Frederic Cohen

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Gedenktafel für Friedrich Cohen in Bayreuth

Frederic Cohen, auch: Friedrich A. Cohen, Fritz A. Cohen (* 23. Juni 1904 in Bonn; † 9. März 1967 in New York City) war ein deutsch-amerikanischer Komponist. Sein bekanntestes Werk ist die Musik zum Ballett Der grüne Tisch.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Friedrich Cohen war der Sohn des Bonner Buchhändlers Friedrich Cohen[1] und dessen Frau Hedwig Bouvier. Cohen studierte Komposition an den Hochschulen in Bonn, Leipzig, Köln und Berlin. 1924 war er Klavierbegleiter der Tänzerin Yvonne Georgi und erhielt ein Engagement als Spielleiter am Theater der Stadt Münster unter dem Generalmusikdirektor Rudolf Schulz-Dornburg. Er traf dort auf den Tänzer und Rudolf-Laban-Schüler Kurt Jooss, für den er 1926 das Ballett Tragödie als erstes von elf Jooss-Balletten komponierte[2]. 1927 heirateten er und die Jooss-Tänzerin Elsa Kahl (1901–1992)[3][4] in Münster. Schulz-Dornburg, Hein Heckroth und Joos gründeten 1927 die Folkwang-Schule in Essen und Cohen erhielt dort 1928 eine Dozentur. Schulz-Dornburg holte ihn, der zwischenzeitlich als Spielleiter in Würzburg tätig war, 1930 auch an das Essener Theater. Jooss und Cohen hatten ab 1927 ihren großen Erfolg mit dem pantomimischen Ballett Der grüne Tisch, das 1932 in Paris ausgezeichnet wurde. Bei den Bayreuther Festspielen 1930 choreographierten Laban, Jooss und Cohen das Bacchanal im Tannhäuser. Cohen war bei den Balletts Jooss zwischen 1932 und 1942 der musikalische Leiter.

Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 wurde Jooss aus rassistischen Gründen gezwungen, die jüdischen Mitglieder seiner Ballett-Companie zu entlassen, stattdessen emigrierte er mit der Ballett-Truppe nach London und präsentierte mit ihr auf weltweiten Tourneen bis 1942 seine Choreographien. Cohen und seine Frau zogen 1941 weiter in die USA, und er war dort an verschiedenen Colleges, so auch am Black Mountain College, als Musiklehrer tätig. Im Tanglewood des Berkshire Music Center war er eine Zeit lang Opernspielleiter und spielte dort am 26. Februar 1944 die Klavierbegleitung zur englischsprachigen Erstaufführung von Bertolt Brechts Furcht und Elend des Dritten Reiches in der Übersetzung von Eric Bentley[5]. Von 1946 bis 1963 war er Lehrer an der Juilliard School. Zur Reihe der von ihm organisierten oder auch dirigierten Weltpremieren oder US-amerikanischen Erstaufführungen gehörte 1952 Le jeu de Robin et Marion des Adam de la Halle in der musikalischen Einrichtung von Darius Milhaud am „Juilliard Opera Theater“, welches er 1951 gegründet hatte. Unter seinem Dirigat fanden dort auch Werke von Benjamin Britten, Zoltán Kodály, Luigi Dallapiccola, Vittorio Giannini und Richard Strauss ihre US-amerikanische Premiere.

Im Jahr 1951 wurde Cohen Präsident der US-amerikanischen Sektion der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik.

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • A manifesto for opera in the United States. In: Juilliard review, v. 4, no. 3 1957.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Anna Markard, Hermann Markard: Jooss: zur Ausstellung "Kurt Jooss - Leben und Werk" im Museum Folkwang Essen anläßlich des Festivals "Folkwang '85"; Dokumentation, Köln: Ballett-Bühnen-Verl., 1985, ISBN 3-922224-06-7.
  • Gisela Möllenhoff; Rita Schlautmann-Overmeyer: Jüdische Familien in Münster 1918 bis 1945. Biographisches Lexikon, Münster: Westfäl. Dampfboot, 1995, ISBN 3-929586-48-7.
  • Werner Roeder, Institut für Zeitgeschichte München [Hrsg.]: International biographical dictionary of Central European émigrés 1933 - 1945, München: Saur, 1983, p. 190 ISBN 3-598-10089-2.
  • Joseph Walk (Hrsg.): Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918–1945. Hrsg. vom Leo Baeck Institute, Jerusalem. Saur, München 1988, ISBN 3-598-10477-4.
  • Kurt Jooss; Frederic A Cohen; Anna Markard; Gretchen Schumacher; Ann Hutchinson Guest: The green table: a dance of death in eight scenes, New York: Routledge, 2003. ISBN 9780415942553.
  • Suzanne K. Walther: The Dance of Death: Kurt Jooss and the Weimar Years, Chur: Harwood Academic Publishers, 1994, ISBN 9783718657025.
  • Hannes Heer; Jürgen Kesting; Peter Schmidt: Verstummte Stimmen: die Bayreuther Festspiele und die "Juden" 1876 bis 1945; eine Ausstellung. Festspielpark Bayreuth und Ausstellungshalle Neues Rathaus Bayreuth, 22. Juli bis 14. Oktober 2012. Berlin: Metropol, 2012, ISBN 978-3-86331-087-5, S. 367.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 1. Berlin/Eberswalde 1902, S. 143–144, bei zeno
  2. Werkverzeichnis Jooss bei Markard: zur Ausstellung Jooss, S. 76–77
  3. Anmerkungen zur Vita bei den Erinnerungen der Tänzerin bei Leanore Friedland Ickstadt: Dancing, out of Germany - A bicultural reflection, Bloomington: UniversInc., 2011 ISBN 9781462001439
  4. Bilder der Tänzerin Elsa Kahl in Choreographien von Jooss bei Markard: zur Ausstellung Jooss, u. a. S. 128; Dort auch auf verschiedenen Fotos Friedrich Cohen
  5. Andi Schoon: Die Ordnung der Klänge: das Wechselspiel der Künste vom Bauhaus zum Black Mountain College, Bielefeld: transcript 2006, S. 116f ISBN 978-3-89942-450-8 Hamburg, Univ., Diss., 2006