi:10.11588/ai.2003.2.12704
  31. Panagiotis Karkanas, Jean-Philippe Rigaud, Jan F. Simek, Rosa Maria Albert, Steve Weiner: Ash bones and guano: a study of the minerals and phytoliths in the sediments of Grotte XVI, Dordogne, France. In: Journal of Archaeological Science. 29. Jahrgang, Nr. 7, 2002, ISSN 0305-4403, S. 721–732, doi:10.1006/jasc.2001.0742.
  32. J. Vallverdúa, E. Allué, et al.: Short human occupations in the Middle Palaeolithic level i of the Abric Romaní rock-shelter (Capellades, Barcelona, Spain). In: Journal of Human Evolution. 48. Jahrgang, Nr. 2, 2005, ISSN 0047-2484, S. 157–174, doi:10.1016/j.jhevol.2004.10.004.
  33. Vera Aldeias, Paul Goldberg, Dennis Sandgathe, Francesco Berna, Harold L. Dibble, Shannon P. McPherron, Alain Turq, Zeljko Rezek: Evidence for Neandertal use of fire at Roc de Marsal (France). In: Journal of Archaeological Science. 39. Jahrgang, Nr. 7, 2012, ISSN 0305-4403, S. 2414–2423, doi:10.1016/j.jas.2012.01.039.
  34. Kyle S. Brown, Curtis W. Marean, Andy I. R. Herries, Zenobia Jacobs, Chantal Tribolo, David Braun, David L. Roberts, Michael C. Meyer, Jocelyn Bernatchez: Fire as an engineering tool of early modern humans. In: Science. Band 325, Nr. 5942, 14. August 2009, S. 859–862.
  35. Gustav Riek: Die Eiszeitjägerstation am Vogelherd im Lonetal. Bd. I: Die Kulturen. Leipzig 1934, S. 161.
  36. Fritz Seeberger: Steinzeitliches Feuerschlagen. In: Archäologisches Korrespondenzblatt, Band 7, Heft 3, 1977, S. 195–200.
  37. a b c Jürgen Weiner, Harald Floss: Eine Schwefelkiesknolle aus dem Aurignacien vom Vogelherd, Baden-Württemberg. Zu den Anfängen der Feuererzeugung im europäischen Paläolithikum. In: Archäologische Informationen. Band 27, Nr. 1, 2004, S. 59–78.
  38. a b c Dick Stapert, Lykke Johansen: Flint and pyrite: making fire in the Stone Age. In: Antiquity. Band 73, 1999, S. 765–777.
  39. Alfred Pawlik: Die mikroskopische Analyse von Steingeräten. In: Urgeschichtliche Materialhefte. Band 10, Tübingen, 1995, S. 98.
  40. Alfred Pawlik: Die mikroskopische Gebrauchsspurenanalyse. In: Claus-Joachim Kind: Die letzten Wildbeuter. Henauhof-Nord II und das Endmesolithikum in Baden-Württemberg. In: Materialhefte zur Archäologie in Baden-Württemberg, Heft 39, 1997, S. 150–178.
  41. Alfred Pawlik: Die funktionale Analyse der Werkzeuge und die Rekonstruktion der Aktivitätsbereiche am Ullafelsen. In: Dieter Schäfer et al.: Zum Untersuchungsstand auf dem altmesolithischen Fundplatz vom Ullafelsen im Fotschertal (Stubaier Alpen, Tirol). In: Germania. Band 76, 1998, S. 439–496.
  42. a b Gerald W. Williams: Introduction to aboriginal fire use in North America. In: Fire Management Today (USDA Forest Service) Band 60, Nr. 3, 2000, S. 8–12.
  43. a b Douglas W. Bird, Rebecca Bliege Bird, Christopher H. Parker: Aboriginal burning regimes and hunting strategies in Australia's western desert. In: Human Ecology. Band 33, Nr. 4, August 2005, S. 443–464 (fortlewis.edu [PDF; abgerufen am 5. September 2016]).
  44. N. Nieszery: Bandkeramische Feuerzeuge. In: Archäologisches Korrespondenzblatt Band 22, 1992, S. 359–376.
  45. A. Pawlik: Identifying an early Bronze-Age pocket lighter. In E. A. Walker, F. Wenban-Smith, F. Healy (Hrsg.): Lithics in Action: papers from the conference Lithic Studies in the Year 2000. Oxford, Oxbow Books, 2004, S. 149–151.
  46. Rosemarie Cordie-Hackenberg: Das eisenzeitliche Hügelgräberfeld von Bescheid, Kreis Trier-Saarburg. Rheinisches Landesmuseum 1993, S. 94.
  47. Archäologisches Landesmuseum Schleswig: Der Opferplatz von Nydam. Die Funde aus den älteren Grabungen, Nydam-I und Nydam-II. Neumünster, Wachholtz 1998.
  48. Harm Paulsen: Die vorgeschichtlichen Feuerzeuge in Schleswig-Holstein. In: Die Heimat Band 83, 1976, S. 108–113.
  49. Uta von Witzleben: Firdausi: Geschichten aus dem Schahnameh. Eugen Diederichs Verlag, Düsseldorf und Köln 1960, S. 18 f. (Die Entdeckung des Feuers)