Gottfried von Vaihingen

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Wappen der Grafen von Vaihingen und Calw

Gottfried von Vaihingen (* vor 1170; † 1234) war von Geburt ein Graf von Calw, der sich nach der Heirat einer Vaihinger Erbtochter Graf von Vaihingen nannte und das gleichnamige Dorf zur Stadt Vaihingen an der Enz ausbaute.

Biographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Graf Gottfried von Calw, Sohn von Adalbert V. von Calw, heiratete vor 1189 eine Erbtochter des letzten Grafen Egino von Vaihingen und benannte sich nach dem Erbfall meist nach Vaihingen. Er war zehn Jahre lang an der Seite von Kaiser Heinrich VI. und dessen Bruder Philipp unterwegs, die er jeweils auch nach Italien begleitete. Nach dem frühen Ableben seiner ersten Gattin vermählte ihn der Königsanwärter Philipp von Schwaben 1198 auf dem Rückweg von Italien in Bozen mit Berta von Firmian.[1] Ab 1199 hatte sich Graf Gottfried offenbar aus der Reichspolitik zurückgezogen, da er künftig weder bei den Staufern, noch bei Gegenkönig Otto von Braunschweig in Urkunden auftauchte. Möglicherweise kümmerte er sich fortan mehr um seine eigenen Herrschaften um Vaihingen und Firmian in Südtirol.[2]

Vaihingen (1832) zwischen dem Kaltenstein und der Peterskirche: 600 Jahre nach ihrer Gründung hatte sich die Struktur der Stadt nur unwesentlich verändert

Um 1230 soll er zwischen der schon 1096 erwähnten Burg Vaihingen auf dem Kaltenstein und der dörflichen Siedlung bei der Peterskirche die Stadt Vaihingen an der Enz angelegt haben.

Urkundliche Erwähnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 8. Februar 1189: König Heinrich VI. bestätigt in Andernach einen Vertrag zwischen dem Erzbischof Philipp von Köln und seinem Getreuen Heinrich von Bürresheim, den u. a. Graf „Godefridus de Veingen“ bezeugt.[3]
  • 6. Juni 1192: Kraft von Boxberg schenkt in Anwesenheit von Kaiser Heinrich VI. in Würzburg Güter und Einkünfte an das Johanneshospital zu Jerusalem. Graf „Gotfridus de Weigen“ bezeugt den Schenkungsakt.[5]
  • 24. August 1192: Kaiser Heinrich VI. bestätigt in Weisenau bei Mainz der Abtei Echternach ihre Rechte und Freiheiten, wie sie diese bisher besessen habe, und bestimmt, dass sie unter Befreiung von jedem, auch dem königlichen Dienst im Schutz des Reiches bleiben und niemals dem Reiche entfremdet werden soll. Unter den Zeugen ist Graf „Godefridus de Veingen“.[6]
  • 28. Januar 1194: Kaiser Heinrich VI. bestätigt in Würzburg die Schenkung der Burg und des Dorfes Iptingen samt der Kirche und Gütern zu Wiernsheim, Henkelberg und Wurmberg durch den Edelfreien Ulrich an das Kloster Maulbronn. Graf „Godefridus de Veingen“ ist Zeuge.[7]
  • 25. September 1197: Herzog Philipp „investirt“ in Gegenwart des Gebhard de Roup (Völs), Warmund von Rasen, Bertold, Arnold de Livo und Jacob von Kaltern den Grafen Gottfried in Bozen mit Berta, der Tochter Balduins von Firmian.[11]
  • 29. Juni 1198: König Philipp beurkundet den mit König Philipp von Frankreich eingegangenen Freundschaftsbund, dergestalt dass dieser ihm helfen will gegen König Richard von England, dessen Neffen Otto von Poitou, der als Gegenkönig auftritt, gegen Graf Balduin von Flandern und den Erzbischof Adolf von Köln. „Gotfr. von Vaihingen“ bezeugt diesen Pakt.[12]
  • 18. Februar 1199: König Philipp bestätigt Friedrich und Otto von Borgo San Donino wegen deren Treue gegenüber seinem Vater und seinem Bruder in Speyer das Lehen, welches ihnen sein Vater gemäß dessen Privileg vom 27. Dezember 1174 erteilt hatte. Graf „Godefridus de Veingen“ ist Zeuge.[13]
  • Um 1230 befreit Graf Gottfried von Vaihingen den Hof der Mönche vom Herrenalb in Dietenhausen von seinem Vogtrecht, stiftet Geld zur Unterhaltung von Lichtern und Wachskerzen in ihrer Kirche und gestattet dem Hof die Mitbenützung der Allmenden im Bann von Ellmendingen.[14]
  • 1231 schenkt der Ritter Rugger von Stockheim das Patronatrecht der Kirche zu Gemmrigheim, früher sein Lehen von dem Grafen Gottfried von Vaihingen, nunmehr aber sein Eigen, an die Kirche in Backnang.[15]
  • Im Februar 1232 erwerben der Abt Gozwin und sein Konvent in Maulbronn von dem Grafen Gottfried von Vaihingen und seinem Sohn und deren Erben die Kirche, Vogtei, Güter nebst Zubehör und Leuten in Wimsheim.[16][17] König Heinrich VII. bestätigt am 2. Oktober 1232 den Ankauf und verspricht, die Reichsvogtei über diesen Ort niemals zu veräußern.[18]
  • 1233 überträgt Graf Gottfried von Vaihingen auf Bitten seines Dienstmannes Berthold von Flehingen dessen in seine Hand gegebenen Eigengüter in Bruchsal der Kirche in Speyer, um solche gegen eine jährliche ewige Fruchtgilte an das Kloster Maulbronn zu verleihen.[22]

