Friedheim (Flensburg)

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Das Straßenschild Friedheim, wo der Stadtbezirk entstand
Bauernhof Twedter Feld (2015)
Kopf des Klabautermanns in der Osterkoppel (2015)
Die Osterkoppel mit dem Hochhaus (2014)

Friedheim ist der größte Stadtbezirk im Flensburger Stadtteil Mürwik.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1910 waren Twedter Holz und Twedt nach Flensburg eingemeindet worden.[2] Die Keimzelle des Stadtbezirks Friedheim befindet sich beim Bereich der Straße Friedheim, von der die Straße Am Bauernhof abgeht. Denn dort befand sich ein Bauernhof, der ungefähr seit 1831 Hartwig Samuelsen gehörte. Sein Nachkomme Peter Samuelsen verkaufte die umliegenden „Samuelsen'schen Ländereien“ in den 1910er-Jahren an Torpedoschlosser der Marineschule und an die Stadt, welche die Ländereien in kleinere Parzellen aufteilte und, ohne Gewinn zu machen, an die Mitglieder der Kleinsiedlungsgenossenschaft Friedheim verkaufte. Die Genossenschaft baute auf dem Gebiet 1919 mit staatlichen Zuschüssen die ersten Häuser der neuen „Siedlung Friedheim“,[3][4] bei der einige Ansätze der Flensburger Gartenstadtbewegung sich entfalteten.[5]

Wie es im Einzelnen zu der Benennung der Siedlung Friedheim kam, ist unklar. In Deutschland existieren mehrere Orte namens Friedheim. Auch als Personenname ist Friedheim bekannt. Offensichtlich naheliegende Deutungen wären „eingefriedetes Heim“[6] oder „friedliches Heim“.[7] Die Straße Friedheim erhielt ihren Namen am 23. August 1919.[8]

Das Siedlungsprojekt hatte sich an Torpedoschlosser und an die minderbemittelte Bevölkerung gewandt.[9][10] Bis 1929 baute die Genossenschaft weitere Häuser.[11] Kurz darauf machte sie Konkurs.[12] Dennoch wuchs die Siedlung schrittweise immer weiter.

Ein zweiter Bauernhof im Gebiet befand sich ein Stück weiter östlich beim Twedter Feld. Unmittelbar neben dem Bauernhof, dessen Wohnhaus erhalten geblieben ist, zweigt die Straße nach Twedter Feld ab,[13] die ihren Namen offiziell seit dem Jahr 1936 trägt. Die Adresse des Bauernhofes lautet Twedter Feld 1. Die von Norden nach Süden verlaufende, lange Straße am erwähnten Bauernhof von Twedter Feld erhielt im Jahr 1953 ihren Namen Kiefernweg.[14] Die Straßen Marrensdamm und Marrensberg erhielten ihre Namen 1959, wobei der Namensbestandteil „Marren“ darauf verweist, dass das Gebiet der beiden Straßen ganz früher einmal dem Kirchspiel St. Marien gehörte.[15] Anfang der 1960er-Jahre entstand am nördlichen Anfang der Straße Friedheim der Twedter Plack, der sich zum neuen Zentrum Mürwiks entwickelte.

In den folgenden Jahrzehnten wuchs die Bebauung immer weiter ostwärts, in die Richtung der Gemeinde Glücksburg. Im Februar 1967 gingen Bilder aus dem Stadtbezirk Friedheim um die Welt. Ein Fotograf des Flensburger Tageblattes fotografierte während des Adolph-Bermpohl-Orkan am 23. Februar bei der Kreuzung Marrensberg/Kiefernweg wie dort das Dach des mehrstöckigen Mehrfamilienhauses Binsenhof/Marrensberg vom Wind abgetragen, über die Straße Kiefernweg hinweg weggetragen wurde und bei den Reihenhäusern Kiefernweg 76 bis 82A niederfiel.[16][17] Dach und Teile der abgetragenen Mauer des Wohngebäudes wurden wieder instand gesetzt. Das Gebäude steht noch heute dort.

