Glasenapp (Adelsgeschlecht)

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Wappen der Familie von Glasenapp

Glasenapp ist der Name eines alten Adelsgeschlechts aus Pommern, mit Zweigen in Deutschland, Lettland, Estland, Russland, USA und Brasilien.

Geschichte

Die Familie wurde mit Willekinus dictus Glasenap und dessen Söhnen Bertoldus und Ludbertus erstmals am 5. April 1287 erwähnt, und zwar als Vorbesitzer der halben Feldmark und des Dorfes Necknin in einer Urkunde des Bischofs Hermann von Cammin.[1] Im 13. und 14. Jahrhundert war ihr Landbesitz eher gering. Erst im 15. Jahrhundert mehrte sich ihr Besitztum und ihr Vermögen, und im 16. Jahrhundert gehörte sie zu den wohlhabendsten Geschlechtern Hinterpommerns, den „Schloßgesessenen“, wie die Bezeichnung für eine Gruppe privilegierter Lehnsbesitzer in Brandenburg und Pommern lautete.

Wappen der Familie von Glasenapp

Zwischen Bärwalde und Gramenz war alles Glasenappscher Besitz. Das Gebiet der Familie erstreckte sich von der alten polnisch-pommerschen Grenze zwischen Tempelburg und Landeck bis in die Gegend von Köslin und Schlawe. In früherer Zeit gehörte ein fruchtbarer Streifen längs der Küste bei Kolberg dazu. Gramenz war Hauptort des Glasenappschen Kreises und Sitz des Glasenappschen Gerichts. Sie hatten das Münzrecht und allerlei landesherrliche Prärogativen. Als Folge des Kriegs mit Frankreich mussten im Jahr 1811 in Preußen zahlreiche Domänen veräußert werden; dies betraf auch einen Teil der Besitztümer der Familie von Glasenapp.

Der erste Glasenapp, der in Livland auftrat, war Tönnies Glasenap, der von Erzbischof Wilhelm am 1. Januar 1545 „unser hauptman zu Marienhausen und lieber getrewer“ genannt, und am 20. August 1552 sowie am 8. Februar 1554 mit Ländereien im Gebiet Kreuzburg belehnt wurde. Sie haben vorübergehend in Estland die Güter Krüdnersdorf, Salishof, Bentenhof, Loewenküll, Koik und Perrist, sowie in Lettland die Güter Ruthern, Senershof und Treppenhof besessen. Nach der Revolution in Russland von 1917/18, dem Friedensschluss von Brest-Litowsk und den Friedensschlüssen zwischen der UdSSR und den neuen Republiken Estland und Lettland wurden die Güter Rogosinsky (seit 1744), Lutznik (1860 von Rogosinsky abgeteilt), Alexanderhof (seit 1901) und Somel konfisziert.

Ein weiterer Zweig existiert in Russland, aus dem nicht wenige als Berufsoffiziere dienten und den Generals- oder Admiralsrang erreichten. Die russische Transliteration des Namens ist Глазенап.

Außerdem gibt es eine schlesische Linie, die mit Franz Carl von Glasenapp († 1817 auf Gut Kraskau, Kr. Rosenberg, Oberschlesien) beginnt.

Am 26. November 1898 wurde ein Familienverband gegründet und am 20. Dezember 1905 in das Vereinsregister des Amtsgerichtes Berlin-Charlottenburg eingetragen. Der Familienverband existiert bis heute.[2] Seit dem 29. Oktober 1905 existiert auch eine Familienstiftung (nicht zu verwechseln mit der Glasenapp-Stiftung des Helmuth von Glasenapp).

