Friedrich III. von Ortenburg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Friedrich Graf von Ortenburg (auch: Ortenberg; † 4. August 1239)[1] war erst von 1227 bis 1231 Propst des Klosters Reichersberg und als Friedrich III. von 1231 bis 1239 Propst des Klosterstifts Berchtesgaden.[2]

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor seiner Wahl zum Propst des Klosterstifts Berchtesgaden verwaltete er das Kloster Reichersberg und galt als „verständiger, an den Höfen sehr geachteter Mann“.[3] Dass einer wie er Propst in Berchtesgaden werden wollte, zeigte das bereits gewachsene Ansehen der Klosterstifts.[2]

Seit 1231 Stiftspropst von Berchtesgaden profitierte er von dem 1156 ausgestellten „Freiheitsbrief“ des Kaisers Friedrich Barbarossa, der dem Berchtesgadener Klosterstift die Forsthoheit gewährte, sowie von der eigenmächtigen Erweiterung dieser „Goldenen Bulle“ im Jahr 1180[4] durch seinen Vorgänger Propst Friedrich I. um die Schürffreiheit auf Salz und Metall.[5][6] Dank der seit 1194 gültigen „Magna Charta der Berchtesgadener Landeshoheit“ vermochte er zudem als Landes- und Gerichtsherr nicht nur die niedere, sondern auch die hohe Gerichtsbarkeit auszuüben.[7] Und seit 1209 war den Berchtesgadener Pröpsten durch Papst Innozenz III. das Recht der freien Jurisdiktion über alle Laien innerhalb des päpstlichen Immunitätsgebietes bestätigt worden.[8][9] Das Verhandlungsgeschick seines Vorvorgängers Friedrich II. konnte zwar nicht verhindern, dass die Domherren ab 1211 zu beiden Seiten der Berchtesgadener Ache bis Schellenberg Holz zum Salzsieden schlagen durften, doch immerhin wurden die Eigentumsrechte insofern gewahrt, als das Salzburger Domkapitel dafür jährlich zwei Goldstücke, der Erzbischof selbst ein Talent an das Stift Berchtesgaden zu entrichten hatten.[10]

Während Ortenburgs Regentschaft kam es 1235 zu einem Embargo durch den österreichischen Herzog Friedrich den Streitbaren, der die Ausfuhr von Wein und Lebensmitteln nach Bayern und Salzburg unterbunden hatte. Doch das traf Berchtesgaden nur wenig, da es von anderer Seite damit versorgt wurde. 1237 erwirkte er beim Herzog denn auch wieder freie Einfuhr dieser Güter nach Berchtesgaden. 1236 kam es zudem zwischen dem Salzburger Domkapitel und Berchtesgaden zu einer Übereinkunft hinsichtlich der „Zuheurathung ihrer Eigenleute“, d. h. die jeweiligen Untertanen durften nun auch ohne weitere Anfrage bei der Herrschaft innerhalb dieser beiden Territorien nach Ehepartnern Ausschau halten.[3]

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vermutlich war sein Vater Rapoto II. von Ortenburg. Laut Koch-Sternfeld wäre seine Mutter dessen zweite Ehefrau, nämlich Mechthild von Wittelsbach, Tochter des Otto von Wittelsbach.[3] Friedrich Hausmann hingegen widerspricht der These einer zweiten Ehe Rapotos II.[11] Auch eine Vaterschaft bzw. verwandtschaftliche Beziehung zwischen Rapoto II. und Friedrich III. konnte Hausmann nicht belegen.[11] Bei einer möglichen Vaterschaft Rapotos II., ergäben sich folgende verwandtschaftlichen Beziehungen Friedrich III.:

Rapoto II. war mit Udilhild, Tochter des Grafen Albert von Dillingen verheiratet. Aus dieser Ehe entstammen folgende Kinder:

