Froschfett (Naturprodukt)

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Froschfett ist eine Wirksubstanz, die im Altertum zur Schmerzlinderung bei Zahn[1]- und Ohrenschmerzen[2] eingesetzt wurde. Obwohl einige Autoren dem Wortlaut nach behaupten, der Fettlieferant für Froschfett sei der Frosch,[3][4] führen andere Autoren Belege dafür an, dass es sich um eine Wirksubstanz aus der Wurzel des Hahnenfußes handelt.[5]

Missverständnis über die Zusammensetzung

Jinan Rashid schreibt in ihrer Dissertation, dass Froschfett eine Bezeichnung für einen Wirkstoff aus der Wurzel des Hahnenfußes sein könnte. Bei der Meinung, bei Froschfett handle es sich um einen Wirkstoff, der aus dem Frosch gewonnen wird, könne es sich um eine sprachlich bedingte Verwechslung oder einen Fehler beim Abschreiben handeln:

„Nach Dioskurides bewirkt die Wurzel des Hahnenfußes (Ranunculus), der im Arabischen als „dafda ʿī“ („Froschartige [Pflanze]“) oder „šaǧar aḍ ḍafdaʿ“ („Froschbaum“, „Froschpflanze“) bezeichnet wird, u. a. das Zerbröckeln von Zähnen, s. Dietrich 1988, S. 325 f. Eine Verschreibung von šaǧar („Baum“) zu šaḥm („Fett“) ist paläographisch leicht zu erklären. Auch ar-Rāzī spricht an der Parallelstelle von Froschfett statt von Hahnenfuß, ein Indiz dafür, daß das Mißverständnis schon in der älteren arabischen Literatur entstanden sein muß, auf der beide Autoren fußen. Gestützt wird die Annahme eines Mißverständnisses durch den Zusatz „šaǧarī“ an unserer Stelle, der aus dem Frosch einen „Baumfrosch“ macht.“[5]

Als weiteren Beleg dafür, dass es sich um eine Pflanze handeln muss, schreibt sie:

„Ar-Rāzī, der […] Froschfett als Mittel zur Lockerung von Zähnen anführt, führt zur Bestätigung für diese Wirkung die angebliche Beobachtung an, daß dem Vieh, das beim Weiden mit den Kräutern zufällig einen Frosch zerkaue, ebenfalls die Zähne ausfallen – auch hier war wohl ursprünglich der Hahnenfuß gemeint.“[5]

Andererseits berichtet die Moskauer Deutsche Zeitung in einer Meldung vom 5. April 2004, Russische Grenzschützer hätten in Ussurijsk (Region Primorje) einen LKW Fahrer festgenommen, der versucht habe unter anderem 50 Kilogramm Froschfett von Sibirien nach China zu schmuggeln, eine Menge, für die vermutlich über 100 000 Frösche getötet worden seien. Die Zeitung bezieht sich dabei auf die Tageszeitung “Iswestija”.[6]

Anwendungsgebiete

  • Als Schutz gegen Brandblasen beim Feuerordal, soll in einem altindischen Buch vom Welt- und Staatsleben von einem Rezept die Rede sein: "Wer mit einem Teige aus Wurzeln von Zitronen-, Bitterholz-, Kalmus-, Wolfsmilch- und Bananen-Gewächsen, mit Froschfett verstrichen und mit Sesamöl seine Füße besalbt, geht über (glühende) Kohlen."[7]
  • "Wenn die Ohren schwellen, sollen sie nach Vorschrift dieser Leute erst mit Koriandersaft geschmeidigt werden. Froschfett vertreibt, eingeflößt, gleich den Schmerz."[2][8]
  • "Mit Froschfett die Augen geschmiert, präservirt vor dem Staar."[9]
  • "Frosch-Fett, heilet alle böse Geschwüre, nur damit geschmieret."[10]

Einzelnachweise

  1. Syrinx von Hees: Enzyklopädie als Spiegel des Weltbildes: Qazwīnīs Wunder der Schöpfung: eine Naturkunde des 13. Jahrhunderts. Otto Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2002, S. 202 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. a b Gaius Plinius Secundus, Gottfried Große: Naturgeschichte. Band 9. Johann Christian Hermann, Frankfurt am Main, S. 133 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Jac. Moleschott: Archiv für physiologische Heilkunde. Band 11. Ebner & Seubert, Stuttgart 1852, S. 491 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Jam Gertraut: Die goldene Hahwirthschaft oder die Höchsten Geheimnisse über Ökonomie, Haus- u. Landwirtschaft. das ist eine Unterweisung,. J. G. Walde, 1855 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. a b c Jinan Rashid: Die Zahnheilkunde des Ibn Sīnī (Avicenna) in seinem Qānūn fit ṭ-ṭibb (Richtschnur der Medizin). 2007 (ediss.sub.uni-hamburg.de online [abgerufen am 1. März 2013]).
  6. Moskauer Zeitung. (online [abgerufen am 11. Juli 2015]).
  7. Reinhold, F. G. Müller: Altindisches Feuerordal und Schutzmittel. In: Kleine Schriften zur traditionellen Medizin Südasiens. Otto Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-447-05637-3, S. 421 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Die Naturgeschichte des Cajus Plinius Secundus: ins Deutsche übersetzt und mit Anmerkungen versehen (1881). (online).
  9. Samuel Gottlieb Gmelin: Reise durch Russland zur Untersuchung der drey Natur-Reiche. Band 3. St. Petersburg 1774, S. 330 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Sincerus Hydrophilus: Der Chymischen und heutigen Welt, nutzbahre Schatz-Cammer: Nebst einer dabey befindlichen Land- und Hauß-Apotheca, zu jedermans sichern Gebrauch. Wilhelm Daniel Fischer, Frankfurt am Mayn 1736, S. 401 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).