Franziska Braun

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Franziska Braun (* 28. Dezember 1885 in Weilburg[1]; † 1955[2]) war die erste Frau, die „seit dem Wintersemester 1908/09“ als reguläre Studentin an der Technischen Hochschule Darmstadt (THD) eingeschrieben war. Sie studierte Architektur.[3] Außerdem war sie bis zum Ende des Ersten Weltkriegs neben fünf ausländischen Studentinnen die einzige Deutsche, die an der THD eine Diplomprüfung ablegte. Bei ihr war dies 1911 eine „Diplom-Vorprüfung für das Hochbaufach“.[4]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Franziska Braun wurde 1885 in Weilburg an der Lahn als Tochter des Gymnasialdirektors Philipp Braun und seiner Ehefrau Maria geborene Scheel geboren.[1][5] Sie legte das Abitur, das auch Frauen an der THD seit 1908 das reguläre Studium ermöglichte, in Frankfurt am Main am „Realgymnasium Musterschule“ ab. Realgymnasium hieß – im Unterschied zu humanistischen Gymnasien – dass die Schule auf Naturwissenschaften besonderen Wert legte. Auf die Abiturprüfung bereitete sie sich ebenfalls in Frankfurt am Main „durch Realgymnasialkurse für Mädchen (…) vor“.[6]

In der Diplomvorprüfung zeigte sie „gute und befriedigende Noten“.[7] Anders als Jovanka Bončić-Katerinić, der ersten Diplomingenieurin in Deutschland, die an der THD 1913 ihr Studium regulär beendete, schloss sie zumindest dort ihr Studium nicht ab. Im „Herbst 1912 (…) geht ihre Spur verloren.“ Warum sie die TH verließ, wegen Studienabbruch, Heirat oder Hochschulwechsel etwa, war 1988 noch nicht klar.[8] Bis zur 100-Jahr-Feier des Frauenstudiums an der THD 2008 klärte sich dies: „Franziska gab ihr Studium auf, um Heinrich Emil Fliedner zu heiraten und mit ihrem Mann nach Berlin zu ziehen“.[9]

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Magistrat der Stadt Darmstadt beschloss 2012, eine Straße auf dem Campus Lichtwiese der Technischen Universität Darmstadt nach ihr zu benennen.[10] Die Umbenennung wurde am 15. Oktober 2013 vorgenommen.[11]

Preis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die TU Darmstadt verleiht seit 2011 alle zwei Jahre den Franziska-Braun-Preis der Carlo-und-Karin-Giersch-Stiftung. Der mit 25.000 EUR dotierte Preis zeichnet „Best-Practice-Modelle für das Gewinnen von Frauen in und für Forschung und Lehre an der TU Darmstadt“ und wird an Organisationseinheiten oder Personengruppen der TU Darmstadt verliehen.[12]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Martina Viefhaus: Frauen an der Technischen Hochschule Darmstadt. In: Britta Emig (Hrsg.): Frauen in der Wissenschaft. Dokumentation der Ringvorlesung vom Wintersemester 1985/86 an der Technischen Hochschule Darmstadt. (= THD-Schriftenreihe Wissenschaft und Technik. Band 28). Darmstadt 1988, ISBN 3-88607-056-5, S. 35–61.
  • Uta Zybell, Verena Kümmel (Hrsg.): 100 Jahre Studium von Frauen an der TU Darmstadt. Dokumentation zur Ausstellung, Darmstadt 2008.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Geburtsnebenregister 1885. Hessisches Hauptstaatsarchiv – Standesamt Weilburg, abgerufen am 18. Dezember 2021.
  2. Von Behnisch bis Weiss - Ab 15. Oktober gelten neue Straßennamen auf dem Campus Lichtwiese. 18. September 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. Juni 2019; abgerufen am 29. Oktober 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.intern.tu-darmstadt.de
  3. M. Viefhaus: Frauen an der Technischen Hochschule Darmstadt. 1988, S. 44. Das berichtet auch das „Darmstädter Tagblatt“ anlässlich ihres Studienbeginns am 19. Oktober 1908, wie Viefhaus ebd. berichtet.
  4. M. Viefhaus: Frauen an der Technischen Hochschule Darmstadt. 1988, S. 44. Die vier weiteren Studentinnen mit Diplomabschluss waren in Architektur Jovanka Bontschits (Studienbeginn 1909, Abschluss 1913), Marie-Luise Dossewa (1913–1917), Stefana Faraschewa (1913–1918) und in Chemie Irina Galewska[1] (1909–1914). Rahel Gertrud Brunner (1912-ca. 1916) erwarb 1914 zudem in Architektur „ihr Vordiplom“ (M. Viefhaus: Frauen an der Technischen Hochschule Darmstadt. 1988, S. 46f.)
  5. M. Viefhaus: Frauen an der Technischen Hochschule Darmstadt. 1988, S. 44.
  6. M. Viefhaus: Frauen an der Technischen Hochschule Darmstadt. 1988, S. 44.
  7. M. Viefhaus: Frauen an der Technischen Hochschule Darmstadt. 1988, S. 44.
  8. M. Viefhaus: Frauen an der Technischen Hochschule Darmstadt. 1988, S. 44f.
  9. Vgl. T. U. Darmstadt, hoch3 4/2008, Juni 2008, S. 6.
  10. Von Behnisch bis Weiss. 18. September 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. Juni 2019; abgerufen am 31. Oktober 2020.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.intern.tu-darmstadt.de
  11. Von Behnisch bis Weiss - Neue Straßennamen auf der Lichtwiese. hoch3 #6/2013 der TU Darmstadt, 28. November 2013, abgerufen am 31. Oktober 2020.
  12. Franziska-Braun-Preis. In: giersch-stiftung.tu-darmstadt.de. Carlo und Karin Giersch-Stiftung an der TU Darmstadt, abgerufen am 7. August 2015.