Göttingen (Langenau)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Göttingen
Stadt Langenau
Ehemaliges Gemeindewappen von Göttingen
Koordinaten: 48° 28′ N, 10° 5′ OKoordinaten: 48° 28′ 27″ N, 10° 4′ 52″ O
Höhe: 492 m
Einwohner: 1171 (31. Dez. 2019)
Eingemeindung: 1. April 1972
Postleitzahl: 89129
Vorwahl: 07345
Evangelische Kirche in Göttingen
Evangelische Kirche in Göttingen

Göttingen ist ein Stadtteil Langenaus, wovon es sich drei Kilometer südwestlich im Alb-Donau-Kreis in Baden-Württemberg befindet. Das Dorf selbst hat 1171 Einwohner.[1]

Göttingen grenzt mit seiner 922 ha großen Gemarkung,[2] von der etwa 600 ha landwirtschaftlich genutzt werden,[3] an die Gemeinde Elchingen, die sich schon in Bayern befindet. Südlich von Göttingen verläuft die Bundesautobahn 8 München-Stuttgart, im Osten die Bundesautobahn 7 sowie im Westen die frühere Bundesstraße 19, heute Landesstraße 1079. Von Göttingen in die nächste Großstadt Ulm sind es etwa 14 Kilometer.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Siedlung „Gotingen“ entstand vermutlich als alemannisches Urdorf im 6. oder 7. Jahrhundert.[4] Göttingen wurde im Jahre 1225 erstmals urkundlich im Besitzverzeichnis des Klosters Oberelchingen erwähnt.[5] Die Grafen von Werdenberg verkauften 1383 die Herrschaft an die Reichsstadt Ulm. Als Anfang des 19. Jahrhunderts die Habsburger schwere Niederlagen durch die Franzosen erleiden mussten, kam Göttingen 1803 zunächst an Bayern und durch den Grenzvertrag zwischen Bayern und Württemberg 1810 an das Königreich Württemberg, wo es dem Oberamt Ulm unterstellt wurde.

Die evangelische Kirche „St. Justina“ (die von vielen – auch von Einheimischen – als Martinskirche.[6] bezeichnet wird) prägt das Dorf. Daneben besitzt der Ort auch eine kleinere, 1959 erbaute katholische Kirche, die dem Heiligen Martin geweiht ist.[7]

Am 1. April 1972 wurde Göttingen in die Stadt Langenau eingegliedert.[8]

Bevölkerungsentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es handelt sich um Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand bis 1970 und ohne die heute zugehörigen Ortsteile. Die Zahlen sind Volkszählungsergebnisse oder amtliche Fortschreibungen mit Archivierungen des LEO-BW Online-Informationssystems für Baden-Württemberg.

Bevölkerungsentwicklung[9]
Jahr 1852 1871 1880 1890 1900 1910 1925 1933 1939 1950 1956 1961 1970
Einwohner 393 399 385 405 372 382 404 369 398 586 567 594 661

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Ortswappen stammt von 1954 und wurde von der Württembergischen Archivdirektion in Stuttgart entworfen.[10] Das Wappen hat als Grundfarben Gelb – Rot, durch Lilienschnitt geteilt. Gelb-Rot sind die Wappenfarben des Benediktinerklosters Wiblingen. Diesem gehörte im Mittelalter das Patronatsrecht der Göttinger Kirche. Die Lilie kommt aus dem Familienwappen der hochfreien Herren von Werdenberg-Albeck. Das Motiv des Lilienfrieses soll an den romanischen Lilienfries erinnern, der als Bauplastik am sehr alten und mächtigen Turm der Göttinger Martinskirche in ziegelroter Farbe ausgehauen ist.[11]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinde- und Ortschaftsrat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1972 wählen die Göttinger zusammen mit den Bürgern aus der Kernstadt Langenau sowie den Stadtteilen Albeck und Hörvelsingen den Langenauer Gemeinderat. Aufgrund der unechten Teilortswahl stehen Göttingen zwei Mandate zu.

Als örtliches kommunales Gremium ist seit 1972 der Ortschaftsrat hinzugekommen. Ihm gehören neun Mitglieder an, die wie der Gemeinderat auf fünf Jahre gewählt werden. Der Ortschaftsrat soll der Ortsverwaltung beratend zur Seite stehen. Er ist vor allen wichtigen, den Ort betreffenden Entscheidungen zu hören. Vorsitzender des Gremiums ist der Ortsvorsteher. Der ehrenamtliche Ortsvorsteher wird auf Vorschlag des Ortschaftsrates aus dem Kreis der für den Ortschaftsrat wählbaren Bürger vom Gemeinderat gewählt und zum Ehrenbeamten auf Zeit ernannt. Ortsvorsteher ist Klaus-Dieter Ziegengeist.[12]

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Landwirtschaft, Handel und Gewerbe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Ort sind neben landwirtschaftlichen Betrieben mehrere kleinere Gewerbe- und Handwerksbetriebe, ein Gasthaus, ein Dorfladen sowie eine Bankfiliale ansässig.

Wasserversorgung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Göttingen wird durch den Zweckverband Wasserversorgung Ulmer Alb mit Trinkwasser versorgt[13] und gehört zum Bereich der Albwasserversorgung.

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Göttingen gibt es einen Kindergarten. Die Grundschule befindet sich im benachbarten Albeck. Das Bildungsangebot in Langenau bietet alle schulischen Möglichkeiten. Gymnasium,[14] Werkrealschule, Realschule, Gemeinschafts- und eine Förderschule sind dort anzutreffen.

Kultur und Vereinsleben, Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wichtige Veranstaltungsorte sind der Zehntstadel und die Wiesentalhalle.

