Gaahl

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Gaahl im Jahr 2018.

Kristian Eivind Espedal (* 7. August 1975 in Fjaler, Norwegen), besser bekannt unter dem Pseudonym Gaahl, ist ein norwegischer Sänger und Maler.

Espedal ist der frühere Sänger der Black-Metal-Band Gorgoroth. Er ist außerdem der (Mit-)Gründer von, Wardruna, Trelldom, Gaahlskagg und God Seed. Nachdem er den Namen Gorgoroth nicht mehr benutzen durfte hat er die Band Gaahls Wyrd gegründet.

Künstlerische Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1993–1998: Erste Bands: Trelldom, Sigfader und Gahlskagg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Espedal war erstmals im Jahr 1993 im Black Metal involviert als er mit dem Gitarristen Tyrant und dem Bassisten Taakeheim die Gruppe Trelldom ins Leben rief. Ein weiterer involvierter Musiker war der Schlagzeuger Goat Pervertor. Mit der Gruppe brachte er eine Demo, sowie die drei Alben Tit Evighet, Til Minne und Til et Annet heraus. Letztere erschien 1998. Im selben Jahr war Espedal zudem in den beiden Bands Sigfader und Gahlskagg aktiv, mit welchen er 1999 jeweils eine EP herausbrachte.

1998–2007: Seine Zeit bei Gorgoroth und Gründung von Wardruna[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1998 wurde er Mitglied der norwegischen Black-Metal-Band Gorgoroth und war erstmals auf deren vierten Album, Destroyer zu hören, auch wenn er lediglich im titelgebenden Stück gesungen hat. Seine ersten Konzerte spielte er im Mai gleichen Jahres, als die Gruppe fünf Auftritte mit Cradle of Filth in Deutschland absolvierte.[1]

Das erste Album auf dem Espedal, ab sofort Gaahl genannt, hauptsächlich als Sänger in Erscheinung trat, ist Incipit Satan, welches zwischen Juli und Oktober 1999 aufgenommen wurde. Zwischen Februar und Dezember 2002 saß Gaahl im Gefängnis, weil er einen Mann überfallen hatte. Er musste dem Opfer Schmerzensgeld in Höhe von 158,000 NOK zahlen, was ungefähr 27,000 USD entspricht.[2]

2003 begann er, zusammen mit Einar Selvik, an dem ersten Album des Projektes Wardruna zu arbeiten, welches sich um die Runen und die Kulte der alten nordgermanische Religion dreht. Gaahl trug auch maßgeblich zum zweiten Album bei, welches 2013 veröffentlicht wurde.[3]

Im Jahr 2006 erschien mit Ad Majorem Sathanas Gloriam Gaahls drittes Album mit der Gruppe. Zwischen April und Dezember des gleichen Jahres wurde Gaahl erneut verhaftet. Er hatte einen Mann überfallen und gefoltert, wofür er neun Monate Gefängnisstrafe erhielt. Das Opfer erhielt ein Schmerzensgeld von 190,000 NOK. Gaahl seinerseits sprach von Notwehr.[2][4]

Im April 2007 stand Gaahl im Fokus der Dokumentation True Norwegian Black Metal. Im Oktober 2007 versuchte er gemeinsam mit seinem Bandkollegen King ov Hell, den Gitarristen und Gründer der Band Gorgoroth, Infernus, aus der Band zu werfen und den Namen Gorgoroth für sich zu beanspruchen. Das war der Beginn des Namensrechtsstreites um Gorgoroth.

2008–2012: Nach Gorgoroth: Musikalische Schaffenspause[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gaahl (2008)

Auf dem Wacken Open Air 2008 traten King ov Hell und Gaahl unter dem Namen Gorgoroth auf – noch während des laufenden Namensstreites. Im Backstage-Bereich soll es eine Schlägerei zwischen der Band und einigen Fans gegeben haben.[5] Die Person, welche die Schlägerei begann, musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. Grund sollen homophobe Aussagen gegenüber Gaahl gewesen sein.[5]

Im März 2009 fällte ein Gericht in Oslo das Urteil, dass Infernus der rechtmäßige Urheber des Namens Gorgoroth sei und Gaahl diesen Namen nicht mehr weiterhin nutzen durfte.[6] Sein neues Projekt, welches bis dahin unter diesem Namen aufgelaufen war, trat seitdem als God Seed auf. Anfang 2009 verbrachte Gaahl einige Zeit in Spanien, um an seinen Texten für ihr Debütalbum zu schreiben.[7] Die Gruppe arbeitete mit Sessionmusikern im Studio, allerdings wurde das Album nie veröffentlicht, im Juli 2009 wurde das Projekt wieder auf Eis gelegt.

