Großindustrie und Aufstieg der NSDAP

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Die Frage nach dem Anteil der Großindustrie am Aufstieg der NSDAP ist in der Geschichtswissenschaft ein zentraler Gegenstand in der politischen und wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und der Endphase der Weimarer Republik. Umstritten ist dabei vor allem, ob und wie weit die Großindustrie die NSDAP in den entscheidenden Jahren nach der Reichstagswahl von 1930 bis zum Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft 1933 förderte.

Im Wesentlichen standen sich dabei drei Interpretationsrichtungen gegenüber: Der marxistisch-leninistischen Agententheorie, nach der die Nazis bezahlte Interessenvertreter der Industrie waren, widersprach der amerikanische Historiker Henry Ashby Turner seit den 1970er Jahren in verschiedenen Publikationen. Er bestritt einen systematischen Zusammenhang zwischen großindustriellen Interessen und nationalsozialistischer Politik vor 1933. Mit seinen Forschungsergebnissen löste er eine scharf geführte Kontroverse aus. Eine mittlere Position erklärte den Aufstieg des Nationalsozialismus aus den sozialökonomischen Bedingungen heraus, sah die NSDAP aber keineswegs komplett abhängig von großindustriellen Interessen.[1] Turners Positionen wurden aber hauptsächlich bestätigt. Heute wird die These, die finanzielle Unterstützung durch Industrielle sei ein entscheidender Faktor für den Aufstieg der NSDAP zur Macht gewesen, von der Lehrmeinung in der Geschichtswissenschaft abgelehnt.

Berlin/Sportpalast, 1932, NS-Betriebszellenversammlung: „Jagt die Bonzen aus den Sesseln!“ Die Weimarer Republik wurde von NS-Seite als Bonzokratie („Korruptionsstaat“) verhöhnt. Nach der Gleichschaltung 1933 nahm die Verwendung dieses Begriffs jedoch ab.[2]

Einschätzung von Zeitgenossen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits in der Weimarer Republik sahen linksdemokratische Publizisten in Hitler eine „Kreatur der Industrie“ (Carl von Ossietzky, 1930) und den Nationalsozialismus „im Solde der Industriellen“ (Kurt Hiller, 1930).[3] Ihren bildlichen Ausdruck fand die Überzeugung, die NS-Bewegung wäre nur ein Instrument der sie finanzierenden Kapitalisten, in John Heartfields Fotomontage, die im Oktober 1932 auf dem Titelbild der Arbeiter-Illustrierte-Zeitung erschien. Unter der Schlagzeile: „Der Sinn des Hitlergrußes“ sieht man Hitler mit grüßend nach hinten gewinkeltem Arm; hinter ihm stehend legt eine überdimensionierte Figur im Anzug mehrere Tausend-Mark-Scheine in seine Hand; der Text „Millionen stehen hinter mir“ persifliert kalauernd Hitlers Sprache.[4]

Die in Heartfields Montage ausgedrückte These ähnelt der Ausformulierung der marxistisch-leninistischen Faschismustheorie durch das 13. Plenum des Exekutivkomitees der Komintern (EKKI) vom Dezember 1933, die Georgi Dimitroff auf dem 7. Weltkongress der Kommunistischen Internationale im August 1935 übernahm:

„Der Faschismus an der Macht, Genossen, ist, wie ihn das 13. Plenum des EKKI richtig charakterisiert hat, «die offene, terroristische Diktatur der reaktionärsten, am meisten chauvinistischsten, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals».“[5]

Wenn die Nationalsozialisten die Agenten der Monopolkapitalisten waren, dann war es naheliegend, dass diese sie auch bezahlt hatten. Diese Überzeugung wurde als Agententheorie fester Bestandteil der sowjetkommunistischen Ideologie.

In den 1920er Jahren war das Gerücht verbreitet, der amerikanische Industrielle Henry Ford, der stark zur Publizität der antisemitischen Hetzschrift Protokolle der Weisen von Zion beigetragen hatte, würde die NSDAP finanziell unterstützen. Dies wurde 1928 von Hitler unter Hinweis auf Fords Mitgliedschaft in der Demokratischen Partei dementiert, eine lobende Erwähnung Fords wurde 1931 aus der Neuauflage von Mein Kampf gestrichen.[6]

Fritz Thyssen (1928)

Auch viele konservative Zeitgenossen glaubten an eine großindustrielle Unterstützung für die NSDAP.[7] Für den ehemaligen Reichskanzler Heinrich Brüning war die Finanzierung durch die Großindustrie die Ursache für den Aufstieg Hitlers. Er schrieb am 28. August 1937, aus seinem Exil, in einem privaten Brief an Winston Churchill:

„Hitlers wirklicher Aufstieg begann erst 1929, als die deutschen Großindustriellen und andere es ablehnten, weiterhin Gelder an eine Menge patriotischer Organisationen auszuschütten, die bis dahin die ganze Arbeit für das deutsche ‚Risorgimento’ geleistet hatten. Ihrer Ansicht nach waren diese Organisationen in ihren sozialen Gedanken zu fortschrittlich. Sie waren froh, dass Hitler die Arbeiter radikal entrechten wollte. Die Geldspenden, die sie anderen Organisationen vorenthielten, flossen Hitlers Organisation zu. Das ist natürlich allerorts der übliche Beginn des Faschismus.“[8]