Religiöse Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Baugeschichtlich bedeutsam ist die spätgotische Pfarrkirche St. Justina (evang. Martinskirche). Der aus dem 14. Jahrhundert stammende Turm (bis zum Glockengeschoss) ist wohl der älteste Teil. Die Glocken stammen aus den Jahren 1436, 1440 und 1492. Die Kirche wurde im Barock umgebaut, unter anderem mit dem Altaraufbau von 1699. Erhalten ist die Sakramentsnische mit dem Relief des Schweißtuches der Heiligen Veronika um 1460. Umschlossen wird die Kirche von einer mittelalterlichen Wehranlage. Auf der Südseite neben dem Torbau wurden Buckelquader aus der Stauferzeit, vermutlich aus dem 12. – 13. Jahrhundert, verbaut. Der zweigeschossige Torbau in Fachwerkweise, der Gigl, auch Wächter- oder Zehenthäuslein genannt, bietet noch heute einen Eindruck von der früheren zentralen Wehrfunktion des Kirchhofes.

Pfarrhaus, Zehntstadel und Rathaus

Das aus der Barockzeit stammende Pfarrhaus und der Zehntstadel bilden zusammen mit einer mittelalterlichen Scheune ein denkmalgeschütztes Ensemble im Göttinger Ortskern. Das stattliche Pfarrhaus und der Zehntstadel stammen aus der Zeit um 1700. Ein Vorgängerbau des Pfarrhauses wird 1580 erstmals genannt. Die alte Zehntscheuer (Pfarrscheuer) ist ein Fachwerkbau aus der Zeit um 1500, wie der in der Süd-Ost-Ecke des Gebäudes erhaltene gotische Ständer mit seinen in Schwalbenschwanzform angeblatteten Kopfstreben belegt.

Die aus dem Jahr 1959 stammende katholische Kirche ist dem Heiligen Martin geweiht.

Vereine, Sport, Freizeit und Ökologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stipfbach

Für den Sportbetrieb stehen zwei Fußballplätze und die Wiesentalhalle zur Verfügung. Der SV Göttingen bietet zahlreiche Sportangebote. Wer musikalisch aktiv sein möchte, kann sich dem gemischten Chor des Gesangvereins anschließen.

Jugendlichen stehen die Räumlichkeiten im Jugendraum „Walhalla“ offen. Die ältere Generation trifft sich regelmäßig im Mehrzweckraum des Rathauses. Feuerwehr und Landfrauenverein bieten weitere Betätigungsfelder.

Gut ausgebaute Radwege führen nach Langenau, in die umliegenden Gemeinden und der „Alte Postweg“ nach Ulm. Einen hohen Stellenwert nehmen der Naturschutz und die Landschaftspflege ein. Dazu gehören der Ausweis von Grünzügen und Flächen für eine standortgerechte Biotopentwicklung. Um den traditionellen Streuobstwiesengürtel zu erhalten, wurden in großem Umfang Obstbäume gepflanzt. Weitere ökologische Maßnahmen waren die Wiederanlegung eines Weihers am Ortsrand sowie die Renaturierung der Gewässerläufe.

Feste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die rege Teilnahme an den Aktivitäten der Göttinger Vereine und Gruppen sowie an den Angeboten der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden ist Ausdruck einer intakten Dorfgemeinschaft.

Jedes Jahr, am letzten Wochenende im August, findet das traditionelle Göttinger Dorffest statt.

Persönlichkeiten, die in Göttingen gewirkt haben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ulrich Kundig (1444), Pfarrer in Göttingen und Abt (1456–1475) in der Benediktinerabtei Blaubeuren
  • Samuel Baur (1768–1832), evangelischer Pfarrer und Literat
  • Karl Fink (1851–1898), Mathematiker und Turner, hier geboren
  • Urs Käufer (* 1984), Ruderer und Teilnehmer bei den Olympischen Sommerspielen in Peking und London[15]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Göttingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Stadt Langenau - Ortsverwaltung Göttingen
  2. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg Referat 34, Landw. Struktur- und Anbauverhältnisse, Stuttgart
  3. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg Referat 34, Landw. Struktur- und Anbauverhältnisse, Stuttgart
  4. Göttinger Dorfgeschichte(n) - Ortschronik, ISBN 978-3-00-043963-6
  5. Göttinger Dorfgeschichte(n) - Ortschronik, ISBN 978-3-00-043963-6
  6. Stadt Langenau - Ortsteil Göttingen (Memento des Originals vom 14. Juli 2006 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.langenau.de. Website der Stadt. Abgerufen am 15. Februar 2015.
  7. Göttinger Dorfgeschichte(n) - Ortschronik, ISBN 978-3-00-043963-6
  8. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 458.
  9. Baden-Württemberg - Bevölkerungsentwicklung Göttingen von 1852 bis 1970
  10. Göttinger Dorfgeschichte(n) - Ortschronik, ISBN 978-3-00-043963-6
  11. Göttinger Dorfgeschichte(n) - Ortschronik, ISBN 978-3-00-043963-6
  12. Neuer Ortsvorsteher gewählt. In: Heimatrundschau – Amtsblatt der Stadt Langenau mit den Stadtteilen Albeck, Göttingen und Hörvelsingen. Nr. 38. Langenau 19. September 2019, S. 9 (langenau.de).Göttinger Ortsvorsteher Reinhard Klingler verabschiedet. In: Heimatrundschau – Amtsblatt der Stadt Langenau mit den Stadtteilen Albeck, Göttingen und Hörvelsingen. Nr. 46. Langenau 13. November 2019, S. 1 (langenau.de).
  13. Zweckverband Wasserversorgung Ulmer Alb
  14. Langenau, Schulen (Memento des Originals vom 4. April 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.langenau.de
  15. ulmer-ruderclub.de