Fritz Gerlich

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Carl Albert Fritz Gerlich (* 15. Februar 1883 in Stettin; † 30. Juni 1934 im KZ Dachau) war ein deutscher Journalist und Historiker und eine der Hauptpersonen des journalistischen Widerstands gegen Adolf Hitler.

Fritz wuchs als ältester von drei Söhnen des Fischgroßhändlers und Kaufmanns Paul Gerlich und dessen Ehefrau Therese Gerlich, geb. Scholwin, in einem calvinistisch geprägten Elternhaus auf. Im Herbst 1889 wurde er im Marienstiftsgymnasium eingeschult, vier Jahre später wechselte er in die Gymnasialstufe. 1901 empfing er sein Reifezeugnis. Am 9. Oktober 1920 heiratete er in München Sophie Stempfle.

1902 ging er zum Studium nach München und engagierte sich in der dortigen Freien Studentenschaft. Neben seiner Tätigkeit als Archivar publizierte er zahlreiche Artikel zu antisozialistischen und völkisch-deutschkonservativen Themen in den Süddeutschen Monatsheften und Die Wirklichkeit. Von 1920 bis 1928 war er Chefredakteur der Münchner Neuesten Nachrichten(MNN), einer Vorgängerzeitung der heutigen „Süddeutschen Zeitung“. Gerlich schied am 25. Februar 1928 bei den MNN aus. Obwohl er laut Vertrag unkündbar war, entschied er sich zu gehen.

1923, mit dem Hitlerputsch, wandelte sich Gerlich von einem eher faschistisch-autoritär gesonnenen Sympathisanten der Nationalsozialistischen-Bewegung zu einem engagierten Kritiker und Gegner Adolf Hitlers.

Der Widerstand des späteren Konvertiten Fritz Gerlich gründete sich auf die römisch-katholische Soziallehre. Zudem hatte Gerlich 1927 die Bekanntschaft von Therese Neumann, der Mystikerin von Konnersreuth, gemacht, die ihn zum Widerstand gegen die Hitler-Partei und den Antisemitismus ermunterte. Ursprünglich wollte er den „Schwindel“ ihrer Wundmale entlarven, doch Gerlich kam als Bekehrter zurück und konvertierte später zum katholischen Glauben.

In der Folgezeit verlor er seinen Posten als Chefredakteur, ging wieder ins Archiv und gründete 1930 die Zeitschrift Der Gerade Weg, die sich in zum Teil polemischer Weise gegen Hitler und die Nazis wandte. Fritz Gerlich schrieb einmal: „Nationalsozialismus heißt: Lüge, Hass, Brudermord und grenzenlose Not.” Im September 1932 trat Georg Bell aus der NSDAP aus und schloss sich Gerlich an.

Bis zum Schluss versuchte Gerlich, die "Machtergreifung" der Nationalsozialisten zu verhindern. Er wurde am 9. März 1933 in den Redaktionsräumen des Geraden Wegs von einem SA-Trupp festgenommen und in der Haft fast 15 Monate misshandelt. Am 30. Juni 1934 wurde er im Zusammenhang mit dem Röhmputsch im KZ Dachau erschossen. Auch Georg Bell wurde später von den SA ermordet.

Im TV-Film Hitler – Der Aufstieg des Bösen wurde sein Leben ab 1919 bis zu seinem Tod in einer Nebenrolle dargestellt, gespielt von Matthew Modine.

Literatur

  • Augustin Niedermeier: Ein Kämpfer für Wahrheit und Recht. Fritz Gerlich, ein Mann des katholischen Widerstands. EOS-Verlag, St. Ottilien 1995, ISBN 3-88096-723-7
  • Hans-Günter Richardi, Klaus Schumann: Geheimakte Gerlich/Bell. Röhms Pläne für ein Reich ohne Hitler. Ludwig, München 1993, ISBN 3-7787-2135-6
  • Michael Schäfer: Fritz Gerlich 1883–1934. Publizistik als Auseinandersetzung mit den „politischen Religionen“ des 20. Jahrhunderts. München, Univ., Diss., 1998

Weblinks