Gleicherwiesen

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Gleicherwiesen
Gemeinde Römhild
Wappen von Gleicherwiesen
Koordinaten: 50° 22′ N, 10° 38′ OKoordinaten: 50° 21′ 48″ N, 10° 38′ 2″ O
Höhe: 308 m
Einwohner: 350
Eingemeindung: 23. März 1993
Eingemeindet nach: Gleichamberg
Postleitzahl: 98630
Vorwahl: 036875
Evangelische Kirche St. Nikolaus
Evangelische Kirche St. Nikolaus

Gleicherwiesen in Thüringen ist ein Ortsteil der Stadt Römhild im Landkreis Hildburghausen in Thüringen und wie das Nachbardorf Gleichamberg ein Haufendorf. Die Einwohnerzahl schwankt um 350. Es wird vom Fluss Milz im Norden, vom Hexenberg im Süden und den Ausläufern des Kuhberges und des Leithenberges im Osten und Westen begrenzt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Siedlung wurde 1100 erstmals unter dem Namen „Glychon“ erwähnt und zählt damit zu den älteren des Landes. Sie teilte sich im Jahre 1182 in „Glychon an der Wysen“ und „Glychon am Berg“, dem heutigen Gleichamberg. Der Ort war Lehen des Hochstifts Würzburg.

1743 ist Gleicherwiesen durch kaiserliche Verleihung in den Rang eines Marktfleckens mit vier Vieh- und Jahrmärkten erhoben worden. Dass hier der Handel florierte, lässt der jüdische Friedhof erahnen. Im Jahr 1808 einigten sich das Herzogtum Sachsen-Meiningen und das Großherzogtum Würzburg auf einen Gebietstausch: die sächsischen Lehen Filke, Neustädtles, Sands, Völkershausen und Willmars kamen an Würzburg, die Würzburger Lehen Berkach, Gleicherwiesen und Nordheim/Grabfeld gingen wie die gemischten Lehen Bibra und Walldorf an Sachsen-Meiningen.[1]

Vor dem Ersten Weltkrieg gehörte rund ein Drittel der damaligen Bevölkerung dem jüdischen Glauben an. In der Pogromnacht 1938 zerstörte ein Überfallkommando der SS aus Hildburghausen die Synagoge des Ortes, ab 1942 erfolgten die Deportationen der noch verbliebenen Juden in die Vernichtungslager.[2] Am 10. April 1945, kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs, kam es beim Ort noch zu Kämpfen zwischen dem 2. US-Kavallerieregiment (das auf dem Weg nach Bayreuth war und es 3 Tage später auch erreichte) und der Waffen-SS.[3]

Am 23. März 1993 wurde der Ort in die Gemeinde Gleichamberg eingegliedert,[4] 2012 in die Stadt Römhild.

Die Kirche St. Nikolaus, die etwa im Dorfmittelpunkt steht, wurde, bis auf den Turm, im Jahre 1843 im gotischen Stil neu erbaut.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu den Sehenswürdigkeiten zählt, wie auch bei den anderen Dörfern der Region, die Kirmes. Sie kann zwar nicht mit einer vergleichbar großen Anzahl von Darstellern wie z. B. in Gleichamberg aufwarten, hat dafür aber eine besondere Tradition. Sie ist die einzige Kirmes, auf der das „Hahnenschlagen“ vollführt wird. Einige Mitglieder der Partei Die Grünen wollten Anfang der 1990er Jahre dieses in ihren Augen brutale Ritual verbieten lassen. Da es in Gleicherwiesen ein lang gehegter Brauch und in Deutschland einmalig ist, konnten sie sich gerichtlich nicht durchsetzen.

  • Jüdischer Friedhof (genutzt 1846–1940)
  • Linde beim Jüdischen Friedhof mit einem Brusthöhenumfang von 7,55 m (2016).[5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hans Löhner: Das „Bimmelbähnle“ von Hildburghausen nach Lindenau-Friedrichstal: Eine Thüringer Schmalspurbahn ins Heldburger Land. Verlag Michael Resch, Neustadt/Coburg 2000, ISBN 3-9805967-5-3.
  • Norbert Klaus Fuchs: Das Heldburger Land – ein historischer Reiseführer. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2013, ISBN 978-3-86777-349-2.
  • Paul Lehfeldt: Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens, Heft XXXI, Herzogthum Sachsen-Meiningen, Amtsgerichtsbezirke Heldburg und Römhild, 1904, Reprint, Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza, ISBN 978-3-86777-378-2.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Gleicherwiesen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Birgit Schmalz: Macht und Herrschaft zwischen Westfälischem Frieden und Wiener Kongreß (Thema). In: Rhönlexikon. Archiviert vom Original am 21. Februar 2014; abgerufen am 22. Januar 2021.
  2. Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933–1945 (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945, Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser Band 8 Thüringen, Erfurt 2003, S. 124, ISBN 3-88864-343-0
  3. William Stuart Nance: Patton’s Iron Cavalry – The Impact of the Mechanized Cavalry on the U.S. Third Army. (PDF; 2,1 MB) Thesis Prepared for the Degree of Master Of Arts. 2011, abgerufen am 20. Januar 2021 (englisch).
  4. Statistisches Bundesamt(Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7.
  5. Gleicherwiesen im Verzeichnis Monumentaler Eichen. Abgerufen am 5. Februar 2017.