Groß Schimnitz

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Groß Schimnitz
Zimnice Wielkie
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Groß Schimnitz Zimnice Wielkie (Polen)
Groß Schimnitz
Zimnice Wielkie (Polen)
Groß Schimnitz
Zimnice Wielkie
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Oppeln
Powiat: Oppeln
Gmina: Proskau
Geographische Lage: 50° 34′ N, 17° 56′ OKoordinaten: 50° 33′ 43″ N, 17° 55′ 55″ O
Höhe: 180 m n.p.m.
Einwohner: 688 (31. März 2011[1])
Postleitzahl: 46-061
Telefonvorwahl: (+48) 77
Kfz-Kennzeichen: OPO
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DK 45 WieluńRacibórz
DW 415 Groß Schimnitz–Krapkowice
DW 429 Groß Schimnitz–Bowallno
Nächster int. Flughafen: Katowice



Groß Schimnitz (polnisch Zimnice Wielkie, 1936–1945 Groß Schimmendorf, 1945–2004 Ziemnice Wielki) ist eine Ortschaft in Oberschlesien. Groß Schimnitz liegt in der Gemeinde Proskau (Prószków) im Powiat Opolski (Kreis Oppeln) in der polnischen Woiwodschaft Oppeln.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kirche

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Angerdorf Groß Schimnitz liegt sechs Kilometer östlich vom Gemeindesitz Proskau und 12 Kilometer südlich von der Kreisstadt und Woiwodschaftshauptstadt Opole (Oppeln). Groß Schimnitz liegt in der Nizina Śląska (Schlesischen Tiefebene) innerhalb der Równina Opolska (Oppelner Ebene).

Östlich von Groß Schimnitz fließt die Oder. Westlich des Dorfes verläuft die Landesstraße Droga krajowa 45. Im Norden des Dorfes beginnen die Woiwodschaftsstraßen Droga wojewódzka 415 nach Krapkowice sowie die Droga wojewódzka 429 über Proskau nach Bowallno.

Nachbarorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachbarorte von Groß Schimnitz sind im Westen die Stadt Proskau (Prószków) und Przyschetz (Przysiecz), im Nordwesten Zlattnik (Złotniki), im Norden Zlönitz (Źlinice), im Nordosten Klein Schimnitz (Zimnice Małe), im Osten Konty (Kąty Opolskie) und im Süden Dąbrówka Górna (dt. Dombrowka an der Oder).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 17. November 1295 wurde erstmals urkundlich ein Ort mit dem Namen „Symanovicz“ erwähnt. Jedoch wurde noch nicht zwischen Groß und Klein Schimnitz unterschieden. Das Dokument wurde in Breslau verfasst.[2] In einer in Krappitz verfassten Urkunde vom 23. Juni 1330 wird der Ort als „Semitz“ erwähnt.[3] 1397 wurde der Ort als Maj. Semicz erwähnt.[4]

Im 15. Jahrhundert wurde durch die damals in Klein Schimnitz residierenden Grafen von Proskau eine katholische Kirche erbaut und Johannes dem Täufer gewidmet. In einem Dokument vom 8. Juli 1586, das in Prag verfasst wurde, wird der Ort in Zusammenhang mit einem zum Ort gehörigen Oderzoll mit der Schreibweise „Schembniz“ erwähnt.[5]

Nach dem Ersten Schlesischen Krieg 1742 fiel Groß Schimnitz mit dem größten Teil Schlesiens an Preußen. 1784 hatte der Ort, der damals zur Herrschaft Proskau gehörte, 21 Bauern, 13 Gärtner, ein Vorwerk, eine Schule und eine katholische Kirche.[6]

Nach der Neuorganisation der Provinz Schlesien gehörte die Landgemeinde Groß Schimnitz ab 1816 zum Landkreis Oppeln im Regierungsbezirk Oppeln. 1818 zählte Groß Schimnitz 21 Bauern, 13 Gärtner, ein Vorwerk, eine katholische Schule und eine katholische Kirche mit Pfarrhaus.[7] 1845 lebten im Dorf 482 Einwohner, welche komplett katholisch waren.[4] 1865 hatte der Ort 24 Bauern, 13 Gärtner, sechs Häusler und 21 Angerhäusler. Ferner waren im Ort zwei Kaufleute, zwei Kretschmer (Gastwirte), zwei Müller, zwei Schmiede und fünf Grützhändler ansässig. Zu diesem Zeitpunkt hatte die katholische Schule 261 Schüler und zwei Klassen.[8] 1874 wurde der Amtsbezirk Groß Schimnitz gegründet, welcher die Landgemeinden Boguschütz, Groß Schimnitz, Klein Schimnitz und Zlönitz und den Gutsbezirk Klein Schimnitz Domäne umfasste.[9] 1885 zählte der Ort 748 Einwohner.[10]

