François-Albert Viallet

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François-Albert Viallet (Bürgerlicher Name Karl Friedrich Boskowits, Zen-Name Soji-Enku), (* 20. März 1908 in Budapest; † 17. Mai 1977 in Frankfurt am Main) war Philosoph, Autor und Zen-Mönch.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Viallet gilt als Franzose österreichisch-italienischer Herkunft. Tatsächlich erblickte Viallet als Karl Friedrich Boskowits [Boskovicz], Sohn eines Ungars und einer Deutsch-Österreicherin, die Welt. Er wurde am 18. März 1949 in Frankreich eingebürgert[1]. Er benutzte auch die französische Variante seiner Vornamen Charles Fréderic nebst seinem Pseudonym François-Albert Viallet, häufig verwendete er häufig den Namenszusatz „dit Viallet“ (genannt Viallet) mit seinem bürgerlichen Familiennamen.

Nach Studien in Paris, Rom und Wien promovierte er zum Dr. phil. und war danach langjähriger Mitarbeiter bei Zeitschriften und Rundfunkanstalten. Während des Krieges geriet er in politische Gefangenschaft, wurde nach Deutschland deportiert und flüchtete aus dem Lager Wuhlheide.[2] In Frankreich gehörte er bis Kriegsende der Widerstandsbewegung (Résistance) an.

Er unterhielt eine langjährige Freundschaft mit Teilhard de Chardin (1881–1955). Nach dessen Tod verfasste er die erste Teilhard-Biographie und mehrere, in verschiedene Sprachen übersetzte kritische Arbeiten über Teilhard. Weitere philosophische Schriften und literarische Werke folgten.

1967 traf er Zen-Meister Taisen Deshimaru, der einige Monate zuvor in Paris angekommen war und im Dōjō in der Rue Pernety Zazen praktizierte. Später reiste er jedoch zum Zen-Kloster Antai-ji in Japan.[3]

Bei einem Aufenthalt im Antai-ji wurde er Schüler von Kosho Uchiyama Roshi (1912–1998),[4] erhielt die Mönchsweihe und seinen Zen-Namen Soji-Enku. Er kehrte nach Europa zurück und hielt Vorträge und Kurse zur Verbreitung des Soto-Zen in Frankreich, Italien, der Schweiz. Er wirkte vor allem in Deutschland, wo er das Zendo Frankfurt am Main gründete, das er bis zu seinem plötzlichen Tod 1977 leitete und in Italien, wo er das Dojo Soto Zen (Soto Zen Dojo) in Turin und das zendō di Fano (Zendō von Fano).

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Viallet entstammte einer Familie aus Budapest. Sein Vater Imre [Emmerich] Boskovicz gehörte einer jüdischen Familie aus Ungarn an; Viallets Großeltern väterlicherseits waren Samuel Boskovicz und Rosa Hayduska. Mütterlicherseits stammte Viallet aus einer deutsch-österreichischen Familie mit ungarischen, mährischen, böhmischen und istrischen Wurzeln. Die Mutter Emma Maria Wilhelmina Engelhardt war die Tochter von Carl Wilhelm Josef Engelhardt, einem Polizeibeamten aus Gorizia (ehemals Görz) und Triest, und der Schneiderin Anna Bauzher [Baucer], einer Triestinnerin mit istrischen Wurzeln[5]. Der Vater trat vor der Eheschließung zu katholischen Glauben über, die Mutter war Lutheranerin. Zum Zeitpunkt von Vaillets Geburt waren Triest und Gorizia Teil der Österreichisch-Ungarischen Monarchie.

1933 heiratete Boskowits dit Viallet Gertrude Doleysi in Wien.[6] Die Ehe wurde 1943 geschieden.

Auswahl seiner Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Deutsch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Zwischen Alpha und Omega. Das Weltbild Teilhards de Chardin; Glock und Lutz, Nürnberg 1958
  • Zen - Weg zum Andern. O.W. Barth Verlag, Weilheim 1972, ISBN 3-87041-255-0. (Franz. Originalausgabe: Zen - l'autre Versant)
  • Zen-Texte. Zendo Frankfurt am Main 1977
  • Zurück mit leeren Händen. O.W. Barth Verlag, Weilheim 1978, ISBN 978-3-530-28790-5
  • Einladung zum Zen. Econ-Taschenbuch, Düsseldorf 1988, ISBN 3-612-23002-6
  • Zen für Küche und Leben. Nach „Tenzo kyokun“ von Zen-Meister Dogen / Kosho Uchiyama Roshi. Angkor 2007, ISBN 3-936018-55-3

Französisch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Zen, L'autre versant. Casterman Poche-Collection Mutations-Orientations N°12, Paris, 1971, ISBN 2-203-23115-7

Italienisch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kosho Uchiyama Roshi, La realtà dello zazen. Il cammino verso se stessi. (italienische Übersetzung von Melina Caudo aus dem Französischen von F.A.Viallet, der auch eines der Vorworte verfasst hat) - Astrolabio Ubaldini (Erstausgabe 1973), 1986, ISBN 88-340-0287-3
  • Zen, l'altro versante. Edizioni Mediterranee, 1973 (Trad. a c. di A. Figarolli)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Naturalizations (1900-1963) | Karl Boskowits. In: filae.com. Naturalizations 1900-1963. Original source: Journal Offiziel, numéro de décret 10253-48, numéro de reference H002-NAT015863, abgerufen am 23. August 2023 (französisch).
  2. Francois-Albert Viallet: Zen. Weg zum anderen. Econ, 1995, ISBN 3-612-27979-3, S. 164.
  3. M.Y. Marassi, G. Iorio: La via libera. Etica buddista e etica occidentale. In: lastelladelmattino.org. Comunità buddista zen italiana, 2013, S. 14, abgerufen am 21. Dezember 2022 (spanisch).
  4. Zen-Meister | François-Albert Viallet. In: zen-guide.de. Abgerufen am 23. Dezember 2022.
  5. Eheregister 1908, Budapest (VI. Kerület) | Eheeintrag Imre [Emmerich] Boscovich / Emma Maria Wilhelmina Engelhardt. In: familysearch.com. Hungary Civil Registration, 1895-1980 (VI. Kerület) database with images, Familysearch, Pest-Pilis-Solt-Kis-Kun > Budapest (VI. Kerület) > Marriages (Házasultak) 1908 (jan) > image 53 of 603; Archiv der Stadt Budapest (Archive of the City), Hungary., abgerufen am 1. Dezember 2016 (englisch).
  6. Trauungsbuch Pfarrei Mariatreu, Wien. | Ehe und Scheidung Karl Friedrich Boskowits / Gertrude Doleysi. In: ancestry.com. Wien, Österreich, katholische Kirchenbücher 1600-1960 [database on-line]. Lehi, Utah, USA: Ancestry.com Operations, Inc., 2019. Ursprüngliche Daten:Archiv de Erzdiözese Wien; Wien, Österreich; Katholische Kirchenbücher; Pfarre: Maria Treu; Signatur: 9058; Laufendenummer: 02-31, abgerufen am 24. August 2023.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]