Franz Joseph von Thurn und Taxis

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Franz Joseph und sein Bruder Karl August

Franz Joseph Maximilian Maria Antonius Ignatius Lamoral Prinz von Thurn und Taxis (* 21. Dezember 1893 in Regensburg; † 13. Juli 1971 in Schloss Haus (Neueglofsheim)) war bis 1918 Erbprinz der Familie von Thurn und Taxis. Als Oberhaupt der Familie nannte er sich seit 1952 Fürst von Thurn und Taxis[1] und war so auch bis zu seinem Tod 1971 allgemein bekannt.[2]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappen des Fürstenhauses von Thurn und Taxis

Franz Joseph war der älteste Sohn des Fürsten Albert von Thurn und Taxis und der Erzherzogin Margarethe Klementine von Österreich. Bei seiner Taufe war der österreichische Kaiser Franz Joseph I. Pate.[3] Er hatte sechs jüngere Brüder und eine Schwester. Einer seiner Brüder war Max Emanuel Prinz von Thurn und Taxis (1902–1994), der als Pater Emmeram Mitglied des Benediktinerordens wurde.

Nach einer humanistischen Ausbildung durch Privatlehrer und der erfolgreichen Reifeprüfung studierte er seit dem Wintersemester 1912 an den Universitäten von Straßburg und Leipzig. Wegen des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges konnte er seine Studien nicht abschließen und trat am 6. August 1914 dem preußischen Eliteregiment Gardes du Corps bei. Während des Krieges wurde er zum Oberleutnant befördert und kehrte nach dem Ende des Krieges im Januar 1919 nach Regensburg zurück.[4]

Franz Joseph Prinz von Thurn und Taxis heiratete am 23. November 1920 in Bronnbach[5] bei Wertheim Elisabeth von Braganza (1894–1970). Zusammen mit seiner Ehefrau lebte er auf Schloss Haus (Neueglofsheim) in Thalmassing, wo er die Güter bewirtschaftete und seinen Interessen wie der Jagd, Geschichte und Kunst nachging. Seine große Privatbibliothek vermachte er später der Fürst Thurn und Taxis Hofbibliothek.

Aus der Ehe mit Elisabeth von Braganza gingen fünf Kinder hervor, von denen vier das Erwachsenenalter erreichten. Franz Joseph von Thurn und Taxis trat im Jahr 1930 der demokratie- und republikfeindlichen Vereinigung Stahlhelm bei und wie sein Vater Albert auf dem Bayerischen Stahlhelm-Tag in Regensburg auf.[6] Der Herausgeber und Chefredakteur der antinazistischen Zeitschrift Der Gerade Weg Fritz Gerlich bezeichnete Franz Joseph von Thurn und Taxis im Juli 1932 als einen von 1000 Prinzen, die Adolf Hitler unterstützten.[7] In der Zeit des Nationalsozialismus wurde er als Mitglied des Deutschen Offiziersbunds und des Stahlhelms Reserveoffizier der „SA-Reserve I“.[8] Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde er durch den Überfall auf Polen im Alter von 46 Jahren eingezogen und nahm bis Ende Juni 1940 am Westfeldzug gegen Frankreich teil. Anschließend war er zweieinhalb Jahre als Besatzungsoffizier in Frankreich stationiert, bis er nach einem Erlass Hitlers über die „Wehrunfähigkeit des deutschen Hochadels“ rückwirkend zum 31. März 1944 durch General Keitel aus der Wehrmacht entlassen wurde.[9] Sein einziger Sohn Gabriel war am 17. Dezember 1942 in der Schlacht von Stalingrad gefallen. Er fand seine letzte Ruhestätte auf dem Heldenfriedhof der 113. Infanteriedivision in Bol Rossoschka, ungefähr 30 Kilometer westlich Stalingrad.[10]

Franz Joseph von Thurn und Taxis bewohnte die meiste Zeit des Jahres das Schloss Haus, verbrachte aber den Winter im Regensburger Schloss St. Emmeram. Neben der Verwaltung der Familiengüter widmete er sich zunehmend der Aufarbeitung der Geschichte Regensburgs und der ehemaligen Abtei St. Emmeram, des Wohnsitzes der Familie von Thurn und Taxis.

