Geländeritt

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Reiter und Pferd beim Geländeritt (William Fox-Pitt mit Seacookie)

Der Geländeritt ist eine von drei Teilprüfung beim Vielseitigkeitsreiten (früher als Military bekannt). Er setzt sich zusammen aus dem Ritt auf befestigten Wegen sowie Querfeldein, wobei natürliche und künstliche Hindernisse vorhanden sein können. Das Überwinden der Hindernisse sowie die dafür benötigte Zeit gehen in die Wertung ein.

Allgemeines[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anfang der 2000er Jahre wurde der Ablauf des Geländeritts deutlich verändert. Bei den Kurzprüfungen entfiel eine Wegstrecke. Bei Langprüfungen entfiel ebenfalls eine Wegestrecke und die Rennbahn mit Rennbahnhindernissen. Damit wurde auf die Belastbarkeit der Pferde und Reiter Rücksicht genommen, was auch zu mehr Sicherheit führte. Die Olympischen Spiele 2004 in Athen wurden nach diesem Modus ausgetragen und waren wegweisend für die Entwicklung der Vielseitigkeit.

Aufgrund schwerer Unfälle bei Geländeprüfungen richtete die FEI nach Kritik im Jahr 2007 eine Arbeitsgruppe zur Sicherheit in der Vielseitigkeit ein.[1] In Deutschland entstand aus einer Gruppe von forschenden Medizinern und Ingenieuren die Hamburger AG Reitsicherheit.

Zudem existiert ein Qualifikationsverfahren für Vielseitigkeitsprüfungen, das nur ausreichend erfahrenen Reitern den Start bei schweren Prüfungen ermöglichen soll.[2]

Sicherheit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abwerfbares Geländehindernis (frangible pin), bei hohem Druck auf den Baumstamm wird der Sicherheitsmechanismus ausgelöst.

Aufgrund von wiederholten schweren Unfällen und sogar Todesfällen von Reitern und Pferden steht die Sportart, insbesondere die Geländestrecke, häufig in der Kritik. Insbesondere die sogenannten Rotationsstürze (meist englisch als „rotational falls“ bezeichnet) sind gefährlich. An massiven Geländehindernissen ohne Bürsten werden vermehrt abwerfbare Teile installiert. Mithilfe von Sollbruchstellen kann die Sturzgefahr an diesen Hindernissen minimiert werden.[3] Die jeweiligen Sportverbände sind seit Jahren bemüht, die Sicherheit der Athleten und der Tiere zu erhöhen. Die FEI rief 2007 eine Arbeitsgruppe zur Sicherheit in der Vielseitigkeit ins Leben.[4] Zudem existiert ein Qualifikationsverfahren für Vielseitigkeitsprüfungen, das nur ausreichend erfahrenen Reitern den Start bei schweren Prüfungen ermöglichen soll. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung FN hat in ihrer LPO (Leistungsprüfungsordnung) in der Fassung von 2013 erstmals die Anwesenheit eines in der Versorgung schwerer Verletzungen erfahrenen Arztes bei Geländeprüfungen verpflichtend gemacht.

Zu den Olympischen Spielen 2004 wurde die Disziplin deutlich entschärft und wurden die Geländestrecken verkürzt, um eine Erhöhung der Sicherheit zu erreichen.

Distanz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Distanz des Geländeritts als zweite Prüfung des Vielseitigkeitsreitens wurde in den 2000er Jahren meist auf unter zehn Kilometer vereinbart. So wurde zum Beispiel bei den Olympischen Sommerspielen 2008 im subtropischen Hongkong der Geländeritt auf nur 4.670 Meter festgelegt. Mit Stand des FEI-Regelwerks 2019 beträgt die maximale Länge des Geländekurses 6.840 Meter. In Verbindung mit den vorgeschriebenen Geschwindigkeiten beträgt die Idealzeit der Ritte zwischen mindestens vier Minuten in internationalen Einstiegsprüfungen bis hin zu 12 Minuten auf höchstem Turnierniveau.

Hindernisse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Hindernis-Anforderungen in internationalen Prüfungen sind wie folgt.

Klasse Höhe fester Teil (mit Bürste) Weite an der Oberseite (Basis) Weitsprünge Tiefsprünge
CCI 1* 1,05 m (1,25 m) 1,20 m (1,80 m) 2,40 m 1,40 m
CCI 2*-S/-L 1,10 m (1,30 m) 1,40 m (2,10 m) 2,80 m 1,60 m
CCI 3*-S/-L 1,15 m (1,35 m) 1,60 m (2,40 m) 3,20 m 1,80 m
CCI 4*-S/-L 1,20 m (1,40 m) 1,80 m (2,70 m) 3,60 m 2,00 m
CCI 5*-L 1,20 m (1,45 m) 2,00 m (3,00 m) 4,00 m 2,00 m

Geschwindigkeit (in Metern pro Minute), Länge der Geländestrecke und Anzahl der Hindernisse in CCI-Langprüfungen:

Klasse Geschwindigkeit Länge Anzahl der Hindernisse
CCI 2*-L 520 m/min 3.640–4.680 m 25 bis 30
CCI 3*-L 550 m/min 4.400–5.500 m 30 bis 35
CCI 4*-L 570 m/min 5.700–6.270 m 35 bis 40
Olympische Spiele/WM 570 m/min 5.600–5.800 m 38 bis 42
CCI 5*-L 570 m/min 6.270–6.840 m 40 bis 45

Geschwindigkeit (in Metern pro Minute), Länge der Geländestrecke und Anzahl der Hindernisse in CCI-Einstiegsprüfung und CCI-Kurzprüfungen:

Klasse Geschwindigkeit Länge Anzahl der Hindernis
CCI 1*-Intro 500 m/min 2.000–3.000 m 20 bis 25
CCI 2*-S 520 m/min 2.600–3.120 m 25 bis 30
CCI 3*-S 550 m/min 3.025–3.575 m 27 bis 32
CCI 4*-S 570 m/min 3.420–3.990 m 30 bis 35[5]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Portal: Pferdesport – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Pferdesport

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. New FEI Eventing Safety Group Holds First Meeting, Pressemitteilung der FEI, 26. Juni 2007 (englisch)
  2. Vielseitigkeit: Neues FEI-Regeln@1@2Vorlage:Toter Link/www.horseweb.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2023. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  3. spiegel.de 15. Juni 2014: Todessturz im Vielseitigkeitsreiten: "Hundertprozentige Sicherheit wird es nie geben", Interview von Olaf Stampf mit Martin Plewa
  4. New FEI Eventing Safety Group Holds First Meeting, Pressemitteilung der FEI, 26. Juni 2007 (englisch)
  5. Eventing Rules, 25th Edition, effective 1st January 2019, Annex B Cross Country - Annexes (PDF)