Inmitten des Stadtbezirks wurde am 11. November 1968 die Friedheim-Schule zunächst als Volksschule eröffnet. Seit Jahrzehnten wird sie aber nur noch von Grundschülern des Stadtbezirks besucht.[18][19] Die Bebauung wuchs weiter, bis sie letztendlich in den 1970er-Jahren mit dem Neubaugebiet Am Fördewald bis an den Glücksburger Wald heranwuchs.[20] An der Straße Rabenslücke, sowie östlich von dieser, entstanden Flachdachsiedlungsbereiche, darunter die bemerkenswerten Einfamilienhäuser Wacholderbogen 16 und 45, 47 aus den Jahren 1971/72. Der Architekt der beiden letzteren Flachdachhäuser, Edgar Asmussen aus Weding, zeigte sich beeinflusst durch einen Amerika-Besuch und dem landschaftsbezogenen Gestaltungsansatz von Frank Lloyd Wright. Das Flachdachhaus Wacholderbogen 16 wurde 1972 mit dem Preis des Innenministers des Landes Schleswig-Holsteins für landschaftsbezogenes Bauen ausgezeichnet.[21]

Ebenfalls in diesem Zeitraum wurden die beiden weißen Hochhäuser auf der Osterkoppel und dem Berg beim Eichenkratt hochgezogen, die seitdem weithin sichtbare Akzente setzen.[22] Der Berg beim Eichenkratt stellt mit einer Höhe von ungefähr 55 m ü. NN die größte Erhebung des Stadtteils Mürwik dar.[23] Als einer der „ersten Bewohner der Osterkoppel“ gilt der Klabautermann, der dort als Skulptur des Flensburger Bildhauers Hermann Sörensen am 8. Juli 1976 aufgestellt wurde.[24] Auch kulturell lebte der Stadtbezirk auf. Seit 1979 findet in Solitüde am Rande des Stadtbezirks das Solitüdefest statt. Zeitgleich wurde Ende der 1970er-Jahre im Stadtbezirk Friedheim die Angeliter Trachtengruppe von 1979 e.V., die überregional Bekanntheit erlange, gegründet.[25] 1980 wurde ein kleines Doppelhaus am Ende der Straße Friedheim abgerissen. Das besagte Haus, Friedheim 109, besaß Ähnlichkeit mit den heute noch existierenden Haus Friedheim 107. 1980/81 wurde an dessen Stelle ein kleines Ärztehaus errichtet, in dem sich neben zwei oder drei Ärzten eine kleine Apotheke ansiedelte.[26] Bald darauf, im Jahr 1984, wurde der ehemalige Bauernhof der Familie Samuelsen abgerissen, so dass heute nur noch die Straße Am Bauernhof, die ihren Namen 1957 erhalten hat, an diesen erinnert.[27][28]

Im Zuge der Konversion der 1990er-Jahre entstanden die Waldsiedlung Tremmerup und die Bebauung am Rande von Twedter Feld. Überbaut wurde auch der Bereich des Schießplatzes Twedter Feld auf dem Asmus Jepsen am 6. Mai 1945 erschossen wurde, während die Kapitulation schon eingeleitet worden war (vgl. Sonderbereich Mürwik). In Gedenken daran erhielt der Bereich des Schießplatzes, der bis zum Ende des Kalten Krieges militärisch genutzt wurde, den Namen Asmus-Jepsen-Weg.[29][30] Das unbebaute Twedter Feld, dessen Fläche ebenfalls zum Stadtbezirk gehört, wurde 2003 unter Naturschutz gestellt, womit es zum ersten und Einzigen Naturschutzgebiet der Stadt Flensburg wurde.

Friedheim heutzutage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Regenbogen im großen Wacholderbogen, wo sich für den Stadtbezirk typische Flachdach-Einfamilienhäuser befinden (2015)
Die Grundschule Mürwiks, die Friedheim-Schule im Stadtbezirk Friedheim

