Groschlag (Wüstung)

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Groschlag (auch: Grasloch) ist eine Dorfwüstung, ehemals bei, heute auf der Gemarkung von Hochstadt, einem Stadtteil von Maintal im Main-Kinzig-Kreis in Hessen, gelegen.

Ausschnitt der Karte der Wetterau von Matthäus Merian mit dem Ort Groschlag.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Groschlag lag südwestlich von Hochstadt auf einer Höhe von 110 m über NN am Rande des Kochberges (Flurname: Zu dem Storkißneste).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittelalter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die älteste erhaltene Erwähnung des Ortes stammt aus dem Jahr 1359. Das Dorf gehörte als allodiales Eigentum zur Herrschaft und späteren Grafschaft Hanau, ab 1458: Hanau-Münzenberg. Diese ordnete das Dorf ihrem Amt Büchertal zu.

Im Jahr 1393 ist der Besitz eines Hofes durch das Kloster Haina in Groschlag bezeugt.[1] Auch das Kloster Patershausen und das Liebfrauenstift in Frankfurt am Main besaßen hier Land. Das größte landwirtschaftliche Anwesen aber, der Dinghof, mit dem auch die Dorfgerichtsbarkeit verbunden war, gehörte dem Kloster St. Gallen, damals Bistum Konstanz. Diesen Hof hatten die Ritter von Cronberg im 14. Jahrhundert als Lehen inne und er ging durch Heirat am Beginn des 16. Jahrhunderts an die Grafen von Solms-Rödelheim über. Die dazugehörenden Ländereien waren an Bauern vergeben. Kirchlich gehörte Groschlag zu Hochstadt.[2]

Historische Namensformen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Grasloch (1359)
  • Grasloc (um 1360)
  • Graeslog (1364)
  • Groslach (1578)

Frühe Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In dem Dorf wohnten im 15. und 16. Jahrhundert bis zu 37 Familien. 1568 war das Dorf zu Hochstadt eingemeindet. 1598 wohnten immerhin noch 34 Familien hier. Dann wurde das Dorf aber sehr schnell von den meisten seiner Bewohner verlassen, die nach Hochstadt umsiedelten und die Äcker von dort aus weiter bewirtschafteten. Das kann nicht am Dreißigjährigen Krieg gelegen haben, von dessen Frühphase die Grafschaft Hanau noch nicht betroffen war.[3] 1615 wurde, nachdem der letzte Bewohner verstorben war, auch das letzte Haus abgerissen. Das Groschlager Gericht traf sich weiter zu seiner jährlichen Sitzung. Erst 1847 wurde der – real nicht mehr bestehende – Dinghof auch formal aufgelöst.

Bei der Erweiterung von Hochstadt durch Neubaugebiete nach dem Zweiten Weltkrieg sollen Kellerfundamente der Bebauung von Groschlag aufgedeckt worden sein.[4]

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ob das fränkische Adelsgeschlecht der Groschlag zu Dieburg seinen Namen von diesem Ort ableitet, ist nicht nachgewiesen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Erhard Bus: Die Zeit der Verheerung. Der Westen der Grafschaft Hanau-Münzenberg nach der Schlacht bei Nördlingen, 1634–1648. In: Hanauer Geschichtsverein (Hrsg.): Der Dreißigjährige Krieg in Hanau und Umgebung (= Hanauer Geschichtsblätter. Bd. 45). Hanauer Geschichtsverein 1844, Hanau 2011, ISBN 978-3-935395-15-9, S. 197–226.
  • Regenerus Engelhard: Erdbeschreibung der Hessischen Lande Casselischen Antheiles mit Anmerkungen aus der Geschichte und aus Urkunden erläutert. Theil 2, welcher Oberhessen und die übrigen fürstlichen Länder enthält. Verlag des Waysenshauses, Cassel 1778, S. 763.
  • Georg Landau: Historisch-topographische Beschreibung der wüsten Ortschaften im Kurfürstenthum Hessen und in den großherzoglich hessischen Antheilen am Hessengaue, am Oberlahngaue und am Ittergaue (= Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte. Supplement 7, ZDB-ID 200295-4). Fischer, Kassel 1858, S. 377, (Nachdruck. Herausgegeben von Dieter Carl. Historische Edition Carl, Vellmar 1999).
  • Wilhelm Mankel: Der Dinghof und Gericht zu Groschlag. Aus der Chronik von Hochstadt. s. n., Hochstadt 1949.
  • NN: Ein Dorf verschwand vom Erdboden. In: Hanau. Stadt und Land. Ein Heimatbuch für Schule und Haus. Hanauer Geschichtsverein, Hanau 1954, 353 ff.
  • Heinrich Reimer: Historisches Ortslexikon für Kurhessen (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen und Waldeck. Bd. 14, ISSN 0342-2291). Elwert, Marburg 1926, S. 181.
  • Ernst J. Zimmermann: Hanau, Stadt und Land. Kulturgeschichte und Chronik einer fränkisch-wetterauischen Stadt und ehemal. Grafschaft. Mit besonderer Berücksichtigung der älteren Zeit. Vermehrte Auflage. Selbstverlag, Hanau 1919, S. 38 (Unveränderter Nachdruck. Peters, Hanau 1978, ISBN 3-87627-243-2).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Uta Löwenstein: Grafschaft Hanau. In: Ritter, Grafen und Fürsten – weltliche Herrschaften im hessischen Raum ca. 900–1806 = Handbuch der hessischen Geschichte 3 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 63. Marburg 2014. ISBN 978-3-942225-17-5, S. 196–230 (204).
  2. Max Aschkewitz: Pfarrergeschichte des Sprengels Hanau („Hanauer Union“) bis 1968 (= Kurhessisch-Waldeckisches Pfarrerbuch. Bd. 2 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 33, 2, 1). Band 1. Nach Lorenz Kohlenbusch bearbeitet. Elwert, Marburg 1984, ISBN 3-7708-0789-8, S. 145.
  3. Bus: Die Zeit der Verheerung. 2011, S. 212, führt die sich widersprechenden Stimmen in der Literatur dazu auf, ob der Ort durch den Dreißigjährigen Krieg unterging oder schon vorher.
  4. NN: Ein Dorf verschwand vom Erdboden. 1954, S. 355.


Koordinaten: 50° 8′ 58″ N, 8° 49′ 42,8″ O