Flugzeugkaverne Željava

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Einfahrt in die Flugzeugkaverne

Die Flugzeugkaverne Željava an der bosnisch-kroatischen Grenze bei Bihać war die größte militärische Flugzeugkaverne in Europa.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Westlich von Bihać, beim Dorf Željava und am Fuß des Bergrückens Plješevica, wurde zwischen 1957 und 1970 Europas größte Flugzeugkaverne erbaut. Der unter dem Namen Klek oder Objekat 505 bekannte Komplex kostete den jugoslawischen Staat bis zur Fertigstellung zirka 6 Milliarden Dollar. Er fasste bis zu 80 MiG-21-Kampfflugzeuge, 110 Piloten sowie 1400 Luftwaffensoldaten. Die Konstruktion sollte einem Atomangriff mit einer Sprengkraft von 20 bis 30 Kilotonnen standhalten. Zum Schutz der Anlage wurde außerhalb der Kaverne eine Garnison mit 5000 Soldaten errichtet und bis zum Ausbruch der Jugoslawienkriege genutzt.

Mit dem Rückzug der Jugoslawischen Volksarmee aus Bosnien 1991 wurde die Kavernenanlage und die Pisten mit insgesamt 56 Tonnen Sprengstoff gebrauchsunfähig gemacht. Einige Bereiche im Inneren sind mit PCB kontaminiert.[2] Teile der Pisten und des Außengeländes sind immer noch stark vermint.[1]

Elemente[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Außenanlagen und Pisten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor dem Berg wurden fünf Startbahnen und Rollwege zu den vier Vorstollen angelegt. Von den drei Hauptstartbahnen ist jede lang genug, um eine MiG-21 mit voller Beladung starten zu lassen. Die anderen beiden sind als Ausweichpisten gedacht.

Kommandozentrale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nördlich im Berg wurde eine Kommandozentrale integriert.

Radarzentrale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf dem Bergrücken der 1650 m hohen „Gola Plješevica“ befindet sich eine ebenfalls in den Berg gebaute Radarzentrale. Von der Radarzentrale ist lediglich die Kuppel des britischen Marconi S-613-Suchradars ersichtlich. In der Radarzentrale befindet sich ein Lageraum mit vier Radarcontroller-Arbeitsplätzen, ein separater Raum mit denselben Radarcontroller-Arbeitsplätzen, ein mittels Panzertür geschützter Eingang und sechs Büros für Meteorologen, Flugvorbereitung und Radaroperatoren. Durch einen Lift ist die Radarzentrale mit der 121 m tiefer liegenden Kaverne verbunden. Mit dem S-600-Radarsystem, bestehend aus 3D-Such- und einem Höhenmessradar, konnten Flugzeuge im Idealfall 400 km tief in den italienischen, österreichischen und ungarischen Luftraum erfasst werden. Es konnten so sechs Flugzeuge gleichzeitig verfolgt und mittels Abfangjägern abgefangen werden.

Kontrollturm und Stabsräume[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittig im Stollen Nr. Vier befindet sich ein Zugangsstollen zu einem zylindrischen Raum. Daran angeschlossen sind fünf Stollen für Auswertung der Aufklärungsbilder, ELINT, Einsatzleitstelle, Fallschirmpackung und Staffelraum. Neben WC-Anlagen befand sich dort ein Aufzug, welcher 30 m nach oben in den Kriegskontrollturm fuhr. Hinter einer 68 mm dicken Panzerstahlplatte befanden sich Arbeitsplätze mit Funkausrüstung und dahinter ein Lageraum mit mehreren Radarüberwachungs-Arbeitsplätzen.

