Gregor IX.

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Darstellung Gregors IX. in einem Manuskript aus der Zeit um 1270

Gregor IX. (* um 1167 in Anagni; † 22. August 1241 in Rom) war der Papst der katholischen Kirche vom 19. März 1227 bis zu seinem Tode. Er wurde als Ugolino dei Conti di Segni (Hugo, aus dem Haus der Grafen von Segni) geboren, vertrat die Suprematie des Papstes gegen Kaiser Friedrich II., reformierte die Kirchengesetzgebung, förderte die Orden der Franziskaner und Dominikaner und bekämpfte Häretiker durch die Inquisition.

Leben

Der Neffe von Papst Innozenz III., der wie jener dem Adelsgeschlecht der Conti entstammte, wurde 1198 Kaplan der Kurie, 1206 Kardinalbischof von Ostia und damit Dekan des Kardinalskollegiums und am 19. März 1227 zum Papst gewählt. Außerdem war er 1207–1209 Legat in Deutschland.

1230 beauftragte er Raimund von Peñaforte mit der Schaffung eines neuen einheitlichen Kirchenrechtsbuches, der "Nova Compilatio Decretalium" (Neue Sammlung der Dekretalen) − in der Regel als Liber Extra bezeichnet –, das fast 700 Jahre lang - bis 1917 - gültig blieb. In diesem Zusammenhang wurde auch das Vorgehen gegen Häretiker geregelt und verschärft.

Gregor förderte die in dieser Zeit aktuelle religiöse Armutsbewegung, soweit sie sich im Rahmen der kirchlichen Lehre hielt. Besonders die neu entstandenen Bettelorden, speziell der Franziskanerorden, mit dessen Gründer er persönlich bekannt war, fanden in ihm einen engagierten Unterstützer. In diesem Zusammenhang nahm er einige bedeutende Heiligsprechungen vor - 1228 Franz von Assisi, 1232 Antonius von Padua, 1234 Dominikus und 1235 Elisabeth von Thüringen. Andererseits war er ein unnachsichtiger Verfolger des häretischen Zweiges der Armutsbewegung. Unter anderem trug er – indem die Vollstreckung des Urteils an die weltliche Justiz weitergereicht wurde – wesentlich dazu bei, dass das Verbrennen der Verurteilten übliche Strafe für Häresie wurde. Außerdem führte er das Amt des Inquisitors als eines von den lokalen Bischofsgerichten unabhängigen Sonderbeauftragten ein und übertrug diese Aufgabe besonders eifrigen Männern wie dem in Deutschland tätigen Konrad von Marburg. Er selbst führte 1231 in Rom eine Inquisition durch, die mit Kerkerstrafen und Todesurteilen endete. Ferner informierte der Papst im Jahr 1233 mit seinem Brief Vox in Rama die deutschen Bischöfe über eine angeblich in Deutschland wirkende Häresie von Luziferianern. Er stützte sich dabei vor allem auf Berichte Konrads von Marburg.

Schwerpunkt seines Pontifikats war der Konflikt mit dem römisch-deutschen Kaiser Friedrich II. Als der Kreuzzug von 1227 wegen einer Erkrankung Friedrichs abgebrochen wurde, exkommunizierte Gregor den Kaiser am 29. September 1227. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass Friedrich 1229 Jerusalem wieder in christlichen Besitz brachte und sich dort zum König krönte. Denn Friedrich hatte Jerusalem nicht erobert, sondern ohne Kampfhandlungen mit den Moslems einen Vertrag abgeschlossen, der den Christen u. a. die heilige Stadt überließ – insgesamt ein großer Erfolg des Kaisers. Diese Haltung der Kompromissbereitschaft gegenüber „Ungläubigen“ steigerte noch die Feindschaft des Papstes – der Patriarch von Jerusalem belegte die heiligen Stätten Jerusalems, da Friedrich noch immer gebannt war, mit dem Interdikt.

Päpstliche Truppen, die so genannten „Schlüsselsoldaten“, fielen in das Königreich Sizilien ein, über das Friedrich ebenfalls herrschte. Dieser Akt, die Besitzungen eines Kreuzfahrers anzugreifen, der sich im Heiligen Land befand, löste allgemeine Empörung aus. Erst 1230 löste Gregor den Bann, nachdem er militärische Auseinandersetzungen verloren hatte. Im Juli desselben Jahres wurde der Frieden von San Germano geschlossen. Die Spannungen blieben jedoch bestehen, vor allem weil der Kaiser (teils sehr erfolgreich) gegen den Lombardenbund in Oberitalien Krieg führte.

1239 brach eine neue Auseinandersetzung aus. Gregor bannte Friedrich II. erneut und diffamierte ihn als Häretiker oder sogar als den Antichrist. Friedrich II. ließ Schreiben anfertigen, die Gregors Machtpolitik kritisierten, und fiel mit Truppen in den Kirchenstaat ein. Ein für Ostern 1241 geplantes Konzil musste verschoben werden, weil Friedrich mehrere Kardinäle in der Seeschlacht von Giglio festsetzen ließ und auf Rom zumarschierte. In dieser Situation starb Papst Gregor am 21. oder 22. August 1241. Die Machtkämpfe zwischen Päpsten und Kaisern dauerten auch nach Gregors Tod an.

Werke

  • Decretales : Mit der Glosse des Bernardus Parmensis. Heinrich Eggestein, Strassburg um 1468/71. Digitalisat
  • Decretales : Mit der Glosse des Bernardus Parmensis. - Mainz : Peter Schöffer, 1479. Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
  • Decretales : Mit der Glosse des Bernardus Parmensis. - Basel : Michael Wenssler, 1486. Digitalisierte Ausgabe
  • Decretales : Mit der Glosse des Bernardus Parmensis und mit Additiones des Hieronymus Clarius. - Nürnberg : Anton Koberger, 1493. Digitalisierte Ausgabe
  • Decretales : Mit der Glosse des Bernardus Parmensis und mit Additiones des Hieronymus Clarius. 2 Exemplare, Anton Koberger, Nürnberg 1496. Digitalisat
  • Decretales : Mit der Glosse des Bernardus Parmensis. Johann Siber, Lyon um 1499. Digitalisat

Literatur

Weblinks

Commons: Gregor IX. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Siehe auch

Bulle von Rieti - Bücherverbrennung

VorgängerAmtNachfolger
Honorius III.Papst
1227–1241
Coelestin IV.
Ottaviano di Paoli de’ Conti di SegniKardinaldekan
1206–1227
Rinaldo dei Signori di Ienne
Ottaviano di Paoli de’ Conti di SegniBischof von Ostia
1206–1227
Rinaldo dei Signori di Ienne