Fontana Passugg

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Die Aussenansicht der Bildungsstätte Fontana

Fontana Passugg ist eine im Jahr 1993 gegründete Genossenschaft, die in der Pension Fontana in Passugg bei Chur eine vom Kanton Graubünden anerkannte Bildungsstätte für Gehörlose, Taube und Schwerhörige betrieben hat.

Nach dem Tod der Besitzerin kam die Pension als Schenkung an den Bündner Hilfsverein für Gehörlose. Hundert Jahre nach Bau und Inbetriebnahme der Pension begann 1997 nach vierjähriger Fronarbeit der Genossenschaftsmitglieder die Bildungsstätte mit der Aufnahme von Freizeiten, Tagungen; u. a. zum Erlernen der Gebärdensprache, und des Übernachtungsangebots. Einige Veranstaltungen waren auch für Hörende offen. Schweizweit war die nicht-kommerziell ausgerichtete Bildungsstätte, deren Angebot einer Volkshochschule ähnelt, die einzige ihrer Art.

In der Folge verwirklichen Gehörlose, Schwerhörige und Ertaubte in der Schweiz gemeinsam mit Hörenden in einem grossartigen Selbsthilfeprojekt unter eindrücklichem persönlichen Einsatz und vielen Frondienststunden ihre Vision eines Bildungs- und Kulturhauses. Für 10‘000 Gehörlose, 700‘000 Schwerhörige und 3‘000 Ertaubte entstand ein sehr beliebtes Begegnungs- und Bildungszentrum. Die angebotenen Kurse hatten weiterbildenden Charakter, fördernden aber auch ganz gezielt das Gemeinschaftserlebnis zwischen Gehörlosen, Hörbehinderten und Hörenden.[1]

Die Genossenschaft ist Mitglied des Schweizerischen Gehörlosenbundes (SGB-FSS) und des Schweizerischen Gehörlosen Sportverbandes (SGSV-FSSS).

Der Fokus ihres Wirkens richtet sich nun auf die neu ins Leben gerufene Fachstelle FsB für bilinguale Bildung.[2]

Eine Pension und ihre Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Grundstück der Pension liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zur Rabiosa und gehörte trotz geografischer Zugehörigkeit zu Passugg (und damit zu Churwalden) politisch zu Malix. Durch die Fusion von Malix mit Churwalden 2009 liegt das Haus heute auf Churwaldner Territorium.

Die Pension Fontana oberhalb Passugg stammt aus Jahr 1897. Der Bauherr des Kur- und Gasthauses, Anton Brüesch, bewirtschaftete mit seiner Familie den Betrieb. Das Haus war wie rund ein Dutzend ähnlicher Pensionen und Hotels in Sichtweite zum berühmten Kurhaus Passugg platziert. Zwischen den beiden Weltkriegen florierte der Betrieb. Nach dem Tod von Anton Brüesch führte seine Tochter Dorly den Betrieb weiter. Die Liegenschaft besteht aus dem Pensionsgebäude mit Wohnhaus, Chalet, Waschhaus, Stall und grosszügigen 26'000 Quadratmetern Wiesland und Wald. Ein verwilderter Waldweg führt von der Pension direkt zur Trinkhalle. Unterhalb der Liegenschaft, nur 10 Spazierminuten entfernt von Fontana, wird das berühmte Passugger Mineralwasser abgefüllt. Von dort führt die Hauptstrasse in 10 Fahrminuten hinunter nach Chur.

Knapp hundert Jahre nach dem Bau der Pension, am 4. Februar 1983, wurde das Testament von Dorothea Brüesch eröffnet. Sie bestimmte mit ihrem Letzten Willen, dass die Liegenschaft mit allen Gebäuden dem „Taubstummen- und Schwerhörigenverein Graubünden“ in Chur übergeben wird. Von den drei für Hörbehinderte tätigen Vereinen im Kanton Graubünden war keiner unter obigem Namen eingetragen. Das Erbe wurde daraufhin dem Bündner Hilfsverein für Gehörlose zugesprochen.

Im Jahr 1992 wurden Gebäude und Grundstücke aufgeteilt und zum Kauf angeboten. Gegen das Ansinnen, das dem Willen von Dorothea Brüesch in keiner Weise Rechnung trug, regte sich Widerstand. Mit Erfolg. Die am 20. Februar 1993 gegründete Genossenschaft Fontana Passugg unterzeichnete am 31. März den Kaufvertrag. Das Anwesen ging für 118'000 Franken an die Genossenschaft über.

Schritt für Schritt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1995 erfolgen erster Spatenstich und Fertigstellung für den Anbau an das Hauptgebäude. Im darauffolgenden Jahr begann der Probebetrieb der Pension Fontana Passugg, 1997 der Vollbetrieb. 1998 wurde das dreijährige Pilotprojekt „Erwachsenenbildung für Gehörlose und Hörbehinderte“ gestartet. Im Folgejahr fand das erste Fontana-Fest mit 250 Besuchern und Besucherinnen statt, zudem wurde erstmals am Churer Stadtfest teilgenommen. Im Jahr 2000 wurden Erweiterungsbauten errichtet und der neue Spiel- und Sportplatz unterhalb der Bildungsstätte eingeweiht.

Im Jahr 2001 erschien die erste Fontana-Zeitung und das dreijährige Bildungsprojekt ging zu Ende. Im Folgejahr wurde das zweite Bildungsprojekt für drei Jahre gestartet. Im Zentrum standen nun Schwerhörige und Ertaubte. Im Jahr 2004 geht das Haus Alpenblick in den Besitz der Genossenschaft Fontana Passugg über. Damit stand dem Seminarbetrieb ein zweiter guter Schulungsraum zur Verfügung. 2006 erfolgte eine Neupositionierung. Der Vorstand beschlioss, die Pension und das Bildungsangebot gezielter auch für die hörende Welt zu öffnen. Im Vordergrund blieb aber die ursprüngliche Zweckbestimmung, Gehörlosen, Schwerhörigen, Ertaubten und CI-Trägern Bildungs- und Kulturangebote zu bieten, welche auf die Bedürfnisse dieser Gruppen zugeschnitten sein sollen.

Aus wirtschaftlichen Gründen wurde vom Vorstand beschlossen, den Betrieb Ende 2012 vorübergehend mit einem Pachtleihevertrag einem Betriebsleiter zu übergeben. Nach Ablauf dieser Übergangsfrist konnte das Gelände mit den bestehenden Gebäuden am 1. Januar 2019 der SSTH-Swiss School of Tourism and Hospitality Passugg als Campus für ihre Studenten mit einem Mietkaufvertrag übergeben werden.[1]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Haus Fontana Passugg. In: www.fontanapassugg.ch. Genossenschaft Fontana Passugg, abgerufen am 24. März 2023.
  2. Ausblick. In: www.fontanapassugg.ch. Genossenschaft Fontana Passugg, abgerufen am 24. März 2023.

Koordinaten: 46° 49′ 38,5″ N, 9° 32′ 40″ O; CH1903: 760657 / 188401