Georg Fraustadt

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Georg Fraustadt (* 1. November 1885 in Grimma; † 7. Dezember 1968 in Dresden) war ein deutscher Philologe und von 1924 bis 1938 der 28. Rektor der Landesschule Grimma.[1]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Herkunft und akademischer Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der evangelische Pfarrer und Kirchenhistoriker Albert Fraustadt, Pfarrer der Kirche Luppa bei Oschatz, war sein Großvater. Vorbereitet in Latein von seinem Vater Albert Fraustadt (alumnus Grimensis 1859–1865, Pfarrer der Kirche Dahlen), besuchte Georg Fraustadt die Quarta des Progymnasiums in Grimma und danach von 1899 bis 1905 die Fürstenschule St. Afra in Meißen. Er errang das Abitur als Primus Omnium.

Anschließend studierte er in Freiberg und Leipzig Klassische Philologie und Geschichte. 1909 wurde Fraustadt promoviert (Encomiorum in litteris Graecis usque ad Romanam aetatem historia, Dissertation in Latein, Universität Leipzig, 127 Seiten – zu finden im Bestand der SLUB Dresden).

Nach der Staatsprüfung 1910 wirkte er als Lehrer in Dresden, Bautzen und Wurzen.

Lehrer in Meißen und Rektor in Grimma und Dresden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1915 wurde er an die Schule St. Afra versetzt, an der er einst Schüler gewesen war. Dort war er als Lehrer tätig, bis 1924 die Berufung als Rektor an die Fürstenschule in Grimma erfolgte.

Fraustadt engagierte sich für die Erhaltung der Fürstenschul-Traditionen, und so erlebte die Fürstenschule in Grimma trotz schwieriger Nachkriegs-Situation nochmals eine Blütezeit, auch mit dem neuen Status als Reformgymnasium. Er sorgte mit zäher Energie für Aufschwung in Schule, Internat, Unterrichts-Methoden und Bau-Angelegenheiten.

Die Schule wurde 1936/37 von den Nationalsozialisten gleichgeschaltet. Deren Absicht, die Landesschule in eine Nationalpolitische Lehranstalt (Napola) umzugestalten (so wie es der Landesschule Pforta 1935 geschehen war), konnte wohl auch dank der Intervention Fraustadts in Dresden verhindert werden.

Fraustadt war eine hochgebildete Persönlichkeit, ein verdienstreicher Pädagoge und ein brillanter Redner, was er immer wieder bei mit seinem Rektorenamt verbundenen Anlässen für Ansprachen bewies.

Nach der Umwandlung der Fürstenschule in eine Staatliche Oberschule für Jungen versetzte das sächsische Volksbildungsministerium Fraustadt 1938 nach Dresden – als Rektor des Staatlichen Gymnasiums in Dresden-Neustadt.[2]

Lebensabend in Dresden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kurt Schwabe berichtete 2010, dass er am 14. September 1950 Georg Fraustadt wiedertraf (am Rande der Feier anlässlich von 400 Jahren Landesschule Grimma) und erfuhr, dass er und viele andere Lehrer unter den politischen DDR-Verhältnissen aus dem Schuldienst entlassen worden waren und keine Beschäftigung mehr in diesem Beruf fanden.[3] Fraustadt arbeitete dann als Bauarbeiter und als Bürosekretär eines Bauunternehmens.[4]

Fraustadt verbrachte seinen Lebensabend ab 1953 wissenschaftlich aktiv. Das zeigt sich daran, dass Fraustadt ab 1954 – da wurde er 69 Jahre alt – für das Staatliche Museum für Mineralogie und Geologie Dresden, wohin ihn womöglich Museumsdirektor Hans Prescher holte, wissenschaftliche Beiträge publiziert hat. Georg Fraustadt befasste sich mit der Übersetzung und der kritischen Neuausgabe von Werken des Georgius Agricola – im Verzeichnis der SLUB Dresden finden sich dafür Nachweise.

Der letzte Nachweis (mit Blick auf die Lebensjahre von Fraustadt) hat 1965 die Fürstenschule in Meißen zum Thema, an der er einst Schüler und Lehrer gewesen war (veröffentlicht in der Zeitschrift Das Altertum, Berlin 1965, Band 11, Heft 4, S. 243–256; dort ist auch Fraustadts Wohnanschrift benannt: „8054 Dresden, Heymelstr. 2“).

Georg Fraustadt ist offensichtlich in seiner letzten Schaffensphase im Museum ein geachteter Wissenschaftler und Kollege gewesen: Das Kollegium widmete ihm die Festschrift Georg Fraustadt zum fünfundsiebzigsten Geburtstag am 1. November 1960 (90 Seiten, im Bestand der SLUB).

Veröffentlichungen von und über Georg Fraustadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die Fürsten- und Landesschule St. Augustin zu Grimma in Vergangenheit und Gegenwart. 132 Seiten, mit 31 Tafeln. Grimma 1930
  • Der neue Sachsenspiegel – ein kunterbuntes Heimatspiel. Mit Zeichnungen von O. Walter Lehmann, 14 Seiten, Dresden 1938 – im Bestand der Bibliotheca Albertina (Katalogeintrag)
  • Mehrere Aufsätze für das Museum für Mineralogie und Geologie Dresden zwischen 1955 und 1965, zu finden in den Beständen der SLUB
  • Festschrift Georg Fraustadt zum fünfundsiebzigsten Geburtstag am 1. November 1960. Verlag: Dresden, Staatliches Museum für Mineralogie und Geologie, 90 Seiten (im Bestand der SLUB)
  • Die Meißner Fürstenschule. Wissenschaftlicher Aufsatz zum 3. Juli 1963, dem 420. Gedenktag der Gründung. Veröffentlicht in der Zeitschrift Das Altertum, herausgegeben im Auftrag der Sektion für Altertumswissenschaft bei der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin von Johannes Irmscher, Band 11, Heft 4, Berlin 1965, S. 243–256. Im Archiv der Fürstenschüler-Stiftung in Grimma. Auch benannt auf S. 231 in: Sichtweisen, Festschrift anlässlich der Neugründung des Landesgymnasiums Sankt Afra zu Meißen, Meißen 2001, ISBN 3-9803364-4-1
  • Jonas Flöter: Georg Fraustadt und der Dritte Humanismus. Zum bildungstheoretischen Leitbild des Rektors der Fürsten- und Landesschule St. Augustin zu Grimma. In: Theodor Litt-Jahrbuch 4, Leipzig 2005, S. 265–283

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gymnasium St. Augustin zu Grimma (Hg.): Von der kurfürstlichen Landesschule zum Gymnasium St. Augustin zu Grimma 1550 – 2000. Beucha 2000, ISBN 3-930076-99-3, S. 39–41
  2. Jonas Flöter: Georg Fraustadt und der Dritte Humanismus. S. 276 in: Theodor-Litt-Jahrbuch 2005/4, Leipzig 2005
  3. Kurt Schwabe: Das Archiv des Vereins ehemaliger Fürstenschüler und sein Weg von Dresden über die alte Bundesrepublik nach Grimma in das Gymnasium St. Augustin. Die weitere Entwicklung bis 2010. Eine Chronologie, S. 3–4, 4. April 2010. Im Archiv der Fürstenschüler-Stiftung, Grimma.
  4. Jonas Flöter: Georg Fraustadt und der Dritte Humanismus. S. 276 in: Theodor-Litt-Jahrbuch 2005/4, Leipzig 2005