Franz Joseph von Thurn und Taxis erhielt am 21. Dezember 1963 den Ehrenbürgerbrief der Stadt Regensburg, „in Würdigung der hohen Verdienste um die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Anliegen“.[11] Er war Ehrenmitglied der katholischen Studentenverbindung KDStV Rupertia Regensburg. Zur Erinnerung an die von seinen Ahnen gegründete Post fuhr Franz Joseph von Thurn und Taxis einen auffällig lackierten postgelben Mercedes 300. Seine Briefe mussten von der Deutschen Bundespost unentgeltlich befördert werden.[12]

Im Jahre 1966 eröffnete er das neue Marstallmuseum mit seinen Beständen an Prunkkutschen und Schlitten. Nachdem der Archivdirektor Max Piendl im Jahre 1961 bei seinen Untersuchungen zur Baugeschichte herausgefunden hatte, dass der Klosterbibliothekssaal in den Jahren 1730/31 von Cosmas Damian Asam ausgemalt und 1812 übertüncht worden war, ließ Franz Joseph von Thurn und Taxis die spätbarocken Fresken freilegen und bis 1969 wiederherstellen.[13]

Er überlebte seine Ehefrau, die am 12. Januar 1970 verstarb, nur um eineinhalb Jahre. Er starb nach schwerer Krankheit am 13. Juli 1971 und wurde in der Gruftkapelle von Schloss St. Emmeram beigesetzt. In Regensburg wurde die Erbprinz-Franz-Joseph-Straße nach ihm benannt. Nach seinem Tod ging die oberste Leitung des gesamten Familienbesitzes, des in fürstlichen Testamenten und im Hausgesetz aus dem 18. Jahrhundert bezeichneten Haus- und Stammvermögens, an seinen nächstjüngeren Bruder Karl August über. Chef der Gesamtverwaltung bzw. Generaldirektor war dessen Sohn Johannes.[14]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorfahren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ahnentafel Franz Joseph von Thurn und Taxis (1893–1971)
Urgroßeltern

Fürst
Maximilian Karl von Thurn und Taxis (1802–1871)
⚭ 1828
Frauen Wilhelmine von Dörnberg (1803–1835)

Herzog
Max Joseph in Bayern (1808–1888)
⚭ 1828
Herzogin Ludovika Wilhelmine von Bayern (1808–1892)


Erzherzog Joseph Anton Johann von Österreich (1776–1847)

⚭ 1819
Erzherzogin Maria Dorothea von Württemberg (1797–1855)

Prinz August von Sachsen-Coburg und Gotha (1818–1881)
⚭ 1843
Prinzessin Clementine d’Orléans (1817–1907)

Großeltern

Fürst Maximilian Anton von Thurn und Taxis (1831–1867)
⚭ 1858
Herzogin Helene in Bayern (1834–1890)

Erzherzog Joseph Karl Ludwig von Österreich (1833–1905)
⚭ 1864
Prinzessin Clotilde von Sachsen-Coburg und Gotha (1846–1927)

Eltern

Fürst Albert von Thurn und Taxis (1867–1952)
⚭ 1890
Erzherzogin Margarethe Klementine von Österreich (1870–1955)

Franz Joseph von Thurn und Taxis (1893–1971)