Gaahl wandte sich der Schauspielerei zu und trat am Nationaltheatret auf, 2012 war er im Kinofilm Escape – Vermächtnis der Wikinger zu sehen.[8][9] Im Mai 2010 trat Espedal in dem Black-Metal-Musical Svartediket des Bergener Theaters Den Nationale Scene auf dem Bergen International Festival auf. Wegen Gaahls antichristlicher Standpunkte wurde seine Beteiligung kritisiert.[10]

Seit 2012: Musiker und Maler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Januar 2012 rief Gaahl das Projekt God Seed erneut ins Leben. Gemeinsam mit King ov Hell und weiteren Musikern veröffentlichte er im Oktober 2012 das Debütalbum I Begin, welches über Indie Recordings veröffentlicht wurde.

Neben seinem musikalischen Schaffen betätigt sich Espedal auch als bildender Künstler. Seit 2018 stellt Espedal seine Werke in der Galleri Fjalar in Bryggen in Bergen aus.[11]

Privatleben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Espedal verbrachte seine Kindheit in dem dünn besiedelten Tal Espedal in Fjaler. Seine Familie besitzt immer noch ein Haus in dieser Gegend, lebt aber inzwischen hauptsächlich in Bergen.[12]

Im Jahr 2004 gab Espedal an, Vegetarier zu sein.[13][14]

Im Juli 2008 veröffentlichte Espedal gemeinsam mit der Modedesignerin Sonja Wu und dem Modeagenten Dan De Vero unter dem Namen Wynjo eine Kleiderkollektion für Frauen.[15][16] Gaahl und De Vero hatten sich 2006 kennengelernt und machten 2008 ihre Beziehung öffentlich.[15][16] Kurz danach wurde De Vero von mehreren Black-Metal-Fans öffentlich und über E-Mail bedroht.[17] Auf der Bergen Gay Galla wurde Espedal im Januar 2010 der Preis für die Homosexuelle Person des Jahres übergeben.[18] 2011 war Espedal mit dem Model Robin Jakobsen liiert.[19]

Ideologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gaahl sieht sich selbst als Schamane.[20] Er trägt oft einen Mjölnir-Anhänger.[21][22][23] Zudem sieht er sich dem Heidentum stark verbunden.

Stellung zum Christentum und Satanismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch wenn er den christlichen Glauben vehement ablehnt, wird er oft fälschlich als Satanist beschrieben. In früheren Interviews erzählte er, dass er „sein eigener Gott und sein eigener Satan“ sei und er sich deswegen nicht als Satanist betrachte. Diese Aussage bekräftigt er in der Dokumentation True Norwegian Black Metal als er aussagte, dass der „einzig wahre Gott in einem selbst schlummert“.[12] In einem Interview in der Dokumentation Metal: A Headbanger’s Journey wurde er gefragt, wofür Gorgoroth stehe, was er mit „Satan“ beantwortete. Auf die Frage was Satan für ihn repräsentiere, entgegnete er „Freiheit“.[24]

“We live in a Christian world and we have to speak their language […] When I use the word 'Satan' it means the natural order, the will of a man, the will to grow, the will to become the superman and not to be oppressed by any law such as the church, which is only a way to control the masses.”

„Wir leben in einer christlichen Welt und müssen deren Sprache sprechen [...]. Wenn ich das Wort 'Satan' benutze, meine ich die natürliche Ordnung, den freien Willen, den Willen zu wachsen und ein Übermensch zu werden und nicht von irgendeinem Gesetz unterdrückt zu werden, wie es die Kirche ist, die nur eine Art ist die Massen zu kontrollieren.“[21]

Gaahl verneinte, dass er sich in seinem Glauben von Friedrich Nietzsche inspirieren ließ.[25] Auch sieht er sich als ein Gegner der Church of Satan.[26]

Black Metal[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unter dem Begriff Black Metal versteht er die Individualität als wichtigsten Aspekt.[21] Er beschreibt Black Metal als eine „Darstellung der Wahrheit ohne Kompromisse“ und als „Krieg für alle, die das Flüstern hören können“.[21][5] Auf die Frage wie er über Kirchenverbrennungen im Zuge der frühen Jahre des Black Metal denke, antwortete er:

“Church burnings are, of course, a thing that I support one hundred percent. It should have been done much more, and will be done much more in the future. We have to remove every trace [of] what Christianity, and the Semitic roots, have to offer this world.”