Wappen

Das Stammwappen ist ein in Silber bis an den oberen Schildesrand reichender, roter Sparren (1315), später (1409) erscheint auf dem linken Schenkel ein schräglinks liegender, aufwärtssehender Mohrenkopf. Das ursprüngliche Wappenbild war ein Sparren, welchen auf späteren älteren Siegeln ein gläserner Napf begleitete: Durch Undeutlichkeit der Zeichnung soll daraus der Mohrenkopf entstanden sein. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein roter Sparren mit schwarzen Kopf wie im Schild, und auf den Schenkeln je drei natürliche Pfauenfedern. Auf der Spitze besteckt mit drei Straußenfedern, von denen die rechte schwarz, die mittlere rot und die linke silbern ist.

Namensträger

Trivia

Ein nach dem Geschlecht benannter Ort in Pommern trägt heute den Namen Godzisław und gehört zur Gemeinde Grzmiąca (Gramenz).

Heinrich von Puttkamer (1789–1871) und Luitgarde Agnese von Glasenapp (* 17. Oktober 1799 in Gramenz; † 5. September 1863 in Reinfeld (Bierzwnica) waren die Eltern von Johanna von Puttkamer, der Ehefrau von Otto von Bismarck.

Stefan Heyms Roman „Hostages“ heißt in der deutschen Übersetzung Der Fall Glasenapp.

Der Amtsschreiber in Gerhart Hauptmanns Theaterstück Der Biberpelz heißt Glasenapp.

In der TV-Produktion Sachsens Glanz und Preußens Gloria: Gräfin Cosel des DDR-Fernsehens aus dem Jahre 1985 spielt Elke Brosch eine „Madame Glasenapp“.

Ein, sich auf die Familien Borcken, Glasenapp und Wedeln beziehender, pommerischer Spruch aus dem 16. Jahrhundert lautet: „De Borcken moth (Mut), De Glasenappen goth (Reichtum), De Wedeln tritt (Benehmen), We dat hat, de kümt wol mit (Wer das hat, der kommt wohl mit)“.

Nach dem Richard-Wagner-Biographen Carl Friedrich Glasenapp ist in Bayreuth der Glasenappweg, nach dem gleichnamigen Indologen und Religionswissenschaftler in Tübingen die Helmuth-von-Glasenapp-Straße benannt worden. Im niederrheinischen Dülken, einem Stadtteil von Viersen, gibt es den Glasenappweg, sowie die Karnevalsgarde Glasenap. Im nicht weit entfernten niederländischen Tegelen, einem Stadtbezirk von Venlo, gibt es die Glazenapstraat, das Denkmal Glazenapplein, die historische Garde Frei-Husaren von Glasenapp (eine historische Garde) und den Fischteich de Glazenap.

Im Rheinischen Wörterbuch heißt es in der Beschreibung eines regionalen Brauches in Dülken und Kempen um 1874, daß eine Gruppe von Junggesellen am Freitag Nachmittag der Kirmeswoche mit dem „Glasenapp“ von Norden nach Osten heulend auf den Markt zog, um dort das Grab für „Bruder Bacchus“ herzustellen. Das zum Dalershof gehörige Castellchen bei Dülken soll einst von Joachim Reinhold von Glasenapp mit zwölf zerlumpten Söldnern bewohnt gewesen sein. Von der Zeit an nannten die Dülkener alle Vagabunden Glasenapp. Später gab man den vornehmen Bewohnern und deren Sitz in der alten Pfarrkirche den Necknamen Glasenäpper.

In der Nähe von Bad Schmiedeberg liegt das „Jungferngrab“ Margarete Christine von Glasenapps aus Bad Düben, die 1637 in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges an dieser Stelle von schwedischen Landsknechten vergewaltigt und ermordet wurde. Auf der Grabtafel steht: „Wo Nixen und Elfen lauschen, wo Tannenwipfel rauschen, fand ich mein frühes Grab. Steh, Wanderer, still und bete, hier ruht die Margarete Christine von Glasenapp“.[3]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Pommersches Urkundenbuch. Bd III, S. 7, Nr. 1418
  2. baltische-ritterschaften.de (abgerufen 18. Februar 2010).
  3. googleapis.com