Friedenskirche (Grünau)

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Friedenskirche Grünau
(von Südwesten gesehen)

Die evangelische Friedenskirche Grünau befindet sich am Don-Ugoletti-Platz, am Ende der Eibseestraße, im Berliner Ortsteil Grünau des Bezirks Treptow-Köpenick und wurde 1904–1906 nach Plänen von Ludwig von Tiedemann (Architekt) und Wilhelm Walther (BDA) errichtet. Von Wilhelm Walther stammen die Entwürfe für Altar, Kanzel, Gestühl, Eingangsportal und Türen.

Geschichte, Architektur, Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gotteshaus gehört zu den Kirchen, die unter dem Einfluss des Kirchenbauvereins und unter Schirmherrschaft der Kaiserin Auguste Viktoria – volkstümlich „Kirchenjuste“[1] genannt – entstanden ist.

Kriegsschäden im Zweiten Weltkrieg gab es relativ wenige. Am 23. April 1945 kam es beim Einmarsch sowjetischer Truppen in Grünau zu ausgiebigen Plünderungen und Zerstörungen des Inventars. Ab dem Bußtag 1948 fanden nach einer provisorischen Reparatur von Dach und Fenstern wieder regelmäßige Gottesdienste statt.

Die im märkischen Stil gehaltene Friedenskirche zeigt eine deutliche Anlehnung an spätromanische Bauten. Sie gilt als eines der letzten Bauwerke des Architekten von Tiedemann.

Die in Nord-Süd-Richtung ausgerichtete Kirche ist mit Nesselbergsandstein und roten Ziegeln verkleidet und hat an der Südseite einen vielgestaltigen Eingangsbau mit dreiseitigem Polygon für Hauptportal und Orgelempore. Sie wird an der Südwestecke von einem 35 m hohen quadratischen Turm flankiert, an der Südostecke von Taufkapelle und Apsis.

Ansicht von Südosten

Zwei Quersatteldächer an der Westseite mit Blendgiebeln geben dem Gebäude ein charakteristisches Aussehen.

Aus der Bauzeit stammen

Die vollständige Ausmalung des Kircheninneren durch F. W. Mayer orientierte sich an historischen Vorlagen aus dem Mittelalter. Diese wurde 1966 mit weißer Latexfarbe überstrichen. Die von Mayer ebenso gestalteten farbigen Bleiglasfenster mit christlichen Motiven sind seit 1944 nicht mehr vorhanden. Im Laufe der Jahrzehnte machte sich ein schleichender Verfall breit, sodass nach der politischen Wende eine Sanierung und Rekonstruktion in Angriff genommen werden konnte.[3]

Bei der Rekonstruktion 2006 legten die Fachleute aus dem Berliner Architekturbüro Thoma und Thoma die vielfältige, ornamentale und figürliche Ausmalung des Innenraumes größtenteils wieder frei. In den Flügel des Seitenschiffs wurden ein Sanitärtrakt und ein Gemeinderaum eingebaut sowie die Seitenempore zu einem Veranstaltungsraum umgestaltet.

Teil des Deckengemäldes

Die Turmuhr wurde anlässlich der 250-Jahr-Feier des Ortsteils Grünau im Jahr 1999 originalgetreu wiederhergestellt.

Die Bezirksverordnetenversammlung Treptow-Köpenick nannte den kleinen Vorplatz an der Friedenskirche 2008 in Don-Ugoletti-Platz um. Don Ugoletti war Pfarrer in der italienischen Stadt Albinea, einer späteren Partnerstadt Treptow-Köpenicks. Er hielt die Vorgänge um die Villa Rossi in seinem Tagebuch fest und sorgte dafür, dass fünf hingerichtete Wehrmacht-Soldaten, unter ihnen der Johannistaler Hans Schmidt, nicht einfach verscharrt, sondern in christlichem Sinne beerdigt wurden.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Günther Kühne, Elisabeth Stephani: Evangelische Kirchen in Berlin. Christlicher Zeitschriftenverlag (CZV), Berlin 1978, ISBN 3-7674-0158-4, S. 429.
  • Ernst Badstübner, Sibylle Badstübner-Gröger: Kirchen in Berlin – Von St. Nikolai bis zum Gemeindezentrum „Am Fennpfuhl“ mit Aufnahmen von Martin Dettloff. Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1987, ISBN 3-374-00171-8, S. 204 (Abb. S. 148).
  • Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil VI, Sakralbauten. Verlag Ernst & Sohn, Berlin 1997, ISBN 3-433-01016-1, S. 109, 385.
  • 100 Jahre Friedenskirche Grünau, Festschrift, Hrsg. Evangelische Kirchengemeinde Berlin-Grünau, Berlin-Grünau 2006.
  • Ursula Steinike, Klaus Steinike: Die Heilsgeschichte. Eine Bild- und Textdokumentation zur Heilsgeschichte, dargestellt an der Innenausmalung der Evangelischen Friedenskirche Berlin-Grünau von 1906. Hrsg. Evangelische Kirchengemeinde Berlin-Grünau, Berlin-Grünau 2016.
  • Ursula Steinike: Das Gute besiegt das Böse – Die Kanzel der Friedenskirche Grünau. In: Monatszeitschrift DER GRÜNAUER August 2019, Red Eagle Design, Berlin 2019, S. 3 (Digitalisat, abgerufen am 7. Oktober 2019).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Friedenskirche (Berlin-Grünau) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. „Kirchenjuste“ – ein Porträt (Memento des Originals vom 2. Februar 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.deutschlandradiokultur.de, eingesehen 12. April 2014.
  2. Ursula Steinike: Auf den Spuren von Wilhelm Sagebiel in Berlin und Umgebung – einem vergessenen Bildhauer aus Braunschweig, in: Braunschweigischer Kalender 2010, Joh. Heinr. Meyer Verlag, Braunschweig, ISSN 0343-0316, S. 85 ff.
  3. Steffi Bey: Bezirk und Gemeinde wollen Friedenskirche Grünau gemeinsam nutzen. Die Bibel rutschte vom Altar. In: Berliner Zeitung, 15. August 1994; abgerufen am 23. Juni 2016.

Koordinaten: 52° 25′ 4,8″ N, 13° 34′ 41,1″ O