Vorstollen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Vorstollen waren vorne und hinten mit ca. 30 cm dicken, stahlbeton-armierten Panzertoren ABC-sicher hydraulisch verschließbar. Die bodenseitige Ausnehmung, durch welche das Panzertor geschoben wurde, ist mit beweglichen Stahlplatten mechanisch verschlossen worden, damit die Kampfflugzeuge darüberrollen konnten. Hierbei wurden die Platten von einem viertelkreisförmigen Sporn vorn am Panzertor sanft in die Lücke geführt. Die Vorstollen dienten dem Schutz gegen ABC-Waffen sowie direkten Treffern von Präzisionsbomben. Deren Druckenergie sollte um die Ecke geleitet werden und am Ende des Vorstollens in einer vergrößerten Kammer verpuffen und nicht in den inneren Bereich der Kaverne eindringen können. Die Panzertore geben nur eine umgekehrte T-förmige Öffnung frei, wodurch ausschließlich Kampfflugzeuge mit einem einzelnen Seitenleitwerk (bspw. MiG-21, Orao, Super Galeb) passieren konnten.

Fliegerstollen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die drei Tunnel (Fliegerstollen), welche nach dem Durchfahren erreicht wurden, dienten als Abstell- und Wartungshallen. Jeder von ihnen war oval, 20 m breit, 8 m hoch und zwischen 350 und 500 m lang. In den Stollen konnten zwei MiG-21 nebeneinander stehen. Somit ist genug Platz vorhanden, damit neben einem abgestellten Kampfflugzeug ein Tanklastwagen und Personal passieren konnte. Es wurden elektrische Schlepper verwendet, welche die Flugzeuge einzeln hinein und vor einem Einsatz wieder nach draußen zu Vorbereitungsplätzen schleppten. Dort wurden die Triebwerke mit Hilfe von Startgeräten angelassen und die Kampfflugzeuge konnten von dort direkt auf der Startbahn abheben. Diese Einrichtungen erlaubten den Betrieb mit bis zu 80 in der Kaverne betriebsbereit gehaltenen MiG-21. Nach einem erfolgten Einsatz stellten die Kampfflugzeuge auf der Bereitstellungsplatte vor der Kaverne die Triebwerke ab. Dort wurden sie mittels Schleppstange an Flugzeugschlepper mit Elektromotoren angehängt und in den Fliegerstollen gezogen. Die Schlepper waren elektrisch betrieben, um allfällige Explosionen der austretenden Treibstoffe in den Stollen vorzubeugen. Auf den zugewiesenen Parkfeldern im Stollen wurden die Kampfflugzeuge einer einfachen Zwischenflugkontrolle unterzogen, aus einem Flugfeldtankwagen mit Kerosin betankt und aufmunitioniert.

Unterstützungsräume[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Inneren der Kaverne war in den insgesamt 3,5 km langen Stollen genug Platz für vier vollausgerüstete MiG-21PF-Staffeln. So waren darin 110 Piloten und Fliegerbodentruppen einquartiert. Die wichtigen Räume waren mit insgesamt 56 gepanzerten Bunkertüren versehen. In verschiedenen Seitenstollen und Nischen waren zwei Diesel-Generatoren für 1000 bzw. 625 kVA, drei Staffelkommandostände, Luft-Kompressoren und Klimaanlagen, ein Lagezentrum, eine Kantine für 1000 Personen, eine Krankenstation und eine Entwicklungskammer für Nassbilder der MiG-21R-Aufklärer eingebaut. Wasser wurde einem unterirdischen Flusslauf entnommen und in die einzelnen Nasszellen verteilt. Reparaturen erfolgten im Wartungsstollen Nr. 2 (auf serbisch: Vazduhoplovno Technička Radionica) mittels der ausreichend vorhandenen Apparaturen und Ersatzteilen.

Belüftung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Um im Kriegsfalle operationsfähig zu sein, musste der ganze Komplex autark mit Atemluft versorgt werden. An Klimaanlagen waren sieben Einheiten auf die verschiedenen Abschnitte verteilt, um den nötigen Luftdurchsatz zu erreichen. Die Luft wurde über sieben, gegen Luftaufklärung getarnte, dreieckige Ansaugstutzen angesaugt. In den Klimakammern wurde die Luft zuerst durch Luftfilter von allfälliger Kontamination gereinigt und danach mit der Klimaanlage auf 18° erwärmt. Durch das Lüftungssystem mit Überdruck wurde die verbrauchte Luft nach außen gepumpt.

