Gauchsdorf

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Gauchsdorf
Gemeinde Büchenbach
Koordinaten: 49° 16′ N, 11° 0′ OKoordinaten: 49° 15′ 54″ N, 11° 0′ 16″ O
Höhe: 355 m ü. NHN
Einwohner: 159 (1. Okt. 2019)[1]
Postleitzahl: 91186
Vorwahl: 09178
Gauchsdorf von Südosten
Gauchsdorf von Südosten
Baggersee (2012)

Gauchsdorf (fränkisch: Gauaschdoaf[2]) ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Büchenbach im Landkreis Roth (Mittelfranken, Bayern).[3]

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf liegt sieben Kilometer südlich von Schwabach und sechseinhalb Kilometer westlich von Roth an einem leichten Südhang unterhalb des 397 m hohen „Schillbuck“. Dieser ist ein südlicher Ausläufer des Heidenberges. Am Schillbuck entspringt ein namenloser Bach, der mehrere Weiher speist, Gauchsdorf östlich begrenzt und dort als Vorfluter in die Aurach mündet. Der Altort Gauchsdorfs wird südlich von der Aurach begrenzt, der weiter westlich von Südwesten der Hirtenbach zufließt. Südlich des Ortes liegt ein etwa 30 Hektar großes Abbaugebiet für Bausand, in dem sich in der Grundwassersohle der Aurach und des Kaltenbaches zwei Baggerseen gebildet haben.

Gemeindeverbindungsstraßen verlaufen nach Götzenreuth (1,5 km nordwestlich) und Kühedorf (1,4 km nordöstlich) jeweils zur Kreisstraße RH 5. Eine Gemeindeverbindungsstraße führt nach Breitenlohe zur St 2224 (2 km östlich). Der kleine Sonderflugplatz Schwabach in Gauchsdorf (ICAO: EDPH) hat eine asphaltierte 500 m lange Start- und Landebahn sowie einem Heliport, Werkstatt und einige Hangars.[4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gebiet um Gauchsdorf war bereits in der Steinzeit von Menschen besiedelt, wie einzelne Funde belegen. Eine mehrere Hektar große Siedlung der Eisen- und Bronzezeit befand sich 800 Meter nördlich von Gauchsdorf am Fuß des Schillbuck und ist als Bodendenkmal qualifiziert.[5] Zur Zeitenwende war das Gebiet der südlichste Ausläufer des Siedlungsgebietes der Narisker.

Zu römischer Zeit wurde die Besiedlung aufgegeben, denn der Limes war nur einen Tagesmarsch nach Süden entfernt und die Zeiten wurden zu unruhig. Aus der Zeit der Völkerwanderung fehlen ebenfalls jegliche Befunde, diese setzen erst nach der karolingischen Zeit sporadisch wieder ein.

Der heutige Ort entstand wahrscheinlich bereits im 9. Jahrhundert am damals wichtigen Handelsweg von Kammerstein nach Roth, der das Aurachtal entlang führte, und sich hier mit der sogenannten „Italerstraße“ kreuzte. Er wurde planmäßig als ein aus 6 Höfen bestehendes Straßendorf angelegt. Zum Schutz vor den damals umherziehenden Ungarn wurden am Heidenberg Fliehburgen errichtet. Der Burgstall Osterwiese und der Burgwall Eichelberg sind ebenfalls als Bodendenkmäler noch erhalten. Die erste Mühle soll im 12. Jahrhundert errichtet worden sein. Im 13. Jahrhundert bestand Gauchsdorf aus 6 Ganzhöfen.[6]

Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort 1326 als „Gauchstorferius“ anlässlich der Zahlung des Zehnten an das Kloster Ebrach.[7][8] Der Ortsname hat als Bestimmungswort den Personennamen des Gründers Gaucho und als Grundwort -reuth, d. h. „Zur Rodung des Gaucho“.[9] 1349 war der Ort noch in Besitz der Grafen von Nassau, kam dann in der Folgezeit an die Burggrafschaft Nürnberg. Im Urbar für das burggräfliche Amt Schwabach, das ca. 1360 aufgestellt wurde, wurde der Ort als „Jawegszdorff“ erwähnt. Im Salbuch von 1410 sind für „Gaugstorff“ 1 Mühle, 5 Güter und 1 halbes Gut angegeben. Auch im Salbuch des nunmehr markgräflichen Amtes Schwabach, das 1434 aufgestellt wurde, wurden für den Ort gleicher Besitz angegeben. Weiterhin ist 1 Hof verzeichnet, der der Schwabacher Familie Linck gehörte. Im Jahre 1623 unterstanden dem Kastenamt Schwabach acht Anwesen. Im Jahre 1732 gab es laut den Oberamtsbeschreibungen von Johann Georg Vetter in Gauchsdorf zehn Anwesen, von denen 9 dem Kastenamt Schwabach (5 Höfe, 4 Gütlein) und 1 Gut der Familie Linck unterstanden.[8]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Gauchsdorf zehn Anwesen (6 Ganzhöfe, 1 Köblergut, 1 Gütlein, 1 Fischgut, 1 Mahl- und Sägemühle) und ein Gemeindehirtenhaus. Das Hochgericht übte das brandenburg-ansbachische Oberamt Schwabach aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft sowie die Grundherrschaft über alle Anwesen hatte das Kastenamt Schwabach.[10] Im Jahre 1800 gab es im Ort neun Anwesen.[11]

Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde 1808 Gauchsdorf dem Steuerdistrikt Günzersreuth und der 1818 gebildeten Ruralgemeinde Günzersreuth zugeordnet. Am 1. Januar 1972 wurde Gauchsdorf im Zuge der Gebietsreform in Bayern nach Büchenbach eingegliedert.[12]

In den 1960er Jahren entstand weitere Wohnbebauung; die Fliegervereinigung Schwabach siedelte sich nördlich des Ortsgebietes an und errichtete dort ihren Flugplatz.[13]

Das Jahr 1989 brachte Gauchsdorf einen kurzfristige Bevölkerungszuwachs, als 60 DDR-Flüchtlinge dort einquartiert wurden. Seitdem entstanden aus der ehemaligen Dorfschmiede ein kleines Industriegebiet sowie eine neue Wohnansiedlung. In den Jahren 1995 und 2022 stürzten bei Gauchsdorf Flugzeuge ab.

Baudenkmäler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gauchsdorfer Hauptstraße 2: Bauernhof und Austragshaus
  • Zur Alten Schmiede 6: Gasthaus und Scheune
  • Zur Alten Schmiede 8: dazugehörige Scheune
  • zwei Grenzsteine

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr 001818 001840 001861 001871 001885 001900 001925 001950 001961 001970 001987 002014 002019
Einwohner 81 90 103 91 83 86 98 118 93 90 114 166 159
Häuser[14] 14 15 16 17 17 16 18 33
Quelle [15] [16] [17] [18] [19] [20] [21] [22] [23] [24] [25] [1] [1]

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gauchsdorf ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und nach St. Willibald (Büchenbach) gepfarrt.[10] Die Katholiken waren ursprünglich nach St. Vitus (Veitsaurach) gepfarrt,[23] heute ist die Pfarrei St. Sebald (Schwabach) zuständig.[26]

Gegenwart[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort ist land-, forst- und fischwirtschaftlich geprägt. Die ehemalige Mühle ist als Sägewerk noch in Betrieb. Zwischen dem Flugplatz und dem Industriegebiet wird ein solarelektrisches Kraftwerk betrieben. Des Weiteren gibt es in Gauchsdorf eine Einrichtung der Altenpflege (Alten-Wohngemeinschaft für Demente) und eine kleine private Hundezucht.

Veranstaltungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Flugtage Gauchsdorf mit Festbetrieb (Fliegerfest)
  • Kärwa Gauchsdorf (Ende Mai, Anfang Juni) mit historischem Traktortreffen

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Gauchsdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Gemeinde Büchenbach – Büchenbach im Detail. In: Webseite Gemeinde Büchenbach. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. September 2021; abgerufen am 9. September 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.buechenbach.de
  2. E. Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach. S. 19. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: „gáuɘšdǫɘf“.
  3. Gemeinde Büchenbach, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 3. August 2023.
  4. Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 3. August 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  5. Denkmalliste BayLfD, Seite 6
  6. F. Eigler: Schwabach. S. 245.
  7. E. Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach. S. 19.
  8. a b F. Eigler: Schwabach. S. 230.
  9. W. Ulsamer (Hrsg.): 100 Jahre Landkreis Schwabach. S. 312.
    Nach E. Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach. S. 20 = Gauchsdorf auf der Website von Buechenbach – Ableitung vom Personennamen Güher
  10. a b F. Eigler: Schwabach. S. 390.
  11. J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Bd. 2, Sp. 280.
  12. F. Eigler: Schwabach. S. 473 f.
  13. Flugplatz Gauchsdorf (Memento des Originals vom 4. Juli 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.flugplatz-schwabach.de
  14. Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1885 bis 1987 als Wohngebäude.
  15. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 29 (Digitalisat).
  16. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 235 (Digitalisat).
  17. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1086, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  18. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1251, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  19. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1187 (Digitalisat).
  20. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1259 (Digitalisat).
  21. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1297 (Digitalisat).
  22. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1125 (Digitalisat).
  23. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 824 (Digitalisat).
  24. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 179 (Digitalisat).
  25. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 347 (Digitalisat).
  26. Katholische Pfarrei St. Sebald, Schwabach. In: bistum-eichstaett.de. Abgerufen am 28. Mai 2023.