Dietingen

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Wappen Deutschlandkarte
Dietingen
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Dietingen hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 48° 12′ N, 8° 39′ OKoordinaten: 48° 12′ N, 8° 39′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Freiburg
Landkreis: Rottweil
Höhe: 575 m ü. NHN
Fläche: 42,26 km2
Einwohner: 4291 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 102 Einwohner je km2
Postleitzahl: 78661
Vorwahlen: 0741, 07404, 07428
Kfz-Kennzeichen: RW
Gemeindeschlüssel: 08 3 25 011
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Kirchplatz 1
78661 Dietingen
Website: www.dietingen.de
Bürgermeister: Frank Scholz
Lage der Gemeinde Dietingen im Landkreis Rottweil
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Karte

Dietingen ist eine Gemeinde in Baden-Württemberg und gehört zum Landkreis Rottweil.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dietingen liegt im Oberen Neckartal zwischen Schwarzwald und der Schwäbischen Alb in 544 bis 623 Meter Höhe, etwa fünf Kilometer von der Kreisstadt Rottweil entfernt.

Nachbargemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde grenzt im Norden an Epfendorf, im Osten an Rosenfeld und Zimmern unter der Burg im Zollernalbkreis, im Süden an die Kreisstadt Rottweil und im Westen an Villingendorf.

Gemeindegliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Gemeinde Dietingen gehören die ehemals selbstständigen Gemeinden Böhringen, Gößlingen, Irslingen und Rotenzimmern.

  • Zu Böhringen gehörten das Dorf Böhringen sowie die Wohnplätze Böhringer Mühle und Kapellenhof.
  • Zu Dietingen in den Grenzen vor der Gemeindereform der 1970er Jahre gehörten das Dorf Dietingen, Schloss und Gehöft Hohenstein, das Gehöft Tierstein und der Wohnplatz Hasler-Wasen.
  • Zu Gößlingen gehörte das Dorf Gößlingen.
  • Zu Irslingen gehörten das Dorf Irslingen, Häuser und Kapelle Mariahochheim.
  • Zu Rotenzimmern gehörten das Dorf Rotenzimmern und das Gehöft Bettenberger Hof.

Im Gemeindeteil Irslingen liegt der Burgstall Tierstein bzw. Burg Wildeck.[2]

Wappen der ehemaligen Gemeinden

Böhringen

Dietingen alt

Gößlingen

Irslingen

Rotenzimmern

Schutzgebiete[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dietingen hat Anteile am Natur- und Vogelschutzgebiet Schlichemtal und sechs Landschaftsschutzgebieten. Dies sind das Schlichemtal östlich von Rotenzimmern, die Schlichemaue zwischen Rotenzimmern und Böhringen und das Waldenbachtal (alle drei um Rotenzimmern), die Landschaft um Gößlingen, das Obere Wettebachtal östlich von Dietingen und das Neckartal mit Seitentälern von Rottweil bis Aistaig an der westlichen Gemeindegrenze. Das Neckar- und das Schlichemtal gehören zudem zum FFH-Gebiet Neckartal zwischen Rottweil und Sulz.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelalter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dietingen wurde im Jahre 786 in einer Urkunde des Klosters St. Gallen erstmals erwähnt. Die geistlichen und weltlichen Herrschaften über die Dörfer im Bereich der heutigen Gemeinde wechselten häufig. Burg Irslingen war einst der Stammsitz derer von Urslingen, in Herzog Reinold von Urslingen begegnen wir einem bekannten Ritter seiner Zeit.

Dietingen gehörte zum Herrschaftsbereich der Neckarburg, welche ein Lehen der Grafen von Sulz war. 1412 verkaufte Graf Hermann von Sulz Dietingen an die Reichsstadt Rottweil.

siehe auch → Burg Hohenstein, Burg Rotenzimmern, Burg Urslingen, Burg Wildeck

Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1803 kam das ganze Gebiet zu Württemberg. Bei der Umsetzung der neuen Verwaltungsgliederung im 1806 gegründeten Königreich Württemberg wurde Dietingen dem Oberamt Rottweil zugeordnet.

