Gönninger Bahn

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Reutlingen Hbf–Gönningen
Kursbuchstrecke (DB):325e (1960)
317p (1944)
Streckenlänge:16,5 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Maximale Neigung: 26 
Minimaler Radius:180 m
von Plochingen
von Schelklingen
0,00 Reutlingen Hbf
nach Eningen
nach Immendingen
0,10 Straßenbahn Reutlingen (Linien 3 und 4)
Echaz
0,30 Straßenbahn Reutlingen (Linie 1)
Gutenbergstraße
0,50 Reutlingen Privatbahn
0,60 Reutlingen West
1,40 Anschluss Firma Knapp
Anschluss Stadtwerke Reutlingen
2,30 Bahnstrecke Plochingen–Immendingen
Reutlingen-Betzingen
2,79 Betzingen Haltepunkt 350 m
2,90 Breitenbach
3,39 Industriegebiet Betzingen
6,42 Ohmenhausen 418 m
8,11 Mähringen
10,90 Gomaringen 430 m
12,30 Wiesaz
14,40 Bronnweiler 481 m
16,50 Gönningen 518 m

Quellen: [1]

Die Gönninger Bahn war eine eingleisige private Eisenbahnnebenstrecke, die in Reutlingen an die Bahnstrecke Plochingen–Immendingen anschloss und nach Gönningen führte. Im Volksmund wurde sie auch "Somaschell" genannt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Badischen Lokal-Eisenbahnen (BLEAG) erbauten die Privatbahn auf Grundlage einer württembergischen Konzession vom 16. Juli 1900 und eröffneten sie am 20. April 1902. Ab 1910 wurde die Strecke von den Württembergischen Nebenbahnen (WN) betrieben, die 1984 zur Württembergischen Eisenbahn-Gesellschaft (WEG) fusionierten.

Der Personenverkehr auf der Gönninger Bahn wurde mit Wirkung zum 29. Mai 1976 eingestellt. Der Güterverkehr zwischen Ohmenhausen und Gönningen endete formal zum 30. Juni 1982, wenn auch der Bahnhof Gomaringen noch bis zum 31. Juli 1982 angefahren wurde. Die Stilllegung zwischen Reutlingen und Ohmenhausen folgte drei Jahre später, zum 30. Juni 1985. Die Stadt Reutlingen übernahm die Anlagen bis zum Industriegebiet Betzingen und führte den Betrieb darauf als Anschlussbahn weiter. Seit 1997 ist auch der Abschnitt ab dem Anschluss der Stadtwerke Reutlingen nicht mehr befahrbar.

Der Streckenabschnitt Reutlingen Hauptbahnhof–Gomaringen soll als Teil der Regionalstadtbahn Neckar-Alb – teilweise auf anderer Trasse – wieder aufgebaut werden. Über eine Neubaustrecke soll die Strecke nach Nehren zur Bahnstrecke Tübingen–Sigmaringen weitergeführt werden.[2] Entsprechende Untersuchungen und Fahrzeugkonzepte liegen vor.[3][4]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Personenverkehr entwickelte sich anfangs gut. Im ersten Betriebsjahr wurden 220.000 Personen befördert. 1938 verkehrten werktags sechs Personenzugpaare, sonntags fünf. 435.000 Fahrgäste wurden mit ihnen befördert. Nach dem Zweiten Weltkrieg gingen nach den ersten Spitzen (1947: 620.000 Fahrgäste) die Leistungen erheblich zurück. 1949 wurde eine parallele Buslinie eingerichtet. 1950 verkehrten noch drei Zugpaare werktags, ein Zugpaar sonntags. 1951 waren es noch 100.000 Fahrgäste. Ab 1955 war nur noch ein Zugpaar ausgewiesen, es war die Überführungsfahrt des Triebwagens vom Lokschuppen in Gönningen nach Reutlingen, um da die Güterwagen übernehmen zu können, und abends dann wieder zurück.

Der Güterverkehr ließ sich nicht so positiv an. Es wurden hauptsächlich landwirtschaftliche Erzeugnisse transportiert, bis 1914 stieg er auf 35.000 Tonnen jährlich an. Zwischen 1919 und 1940 lagen die Transportleistungen zwischen 8000 und 10.000 Tonnen. Durch neue Gleisanschlüsse im Bereich Reutlingen und Betzingen nahm der Güterverkehr erheblich zu, zwischen 30.000 und 40.000 Tonnen wurden jährlich befördert. Ab Ende der 1960er Jahre nahm der Güterverkehr kontinuierlich ab und bewegte sich in den 1970er und 1980er Jahren um 10.000 Tonnen im Jahr. Hauptsächlich wurden die Gleisanschlüsse im Raum Reutlingen bedient, an der Strecke fielen nur noch geringe Frachten an. Größter Kunde war die Firma Bosch, die einen Gleisanschluss mit eigener Lokomotive hatte. Deren Aufgabe des Gleisanschlusses 1984 besiegelte denn auch das Ende der Bahn 1985.

Fahrzeuge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am Anfang wurde die Bahn mit zwei oder drei dreiachsigen Nassdampf-Lokomotiven und elf Personenwagen betrieben. Später wurden auch noch andere Dampflokomotiven eingesetzt. Als erster Dieseltriebwagen wurde 1954 der VT 70 900 (ex DR 801) von der Deutschen Bundesbahn gebraucht gekauft und als T 03 auf der Strecke eingesetzt. Als 1957 der T 03 zum zweimotorigen Schlepptriebwagen umgebaut werden sollte, wurde er vom modernisierten T 02 abgelöst. Von 1979 bis zur Betriebseinstellung wurde der T 07 eingesetzt.

Relikte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Betriebsbahnhof Reutlingen Privatbahn, etwa 400 Meter südwestlich des Reutlinger Hauptbahnhofes am Haltepunkt Reutlingen West, ist noch erhalten und ist heute Werkstatt der Freunde der Zahnradbahn Honau – Lichtenstein e. V.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hermann Bürnheim: Württembergische Eisenbahn-Gesellschaft. Die Geschichte einer bedeutenden Privatbahn. 1. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1986, ISBN 3-613-01145-X.
  • Peter-Michael Mihailescu, Matthias Michalke: Vergessene Bahnen in Baden-Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1985, ISBN 3-8062-0413-6, S. 211–214.
  • Gerd Wolff, Hans-Dieter Menges: Deutsche Klein- und Privatbahnen. Band 3: Württemberg. EK-Verlag, Freiburg im Breisgau 1995, ISBN 3-88255-655-2, S. 312–331.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Eisenbahnatlas Deutschland. 9. Auflage. Schweers+Wall, Aachen 2014, ISBN 978-3-89494-145-1.
  2. RegionalStadtBahn Abschlussbericht – Kurzfassung: Karte Streckennetz Landkreis Reutlingen (Memento vom 29. September 2007 im Internet Archive)
  3. Schwarzwälder Bote, Oberndorf Germany: Region Neckar-Alb: Züge für Regionalstadtbahn werden bestellt. 13. Mai 2020, abgerufen am 29. Dezember 2022.
  4. Andrea Glitz: Reaktivierung alter Bahnstrecken: Reutlingen verhandelt über Fördermodalitäten - Reutlingen - Reutlinger General-Anzeiger. 20. November 2020, abgerufen am 29. Dezember 2022.