Posthume Würdigung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Schriftsteller Ludwig Ganghofer setzte Propst Friedrich III. von Ortenburg in seinem 1899 erschienenen Roman Das Gotteslehen ein literarisches Denkmal.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Walter Brugger, Heinz Dopsch, Peter F. Kramml: Geschichte von Berchtesgaden: Zwischen Salzburg und Bayern (bis 1594). Plenk, Berchtesgaden 1991, S. 309
  • Manfred Feulner: Berchtesgaden – Geschichte des Landes und seiner Bewohner. Verlag Berchtesgadener Anzeiger, Berchtesgaden 1986, ISBN 3-925647-00-7, S. 37, 47, 50–51, 54.
  • A. Helm, Hellmut Schöner (Hrsg.): Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Reprint von 1929. Verein für Heimatkunde d. Berchtesgadener Landes. Verlag Berchtesgadener Anzeiger sowie Karl M. Lipp Verlag, München 1973. S. 100, 109, 261–262.
  • Joseph Ernst von Koch-Sternfeld: Geschichte des Fürstenthums Berchtesgaden und seiner Salzwerke, Band 1. Salzburg 1815. S. 102 f.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Zu Sterbedatum u. a. in Walter Brugger, Heinz Dopsch, Peter F. Kramml: Geschichte von Berchtesgaden: Zwischen Salzburg und Bayern (bis 1594). Plenk, 1991. S. 309
  2. a b Zu Propsttum in Stift Reichersberg und Ansehen Berchtesgadens – in Walter Brugger, Heinz Dopsch, Peter F. Kramml: Geschichte von Berchtesgaden: Zwischen Salzburg und Bayern (bis 1594). Plenk, 1991. S. 308
  3. a b c Joseph Ernst von Koch-Sternfeld: Geschichte des Fürstenthums Berchtesgaden und seiner Salzwerke, Band 1. Salzburg 1815; S. 102 f.
  4. Stefan Weinfurter, Die Gründung des Augustiner-Chorherrenstiftes – Reformidee und Anfänge der Regularkanoniker in Berchtesgaden, in: Geschichte von Berchtesgaden: Zwischen Salzburg und Bayern (bis 1594), Bd. 1, hg. von W. Brugger, H. Dopsch, P. F. Kramml, Berchtesgaden 1991, S. 229–264, hier: S. 254.
  5. „So hatte man in Berchtesgaden (..) auf der Grundlage einer echten Vorurkunde eine neue Urkunde, eine erweiterte Neuausfertigung, erstellt mit dem Zweck, das Salzregal sicherzustellen.“ in Manfred Feulner: Berchtesgaden – Geschichte des Landes und seiner Bewohner. S. 37
  6. Ulli Kastner: Das Salz gehört seit 900 Jahren zur Berchtesgadener Geschichte in Berchtesgadener Anzeiger, Meldung vom 22. Mai 2002
  7. Manfred Feulner: Berchtesgaden – Geschichte des Landes und seiner Bewohner. S. 47
  8. Manfred Feulner: Berchtesgaden – Geschichte des Landes und seiner Bewohner. S. 50–51
  9. Laut A.Helm sind die nach ihm bereits 1254 erhaltenen bischöflichen Insignien schon Zeichen einer direkten päpstlichen Oberhoheit, der das Stift seitdem allein unterstellt gewesen wäre. Siehe Helm A.: Berchtesgaden im Wandel der Zeit, Stichwort: Geschichte des Landes, S. 109
  10. Manfred Feulner: Berchtesgaden – Geschichte des Landes und seiner Bewohner. S. 54
  11. a b Friedrich Hausmann: Die Grafen zu Ortenburg und ihre Vorfahren im Mannesstamm, die Spanheimer in Kärnten, Sachsen und Bayern, sowie deren Nebenlinien, erschienen in: Ostbairische Grenzmarken – Passauer Jahrbuch für Geschichte Kunst und Volkskunde, Nr. 36, Passau 1994. S. 21f und Hausmann: Wittelsbacher und Ortenburger – Zur Bereinigung genealogischer Irrtümer S. 286–291