Pechölstein

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Blattähnliche Rillenfläche mit über 2 m Durchmesser eines sehr großen Pechölsteins in Hundsdorf bei Gutau, Oberösterreich
Seitenansicht des Pechölsteins in Hundsdorf bei Gutau, Oberösterreich
Pechstein bei Quellenreuth, Oberfranken mit schalenförmiger Pechpfanne
Griebenherd in Reumtengrün, Vogtland
Pechölstein am Pechölweg in der Ortschaft Elz, Gemeinde Lasberg, Oberösterreich

Pechölsteine, Pechsteine, Pechpfannen oder Griebenherde werden speziell geformte und bearbeitete Steine, die früher zur Gewinnung von Pech aus harzhaltigen Kiefernästen dienten, genannt.

Begriff[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Stein, der zur Pechgewinnung diente, hat lokal verschiedene Bezeichnungen und es gab auch Unterschiede in der Pechgewinnung bzw. der verschiedenen gewonnenen Produkte. Pechölsteine, Pechsteine oder Griebenherde werden auch als Pechschmiersteine oder Speckschmiersteine bezeichnet. Die nächstgrößere Einheit war der Pechofen. Der Pechstein vulkanischen Ursprungs, der nicht mit der Pechgewinnung zusammenhängt, hat seinen Namen nach seiner schwarzen Farbe.

Pechgewinnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der feuerfeste Stein befand sich unmittelbar im Wald, wo die Verarbeitung des Holzes direkt vor Ort stattfinden konnte. Geeignet zur Pechgewinnung mit diesem Verfahren waren Kiefern, Fichten, Tannen und Lärchen. Die Äste wurden pyramidenförmig auf dem Stein aufgeschichtet und mit Fichtenästen, Erde und Rasenstücken abgedeckt. Dieser Meiler wurde dann mindestens einen Tag lang befeuert. Das wegen Sauerstoffmangels nicht brennende Holz gab dabei Pech (Holzteer) ab. Dieses wurde durch Abflüsse oder Rinnen, die in die Pechölsteine geschlagen sind, in ein Behältnis geleitet. Gewonnen wurden verschiedene Sorten Pech (siehe z. B. Birkenpech) bzw. Teer, außerdem auch Terpentin und Holzkohle.

Das Pechöl wurde als Salbe oder, mit Schweinefett gemischt, als Wagenschmiere verwendet.[1][2][3] In der Tiermedizin kommt es auch heute noch zum Einsatz. Pferden wird es bei Strahlfäule auf den Huf aufgetragen. Bei Rindern, die auf der Alm an Larvenbefall leiden, wird das Pechöl als Desinfektionsmittel für die betroffenen entfernten Hautteile verwendet.[4]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Urkundliche Hinweise auf diese Art der Pechgewinnung gibt es bereits im 12. Jahrhundert.[5]

Im ausgehenden 19. bzw. im 20. Jahrhundert verdrängten pharmazeutische und andere Industrieprodukte die Gewinnung und den Gebrauch des Pechöls als Heil- oder Schmiermittel.

Das Pechölbrennen im östlichen Mühlviertel wurde im Jahr 2013 als Immaterielles Kulturerbe in Österreich eingetragen.[6]

Beispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im oberösterreichischen Mühlviertel befinden sich

Weitere Beispiele:

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Pechölstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Franz Grims: Flora und Vegetation des Sauwaldes und der umgrenzenden Täler von Pram, Inn und Donau 40 Jahre später. In: Stapfia. Band 87, 2008, ISSN 0252-192X, S. 51 (zobodat.at [PDF]).
  2. Gemeinde Bad Zell (Hrsg.): Die Pechölsteine. (Memento vom 21. Mai 2010 im Internet Archive)
  3. Die Geschichte unseres Ortes - Pechsteine. Heimat- und Geschichtsverein Mohlsdorf e.V. (PDF; 142 kB) (Memento vom 20. Oktober 2007 im Internet Archive)
  4. Was es mit den Pechölsteinen im Mühlviertel auf sich hat. Pechölbrennen: Ein immaterielles Kulturerbe der UNESCO beheimatet in den Wäldern des östlichen Mühlviertels. In: muehlviertel.at. Abgerufen am 2. Mai 2021.
  5. Erich Trinks (Bearb.): Urkunden-Buch des Landes ob der Enns. Band 2. Wien 1856, CCLXXVII, S. 408 (archive.org – „Machwardus pechstein“ als Zeuge): „1188. 24. Jänner. St. Pölten. — Diepolt, Bischof von Passau, entscheidet einen Zwist wegen der beiden Höfe Teufenbach und Winkel zwischen der Propstei St. Florian und den Erben des bischöflichen Ministerialen Meginhard Chraier.“
  6. Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes in Österreich. Eintragungen 2012–2013. (PDF) In: unesco.at. 2013, S. 30, abgerufen am 1. Mai 2021.
  7. Ernst Fietz: Die Pechölsteine im oberösterreichischen Mühlviertel. In: Oberösterreichische Heimatblätter. 1971, S. 16–24 (Liste von 77 Pechölsteinen mit Lageplan auf S. 21; ooegeschichte.at [PDF]).
  8. Rudolf Zach: Die Pechölsteine im östlichen Mühlviertel – Ergänzungen. In: Oberösterreichische Heimatblätter. Heft 1/2, 1979, S. 109–110 (zobodat.at [PDF]; mit besonderer Berücksichtigung von zwei Pechölsteinen in der Gemeinde Allerheiligen).
  9. Josef Fürst, Franz Schaufler: Die Pechölsteine im Gebiet von Unterweißenbach und Kaltenberg. In: Oberösterreichische Heimatblätter. 1970, S. 18–21 (ooegeschichte.at [PDF]).
  10. Johann Bauer, Karl Holzmann: Die Pechölsteine im Bereiche der Marktgemeinde Königswiesen. In: Oberösterreichische Heimatblätter. 1985, S. 159–162 (ooegeschichte.at [PDF]).
  11. Leopold Josef Mayböck: Der Pechölstein beim „Eiserbauer“ in der Mühlviertler Gemeinde Schwertberg im Bezirk Perg. In: Oberösterreichische Heimatblätter. 64. Jahrgang, Heft 1/2, Linz 2010, S. 78–83 (land-oberoesterreich.gv.at [PDF]).
  12. Maria Kammerer: Lochsteine – Pechölsteine – Prellsteine. In: Ludwig Riepl (Hrsg.): Weitersfelden. Ein heimatkundliches Lesebuch und eine Ortschronik. 1997, S. 399–402 (mit Fotos von 5 Pechölsteinen in Weitersfelden).
  13. Österreichische UNESCO-Kommission: Pechölbrennen im östlichen Mühlviertel. Abgerufen am 9. Januar 2022.
  14. Das Feuer am Pechölstein wird weitergegeben. In: nachrichten.at. 18. Juni 2014, abgerufen am 24. Juni 2022.
  15. Fietz 1970, op. cit. S. 16.