Fritz Walden

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Fritz Walden, eigentlich Friedrich Cornelius Simon Johann Maria Drobilitsch, auch Simon Drobilitsch[1], Fritz Drobilitsch-Walden und Franz Drobilitsch, (* 3. Jänner 1914 in Wien; † 12. September 1992 in Wien) war ein österreichischer Publizist, Autor und Kulturredakteur sowie Film-, Literatur-, Musik- und Theaterkritiker.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den 70er Jahren wurde ein Kinosaal in der Wiener Urania Fritz Walden für seinen Filmanalyse-Unterricht an der Filmakademie zur Verfügung gestellt. Hier wurden nun an Samstagvormittagen Filme aus allen Zeiten angesehen und besprochen.

Fritz Walden studierte einige Semester Germanistik. Er war seit den 1950er Jahren Kulturredakteur der Wiener Arbeiter-Zeitung (AZ). Er nahm aktiv am kulturellen Geschehen teil, war 1964 neben Edwin Zbonek ein Gründungsmitglied des Vereins der Wiener Filmfestwochen[2], welcher die Organisation des Wiener Filmfestivals Viennale, wie es nun genannt wurde, übernahm. Er unterrichtete in den 1970er und 80er Jahren auf der Wiener Filmakademie das Fach Filmanalyse, wurde an internationalen Filmfestivals wie der Berlinale[3][4] als Juror geholt und gehörte in den 1980er Jahren als Juror-Mitglied dem Filmbeirat der Österreichischen Filmförderung des Unterrichtsministerium[5] an. Daneben war er ein Förderer und Mentor von jungen Wiener Filmschaffenden, die er manchmal auch materiell unterstützte. Durch das erste Schriftinsert im Vorspann des Filmes widmete ihm Mansur Madavi aus Dank seinen Film Notausgang.

Er gehörte einer Generation von Kritikern an, die kein Hehl aus ihrer Leidenschaft für die Filme,[6][7] Theaterstücke oder Opern[8][9] machten, die es zu rezensieren gab, und wird auch oftmals in anderen Medien von Kollegen[10][11] oder in Diplomarbeiten[12] zitiert.

Fritz Walden trat auch in Filmen[13] auf und schrieb Lyrik für zeitgenössische Musik.[14]

Er wurde im Friedhof der Feuerhalle Simmering bestattet.[15]

Aus seiner Ehe mit Margarete stammen zwei Töchter.

Zitate[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Man soll einen Film nie zum ersten Mal gesehen haben …“

Fritz Walden: etwa 1978 zu seinen Studenten

Publikationen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Belletristik
  • Sindelar. Der „papierene“ Heerführer. Eine Erzählung. Verlag der Zeitschrift Der jugendliche Arbeiter, Wien 1949.
  • Als wäre es nie gewesen. Anatomie eines Verrates. Roman. Hans Deutsch Verlag, Wien 1962.
Hörspiel
Sonstige Veröffentlichungen