Einzelne Industrielle wie Fritz Thyssen und Emil Kirdorf machten aus ihrer Unterstützung für die junge Partei Hitlers keinen Hehl. Die Nationalsozialisten selbst gaben gelegentlich ebenfalls freimütig zu, dass sie Spenden aus der Industrie annahmen. So beschreibt Heinrich Brüning in seinen Memoiren seine Empörung, als er „aus Nazi-Kreisen“ erfahren habe, dass die Vereinigten Stahlwerke im Präsidentschaftswahlkampf 1932 eine halbe Million RM an Hitler gespendet hätten, der von ihm unterstützte Paul von Hindenburg dagegen nur 5000 RM erhalten habe.[9] Die Reichskanzlei setzte daraufhin eine Untersuchung in Gang, die auf der Grundlage von Schätzungen und Pressespekulationen zu der Ansicht kam, dass von April 1931 bis April 1932 40 bis 45 Millionen Reichsmark von ausländischen Industriellen an die NSDAP gezahlt wurden. Von inländischen Unternehmern seien aber nur fünf Millionen gezahlt worden, was einem Anteil von sieben bis acht Prozent der jährlichen Parteieinnahmen entsprach.[10] Als gegenwärtige oder ehemalige Spender nannte die Untersuchung Thyssen, den jüdischen Warenhausbesitzer Oscar Tietz(† 17. Januar 1923 in Klosters), den französischen Interessenverband der Schwerindustrie Comité des Forges, den griechischen Waffenhändler Basil Zaharoff, den britischen Rüstungskonzern Vickers, Henri Deterding und Ivar Kreuger.[11] Untersuchungen der preußischen Polizei, die sich im Sommer 1930 mit nachrichtendienstlichen Methoden die internen Abrechnungen des Bergbauvereins und des Vereins Deutscher Eisen- und Stahlindustrieller beschafft hatte, fand dagegen keine Belege für eine Unterstützung der NSDAP.[12]

Die Bemühungen Hitlers und seiner Partei, diese Geldquelle noch üppiger sprudeln zu lassen, wie etwa seine Rede vor dem Düsseldorfer Industrie-Club am 26. Januar 1932, wurden von der kommunistischen Presse stark skandalisiert, was ebenfalls dazu beitrug, dass weite Kreise der Zeitgenossen glaubten, dass sie durchaus erfolgreich gewesen seien.[13]

Bericht der New York Times vom 1. Februar 1933 über einen Boom an der deutschen Börse nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler

Laut Turner reagierte die Berliner Börse vorsichtig und schwankend auf die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler. Nach drei Wochen hätten sich die Aktienkurse ungefähr auf dem Niveau von Ende Januar befunden.[14] Eine Statistik der Aktienkurse, die der amerikanische Politikwissenschaftler Thomas Ferguson und der Schweizer Ökonom Hans-Joachim Voth veröffentlichten, zeigt einen positiven Börsentrend seit November 1932, der bis Mai 1933 anhielt. Sie zitieren die New York Times vom 1. Februar 1933, die von einem regelrechten Boom mit Kurssteigerungen von 3 bis 5 Prozent schrieb.[15]

Nach dem Zweiten Weltkrieg herrschte unter den Siegermächten und bei vielen Deutschen eine heute erstaunlich wirkende Einmütigkeit darüber, die Oberschichten pauschal für das NS-Regime mitverantwortlich zu machen.[16] Der amerikanische Hauptankläger im Nürnberger Prozess, Telford Taylor, sagte 1947 in Nürnberg:

„Ohne die Zusammenarbeit der deutschen Industrie und der Nazi-Partei hätten Hitler und seine Parteigenossen niemals die Macht in Deutschland ergreifen und festigen können, und das Dritte Reich hätte nie gewagt, die Welt in einen Krieg zu stürzen“[16]

Ein Sonderausschuss des US-Senats unter der Leitung von Harley M. Kilgore kam zu dem Schluss, dass „die Unterstützung seitens der deutschen Schwerindustrie und Hochfinanz […] den Nationalsozialisten die Machtergreifung“ ermöglicht habe.[17]

Quellen- und Begriffsproblematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Problembereich „Industrie und Nationalsozialismus vor 1933“ wurde, so die Einschätzung Eberhard Kolbs, von der nichtmarxistischen Forschung zunächst vernachlässigt. Erst mit dem wachsenden Interesse an faschismustheoretischen Deutungen Ende der 1960er Jahre rückte das Verhältnis von Faschismus und Kapitalismus in den Blickpunkt.[18] Probleme bereitete dabei die Quellenlage. Die Unterlagen zu den Finanzen der NSDAP wurden in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges auf Anweisung Hitlers von der Münchner Parteikanzlei vernichtet.[19] Ferner liegen Quellen von Unternehmerseite in den Firmenarchiven in großer Zahl vor, doch hieraus ergibt sich zum einen das Problem der schieren Quellenfülle, zum anderen die Frage, ob die Archive nicht eventuell nach Kriegsende von belastenden Dokumenten bereinigt worden sind.[20] Laut dem Archivar Gustav Luntowski (2000) gibt es auf die Frage nach dem Verhältnis zwischen Industrie und Nationalsozialismus, auch mehr als fünfzig Jahre danach, „keine eindeutige Antwort“, da die Quellenlage zumeist unzureichend sei, weil man kaum belastendes Schrifttum aufbewahre. Selten vermittelten die wenigen Quellen auch ein geschlossenes Bild. Zum wichtigsten Mann an der Ruhr, Albert Vögler, ist die Überlieferung äußerst disparat, da die Archivbestände der Vereinigten Stahlwerke stark dezimiert sind.[21] Laut dem Historiker Karsten Heinz Schönbach fehlen im Nachlass Reusch im Briefwechsel mit Großindustriellen, die nachweislich der NSDAP nahegestanden haben, bis auf „wenige Blätter ganze Jahre“.[22]

Der Streit um den Beitrag der Großindustrie am Aufstieg der NSDAP wurde außerdem jahrzehntelang geführt, ohne dass geklärt wurde, wer denn unter „Großindustrie“ zu verstehen ist. Man behalf sich mit allgemeinen Begriffen wie „die“ Wirtschaft oder das „Kapital“ oder nannte exemplarische Namen. Erst 1985 schlug Henry Turner vor, als Großindustrie private Unternehmen in den Gebieten Handel, Finanzen, Industrie und Versicherung zu bezeichnen, die ein Nominalkapital von mindestens zwanzig Millionen Reichsmark hatten.[23]