Bei der Kreisreform während der NS-Zeit in Württemberg gelangte Dietingen 1938 zum Landkreis Rottweil. 1945 wurde das Gebiet der heutigen Gemeinde Teil der Französischen Besatzungszone und kam somit zum neu gegründeten Land Württemberg-Hohenzollern, welches 1952 im Land Baden-Württemberg aufging.

Die Gemeinde Dietingen wurde am 1. Oktober 1974 durch die Vereinigung der Gemeinden Dietingen und Böhringen neu gebildet. Die heutige Gemeinde entstand am 1. Januar 1975 durch die Vereinigung dieser Gemeinde mit der Gemeinde Irslingen. Bereits am 1. Januar 1972 wurde die Gemeinde Gößlingen nach Irslingen eingemeindet. Die Eingemeindung von Rotenzimmern erfolgte am 1. Januar 1974.[4]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinderat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gemeinderat von Dietingen setzt sich zusammen aus 17 in unechter Teilortswahl gewählten Gemeinderäten und dem getrennt gewählten Bürgermeister als Vorsitzendem. Nach der Gemeinderatswahl am 26. März 2019 mit einer Wahlbeteiligung von 62,4 % entfallen auf die Ortsteile folgende Zahlen von Sitzen:

Dietingen-Ort 8 Sitze *
Irslingen 3 Sitze
Böhringen 4 Sitze **
Rotenzimmern 1 Sitz
Gößlingen 1 Sitz

* davon zwei Überhangmandate       ** davon ein Überhangmandat

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bürgermeister Frank Scholz (Freie Wähler) wurde bei der Wahl am 3. Juli 2016 mit 55,1 Prozent der Stimmen gewählt und damit im Amt für eine dritte Amtszeit bestätigt. Die Wahlbeteiligung lag bei 69,7 Prozent.

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pfarrkirche Dietingen – Karfreitagsrätsche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die kath. Kirchengemeinde St. Nikolaus besitzt eine Karfreitagsrätsche aus dem Jahr 1768, die während der Kar- und Ostertage in der Kirche besichtigt werden kann und auch heute noch in Gebrauch ist.[5]

Hohkäppele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für das Hohkäppele – auch Wasen- oder Bühlkapelle – scheint gesichert, dass sie im Dreißigjährigen Krieg zerstört und in ihrer heutigen Gestalt durch den Dietinger Pfarrer Sebastian Sichler (1673–1715) erbaut wurde. Sie war Station am Prozessionsweg der "Staatswallfahrt" der Reichsstadt Rottweil nach Maria Hochheim. Bei einer grundlegenden Sanierung im Jahre 2003 wurden Teile der barocken Ausmalung freigelegt.[6]

Wehrkirche St. Peter und Paul Gößlingen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gößlinger Schutzmantelmadonna (um 1430)
Hl. Hallwiga

Beinahe sprichwörtlich ist die Wehrhaftigkeit von St. Peter und Paul, wo da Kirchturm an Zwetschgabohm 'bunda isch.[7] Die auf einer Anhöhe gelegene Wehrkirche birgt mit dem spätgotischen Kruzifix des Bildschnitzers Michael Erhart aus der Ulmer Kunstschule und der mittelalterlichen gotischen Grabplatte der Hlg. Hallwiga von Täbingen kunstgeschichtliche Sehenswürdigkeiten. Die Entstehung der Kirche dürfte ins siebte oder achte Jahrhundert zurückreichen.[8] Die Gößlinger Kirchenglocken aus dem 14. Jh. gehören zu den ältesten des Landkreises Rottweil.[9]

Das Original der Gößlinger Schutzmantelmadonna aus der Zeit um 1400 befindet sich heute im Dominikanermuseum in Rottweil.