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum Publizisten Fritz Walden
  • Friedrich Stadler: Vertriebene Vernunft. Emigration und Exil österreichischer Wissenschaft. 1930–1940. Bd. 2: Emigration – Exil – Kontinuität. Unveränderte Neuauflage. Lit Verlag, Münster 2004, ISBN 3-8258-7373-0, S. 861–862.
  • Hans Heinz Fabris, Fritz Hausjell (Hrsg.): Die vierte Macht. Zu Geschichte und Kultur des Journalismus in Österreich seit 1945. Verlag für Gesellschaftskritik, Wien 1991, ISBN 3-85115-134-8, S. 213–215 (Österreichische Texte zur Gesellschaftskritik, Bd. 53).
  • Jacques Hannak (Hrsg.): Bestandaufnahme Österreich. 1945–1963. Forum-Verlag, Wien 1963, S. 484.
Zum Filmkritiker und Filmförderer Fritz Walden
  • Edith Blaschitz: Populärer Film und der „Kampf gegen Schmutz und Schund“. Filmrezeption in Österreich zwischen Kontrolle, Identitätsfindung und Bildungsbemühen (1946–1970). Dissertation, Universität Wien, Wien 2009 (online, PDF-Datei, 3,46 MB).
  • Rita Hochwimmer: Tendenzen und Brüche in der Entwicklung des Filmfestivals Viennale von 1960–1972 und ihre öffentliche Rezeption. Dissertation, Universität Wien, Wien 2008 (online, PDF-Datei, 1,71 MB).
  • Walter Fritz: Im Kino erlebe ich die Welt. 100 Jahre Kino und Film in Österreich. Christian Brandstätter Verlag, Wien 1997, ISBN 3-85447-661-2, S. 272.
  • Alexander Horwath, Lisl Ponger, Gottfried Schlemmer (Hrsg.): Avantgardefilm. Österreich. 1950 bis heute. Wespennest, Wien 1995, ISBN 3-85458-508-X, S. 382 (Reihe Wespennest-Film).
  • Walter Fritz: Kino in Österreich. Bd. 3: 1945–1983. Film zwischen Kommerz und Avantgarde. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1984, ISBN 3-215-04992-9, S. 82, 110, 119 (Ein Österreich-Thema aus dem Bundes-Verlag).
Zum Literatur- und Theaterkritiker Fritz Walden
  • Sabine Krangler: Helmut Qualtinger oder: die Demaskierung einer Volksseele. Eine Abhandlung des Werks „Herr Karl“ zum politischen und gesellschaftlichen Zeitgeschehen und dessen Medienecho. Diplomarbeit, Universität Wien, Wien 2006 (online, PDF-Datei, 556 kB)
  • Nicole Metzger: „Alles in Szene setzen, nur sich selber nicht.“ Der Regisseur Leopold Lindtberg. Braumüller, 2002, ISBN 3-7003-1409-4, S. 201, 213 (Blickpunkte, Sonderband der Schriften der Schweizerischen Gesellschaft für Theaterkultur, Bd. 23; zugleich Dissertation, Universität Wien 2001).
  • Kurt Palm: Vom Boykott zur Anerkennung. Brecht und Österreich. 2., durchgesehene Auflage. Löcker Verlag, Wien 1984, ISBN 3-85409-064-1; S. 180–181, 198.
  • Wolfgang Lechner: Mechanismen der Literaturrezeption in Österreich am Beispiel Ödön von Horváths. Verlag Hans-Dieter Heinz, Stuttgart 1978, ISBN 3-88099-047-6, S. 231, 237, 271 (Stuttgarter Arbeiten zur Germanistik, Bd. 46; zugleich Dissertation, Universität Innsbruck 1977).
Zum Musikkritiker Fritz Walden
  • Thomas Eickhoff: Politische Dimensionen einer Komponisten-Biographie im 20. Jahrhundert. Gottfried von Einem. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 1991, ISBN 3-515-07169-5, S. 248, 329, 334 (zugleich Dissertation, Bergische Universität Wuppertal 1996).
  • Desiree Schuschitz: 1900-1980. 80 Jahre Wiener Symphoniker. Ein Stück Wiener Musikgeschichte. Musikverlag Doblinger, Wien 1980, ISBN 3-900035-68-7, S. 89–90, 123.
  • Manfred Wagner: Geschichte der österreichischen Musikkritik in Beispielen. Schneider, 1979, ISBN 3-7952-0255-8, S. 25, 646 ff. (Publikationen des Instituts für Österreichische Musikdokumentation, Bd. 5).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. „Drobilitisch, Simon (genannt Fritz Walden), Schauspieler“, Wien IV, in: Adolph Lehmann’s allgemeiner Wohnungs-Anzeiger (1938), S. 202.
  2. Historischer Rückblick der Rathauskorrespondenz vom November 1964 (Memento vom 14. September 2018 im Internet Archive)
  3. | Berlinale | Archive | Annual Archives | 1972 | Juries. In: berlinale.de. Abgerufen am 3. Dezember 2021.
  4. ABC SEVILLA (Sevilla) - 07/07/1972, p. 64 - ABC.es Hemeroteca (Memento vom 11. Oktober 2016 im Internet Archive; PDF; 527 kB)
  5. Kunstbericht 1984 des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Sport, S. 69 (Memento vom 12. Juni 2011 im Internet Archive; PDF; 2,05 MB)
  6. Filmarchiv Austria - Augarten, Metrokino, Laxenburg - Gustav-Ucicky-Projekt (Memento vom 17. Oktober 2013 im Internet Archive)
  7. Karin Berger. In: karinberger.at. Abgerufen am 3. Dezember 2021.
  8. Arbeiterzeitung Kulturforum vom 4. November 1970
  9. Fritz Walden: Abhängigkeit nur vom Budget. In: Arbeiter-Zeitung. 4. November 1970, S. 8 (archive.org).
  10. Der Spiegel über eine Reprise zu Karl Valentin abgerufen am 13. April 2011.
  11. Andreas Ungerböck: Deux ou trois choses que je sais de lui : Begegnungen mit Werner Kofler. In: kolik.at - kolik - zeitschrift für literatur. Abgerufen am 3. Dezember 2021.
  12. Sabine Krangler: Helmut Qualtinger oder: die Demaskierung einer Volksseele. Eine Abhandlung des Werks „Herr Karl“ zum politischen und gesellschaftlichen Zeitgeschehen und dessen Medienecho. (PDF; 556 kB) Diplomarbeit zur Erlangung des Magistergrades der Philosophie an der Fakultät für Sozialwissenschaften der Universität Wien. In: othes.univie.ac.at. November 2006, abgerufen am 3. Dezember 2021.
  13. Fritz Walden bei IMDb
  14. Kataloge der Musiksammlung (Memento vom 3. September 2012 im Webarchiv archive.today) der Wienbibliothek im Wiener Rathaus.
  15. Friedhöfe Wien: Verstorbenensuche. In: friedhoefewien.at. Abgerufen am 3. Dezember 2021.
  16. Liebhaberbühne. Hörspiel von 1966.