Marxistische Einschätzungen seit der Nachkriegszeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der DDR entstanden eine ganze Reihe von Arbeiten, die nachzuweisen versuchten, dass die NSDAP im Interesse der Großindustrie gehandelt habe und zu diesem Zweck von ihr an die Macht gebracht worden sei. Die Historiker Jürgen Kuczynski, Kurt Gossweiler, Eberhard Czichon und Wolfgang Ruge differenzierten dabei die Agententheorie der Komintern durch die von Kuczynski entwickelte Monopolgruppentheorie: Demnach seien im staatsmonopolistischen Kapitalismus zwar politische und ökonomische Herrschaft miteinander verschmolzen, doch gebe es innerhalb der Kapitalistenklasse einzelne Fraktionen, eben die Monopolgruppen, die unterschiedliche Interessen und unterschiedliche Herrschaftsstile hätten. Sie unterschieden die ältere, konservativ-autoritäre schwerindustrielle Monopolgruppe von einer jüngeren und eher modern und reformistisch agierenden Gruppe der chemischen und Elektroindustrie, zu denen seit Gossweilers Habilitationsschrift[24] als dritte Monopolgruppe noch das Finanzkapital hinzutrat.

Die Kölner Villa Kurt von Schröders, in der Papen und Hitler am 4. Januar 1933 eine gemeinsame Regierungsbildung verabredeten

Die genaue Zuordnung der verschiedenen Akteure zu den drei Monopolgruppen wechselt zwar bei den genannten Historikern, doch besteht durchaus Einigkeit zwischen ihnen, dass Hitler ein „mühselig hochgespielter und teuer bezahlter politischer Kandidat“ einer „Nazi-Gruppe“[25] innerhalb der deutschen Industrie gewesen sei.

Als Belege für die unmittelbare Verantwortung der deutschen „Monopolherren“ für die Herrschaft des Nationalsozialismus verwendete die marxistische Forschung neben Interessenkonvergenzen zwischen beiden u. a. biographische Quellen, namentlich die Thyssen-Memoiren,[26] die Tatsache, dass die entscheidenden Verhandlungen zwischen Hitler und Hindenburgs Kamarilla im Januar 1933 im Hause des Kölner Bankiers Kurt von Schröder stattgefunden hatten (siehe Treffen Papens mit Hitler im Haus des Bankiers Schröder), sowie die so genannte Industrielleneingabe. Dabei handelt es sich um ein Schreiben von 20 Industriellen, Kaufleuten und Vertretern der Landwirtschaft vom November 1932, in der Hindenburg aufgefordert wurde, Hitler zum Reichskanzler zu ernennen. Zwar fehlten die Unterschriften der mächtigsten Ruhr-Industriellen Paul Reusch (Gutehoffnungshütte), Albert Vögler (Vereinigte Stahlwerke) und Fritz Springorum (Hoesch AG), doch diese hätten indirekt ihre Zustimmung erklärt.[27] Die Forschung der DDR interpretierte das Verhalten der beteiligten Wirtschaftsleute stets als repräsentativ für ihre jeweilige Monopolgruppe und schloss so auf deren Verantwortung.[28]

Der Politikwissenschaftler Reinhard Kühnl glaubte, dass die Machtergreifung daraus folgte, dass eine einflussreichste Fraktion der herrschenden Klasse, des Kapitals, nicht mehr geglaubt habe, dass die „bürgerliche Demokratie“ ihren Zwecken diene und deshalb ein faschistisches System errichtet werden müsse. Die Bildung der Regierung Hitler am 30. Januar 1933 habe auf einem Zusammenspiel der großen Konzerne und Banken mit Teilen des Staatsapparates und der NSDAP beruht.[29] Kühnl kritisierte aber ältere Arbeiten Kurt Gossweilers dahingehend, dass hier die „in der Tat bestehende Kausalbeziehung zwischen Kapitalismus und Faschismus […] allzu direkt und personalistisch-voluntaristisch aufgefaßt [wird], so daß die Nähe zu Verschwörungstheorien nicht zu übersehen ist. Tatsächlich muß diese Beziehung stärker als eine vermittelte und strukturelle gesehen werden: Nicht die direkte Unterstützung des Großkapitals bewirkte den Aufstieg des Faschismus, sondern die im kapitalistischen System begründete Wirtschaftskrise trieb die verängstigten Massen, vorab die proletarisierten oder von der Proletarisierung bedrohten Mittelschichten, zum Faschismus, der ihnen soziale Sicherheit und nationales Prestige versprach. Erst als sich der Faschismus zur Massenbewegung formiert hatte, setzte die Unterstützung des Großkapitals in größerem Umfang ein, die dann freilich die Propagandamöglichkeiten des Faschismus weiter verstärkte und seinen Aufstieg beschleunigte“.[30]

Nichtkommunistische Forschung seit Ende der 1960er Jahre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Industrie und Nationalsozialismus vor 1930[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ernst von Borsig, Porträtaufnahme aus dem Jahr 1930

Von nichtmarxistischer Seite erschien 1948 das Buch Schwerindustrie und Politik des Wirtschaftslobbyisten August Heinrichsbauer, welches von der Industrie durch das Industriebüro gefördert wurde. Darin entwarf er das Bild des gleichermaßen kämpferischen wie naiven Unternehmers, der auf sich gestellt den Kräften eines diktatorischen Regimes trotzte. 1955 veröffentlichte George W. F. Hallgarten die Studie Hitler, Reichswehr und Industrie. Diese näherte sich im Wesentlichen der marxistischen Auffassung an. Ende der 60er Jahre nahm sich dann die akademische Forschung verstärkt der Frage an. Relativ unstrittig ist, dass die Nationalsozialisten von Anfang an um Gelder von Gönnern jeder Art und insbesondere auch von Industriellen warben. Adolf Hitler sprach im Rückblick auf die Zeit der Deutschen Arbeiter-Partei, der unmittelbaren Vorgängerorganisation der NSDAP, davon, dass „ein paar arme Teufel“ auf Geldleute gehofft hatten.[31] In den ersten Jahren vor dem Putsch von 1923 flossen tatsächlich Gelder vom Bayerischen Industriellenverband und von einigen mittelständischen Unternehmern. Indirekt profitierte die NSDAP auch von einer Spende von Fritz Thyssen im Wert von 100.000 Goldmark an den Deutschen Kampfbund, einen Zusammenschluss paramilitärischer Organisationen in Bayern. Zu den frühen Förderern gehörten weiterhin auch Ernst von Borsig und Albert Vögler.