Neben der Neubebauung existieren heute auch ein paar alte Sorgenkinder der Alt-Bebauung. Ein Beispiel für dieses Problem stellte lange Zeit ein Einfamilienhaus an der Straße Friedheim dar, das 2013 von der MoinMoin als Geisterhaus von Friedheim betitelt wurde.[31] Das alte Siedlungshaus mit der Adresse Friedheim 46 wurde schließlich zwecks einer Neubebauung abgerissen.[32] Auch ein Neubaugebiet besitzt der Stadtbezirk zur Zeit wieder, nämlich im Bereich Alte Gärtnerei an der Osterkoppel, welches aber auf Grund der geplanten hohen Bebauung umstritten ist.[33]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Stadtteile, herausgegeben von der Stadt Flensburg (Memento vom 24. Februar 2016 im Internet Archive)
  2. Schriften der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte (Hrsg.): Flensburg in Geschichte und Gegenwart. Flensburg 1972, Seite 413
  3. Flensburger Straßennamen. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 2005, ISBN 3-925856-50-1, Artikel: Am Bauernhof
  4. Flensburger Straßennamen. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 2005, ISBN 3-925856-50-1, Artikel: Friedheim
  5. Flensburger Straßennamen. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 2005, ISBN 3-925856-50-1, Artikel: Gartenstadtallee
  6. Vgl. Duden — Herkunftswörderbuch, 1963, Lexem: Friedhof
  7. Vgl. Schule Friedheim, Vogel Frieda, Ein Stück des Weges leben und lernen wir gemeinsam (Memento des Originals vom 2. April 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/schule-friedheim.lernnetz.de, abgerufen am: 18. März 2015
  8. Flensburger Straßennamen. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 2005, ISBN 3-925856-50-1, Artikel: Friedheim
  9. Andreas Oeding, Broder Schwensen, Michael Sturm: Flexikon. 725 Aha-Erlebnisse aus Flensburg! Flensburg 2009, Artikel: Twedter Plack.
  10. Flensburger Straßennamen. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 2005, ISBN 3-925856-50-1, Artikel: Am Bauernhof
  11. Andreas Oeding, Broder Schwensen, Michael Sturm: Flexikon. 725 Aha-Erlebnisse aus Flensburg! Flensburg 2009, Artikel: Twedter Plack.
  12. Flensburger Straßennamen. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 2005, ISBN 3-925856-50-1, Artikel: Friedheim
  13. Gerret Liebing Schlaber: Vom Land zum Stadtteil. Flensburgs Stadtfeld und die eingemeindeten Dörfer in Bild und Wort ca. 1860–1930. Flensburg 2009. Seite 144
  14. Flensburger Straßennamen. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 2005, ISBN 3-925856-50-1, Artikel: Kiefernweg
  15. Flensburger Straßennamen. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 2005, ISBN 3-925856-50-1, Artikel: Marrensdamm und Marrensberg
  16. Helge Matthiesen: Top Flensburg, eine Sonderbeilage vom Flensburger Tageblatt, 2005, S. 54
  17. Flensburger Tageblatt: Flensburg-Historie: Der Tag, an dem die Dächer flogen, vom: 20. Februar 2017; abgerufen am: 20. Februar 2017; beachte dabei auch Bild 1, Bild 2, Bild 3
  18. Schriften der Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte (Hrsg.): Flensburg in Geschichte und Gegenwart. Flensburg 1972, S. 135
  19. Flensburg Mobil, Schule Friedheim, abgerufen am: 18. März 2015
  20. Flensburger Tageblatt: Luftbildserie: Fördewald: Am Grünen und im Stillen, vom: 27. August 2011, abgerufen am: 25. Februar 2014
  21. Eiko Wenzel: Zeitzeichen, Architektur in Flensburg nach 1945, S. 96
  22. Flensburger Tageblatt: Luftbildserie Teil II: Marineschule Mürwik: Der Boom in der "matschigen Bucht", vom: 17. Juli 2012; abgerufen am: 18. März 2015
  23. Karte von Flensburg Nord 1904 (Memento des Originals vom 29. Februar 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/greif.uni-greifswald.de, abgerufen am 10. Mai 2015
  24. SBV-Bote 114 (Memento des Originals vom 2. April 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sbv-flensburg.de, Seite 10; abgerufen am: 18. März 2015
  25. Vgl. Angeliter Trachtengruppe von 1979 e.V., abgerufen am: 18. März 2015
  26. Flensborg Avis: Noch ein Ärztehaus, 22. Oktober 1980
  27. Gerret Liebing Schlaber: Vom Land zum Stadtteil. Flensburgs Stadtfeld und die eingemeindeten Dörfer in Bild und Wort ca. 1860–1930. Flensburg 2009. Seite 144
  28. Flensburger Straßennamen. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 2005, ISBN 3-925856-50-1, Artikel: Am Bauernhof
  29. Landeszentrale für politische Bildung Schleswig-Holstein (Hrsg.): Der Untergang 1945 in Flensburg (Vortrag am 10. Januar 2012 von Gerhard Paul), Seite 18
  30. Flensburger Tageblatt: Luftbildserie: Fördewald: Am Grünen und im Stillen, vom: 27. August 2011, abgerufen am: 25. Februar 2014
  31. MoinMoin: Das Geisterhaus von Friedheim, 19. Februar 2013; abgerufen am: 18. März 2015; alternativer Link dort
  32. Flensburger Tageblatt: Abriss in der Straße Friedheim: Ende einer Ruine, vom: 12. Dezember 2017; abgerufen am: 23. Dezember 2017
  33. Stadtplanung: Bürger wollen Bauprojekt anfechten, vom: 4. September 2014; abgerufen am: 19. März 2015

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Friedheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 54° 48′ 44,5″ N, 9° 28′ 39,9″ O