Fliegermunitions- und Kerosinlager[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben einem großen Munitionslager für Maschinenkanonenmunition, Luft-Luft-Lenkwaffen und Freifallbomben waren fünf zylindrische Treibstofftanks für 500.000 Liter Kerosin vorhanden. Diese Vorräte konnten den eingeschränkten Flugbetrieb von 60 MiG-21 für zwei Monate sicherstellen. Zudem waren Stollen zu einem 5 km entfernten Munitionsdepot und unterirdische Treibstoffleitungen zu einem 20 km entfernten Treibstofflager vorhanden.

ABC-Schutz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der ca. 120 m lange Wartungsstollen 2 wurde vorwiegend als Reparaturwerkstätte verwendet. Im Ereignisfall hätte er als Dekontaminationsstollen verwendet werden sollen, um mit von Einsätzen zurückkehrenden, kontaminierten Flugzeugen nicht weitere Räume zu verseuchen. In dem Dekontaminationsstollen konnten ca. vier Flugzeuge gleichzeitig mit Hochdruck-Wasserdüsen dekontaminiert werden. Der Stollen war von den anderen mit ABC-sicheren Panzertoren abschottbar. Nach der Dekontamination konnten die Kampfflugzeuge in die ihnen zugeteilten Fliegerstollen rollen. Große Kompressoren waren zusammen mit sieben Klimaanlagen eingebaut. Damit wurde ein Überdruck in 13 abschottbaren Kammern des Komplexes gegen eindringende C-Kampfstoffe erzeugt.

Eingesetzte Staffeln[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jagdgeschwader 117 (lovačko-avijacijski puk, kurz LAP) bestehend aus den vier nachfolgenden Staffeln:
    • 3 Jagdstaffeln (124., 125. Jagdstaffel und Teile jenem Staffelteil der 129. aus Pula für Ausbildungsflüge) mit MiG-21PF (lovačko-avijacijski eskadrila, kurz LAE)
    • 323. Aufklärungsstaffel (izviđačko-avijacijska eskadrila, kurz IAE) mit MiG-21R

Somit war die Anlage mit vier Staffeln belegt, deren Aufgabe in der Abfangjagd und taktischer Aufklärung lag.

Eingesetzte Flugzeugtypen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Mikojan-Gurewitsch MiG-21F-13 („Fishbed-C“) Abfangjäger (interne Bezeichnung L-12)
  • Mikojan-Gurewitsch MiG-21PFM („Fishbed-F“) Abfangjäger (interne Bezeichnung L-14)
  • Mikojan-Gurewitsch MiG-21R („Fishbed-H“) Aufklärungsmaschinen (interne Bezeichnung L-14i)
  • Mikojan-Gurewitsch MiG-21bis („Fishbed-N“) Jagdbomber (interne Bezeichnung L-17)
  • Mikojan-Gurewitsch MiG-21US („Mongol-B“) Doppelsitzer zur Umschulung von Jastreb auf die MiG-21 (interne Bezeichnung NL-14)

Ähnliche Anlagen in Europa[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Albanien Albanien

Kroatien Kroatien

Bosnien und Herzegowina Bosnien und Herzegowina

Kosovo Kosovo

Montenegro Montenegro

Schweiz Schweiz

Italien Italien

Norwegen Norwegen

Schweden Schweden

Galerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Flugzeugkaverne Željava – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Forgotten airfields – Zeljava. In: Forgotten Airfields in Europe. Ronald V., 31. Dezember 2012, abgerufen am 27. Dezember 2018 (englisch).
  2. Airfield ZELJAVA (Englisch) abgerufen am 9. Januar 2015.

Koordinaten: 44° 50′ 11″ N, 15° 45′ 29″ O