Nach dem Scheitern des Putsches wandten sich so gut wie alle externen Geldgeber wieder von den Nationalsozialisten ab. In der Mitte der 1920er Jahre war die Partei fast gänzlich auf Beiträge, Erlöse für Propagandamaterial oder Eintrittsgelder angewiesen. Nur einzelne mittelständische Unternehmer wie der Klavierbauer Edwin Bechstein oder der Verleger Hugo Bruckmann griffen Hitler beim Neuaufbau seiner Partei unter die Arme.[32] Ende 1926 versuchten die Nationalsozialisten daher durch intensives Werben bei der Großindustrie neue Geldquellen zu erschließen. So versuchte Hitler über Emil Kirdorf Kontakt zur Großindustrie zu bekommen und verfasste die nur in Industriekreisen verbreitete Schrift Der Weg zum Wiederaufstieg, in der er versuchte seine Ideologie den Industriellen nahezubringen. Im Oktober 1927 kam es daraufhin zu einem Treffen mit führenden Unternehmern aus dem Ruhrgebiet, das allerdings finanziell für die NSDAP ergebnislos blieb. Ebenfalls sprach Hitler zwischen 1926 und 1927 viermal in Essen vor jeweils mehreren hundert Industriellen.[33] Als Splitterpartei blieb die NSDAP für die Industrie bis zum überraschenden Wahlerfolg von 1930 weitgehend uninteressant.[34] Erst danach begannen die Beziehungen zwischen Partei und Industrie enger zu werden. Die entscheidende Forschungsfrage war, welche Qualität diese Beziehungen annahmen.

Turners Forschungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die nichtmarxistische Forschung hatte den Arbeiten aus der DDR in dieser Hinsicht zunächst nur wenig entgegenzusetzen. Zwar warf ihr der deutsche Politologe Eike Hennig bereits 1970 vor, sie simplifiziere den komplexen Vorgang der Machtübertragung an den Nationalsozialismus zu einem „ganz und gar monokausalen Kaufakt“,[35] Joachim Fest nannte 1973 in seiner Hitler-Biographie die Vorstellung, die Machtergreifung wäre auf „finstere Machinationen“ und Komplott zwischen Hitler und dem Großkapital zurückzuführen, eine „Verschwörungstheorie“.[36] In Ermangelung eigener quellenbasierter Studien über das Verhalten der Großindustrie am Ende der Weimarer Republik konnte die marxistische Thesenbildung aber nicht falsifiziert werden.

Das änderte sich zu Beginn der siebziger Jahre mit den quellenkritischen Studien des amerikanischen Historikers Henry A. Turner.[37] Ihm gelang es, verschiedene unbelegte Behauptungen zu widerlegen.

Unbestreitbar ist, dass in den frühen dreißiger Jahren Unterstützungsgelder der Industrie an die NSDAP flossen. Spenden kamen außer von dem bekennenden Nationalsozialisten Thyssen auch von Fritz Springorum, Paul Silverberg, Kurt Schmitt und Friedrich Flick. Kollektiv kam Geld von der so genannten Ruhrlade, dem Verein für die bergbaulichen Interessen, dem Arbeitgeberverband für den Bezirk der Nordwestlichen Gruppe des Vereins Deutscher Eisen- und Stahlindustrieller sowie dem I.G.-Farben-Konzern. Allein Thyssen hat von 1930 bis 1933 etwa 400.000 Reichsmark der NSDAP zukommen lassen. Auch bei dem Erwerb und der Renovierung des Palais Barlow (Braunes Haus) in München war er beteiligt. Allerdings unterstützte Thyssen wie auch die übrigen Industriellen wenn möglich solche Nationalsozialisten wie Hermann Göring oder Walther Funk, die sie für gemäßigt hielten.[38]

Der Braunkohlen-Industrielle Paul Silverberg, Aufnahme aus dem Jahr 1930

Welche Bedeutung diese Spenden aus der Industrie und von anderer Seite für die Gesamtfinanzierung der Partei vor 1933 hatten, ist auf Reichsebene wegen der schlechten Überlieferungslage nur schwer abschätzbar. Gemeinsam mit Horst Matzerath zeigte Turner aber anhand von vorhandenen Daten für die Gaue im Rheinland eine starke Selbstfinanzierungsquote über Mitgliederbeiträge auf. Deutlich geringer war die Bedeutung von Spenden, die zumeist ebenfalls von Mitgliedern kamen, und die Einnahmen aus Veranstaltungen. So nahm die Partei im Gau Köln-Aachen zwischen Juni und August 1931 insgesamt 62.310 RM ein. Davon entfielen 47.015 (75 %) auf Beiträge, 8705 RM auf Spenden und 6400 RM auf Veranstaltungseinnahmen. Hinzu kamen 190 RM sonstige Einnahmen. Insgesamt war die NSDAP ähnlich wie die SPD und anders als die bürgerlichen Parteien eine sich selbst finanzierende Partei.[39] Der Finanzbedarf der NSDAP war zudem geringer als der anderer Parteien, weil sie sich als Bewegungspartei auf das z. T. fanatische Engagement ihrer Mitglieder stützen konnte, die – etwa bei den Suppenküchen der SA – zu freiwilligen Arbeitseinsätzen und auch Sachspenden bereit waren. Ihre Ausrüstung hatten die SA-Männer über die Reichszeugmeisterei zu beziehen, die zudem durch Lizenzvergaben gegen Gewinnbeteiligungen – etwa bei Rasierklingen, Margarine und Zigaretten, die nationalsozialistische Namen und Logos trugen – Gewinne erwirtschaftete. Auch Propagandamaterial wurde verkauft. Außerdem stellten die vergleichsweise hohen Eintrittsgelder bei nationalsozialistischen Wahlkampfveranstaltungen eine Finanzquelle für die Partei dar. Den Löwenanteil an den Parteifinanzen lieferten aber die sozial gestaffelten Mitgliedsbeiträge, zu deren Einziehung ein effektives System errichtet wurde, wie es die anderen Parteien nicht hatten.[40]