„Kirchenverbrennungen sind selbstverständlich eine Sache, die ich zu hundert Prozent unterstütze. Sie hätten noch viel häufiger getan werden sollen, und werden es noch in der Zukunft. Wir müssen jede Spur auslöschen, die das Christentum und seine semitischen Wurzeln dieser Welt zu bieten haben.“

Gaahl: in der Dokumentation Metal: A Headbanger’s Journey (2005)[24]

Im Jahr 1995 sagte er in einem kontrovers gehaltenen Interview folgendes zum Thema Kirchenverbrennung:

“Well, personally I don’t mind it at all, but I fear that it might cause among people fear of nihilism and [the] anti-Christian views that black metal represents, and in that way lead neutral people to succumbing to Christendom because that is what they accept and don’t want to lose. I think it's the wrong way to proceed.”

„Naja, persönlich stören sie mich nicht, aber ich fürchte, sie könnten unter den Menschen Angst vor Nihilismus und anti-christlichen Sichtweisen, repräsentiert durch Black Metal, auslösen, und das könnte neutrale Menschen dazu führen sich dem Christentum zu unterwerfen, weil es das ist, was sie akzeptieren und nicht verlieren möchten. Ich denke, das ist der falsche Weg.“[26][27]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In einem kontroversen Interview aus dem Jahre 1995 sagte Gaahl, dass er Menschen wie Varg Vikernes, Adolf Hitler, sowie die Herrscher des Römischen Reiches Gaius Iulius Caesar, Kaiser Augustus und Nero unterstütze. Er bezeichnete „Nigger“, „Mulatten“ und Muslime als „Untermenschen“.[26][27] Inzwischen bezeichnet er sich als unpolitisch und sagt, dass sein Freundeskreis sowohl Menschen aus rechten als auch aus dem linken politischen Lager kenne.[5] In einem Interview mit dem Rock Hard im Jahr 2008 wurde er auf das Interview von 1995 angesprochen und antwortete folgendes:

“In the early '90s, there were all these different youth gangs in Norway and one thing led to another. I was involved in gang fights and had false friends … There was no political disposition – not with me nor any of my friends. But you had to profess allegiance to a certain group if you wanted to defend yourself and not get your ass kicked.”

„In den frühen 90ern gab es in Norwegen diese vielen verschiedenen Jugendgruppen und da führte eine Sache zur anderen. Ich war an Gruppenschlägereien beteiligt und hatte falsche Freunde... Es gab keine politische Gesinnung - weder bei mir noch bei meinen Freunden. Aber du musstest einer bestimmten Gruppe Treue schwören, wenn du dich selbst verteidigen und nicht angegriffen werden wolltest.“

Gaahl: im Jahr 2008[5]

In den 1990er-Jahren wurde seine Band Trelldom auf die schwarze Liste der Anti-Defamation League gesetzt. Als Grund wurden die Aussagen Gaahls in dem Interview aus dem Jahr 1995 angeführt.[28]

Diskographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit Gorgoroth[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1998: Destroyer
  • 2000: Incipit Satan
  • 2003: Twilight of the Idols
  • 2006: Ad Majorem Sathanas Gloriam

Mit God Seed[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2012: Live at Wacken 2008 (als Gorgoroth angekündigt und aufgelaufen)
  • 2012: I Begin

Mit Trelldom[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1995: Til Evighet
  • 1998: Til et Annet
  • 2007: Til Minne

Mit Wardruna[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2009: Runaljóð - gap var Ginnunga
  • 2013: Runaljóð - Yggdrasil

Mit Gaahls Wyrd[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2019: GastiR - Ghosts Invited

Filmographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gorgoroth - Live (Memento vom 13. April 2009 im Internet Archive)
  2. a b Chris Campion: In the face of death (Memento des Originals vom 29. Juni 2012 im Webarchiv archive.today) In: The Observer, Guardian Unlimited, 20. Februar 2005. Abgerufen am 10. Februar 2008 
  3. Wardruna.com - About Wardruna. Abgerufen am 5. Januar 2022.
  4. Gorgoroth interview @ Tartareandesire.com (Memento vom 3. März 2016 im Internet Archive)
  5. a b c d e Gorgoroth Frontman Opens Up About His Sexual Orientation: ‘I’ve Never Made Any Secret About It’. Roadrunnerrecords.com, archiviert vom Original am 21. November 2011; abgerufen am 10. Februar 2012.
  6. INFERNUS Claims Victory In GORGOROTH Name Dispute. In: BLABBERMOUTH.NET. 13. März 2009, archiviert vom Original; abgerufen am 31. Januar 2022 (englisch).
  7. God Seed – New Energy. Imhotep - Interviews/Articles
  8. Internet Movie Database: Profil: Gaahl
  9. Götz Kühnemund: Gaahls Rückkehr (Memento vom 21. Juli 2014 im Internet Archive) Rock Hard, Ausgabe #307
  10. Finn Bjørn Tønder: Legger hardt press på teatersjefen (Memento des Originals vom 17. Januar 2010 im Internet Archive), Bergens Tidende, 14. Januar 2010. Abgerufen am 15. Januar 2010 (norwegian). 
  11. Galleri Fjalar. Abgerufen am 23. März 2021 (englisch).
  12. a b Peter Beste: True Norwegian Black Metal In: VBS.tv, YouTube, 27. April 2007. Abgerufen am 10. Februar 2008 
  13. Jonathan Tisdall: Black metal vocalist faces prison (Memento des Originals vom 1. Dezember 2008 im Internet Archive), Aftenposten, 28. April 2004. Abgerufen am 31. Januar 2021 (englisch). 
  14. Revolver Magazine » Paul Bostaph. Revolvermag.com, 1. Dezember 2011, archiviert vom Original am 5. Januar 2010; abgerufen am 10. Februar 2012.
  15. a b GORGOROTH Frontman Had 'Close Relationship' With Norwegian Modeling Agent DAN DEVERO (Memento des Originals vom 28. Juli 2008 im Internet Archive), 24. Juli 2008. Abgerufen am 28. Juli 2008 
  16. a b Hansen, Birthe Steen: Jeg var gal etter Dan (Memento des Originals vom 27. Juli 2008 im Internet Archive), Nettavisen. Abgerufen am 28. Juli 2008 (norwegian). 
  17. Røyseland, Halstein: - Truet av black metal-miljøet etter homo-nyhet In: Verdens Gang, 2. November 2008. Abgerufen am 7. November 2008 (norwegian). 
  18. BLABBERMOUTH.NET - Former GORGOROTH Frontman Named 'Homosexual Of The Year'. Roadrunnerrecords.com, archiviert vom Original am 16. Oktober 2011; abgerufen am 10. Februar 2012.
  19. Marie-Alix Isdahl, Andreas Falkenberg: Gaahl Hates Your Sweatpants. In: vice.com. 1. März 2022, abgerufen am 31. Januar 2022 (englisch).
  20. Trelldom Interview With Gaahl. Abgerufen am 31. Januar 2022 (amerikanisches Englisch).
  21. a b c d Gorgoroth interview (Memento vom 3. März 2016 im Internet Archive) Tartareandesire.com
  22. Gorgoroth’s gaahl – Infinite Dimensions (Memento vom 14. Mai 2008 im Internet Archive)
  23. scarletmetal.com (Memento vom 17. März 2010 im Internet Archive)
  24. a b Sam Dunn: Metal: A Headbanger’s Journey. 2005
  25. Gorgoroth Interview bei Metal1.info (Memento vom 17. Juli 2011 im Internet Archive)
  26. a b c Interview with Gaahl from Polish Holocaust Magazine, 1995
  27. a b Interview with Gaahl from Polish Holocaust Magazine, 1995
  28. Hate Rock Online: A New Tool for Racists and Anti-Semites. Adl.org, archiviert vom Original am 4. März 2012; abgerufen am 10. Februar 2012.