Bei der Volksabstimmung in Oberschlesien am 20. März 1921 stimmten 343 Wahlberechtigte für einen Verbleib bei Deutschland und 172 für die Zugehörigkeit zu Polen.[11] Groß Schimnitz verblieb beim Deutschen Reich. 1933 lebten im Ort 710 Einwohner. Am 19. Mai 1936 wurde der Ort in Groß Schimmendorf umbenannt. 1939 hatte der Ort 712 Einwohner.[12] Ende Januar 1945, zur Zeit der heute als Oberschlesische Tragödie bezeichneten Ereignisse, ermordete die Rote Armee nach ihrem Einmarsch in Groß Schimmendorf 164 Einwohner und plünderte die Häuser und setzte diese in Brand. Zu den Opfern zählte auch Pfarrer Karl Brommer (* 1911).[13] Bis 1945 befand sich der Ort im Landkreis Oppeln.

1945 kam der bisher deutsche Ort unter polnische Verwaltung und wurde in Ziemnice Wielkie umbenannt und der Woiwodschaft Schlesien angeschlossen. 1950 kam der Ort zur Woiwodschaft Oppeln. Beim Jahrhunderthochwasser 1997 wurden die Felder östlich des Dorfes komplett überflutet.[14] 1999 kam der Ort zum wiedergegründeten Powiat Opolski. Am 7. Oktober 2004 wurde der Ortsname in Zimnice Wielkie geändert. Am 11. Juli 2006 wurde in der Gemeinde Proskau, der Groß Schimnitz angehört, Deutsch als zweite Amtssprache eingeführt. Am 30. April 2010 erhielt der Ort zusätzlich den amtlichen deutschen Ortsnamen Groß Schimnitz.

Archäologische Funde und Certosafibel von Groß Schimnitz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die zerbrochene und verbrannte Certosafibel aus Bronze wurde in einem Grab im Oderfeld bei Groß Schimnitz von Landwirt Kutz und seinen Söhnen gefunden und kam als Ausstellungsstück ins Beuthener Museum. Sie stammt von der Italienischen Halbinsel. Daneben wurden weitere Funde aus Bronze und Eisen entdeckt, darunter ein Bronzehalsring, Armringe/Reife, ein Messer und ein Gürtelschloss.[15]

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johanneskirche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die römisch-katholische Johanneskirche (poln. Kościół św. Jana Chrzciciela) wurde im 15. Jahrhundert errichtet. Im 18. Jahrhundert wurde die Kirche im barocken stil umgebaut. Im Frühjahr 1945 erlitt das Gebäude durch Artilleriebeschuss erhebliche Schäden und wurde danach wieder aufgebaut. Die Johanneskirche steht seit 1955 unter Denkmalschutz.[16]

Weitere Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Annakapelle, eine Wegkapelle
  • Bildstock
  • Gedenkstein für die 164 im Frühjahr 1945 ermordeten Einwohner
  • Gedenktafel für Pfarrer Karl Brommer (1911–1945)

Vereine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter des Ortes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Anton Bias (1876–1945), deutscher Politiker der SPD und Reichstagsabgeordneter

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Groß Schimnitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. GUS 2011: Ludność w miejscowościach statystycznych według ekonomicznych grup wieku (polnisch), 31. März 2011, abgerufen am 8. Januar 2019
  2. Codex Diplomaticus Silesiae: Teil 7 - Regesten zur schlesischen Geschichte. Dritter Theil. Bis zum Jahre 1300
  3. Codex Diplomaticus Silesiae: Teil 22 – Regesten zur schlesischen Geschichte 1327–1333
  4. a b Johann Georg Knie: Alphabetisch-statistisch-topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuss. Provinz Schlesien. Breslau 1845. S. 590
  5. Codex Diplomaticus Silesiae: Teil 17 - Die schlesische Oderschifffahrt in vorpreussischer Zeit. Urkunden und Aktenstücke
  6. Johann Ernst Tramp: Beyträge zur Beschreibung von Schlesien, Band 3, Brieg 1784
  7. Geographisch-statistisches Handbuch über Schlesien und die Grafschaft Glatz, Band 2; Breslau und Jauer 1818
  8. Vgl. Felix Triest: Topographisches Handbuch von Oberschlesien, Breslau 1865
  9. Territorial Amtsbezirk Groß Schimnitz/Eichtal
  10. AGOFF Kreis Oppeln
  11. Vgl. Ergebnisse der Volksabstimmung in Oberschlesien von 1921 (Memento vom 24. Januar 2017 im Internet Archive)
  12. Michael Rademacher: Stadt und Landkreis Oppeln (poln. Opole). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  13. Marta Rostropowicz-Misko: Karl Brommer - der Priester aus Schimnitz@1@2Vorlage:Toter Link/www.eichendorff.pl (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 2,2 MB) aus den Eichendorff-Heften
  14. Hochwasser 1997 – Bilder (poln.)
  15. Heimatkalender für den Kreis Oppeln, 1929, Jg. 4, 1928
  16. Denkmalregister Woiwodschaft Opole (poln.) S. 156