Bei ihren Spendeneinnahmen dagegen spielte weniger die Großindustrie eine Rolle, die sich durch die anhaltende „sozialistische“ Rhetorik der Partei abgeschreckt fühlte – in den Länderparlamenten stimmte die NSDAP wiederholt gemeinsam mit den Linksparteien, z. B. 1927 gegen die Einführung der angeblich zu wenig arbeiterfreundlichen Arbeitslosenversicherung und die Erhöhung der indirekten Steuern.[41] Wichtiger waren kleine oder mittelständische Industrielle wie Bechstein. Zwar gab es außer NSDAP-Mitglied Thyssen auch einige Großunternehmer, die größere Spendenbeträge überwiesen, doch konnte Turner nachweisen, dass sie gleichzeitig und zumeist in noch höherem Grade auch andere Parteien unterstützten. Zweck dieser Spenden war nicht, die NSDAP an die Macht zu bringen, sondern sich ihres Wohlwollens im Falle einer Machtergreifung zu versichern – so im Falle Friedrich Flicks, der wegen der Gelsenberg-Affäre angreifbar war – oder um sie von ihrem vermeintlich sozialistischen Kurs abzubringen.[42]

Einen bedeutenden finanziellen Beitrag zur Unterstützung des Nationalsozialismus leistete die deutsche Industrie vor der Machtübernahme nicht. Auch die Finanzhilfen ausländischer Unternehmer bezeichnete Turner als bloße Gerüchte, die ihre Wurzeln in den Anzeigenkampagnen gehabt hätten, die z. B. der radikal antikommunistische niederländische Ölindustrielle Henri Deterding für seinen Shell-Konzern im Völkischen Beobachter geschaltet hatte. Deterding, der sich erst 1936 mit seiner Übersiedlung nach Deutschland offen zum Nationalsozialismus bekannte, hatte stets dementiert, den Aufstieg der Nationalsozialisten aktiv gefördert zu haben, und auch in den lobenden Nachrufen, die deutsche Zeitungen nach seinem Tod 1939 veröffentlichten, wurde keine solche Förderung erwähnt.[43]

Hitlers Rede vor dem Industrie-Club Düsseldorf am 26. Januar 1932[44] hatte nach Turners Darstellung durchaus nicht den enormen Werbeerfolg, der ihr in der marxistischen Geschichtsschreibung zugewiesen wurde. Hitler habe sich zwar alle Mühe gegeben, die Industriellen nicht durch die antisemitischen oder kreditreformerischen Töne zu verunsichern, wie sie in der NSDAP gang und gäbe waren. Er bekannte sich vielmehr zum Privateigentum, erklärte, die Weltwirtschaftskrise könne nur mit politischen Mitteln gelöst werden, verschwieg aber, mit welchen, und rief zum Kampf gegen Demokratie und Bolschewismus auf. Im Publikum befanden sich in auffällig großer Zahl kleinere Eisenwarenhersteller, während prominente Mitglieder des Industrieclubs wie Gustav Krupp von Bohlen und Halbach, Reusch, Paul Silverberg und Carl Duisberg fehlten. Man applaudierte höflich, in Fritz Thyssens begeisterten Ruf: „Heil, Herr Hitler!“ mochte aber nur etwa ein Drittel der Teilnehmer einstimmen. Den „Durchbruch“ bei den westdeutschen Industriekapitänen, von dem die nationalsozialistische Presse später schrieb, hat die Rede also mit Sicherheit nicht gebracht.[45] Finanzielle Zusagen blieben aus. Dasselbe gilt für ein Treffen einen Tag später. Hjalmar Schacht klagte daraufhin in einem Brief an Hitler „die Schwerindustrie (…) trägt ihren Namen Schwerindustrie von ihrer Schwerfälligkeit.“[46]

Hjalmar Schacht als Wirtschaftsminister im Gespräch mit Hitler, Aufnahme aus dem Jahr 1936
Albert Vögler, der Generaldirektor der Vereinigten Stahlwerke, unterstützte 1932 die Regierung Papen

Auch die Industrielleneingabe erscheint bei Turner in einem anderen Licht als in der marxistischen Forschung. Er argumentiert, dass sie nach nationalsozialistischer Einschätzung ein Fehlschlag war, da erstens Hindenburg im Anschluss eben nicht Hitler, sondern Kurt von Schleicher zum Nachfolger des gerade zurückgetretenen Franz von Papen ernannte und zweitens fast alle Schwerindustriellen ihre Unterschrift verweigerten. Gegen die Annahme, dass diese mit ihr sympathisiert hätten, setzt Turner eine andere Eingabe vom November 1932: Hier hatten neben 337 weiteren Persönlichkeiten auch Springorum und Vögler für die Regierung Papen, für die DNVP und damit klar gegen die NSDAP unterschrieben, sodass es unwahrscheinlich ist, dass sie mit der Industrielleneingabe und ihrer diametral anderen Stoßrichtung solidarisch gewesen wären.

