Glushinskit

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Glushinskit
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Nummer

1987 s.p.[1]

IMA-Symbol

Gsk[2]

Chemische Formel Mg(C2O4)· 2H2O
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
organische Verbindungen / Oxalate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

IX/A.01
IX/A.01-040

10.AB.10
50.01.03.02
Ähnliche Minerale Whewellit, Weddellit
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m
Raumgruppe C2/c (Nr. 15)Vorlage:Raumgruppe/15[3]
Gitterparameter a = 12,67 Å; b = 5,41 Å; c = 9,98 Å
β = 129,4°[3]
Formeleinheiten Z = 4[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2
Dichte (g/cm3) 1,85
Spaltbarkeit Bitte ergänzen!
Farbe farblos bis weiß
Strichfarbe weiß
Transparenz durchscheinend
Glanz Bitte ergänzen!
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,365
nβ = 1,530
nγ = 1,595
Doppelbrechung δ = 0,230
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten löslich in Wasser

Glushinskit ist ein seltenes, sekundäres Mineral aus der Mineralklasse der „organischen Verbindungen“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der Zusammensetzung Mg(C2O4)· 2H2O, ist also chemisch gesehen ein Magnesiumoxalat.

Glushinskit bildet sich durch den Einfluss von Pflanzen auf magnesiumhaltige Gesteine. Die bisher gefundenen Kristalle waren sämtlich mikroskopisch klein (ca. 2,5 µm) und hatten einen pyramidalen Habitus. Das Mineral hat eine Mohshärte von 2 und eine weiße Strichfarbe.[4]

Etymologie und Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Mineral wurde nach dem am Institut für Arktische und Antarktische Forschung (Sankt Petersburg, Russland)[5] tätigen russischen Geologen Pjotr Iwanowitsch Gluschinski (* 1908) benannt.

Erstmals beschrieben wurde Glushinskit 1960 durch Yuri Apollonivich Zhemchuzhnikov und A. I. Ginzburg.[4][6]

Typmaterial findet sich im Royal Museum, Edinburgh (Schottland) und dem Natural History Museum, London (England).

Klassifikation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Glushinskit zur Mineralklasse der „Organischen Verbindungen“ und dort zur Abteilung der „Salze organischer Säuren“, wo er zusammen mit Caoxit, Coskrenit-(Ce), Humboldtin, Levinsonit-(Y), Lindbergit, Minguzzit, Moolooit, Natroxalat, Novgorodovait, Oxammit, Stepanovit, Weddellit, Wheatleyit, Whewellit, Zhemchuzhnikovit und Zugshunstit-(Ce) die eigenständige „Gruppe der Oxalate“ bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Glushinskit ebenfalls in die Klasse der „Organischen Verbindungen“ und dort in die Abteilung der „Salze von organischen Säuren“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Art der salzbildenden Säure, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Oxalate“ zu finden ist, wo er der einzige Vertreter der Glushinskit-Gruppe 10.AB.10 ist.

Auch die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Glushinskit in die Klasse der „Organische Minerale“ und dort in die gleichnamige Abteilung ein. Hier ist er mit Humboldtin und Lindbergit in der Humboldtingruppe (50.01.03) innerhalb der Unterabteilung „Salze organischer Säuren (Oxalate)“ zu finden.

Kristallstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Glushinskit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe C2/c (Raumgruppen-Nr. 15)Vorlage:Raumgruppe/15 mit den Gitterparametern a = 12,67 Å, b = 5,41 Å, c = 9,98 Å und β = 129,4° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Glushinskit entspricht einem β-Magnesiumoxalat. Vom Magnesiumoxalat ist bekannt, dass es auch eine α-Phase gibt. Diese wurde 1989 von Cogwill als natürliches Mineral in der Chulaebene, Jordangraben/Israel gefunden und beschrieben. Einen offiziellen Namen für diese Modifikation gibt es noch nicht (Stand 2011).

Eigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Thermonalytische Untersuchungen haben gezeigt, dass sich Glushinskit völlig analog zu reinem Magnesiumoxalat verhält. Wie dieses gibt er bei Temperaturen oberhalb von 147 °C sein Kristallwasser ab und zersetzt sich ab 397 °C unter Bildung von Magnesiumoxid, Kohlenmonoxid und Kohlendioxid.[7] Glushinskit ist sehr gut wasserlöslich. Aus diesem Grund ist er als Mineral nur wenig stabil.

Bildung und Fundorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals wurde Glushinskit im Nordwesten Schottlands gefunden. Hier bildete sich das Mineral durch Einwirkung der Flechte Lecanora atra auf ein magnesiumhaltiges Gestein. Bekannte Fundstellen in Schottland sind:

Neben der Bildung durch Flechten konnte Glushinskit in Arizona in verrotteten Teilen des Saguaro-Kaktus nachgewiesen werden.[8][9][10]

Weiterhin sind folgende Fundorte beschrieben worden, wobei es keine Angaben zu Bildung gibt:

Auch wenn diese wenigen Fundorte vermuten lassen, dass es sich bei Glushinskit um ein extrem seltenes Mineral handelt, so kann man vermuten, dass es in der Natur häufig gebildet wird. Größere Kristalle sind allerdings nicht zu erwarten, da die Bildung in der Regel an pflanzliche Einflüsse gebunden ist und da Magnesiumoxalat im Gegensatz zu den Calciumoxalaten eine hohe Wasserlöslichkeit besitzt.

Weiterhin konnte Glushinskit wie die analogen Mineralien Weddellit und Whewellit in Kohlelagerstätten nachgewiesen werden. Die Bildung erfolgt hier wie bei den anderen Oxalaten. Ein bekannter Fundort sind die Kohlelagerstätten von

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • K. Kolo, Ph. Claeys: In vitro formation of Ca-oxalates and the mineral glushinskite by fungal interaction with carbonate substrates and seawater. In: Biogeosciences. Band 2, 2005, S. 277–293 (englisch, biogeosciences.net [PDF; 7,7 MB; abgerufen am 23. Januar 2019]).
  • Glushinskite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 66 kB; abgerufen am 23. Januar 2019]).
  • P. V. Monje, E. J. Baran: Evidence of formation of glushinskite as a biomineral in a Cactaceae species. In: Phytochemistry. Band 66, Nr. 5, 2005, S. 611–614 (englisch).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: January 2023. (PDF; 3,7 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Januar 2023, abgerufen am 26. Januar 2023 (englisch).
  2. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  3. a b c Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 718.
  4. a b M. J. Wilson, D. Jones, J. D. Russel: Glushinskite, a naturally occurring magnesium oxalate. In: Mineralogical Magazine. Band 43, 1980, S. 837–840 (englisch, rruff.info [PDF; 325 kB]).
  5. IAAR Offizielle Webseite des Instituts für Arktische und Antarktische Forschung (Memento des Originals vom 13. Juli 1998 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.aari.nw.ru (Englisch/Russisch); überprüft am 14. November 2011.
  6. Y. A. Zhemchuzhnikov, A. I. Ginzburg: Petrology of clays. In: Izvestiya Akademii Nauk SSSR. 1960, S. 93 (englisch).
  7. Ray L. Frost, Moses Adebajo, Matt L. Weier: A Raman spectroscopic study of thermally treated glushinskite – the natural magnesium oxalate dihydrate. In: Spectrochimica acta. Part A. 2004, S. 643–651 (englisch, edu.au [PDF; 568 kB; abgerufen am 23. Januar 2019]).
  8. Laurence A. J. Garvie: Decay-induced biomineralization of the saguaro cactuss (Carnegiea gigantea). In: American Mineralogist. Band 88, 2003, S. 1879–1888 (englisch, rruff.info [PDF; 936 kB; abgerufen am 23. Januar 2019]).
  9. Adelheid Fischer: Saguaro's end. In: researchmatters.asu.edu. Arizona State University – Knowledge Enterprise Development, 26. März 2007, archiviert vom Original am 9. März 2016; abgerufen am 23. Januar 2019 (englisch).
  10. In vitro formation of Ca-oxalates and the mineral glushinskite by fungal interaction with carbonate substrates and seawater (abgerufen am 11. November 2011; PDF; 15,5 MB)