Fritz R. Glunk

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Fritz Rolf Glunk[1] (* 27. Dezember 1936; † 24. Dezember 2021)[2] war ein deutscher Literaturwissenschaftler und Publizist. Seine Buchveröffentlichungen decken eine große Bandbreite von Kinderbüchern über kultur- und literaturgeschichtliche bis hin zu politisch-volkswirtschaftlichen Themen ab. Von 1998 bis 2014 war er Herausgeber des Quartalsmagazins Die Gazette.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Studium der Geschichte und der Germanistik mit anschließender Promotion war er von 1966 bis 1981 für das Goethe-Institut in Rangun, Paris und Casablanca tätig. Daneben war er zeitweise als Übersetzer aus dem Französischen aktiv. Ab Ende der 1980er Jahre trat er als Autor ganz unterschiedlicher Sachbuchveröffentlichungen in Erscheinung. Beginnend mit einer Firmengeschichte und Kindersachbüchern widmete er sich dabei bald Aspekten der antiken Kulturgeschichte, wandte sich dann aber ab Ende der 1990er Jahre auch politisch-volkswirtschaftlichen Themen zu. Dennoch erschienen weiterhin auch literaturgeschichtliche Werke von ihm, so z. B. über Dante AlighierisGöttliche Komödie“ oder Fjodor DostojewskisSchuld und Sühne“. Glunk fungierte ab 1998 beim gesellschaftspolitischen Kulturmagazin Die Gazette als Herausgeber, Finanzier und Verleger, wofür er eine eigene Verlagsgesellschaft gründete.[3] 2004 konnte er dort das Original der lange verschollen geglaubten Urkunde über die Wiedergründung der NSDAP von 1925 veröffentlichen.[4] 2014 zog er sich aus der Leitung des inzwischen im Kastner-Verlag erscheinenden Quartalsblattes zurück, um aber weiter als Autor mitzuarbeiten. Zudem engagierte er sich auch beim Anti-Globlisierungsnetzwerk Attac, bei dem er zuweilen auch als Referent auftrat und dabei Thesen aus seinen politischen Publikationen vortrug und diskutierte.[5] In seinem 2017 veröffentlichten Sachbuch „Schattenmächte“ mit dem Untertitel „Wie transnationale Netzwerke die Regeln unserer Welt bestimmen“ beklagte Glunk Entparlamentarisierung durch Deregulierung und Privatisierung. Die Volkssouveränität sei auf etwa 2000 oft unbekannte und verborgen arbeitende internationale Lobby-Organisationen übergegangen, die keiner demokratischen Kontrolle unterlägen. Die Alternativlosigkeit dieses globalen neoliberalen Systems besitze fast schon religiösen Charakter.[6]

Glunk lebte in München-Schwabing.[7] Er starb im Dezember 2021, drei Tage vor seinem 85. Geburtstag.

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heribert Prantl charakterisierte Glunk 2012 wie folgt: „Ein journalistischer Literat - ein bedächtiger alter Herr, der in seinen Editorials seine Gedanken klug und dünkelfrei aufschreibt.“[8]

Cornelius Pollmer befand in der Süddeutschen Zeitung „Schattenmächte“ als sachlich und weit entfernt von Verschwörungstheorien, auch wenn der Titel zunächst einen entsprechenden Verdacht erwecke. Glunks Forderung nach einem „mehr“ an „faktischer Kraft des Normativen“ gegen die normative Kraft des Faktischen schloss er sich dabei an.[9]

Im Deutschlandfunk attestiert Marc Engelhard Glunk, dass sein „stets sachliches“ Buch die Augen öffne „für eine mächtige Maschinerie, die sich im Schatten verbirgt“ und bezog sich dabei insbesondere auf Glunks Analyse der G 20, des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht mit dem Basel III-Abkommen und den Rat zur Harmonisierung technischer Vorgaben für zu menschlichem Gebrauch bestimmten Pharmaka. Die Rezension resümiert, Glunk entwerfe das erschreckende Bild von Staaten, die die Kontrolle abgegeben hätten. Seine Lösungsansätze, z. B. die Einführung von Volkstribunen wie im antiken Rom, seien zwar nicht immer überzeugend, aber die Stärke des Buches sei, dass es die "Schattenmächte ins Licht der Öffentlichkeit hole". Dies mache Glunks Buch ebenso "spannend wie wichtig".[10]

Bibliografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Gazette Verlags GmbH - Liquidation · Liquidator: Fritz Rolf Glunk. Abgerufen am 23. September 2020.
  2. Gedenkseite von Fritz R. Glunk. In: SZ Gedenken. 15. Januar 2022, abgerufen am 29. Januar 2022.
  3. Fritz R. Glunk: Der Herausgeber geht - Fritz Glunk bleibt! "„Es muss immer noch etwas getan werden!“ (S. 4f). In: Die Gazette. 1. April 2014, abgerufen am 18. September 2020. (PDF)
  4. Zeitgeschichte: Verschollene Nazi-Dokumente aufgetaucht. In: Der Spiegel. 12. März 2004, abgerufen am 23. September 2020.
  5. Attac lädt zum "Palaver". In: Abendzeitung (München). 25. August 2013, abgerufen am 23. September 2020.
  6. Fritz R. Glunk: Demokratie? Schon, aber welche? - Die Gazette. Abdruck des 1. Kapitels aus "Schattenmächte". Archiviert vom Original am 2. Dezember 2018; abgerufen am 2. Dezember 2018. Wayback-Memento
  7. Fritz R. Glunk: Der Herausgeber geht - Fritz Glunk bleibt! "„Es muss immer noch etwas getan werden!“ (S. 4f). In: Die Gazette. 1. April 2014, abgerufen am 18. September 2020. (PDF)
  8. Heribert Prantl: Medienfavoriten 2012 - Das Kalenderblatt. In: Süddeutsche Zeitung. 31. Dezember 2012, abgerufen am 18. September 2020.
  9. Cornelius Pollmer: Ohne Auftrag nach ganz oben. In: sueddeutsche.de. 2018, ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 29. November 2018]).
  10. Demokratie - Die Entmachtung der Parlamente. In: Deutschlandfunk. (deutschlandfunk.de [abgerufen am 30. November 2018]).