Die überwiegende Mehrzahl der deutschen Industriellen unterstützte laut Turners Forschungen in der Endphase der Weimarer Republik nämlich nicht Hitler und die NSDAP, sondern Papen und die DNVP. Henry A. Turner setzt das entsprechende Kapitel in seinem Buch daher unter die Überschrift: „Die Kapitalisten finden ihren Kanzler.“[47] An ihn und die Deutschnationalen ging der ganz überwiegende Teil der politischen Spenden. Um Papen an der Macht zu halten, sei aber von einigen Industriellen im Sinne eines Zähmungskonzepts befürwortet worden, die NSDAP als Juniorpartner zu gewinnen und „an den Staat heranzuziehen“.[48]

Erst nach der Machtergreifung kann von einer massiven finanziellen Unterstützung der NSDAP durch die Großindustrie gesprochen werden. Am Geheimtreffen vom 20. Februar 1933 empfingen Hitler und Göring mehr als zwei Dutzend Industrielle, darunter Gustav Krupp von Bohlen und Halbach, den Vorsitzenden des Reichsverbands der Deutschen Industrie, der bislang zur NSDAP stets auf Distanz geblieben war. Nach einer Rede Hitlers, in der er sich für das Privateigentum und gegen wirtschaftliche Experimente starkgemacht hatte, sagten die Unternehmer der NSDAP für den bevorstehenden Wahlkampf eine Summe von drei Millionen Reichsmark zu. Im Juni 1933 wurde diese Unterstützung der Unternehmer für die NSDAP als Adolf-Hitler-Spende der deutschen Wirtschaft institutionalisiert: Von nun an trug die deutsche Industrie massiv und stetig zur Finanzierung der NSDAP bei. Das Treffen vom 20. Februar 1933 war nach Turners Meinung „ein Meilenstein: der erste bedeutende materielle Beitrag von Organisationen der Großindustrie für die nationalsozialistische Sache.“.[49] Diese Spende analysierten Manfred Weißbecker und Kurt Pätzold als den Versuch der Unternehmer, ihre Verbindungen zur NSDAP-Führung durch einen zentralisierten Geldtransfer an die Parteiführung weiter zu festigen und insbesondere den „fortgesetzten finanziellen Anbetteleien unterer Dienststellen und Organisationen der NSDAP zu entgehen.“[50] Adam Tooze sieht in den Spenden vom Februar und März 1933 „einen wirklich entscheidenden Beitrag“ als die Partei „vor der letzten Wahl ihrer Geschichte stand“.[51]

Kritik und Turner-Stegmann-Kontroverse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

George W. F. Hallgarten sah in Turners Veröffentlichungen eine „Groß-Mohrenwäsche der deutschen Schwerindustrie“ und ein besonders geschicktes Verdunklungsmanöver hinsichtlich der Schuld an der deutschen Katastrophe. Er kritisierte, dass Turner aus punktuellen Recherchen allgemeine Schlussfolgerungen ziehe und Fundamentalzusammenhänge durch Details verdecke.[52] Turners Thesen wurde 1973 von Dirk Stegmann heftig widersprochen,[53] der in leichter Abwandlung die Meinung der DDR-Historiker vertrat, wonach die Unterstützung des „Hitler-Flügels“ innerhalb der Großindustrie für die Vorbereitung von Hitlers Kanzlerschaft mit entscheidend gewesen sei. Die sich anschließende, z. T. erbittert geführte Kontroverse[54] verlief nur zum Teil fruchtbar, da die Kontrahenten ihre Fragestellungen und Forschungsziele nicht klar genug bezeichneten. Während es Turner in allererster Linie um die Falsifizierung der These ging, die Großindustrie hätte den Aufstieg des Nationalsozialismus finanziert, kam es Stegmann auf eine umfassende Analyse der großindustriellen Interessenpolitik und ihres Anteils an der Zerstörung der Weimarer Republik an.

Hitlers innerparteilicher Widersacher Gregor Strasser, Aufnahme aus dem Jahr 1928

Die Diskussion in den 1980er Jahren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1981 schloss sich der Archivar Thomas Trumpp, gestützt auf einige neue Archivalien, Turners Thesen im Grundsatz an. Demnach machte der Anteil der an die NSDAP fließenden Gelder den geringeren Teil der Spenden aus der Industrie aus. Zum Teil setzten die Industriellen dabei auch auf die falschen Kräfte: So unterstützte Silverberg nach dem Wahlerfolg der NSDAP am 31. Juli 1932 Hitlers innerparteilichen Widersacher Gregor Strasser, der als gemäßigt galt, allerdings bald schon entmachtet wurde. Für die meisten Unternehmer, die für die NSDAP spendeten, war dies eine Art Rückversicherung. Der Großteil der industriellen Zahlungen ging an die etablierten Rechtsparteien, namentlich an die DNVP.[55]

Ebenfalls 1981 zeigte der Historiker Reiner Neebe in seiner Dissertation auf, dass die deutsche Großindustrie durchaus unterschiedliche Interessen vertrat. Der Reichsverband der Deutschen Industrie sei am Ende der Weimarer Republik durch interne Interessengegensätze gegenüber dem zunehmend autonom agierenden Staat in eine Patt-Situation geraten. Noch Anfang 1933 sei sowohl er als auch der Deutsche Industrie- und Handelstag für einen Fortbestand der Regierung Schleicher eingetreten. Die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler sei als bei „gespaltener Industriefront“ erfolgt. Dass sich schließlich die pro-nationalsozialistische „Thyssen-Gruppe“ gegenüber dem gegen die NSDAP gerichteten Kurs der Verbandsführung von Duisberg und Krupp durchsetzte, sei „nicht Voraussetzung und Ursache der Machtergreifung, sondern […] im Gegenteil deren Folge“ gewesen.[56]

