Disposition (Medizin)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Genetische Prädisposition)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Als Disposition (aus dem lateinischen dispositio[1] entlehnt, ursprünglich für „Anordnung“[2]) oder Krankheitsdisposition[3], auch Veranlagung[1][2] genannt, wird eine erworbene bzw. durch äußere Einflüsse verursachte erhöhte Anfälligkeit für die Ausbildung von Krankheiten bezeichnet.

Unter Prädisposition, genetischer Prädisposition oder genetischer Disposition wird eine genetisch bedingte Anfälligkeit zur Ausbildung von Krankheiten verstanden. Eine Disposition zur Erkrankung bestimmter Organe oder Organsysteme nennt man Diathese. Der Begriff Diathese ist – im Hinblick auf die Abgrenzung zum Begriff der Konstitutionsynonym mit Disposition im weiteren Sinne. In engerem Sinne sind mit Disposition nur die nicht durch genetische Faktoren bedingten, also lebensgeschichtlich erworbenen Eigenschaften gemeint. Diese Unterscheidung und strengere Abgrenzung ist zum Beispiel für die psychotherapeutisch beeinflussbaren Faktoren einer Erkrankung wesentlich.[4] Disposition in engerem Sinne ist also nur auf peristatische Faktoren bezogen.

Genetische Disposition

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine genetische Disposition (erbliche Veranlagung) bezeichnet die aus der Struktur oder Zusammensetzung von Erbgut bestimmte außergewöhnliche Veranlagung eines Individuums oder der Mitglieder einer Familie (= familiäre Disposition), bestimmte Besonderheiten und Erkrankungen zu vererben bzw. die anlagebedingte Anfälligkeit, bestimmte Erkrankungen zu entwickeln. Auch eine Erkrankung, die nur bestimmte Tiergruppen, Arten oder Rassen betrifft, ist zumeist durch genetische Unterschiede bedingt.

Bekannte Beispiele für genetische Prädisposition sind systemischer Lupus erythematodes, juvenile rheumatoide Arthritis, Parodontitis und Morbus Alzheimer. Hier sind verschiedene Genotyp-Varianten bekannt, die zu einem erhöhten Risiko für das Auftreten der Erkrankung führen.

Geschlechtliche Disposition

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es handelt sich um eine geschlechtliche oder sexuelle Disposition, wenn die Erkrankung häufiger bei männlichen oder weiblichen Individuen auftritt. Entsprechende Betrachtungen werden in der Epidemiologie und der Psychopathologie angestellt.

Erworbene Disposition

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine erworbene Disposition, auf deren Bedeutung bereits Adolf Gottstein 1897 bei seinen epidemiologischen Studien hinwies,[5] wird durch längeren oder intensiveren Kontakt mit einem krankheitsauslösenden Stoff oder Erreger oder mit Stressoren (Fehlbelastungen) hervorgerufen. In diese Gruppe fallen beispielsweise Berufskrankheiten und Allergien.

Wiktionary: Disposition – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b DispositionDocCheck Flexikon, 2019; u. a. auch mit „Veranlagung“ (sowie Prädisposition) und zudem „Beide Begriffe werden in der medizinischen Umgangssprache häufig synonym verwendet.“
  2. a b DispositionDuden, 2019; ebenda unter „Herkunft“ mit „Anordnung“ und (unter der dortigen Bedeutung, im hier beschriebenen medizinischen Sinne) auch mit „Veranlagung oder Empfänglichkeit des Organismus für bestimmte Krankheiten“
  3. Karl Wurm, A. M. Walter: Infektionskrankheiten. In: Ludwig Heilmeyer (Hrsg.): Lehrbuch der Inneren Medizin. Springer-Verlag, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1955; 2. Auflage ebenda 1961, S. 9–223, hier: S. 22 („Unter Krankheitsdisposition versteht man durch äußere Einflüsse verursachte erhöhte Anfälligkeit.“)
  4. Thure von Uexküll: Grundfragen der psychosomatischen Medizin. Rowohlt Taschenbuch, Reinbek bei Hamburg 1963,
    Teil I. Die Stellung der Psychosomatischen Medizin in der Heilkunde. Kap. 8. Erbmasse und Lebensgeschichte. sowie Kap 9. Disponierende und Auslösende Faktoren. S. 32 ff.;
    Teil II. Die Auseinandersetzung mit der neuen Aufgabe. Kap. 1. Die Psychiatrie und die Psychosomatische Medizin. S. 45, Kap. 3 Disposition, Persönlichkeitsprofil und Krankheitsbereitschaft. S. 49; weitere Stellen: S. 57 f. (spezifischer Konflikt nach Alexander), sowie S. 64, 67 (soziale Faktoren), S. 218 (Medizinsoziologie).
  5. Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 47.