Todesjahr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Manfred Scheck hält ihn für den ohne Vornamen genannten „berühmten Grafen von Vaihingen“, der 1234 in Rom bei der Niederschlagung des Aufstands der Römer fiel.[23] Laut Gerhard Fritz starb er jedoch erst 1246 in hohem Alter.[24] Gottfrieds Sohn und Nachfolger Konrad I. von Vaihingen urkundete 1232 bereits mit seinem Vater, war 1234 in Italien und handelte danach stets autonom.

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Lothar Behr, Otto-Heinrich Elias, Manfred Scheck, Ernst Eberhard Schmidt (Hrsg.): Geschichte der Stadt Vaihingen an der Enz. Ipa, Vaihingen 2001.
  • Manfred Scheck: Die Gründung der Stadt Vaihingen. In: Schriftenreihe der Stadt Vaihingen an der Enz, Band 6 (1989), S. 17–55.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Manfred Scheck: Die Gründung der Stadt Vaihingen. In: Schriftenreihe der Stadt Vaihingen an der Enz, Band 6 (1989), S. 32.
  2. Manfred Scheck: Die Gründung der Stadt Vaihingen. In: Schriftenreihe der Stadt Vaihingen an der Enz, Band 6 (1989), S. 34.
  3. Regesta Imperii (RI) IV, 3 n. 80, RI online.
  4. RI IV, 3 n. 84, RI online.
  5. RI IV,3 n. 221a, RI online.
  6. RI IV,3 n. 243, RI online.
  7. WUB Band II, Nr. 487, S. 301 WUB online.
  8. RI V,1,1 n. 5, RI Online.
  9. RI V,1,1 n. 10, RI online.
  10. WUB Band II, Nr. 502, S. 320–321 WUB online.
  11. RI V,1,1 n. 14, RI online.
  12. RI V,1,1 n. 18, RI online.
  13. RI V,1,1 n. 22, RI online.
  14. WUB Band III, Nr. 772, S. 263 WUB online.
  15. WUB Band IV, Nr. N112, S. 409–410 WUB online
  16. LABW, HStA Stuttgart, Altwürtt. Archiv, Bezirksbehörden des Kirchenguts und der Universität / 1095-1818 Kloster- und Stiftsgutverwaltungen / 1095-1807 Maulbronn / 1147-1806 Urkunden 1.2 Amtsorte 1.2.6 Wimsheim LABW online.
  17. WUB Band III, Nr. 810, S. 305. WUB online
  18. WUB Band III., Nr. 819, S. 315. WUB online
  19. WUB Band III, Nr. 807, S. 302. WUB online
  20. WUB Band III, Nr. 809, S. 304. WUB online
  21. WUB Band III, Nr. 805, S. 300–301. WUB online
  22. WUB Band III, Nr. 827, S. 321–322. WUB online
  23. Manfred Scheck: Die Gründung der Stadt Vaihingen. In: Schriftenreihe der Stadt Vaihingen an der Enz, Band 6 (1989), S. 34.
  24. Gerhard Fritz: Hochadelige Herren. Die Grafen von Vaihingen, ihr Dorf und ihre Stadt vom 11. bis zum 14. Jahrhundert. In: Lothar Behr, Otto-Heinrich Elias, Manfred Scheck, Ernst Eberhard Schmidt (Hrsg.): Geschichte der Stadt Vaihingen an der Enz. Ipa, Vaihingen 2001, S. 76.