Gleichzeitig arbeitete Neebe die destruktive Rolle heraus, die die Unternehmer beim Untergang der Weimarer Republik spielten Nicht nur, dass sie nichts unternahmen, um die zunehmend bedrohte Demokratie zu schützen, sie trugen sogar aktiv zu ihrem Abbau bei. Im Frühjahr 1930 arbeiteten sie auf einen Bruch der Großen Koalition unter dem sozialdemokratischen Kanzler Hermann Müller hin, der letzten parlamentarischen Regierung der Weimarer Republik. Der RDI-Vorsitzende Carl Duisberg sprach offen aus, dass sein Verband „eine ganz andere Fahrtrichtung im kapitalistischen Sinne, nicht im sozialistischen Sinne“ anstrebte.[57] Zu diesem Zweck entfaltete der Verband eine rege publizistische Tätigkeit, die im Dezember 1929 in der Denkschrift Aufstieg oder Niedergang gipfelte. Hier sagten die Industriellen der Sozialpolitik der Weimarer Republik den offenen Kampf an, die man sich unter dem gerade beschlossenen Young-Plan nicht mehr würde leisten können. Stattdessen forderten sie, den Reichshaushalt durch harte Sparmaßnahmen auszugleichen, gleichzeitig die Steuern für Unternehmer zu senken, ein Ende der Zwangsschlichtung und eine Leistungskürzung in der Arbeitslosenversicherung. Dass sich diese Forderungen nicht mit, sondern nur gegen die Sozialdemokraten würden durchsetzen lassen, war beabsichtigt.[58] Die Installation der Regierung Brüning, die den Beginn der Präsidialkabinette markiert und eben die Politik des Haushaltsausgleichs und der Sozialkürzungen ins Werk setzte, die von den Industriellen gefordert worden war, wurde vom RDI denn auch ausdrücklich begrüßt. Im Sommer 1930 drängten Springorum und andere Industrielle, jetzt endlich den Artikel 48 anzuwenden, der eine Gesetzgebung per Notverordnung ohne Zustimmung des Parlaments erlaubte.[59]

Paul Reusch, undatierte Porträtaufnahme

Bald waren die Industriellen aber von Brüning enttäuscht, der seine Minderheitsregierung von der SPD tolerieren ließ. Nach der Bankenkrise forderte der Schwerindustrielle Reusch:

„Nachdem er [Brüning] nicht den Mut hat, sich von der Sozialdemokratie zu trennen, muß er von der Wirtschaft und vom Reichsverband auf das allerschärfste bekämpft werden […]. Im weiteren bin ich der Ansicht, daß wir endlich einmal unsere Taktik den Gewerkschaften gegenüber ändern müssen. Die Industrie war bisher zu feige, den Kampf mit den Gewerkschaften mit aller Schärfe aufzunehmen.“[60]

Dieser Konfrontationskurs ließ sich aber nicht durchsetzen, weil andere Großindustrielle wie RDI-Geschäftsführer Ludwig Kastl an Brüning festhielten. Einig wurden sich die Unternehmer erst wieder im Frühjahr 1932, als nach Brünings Sturz der rechtskonservative Franz von Papen Kanzler wurde. Sein offen erklärtes Ziel eines autoritären „Neuen Staates“, in dem die Reichsregierung nicht mehr vom Vertrauen des Reichstags, sondern einzig vom Wohlwollen des Reichspräsidenten abhängig sein sollte, wurde von ihnen begeistert begrüßt. Die Spenden flossen reichlich an die papenfreundlichen Parteien, auch in der Öffentlichkeit traten die Großunternehmer offen für die Regierung Papen ein.

Für Hans-Erich Volkmann (1979/1989) vollzog sich die Annäherung zwischen NSDAP und Industrie dagegen zwar nur zögernd, jedoch mit Permanenz, sodass an der Jahreswende 1932/33 von einer weitgehenden Interessenidentität gesprochen werden könne.[61]

Für Walther L. Bernecker (1983) hat der von der Schwerindustrie dominierte Flügel der deutschen Großindustrie die „autoritäre Deformation“ der Weimarer Republik systematisch gefördert und damit die Kanzlerschaft Hitlers aktiv vorbereitet. Ihr sei es um faschistisch wiederhergestellte profitable Produktionsbedingungen unter Einschluss der „Zerschlagung der Arbeiterbewegung“ gegangen, was nur die NSDAP geboten habe. Dies führt er jedoch auf eine vorkapitalistische, eher feudale Geisteshaltung zurück. Zudem seien die Ursachen für den Faschismus wesentlich komplexer, und die kapitalistischen Interessen und kapitalistisch-bürgerliche Krise seien nur notwendige, aber nicht hinreichende Bedingungen für den Nationalsozialismus gewesen.[62]

Für Fritz Fischer (1992) kam Hitler mit einem Bündnis aus Eliten der Gesellschaft und Wirtschaft zur Macht, die ihn gegen die linken Parteien und für die Wiederherstellung deutscher Macht und Größe benutzen wollten. Zu diesem Bündnis zählte er die Schwerindustrie (Thyssen, Krupp, Klöckner, Vögler usw.), auf die Hitler für die Schaffung einer Angriffsarmee angewiesen war.[63]

Stand der Diskussion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Frage nach dem absoluten und relativen Anteil der Großindustrie an der Finanzierung der NSDAP gilt derzeit dahingehend als geklärt, dass die Großindustrie den Aufstieg der NSDAP nicht entscheidend finanzierte. Der Bielefelder Sozialhistoriker Hans-Ulrich Wehler (2003) resümiert daher die Debatte um die Rolle der Industriellen am Ende der Weimarer Republik:

„Das Ammenmärchen, dass sie sich Hitler und seine Schergen gekauft hätten, ist zwar endgültig widerlegt. Doch kann man sie mitnichten von dem gravierenden Vorwurf freisprechen, alles nur Mögliche zur Zerstörung der Republik beigetragen zu haben.“[64]

Der britische Historiker Richard J. Evans resümiert, es habe nur „ein bis zwei Wirtschaftsführer wie etwa Fritz Thyssen“ gegeben, die bereit waren, „den teuren Geschmack führender Nationalsozialisten wie Hermann Göring und Gregor Strasser zu subventionieren“. Insgesamt habe sich die NSDAP selbst finanziert und Spenden eher von kleinen und mittelständischen Unternehmern bekommen, die für ihren Antisemitismus empfänglicher gewesen seien. Hitlers Rede vor dem Industrie-Club im Januar 1932 sei aber insofern bedeutsam, als der Nationalsozialismus seitdem auch „ein ehrbares Gesicht“ hatte: Dies habe es den Großindustriellen leichter gemacht, die NSDAP nach der Machtergreifung zu unterstützen.[65]

