Fisch-Luzie

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Eine Darstellerin im Bremer Geschichtenhaus als Fisch-Luzie

Unter dem Namen Fisch-Luzie wurde in Bremen die schlagfertige Fischhändlerin Johanna Lucie Henriette Flechtmann, geb. Hartig, (* 9. März 1850 in Bremen; † 10. August 1921 ebenda) als beliebtes Original bekannt.

Biografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Flechtmann stammte aus einer Fischhändlerfamilie in der Bremer Neustadt, die mehr als 200 Jahre im Fischhandel tätig war.[1] Ihr Vater war der Fischhändler Heinrich Ludwig Hartig. Nach einer kurzen ersten Ehe mit einem Herrn Lorenz – ihr Mann starb – heiratete sie den Schlosser Albert Flechtmann. Von ihm trennte sie sich 1890. Sie wohnte nun in der Großen Annenstraße Nr. 96 und später wieder beim Neustadtsbahnhof. Hier betrieb sie einen Handel mit Fischen und Kleidungen. Aus ihren zwei Ehen hatte sie 17 Kinder zu versorgen.[2] Sie war außerordentlich geschäftstüchtig und auch resolut. Mit ihrem eigenen Boot fuhr sie den Fischkuttern entgegen, um schnell frische Fische aufzukaufen. Auf ihrem Fischstand auf dem Bremer Marktplatz vor der alten Börse verkaufte sie die Ware. Dadurch wurde sie als schlagfertige, couragierte Händlerin zu einem bekannten Bremer Stadtoriginal, die ihre Rechte auch schon Mal unter Benutzung von Fischen als Waffe entschieden verteidigte.

Noch bis 1998 bestand die Fischhandlung Flechtmann GmbH, betrieben von ihren Söhnen Hermann und Johann.

Flechtmann gründete 1907 den Fußballverein FC Stern Bremen mit und finanzierte ihn maßgeblich.[2] Sie gilt als erste Frau in Deutschland, die einen Fußballverein sponserte.[3] Der Name soll auf den Raddampfer zurückgehen, mit dem sie morgens auf der Weser fuhr, um Fische zu kaufen. Bis zu ihrem Tod soll sie regelmäßig am Spielfeldrand gestanden und ihre Mannschaft angefeuert haben. Es wird kolportiert, dass sie zuletzt mit einem Stuhl zum Spielfeld getragen wurde, als sie nicht mehr laufen konnte.[4]

Als die populäre Fisch-Luzie beerdigt wurde, musste die Polizei den kleinen Friedhof im Buntentor absperren, der die große Trauergemeinde kaum fassen konnte.

Ihre Tochter Lucie Götz besaß ein Geschäft in der Hermannstraße. Sie pflegte eine Leidenschaft für das Theater und übernahm in einer Aufführung des Thalia Theaters zwei Rollen, in denen sie sich selbst und auch ihre Mutter spielte. Sie starb 1950.
Johann Dietrich, genannt Jonny, der Enkel Lucie Flechtmanns, betrieb den Fischhandel am Domshof bis zum 17. November 1988.[4]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Im Bremer Stadtteil Neustadt wurde der Lucie-Flechtmann-Platz nach ihr benannt.
  • Im Focke-Museum Bremen hängt ein Gemälde von ihr.
  • In der Nähe des Bremer Maschinenfleets liegt der Lucie-Flechtmann-Weg.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Helga Fuhrmann, Ute Domdey: Flechtmann, Lucie. In: Bremer Frauenmuseum e. V. 21. März 2017, abgerufen am 14. November 2020.
  2. a b Jana Wagner: Lucie Flechtmann, die erste Frau, die einen Fußballverein gründete. In: bremenzwei.de. 2. November 2020, abgerufen am 14. November 2020.
  3. Hardy Grüne: Norddeutschland – Zwischen TSV Achim, Hamburger SV und TuS Zeven. In: Legendäre Fußballvereine. AGON, Kassel 2004, ISBN 3-89784-223-8.
  4. a b Bremer Frauengeschichte – Biografien: Fisch-Lucie. In: bremerfrauengeschichte.de. Abgerufen am 14. November 2020.