Der bis 1518[8] spätgotisch umgestaltete Chorraum mit seinem Rippengewölbe zeigt in den Schlusssteinen den gekrönten Christus und die Symboltiere/-figuren der vier Evangelisten. Sehenswert ist auch das feingliedrige, aus Sandstein gefertigte Sakramentshäuschen (Sakramentarium) mit den Kirchenvätern Hieronymus, Ambrosius, Augustinus und Papst Gregor.

Der Ulmer Glaskünstler und Maler Wilhelm Geyer schuf im Jahr 1949 ein in transzendentem Blau und hellroten Tönen gehaltenes Glasfenster, das nach Egon Rieble zu den bedeutendsten Pfingstfenstern des Landes gehört. Es stellt die Apostel und Maria und den symbolhaften Empfang des Heiligen Geistes durch Feuerzungen dar.[10]

Waldenbachschlucht

Rotenzimmern – Waldenbachschlucht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vom Kirchplatz aus erreicht man die naturbelassene Waldenbachschlucht und die ehemalige Ruine Rotenzimmern.

Fachwerkhäuser in Rotenzimmern

Der Ortskern ist nahezu einheitlich von Fachwerkbauten geprägt.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Touristikverkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An Sonn- und Feiertagen zwischen dem 1. Mai und Mitte Oktober verkehrt die Buslinie 337 als Schlichem-WanderBus entlang des Schlichemwanderwegs. Zwischen Balingen, Tieringen und Epfendorf werden an diesen Tagen drei Fahrtenpaare angeboten.[11] Dabei werden die Ortsteile Rotenzimmern und Böhringen angefahren.[12]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Franz Bucher, Bildhauer (1928–1995)
  • Franz Müller, Bürgermeister, Ehrenbürger (1968 Verdienstkreuz am Bande, 1977 Bundesverdienstkreuz erster Klasse für seine Verdienste um die Volksmusik)

Söhne und Töchter der Gemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dietingen Ort:

  • Pater Godofredo Sieber OFM, Missionar in Brasilien (1902–1992), Erbauer der Kirche "San Pedro Apostolo", des Krankenhauses und der Schule "Collegio Frei Godofredo" in Gaspar (Brasilien). An ihn erinnert ein Gedenkstein auf einer Brücke (Hohensteinstraße) über den Wettebach in Dietingen[13]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Dietingen. In: Karl Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Rottweil (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 56). H. Lindemann, Stuttgart 1875, S. 371–377 (Volltext [Wikisource]).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Dietingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2022 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
  2. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band VI: Regierungsbezirk Freiburg Kohlhammer, Stuttgart 1982, ISBN 3-17-007174-2. S. 492–495
  3. Daten- und Kartendienst der LUBW
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 515 f. und 532.
  5. Heute wie damals. Religion. 250 Jahre Karfreitagsrätsche. In: Schwarzwälder Bote. R 2 Nr. 74, 29. März 2018.
  6. Winfried Hecht, Peter Müller: Kapellenwege in und um Rottweil. Rottweil 2019, S. 53.
  7. Angabe nach mündlicher Auskunft eines Dietingers und einer offiziellen, jedoch durch Urheberrechte geschützten Website der Katholischen Kirchengemeinde Dietingen
  8. a b Andreas Pfannes Kleine Kirche – große Schätze, in: Schwarzwälder Bote R 2 184. Jg. (2018) Nr. 64
  9. Dietingen: Holz sinnvoller als Stahl. In: Schwarzwälder Bote, Oberndorf. 3. August 2018, abgerufen am 4. August 2018.
  10. Beeindruckende Momente vermittelt. Wehrkirche. Auf heimat- und kunstgeschichtlichen Wegen mit Hubert Burkard, in: Schwarzwälder Bote R 2 2017 Nr. 98, aufgerufen am 3. Oktober 2017.
  11. Der Schlichem-WanderBus fährt wieder. In: Schwarzwälder Bote. 26. April 2021, abgerufen am 22. Mai 2021.
  12. WanderBus. Gemeindverwaltungsverband Oberes Schlichemtal, abgerufen am 22. Mai 2021.
  13. Schwarzwälder Bote, Ausgabe Rottweil, 24. Oktober 2012 und 29. August 2016