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wolfgang Behringer: Thurn und Taxis, Die Geschichte ihrer Post und ihrer Unternehmen. München, Zürich 1990, ISBN 3-492-03336-9.
  • Martin Dallmeier, Martha Schad: Das Fürstliche Haus Thurn und Taxis, 300 Jahre Geschichte in Bildern. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 1996, ISBN 3-7917-1492-9.
  • Fabian Fiederer: „... an allen alten Traditionen festhalten“. Lebenswelt und Selbstverständnis des Hochadels am Beispiel des Fürstenhauses Thurn und Taxis in der Zeit Fürst Albert I. (1888–1952). In: Thurn und Taxis Studien – Neue Folge Nr. 5, Verlag: Pustet, F / Pustet, Friedrich GmbH, 2017, ISBN 978-3-7917-2795-0.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Franz Joseph Fürst von Thurn und Taxis in: Internationales Biographisches Archiv 43/1971 vom 18. Oktober 1971, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
  2. Artikel 109 WRV (Weimarer Reichsverfassung vom 11. August 1919) bestimmt, dass die öffentlich-rechtlichen Vorrechte oder Nachteile der Geburt oder des Standes aufzuheben sind. Adelsbezeichnungen gelten nur [mehr] als Teil des Namens und dürfen nicht mehr verliehen werden. Im Falle der Nachkommen des ehemaligen Fürstenhauses Thurn und Taxis tragen seitdem alle Familienmitglieder den Familiennamen Prinz bzw. Prinzessin von Thurn und Taxis. Die auf den nicht mehr existierenden und vererbbaren Primogenituradel zurückgehende Namensbezeichnung Fürst von Thurn und Taxis unter Verwendung des Erstgeburtstitels „Fürst“ als Namensbestandteil (nur bei den Oberhäuptern der Familie) war personenstandsrechtlich (in dieser Familie nachweislich seit 1982) irrelevant, wird aber in nichtamtlichen Zusammenhängen ähnlich den Bestimmungen des Pseudonyms als Höflichkeitsform in Anlehnung an die Tradition der Familie sowohl in der Literatur als auch in der Gesellschaft überwiegend verwendet. Ob der melderechtlich relevante Name auch seiner Person stets Prinz von Thurn und Taxis blieb, ist Wikipedia nicht bekannt. In einigen ähnlich gelagerten Fällen gelang es adelsrechtlich befugten Titelträgern nach 1945, den Namensbestandteil Fürst auf Grund des Wohlwollens der örtlichen Behörde auch in ihre Dokumente eintragen zu lassen. Siehe dazu Wilfried Rogasch: Schnellkurs Adel, DuMont, Köln 2004, ISBN 978-3-8321-7617-4, S. 17 f.
  3. Dallmeier, Schad: Das Fürstliche Haus Thurn und Taxis. S. 156.
  4. Angaben nach Dallmeier, Schad: Das Fürstliche Haus Thurn und Taxis. S. 156.
  5. Nach Dallmeier, Schad: Das Fürstliche Haus Thurn und Taxis. S. 155 und 157, sowie den Europäischen Stammtafeln Band 5, Tafel 132 „Schloss Bronnbach“. Gemeint ist Kloster Bronnbach, das von 1803 bis 1986 im Besitz des Fürstenhauses Löwenstein-Wertheim-Rosenberg war und nach 1802 zeitweilig als Schloss diente, siehe Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 17. Oktober 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.schule-bw.de.
  6. Fabian Fiederer: „... an allen alten Traditionen festhalten“. Lebenswelt und Selbstverständnis des Hochadels am Beispiel des Fürstenhauses Thurn und Taxis in der Zeit Fürst Albert I. (1888–1952). Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2017, S. 123 ff.
  7. Fritz Gerlach: 100 Prinzen. Der Gerade Weg, 10. Juli 1932.
  8. Fabian Fiederer, S. 170.
  9. Dallmeier, Schad: Das Fürstliche Haus Thurn und Taxis. S. 157.
  10. Dallmeier, Schad: Das Fürstliche Haus Thurn und Taxis. S. 157–158 f.
  11. Dallmeier, Schad: Das Fürstliche Haus Thurn und Taxis. S. 158.
  12. Peter Brügge: Zum Nachtisch eine süße Krone. In: Der Spiegel 28/1963.
  13. Daten nach Dallmeier, Schad: Das Fürstliche Haus Thurn und Taxis. S. 159.
  14. Daten nach Dallmeier, Schad: Das Fürstliche Haus Thurn und Taxis. S. 159.
  15. Dallmeier, Schad: Das Fürstliche Haus Thurn und Taxis. S. 158 f.
  16. Ehrenbürger der Stadt Regensburg
VorgängerAmtNachfolger
Albert I.Oberhaupt des Hauses Thurn und Taxis
1952–1971
Karl August