Fokker F.II

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Fokker F.II
Fokker-Grulich F.II der Luft Hansa in Dübendorf
Fokker-Grulich F.II der Luft Hansa in Dübendorf
Typ Verkehrsflugzeug
Entwurfsland

Deutsches Reich Deutsches Reich

Hersteller Fokker
Erstflug Oktober 1919
Indienststellung 1919
Produktionszeit

1919–1925

Stückzahl 23 bis 25 (einschließlich Fokker-Grulich-Lizenzbauten)[1]
Die zweite an KLM gelieferte Fokker F.II mit dem Kennzeichen H-NABD

Die Fokker F.II war ein einmotoriges Verkehrsflugzeug für vier Passagiere des niederländischen Herstellers N.V. Nederlandsche Vliegtuigenfabriek. Der Prototyp und die ersten Serienmodelle entstanden zwischen 1919 und 1921 bei den Fokker Flugzeugwerken in Schwerin.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Ersten Weltkrieg mussten die Fokker-Werke in Schwerin die Produktion von Militärflugzeugen einstellen. Der Unternehmer Anton Herman Gerard Fokker entschied sich daraufhin, zivile Flugzeugtypen entwickeln zu lassen. Die Entwurfsarbeiten begannen im Dezember 1918 unter der Leitung von Reinhold Platz.

Der erste Prototyp V.44 sah offene Sitze für die Passagiere vor. Diese Idee wurde sehr bald aufgegeben und das Flugzeug noch vor dem Einfliegen abgewrackt. Der zweite Entwurf, die F.I (V.45), wies bereits eine geschlossene Kabine auf. Auf Grundlage des Prototyps V.45 entstand schließlich die Serienausführung F.II.

Der Erstflug der F.II fand im Oktober 1919 statt. Mit ihr gelang wenig später ein siebenstündiger Flug von Berlin nach St. Petersburg mit sieben Passagieren an Bord. Die ersten Maschinen entstanden im Fokker-Werk in Schwerin. Nach dessen Schließung 1921 wurde die Fertigung im niederländischen Veere fortgesetzt. Ab 1925 entstanden in Staaken 18 bis 20 als Fokker-Grulich F.II bezeichnete Lizenzbauten für den Deutschen Aero Lloyd. Diese waren zuvor von Ingenieur Karl Grulich, dem Leiter der Staakener Werft, überarbeitet und mit geändertem Führersitz und Fahrwerk sowie größeren Kabinenfenstern versehen worden. Das dadurch resultierende höhere Gewicht wurde durch einen leistungsstärkeren BMW-IV-Motor kompensiert.

Konstruktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Rumpfstruktur der F.II bestand aus geschweißten Stahlrohren und war mit Stoff bespannt. Die Tragflächen des als Hochdecker ausgelegten Flugzeugs wiesen eine hölzerne Konstruktion und eine Sperrholzverkleidung auf. Die für vier Passagiere ausgelegte Kabine befand sich unterhalb der Tragflächen. Im offenen Cockpit davor konnte neben dem Piloten ein weiteres Besatzungsmitglied oder ein fünfter Fluggast untergebracht werden.

Als Antrieb der ersten Modelle diente ein BMW-IIIa-Motor. Da sich dieser als zu schwach erwies, wurde er bei einem an KLM ausgelieferten Flugzeug gegen einen Armstrong Siddeley Puma ausgetauscht. Ein anderes Exemplar erhielt nachträglich ein BMW-IV-Triebwerk.

Die Lizenzversion Fokker-Grulich F.II besaß ein geschlossenes Cockpit, das über eine Tür mit der Fluggastkabine verbunden war. Der Antrieb bestand aus einem BMW-IV-Motor, der später bei einigen Modellen durch einen BMW-Va ersetzt wurde. Verantwortlich für die überarbeiteten Pläne war Karl Grulich, Technischer Leiter der Deutschen Aero Lloyd.

Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstkunde war die niederländische Fluggesellschaft KLM. Das Vorführmodell war 1920 aus Deutschland herausgeschmuggelt worden, da die Siegermächte des Ersten Weltkriegs ein Exportverbot für Flugzeuge erlassen hatten. Die beiden ersten im August 1920 ausgelieferten Maschinen wurden zwischen Amsterdam-Schiphol und London-Croydon eingesetzt. KLM nutzte die Flugzeuge bis 1927. Zwei Maschinen verkaufte sie anschließend an die belgische Sabena.

Die Deutsche Luftreederei erwarb die drei in Schwerin gebauten Serienflugzeuge und ließ sie in der Freien Stadt Danzig registrieren.

Die für die Deutsche Aero Lloyd gebauten Maschinen wurden 1926 von der Deutschen Luft Hansa übernommen und bis 1934 auf Inlandsstrecken eingesetzt.

Der Prototyp V.45 gelangte im Dezember 1920 in den Besitz des niederländischen Instituts Rijksstudiedienst voor de Luchtvaart. 1936 kaufte Fokker das Flugzeug als Museumsstück zurück. Im Mai 1940 wurde es beim deutschen Einmarsch in Schiphol zerstört.

Nutzer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Deutsches Reich Deutsches Reich

Schweiz Schweiz

Niederlande Niederlande

  • KLM
  • Rijksstudiedienst voor de Luchtvaart

Belgien Belgien

Technische Daten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dreiseitenansicht Fokker F.II
Kenngröße Daten (Fokker F II)[2] Daten (Fokker-Grulich F II b)[2]
Besatzung 1
Passagiere 4
Länge 11,00 m
Spannweite 16,10 m 17,60 m
Höhe 3,66 m
Flügelfläche 42,00 m² 45,80 m²
Flügelstreckung 6,17 6,76
Rüstmasse 1200 kg 1392 kg
Zuladung 700 kg 795 kg
Nutzlast 352 kg 403 kg
Startmasse 1900 kg 2187 kg
Flächenbelastung 45,24 kg/m² 47,75 kg/m²
Masse/Leistungsverhältnis 13,97 kg/kW (10,27 kg/PS) 11,89 kg/kW (8,75 kg/PS)
Leistungsbelastung 3,24 kW/m² (4,40 PS/m²) 4,01 kW/m² (5,46 PS/m²)
Höchstgeschwindigkeit 150 km/h in Bodennähe 170 km/h in Bodennähe
Reisegeschwindigkeit 125 km/h in Bodennähe 150 km/h in Bodennähe
Steiggeschwindigkeit 2,36 m/s 2,50 m/s
Landegeschwindigkeit 70 km/h 80 km/h
Dienstgipfelhöhe 3800 m 4000 m
Reichweite maximal 850 km maximal 900 km
Flugzeit maximal 6 h
Start-/Landerollstrecke 250 m / 250 m 240 m / 250 m
Triebwerke ein wassergekühlter Sechszylinder-Reihenmotor
Typ BMW IIIa BMW IV
Leistung 185 PS (136 kW) 250 PS (184 kW)

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Fokker F.II – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Peter M. Grosz, Volker Koos: Fokker Flugzeugwerke in Deutschland 1912–1921, 2004, S. 71
  2. a b Wolfgang Wagner: Der deutsche Luftverkehr – Die Pionierjahre 1919–1925. Bernard & Graefe, Koblenz 1987, ISBN 3-7637-5274-9, S. 197.