Nach Eberhard Kolb (1988/2013) zeige die Forschung, dass „die Großindustrie keinen letztlich entscheidenden materiellen Beitrag zum Aufstieg des Nationalsozialismus und zu den nationalsozialistischen Wahlrerfolgen geleistet hat“. Sie habe aber nicht einheitlich agiert und sei auch nicht an der Vermittlung eines Gesprächs zwischen Hitler und Papen beteiligt gewesen. Dennoch habe sie der Ablehnung von Demokratie und Parlamentarismus den Boden bereitet. Kolb resümiert: „Die Industrie war nicht Urheber der Regierung Hitler, und der weitaus überwiegende Teil der Großindustriellen erstrebte bis Januar 1933 nicht die Errichtung einer nationalsozialistischen Herrschaft. Aber das Unternehmerlager hat durch die Ablehnung der parlamentarischen Demokratie und die Hinneigung zu einem autoritären System die Auflösung der Weimarer Republik vorangetrieben und der Diktatur vorgearbeitet. Daher trägt die Industrie im allgemeinen und die Großindustrie im besonderen ein hohes Maß an Mitverantwortung für die Ermöglichung Hitlers und der NS-Herrschaft.“[66]

Nach Adam Tooze (2007) war Hitler auf eine etwaige Unterstützung der Industriellen gar nicht angewiesen:

„Nach dem Ersten Weltkrieg war die Unternehmerlobby stark genug gewesen, um die revolutionären Impulse der Jahre 1918 und 1919 eindämmen zu können. Nun, in der tiefsten Krise des Kapitalismus, fehlte dem deutschen Unternehmertum schlicht die Macht, sich gegen einen Staatsinterventionismus zu wehren, der diesmal nicht von links, sondern von rechts drohte.“[67]

Der Historiker Thomas Mergel konstatiert 2011, dass die Einnahmen der NSDAP hauptsächlich aus Eintrittsgeldern und Merchandising kamen: „Die Vorstellung, dass der Nationalsozialismus in erster Linie von Großindustriellen finanziert wurde, ist ein Mythos“.[68]

Ganz eindeutig urteilt Hans-Ulrich Thamer (2013):

„Auf keinen Fall kann die Dynamik der nationalsozialistischen Glaubens- und Protestbewegung mit materiellen Unterstützungen der Großindustrie erklärt werden. Die Finanzierung der gewaltigen Propagandakampagnen der NSDAP erfolgte in erster Linie durch die Mitglieder und ihre Beiträge sowie durch Eintrittsgelder, dann durch Hilfe von Sympathisanten vor allem mit kleineren und mittleren Betrieben. Es liegen keine Belege für eine kontinuierliche finanzielle Förderung der NSDAP durch die Großindustrie vor. Zudem war das Verhalten der Großindustrie gegenüber der NSDAP und Hitlers Regierungsbeteiligung 1932/33 sehr uneinheitlich; nur eine kleine Fraktion unterstützte Hitler. Wichtiger war die Rolle der Großwirtschaft und anderer traditioneller Machteliten bei der Zerstörung der parlamentarischen Demokratie zugunsten einer autoritären Staatsform, die sich am Ende vor dem Ansturm der NSDAP nicht behaupten konnte.[69]

Die Historiker Wolfram Pyta und Rainer Orth (2021) nennen es eine „einem unterkomplexen Verständnis politischer Prozesse entspringende Fehlannahme, dass Parteien am Gängelband privater Finanziers hängen und von diesen aufgrund finanzieller Zuwendungen nicht nur beeinflusst, sondern sogar gesteuert würden“. Für die NSDAP sei diese Annahme „durch eingehende Quellenauswertung als Legende widerlegt worden“. Dass sie sich eben nicht auf großzügige Spenden aus der Industrie verlassen könne, zeige die desaströse Finanzlage, in die die Partei durch die zahlreichen Wahlkämpfe des Jahres 1932 geraten sei. Kurz vor der Machtergreifung musste Reichsschatzmeister Franz Xaver Schwarz in einem parteioffiziellen Rundschreiben bekennen, dass der Bestand der Parteizentrale in Gefahr sei.[70]

Der Historiker Karsten Heinz Schönbach dagegen glaubt, dass die NSDAP von Großindustriellen von 1927/28 an erheblich unterstützt worden sei. Allerdings könne von einer vorwiegend NS-freundlichen Haltung der Großindustrie erst nach der Wahlniederlage der konservativen Rechten am 6. November 1932 die Rede sein. Nach der Machtergreifung habe im Februar 1933 dann, wie auch Turner betont, eine „deutliche Mehrheit unter den deutschen Großindustriellen hinter einer ‚Hitlerlösung‘ gestanden“.[71]

Der Historiker Christian Marx macht auf den Antikapitalismus aufmerksam, der in der NSDAP verbreitet war. Seinetwegen trat ein früher Förderer wie Kirdorf 1928 nach nur einem Jahr Mitgliedschaft wieder aus der Partei aus und seinetwegen unterstützten die wenigsten Industriellen die NSDAP offen, auch wenn sie mit ihren außen- und sozialpolitischen Forderungen sympathisierten. Auch wenn sie also nicht unmittelbar an der Machtübergabe der Nationalsozialisten beteiligt waren, hätten sie mit ihren Angriffen auf das parlamentarische System der Weimarer Republik zu deren Untergang beigetragen, „auch weil sie ihre eigene Gestaltungskraft gegenüber der NS-Bewegung überschätzten“.[72]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Reinhard Neebe: Großindustrie, Staat und NSDAP 1930–1933. Paul Silverberg und der Reichsverband der Deutschen Industrie in der Krise der Weimarer Republik (= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft. Band 45). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1981, ISBN 3-525-35703-6 (PDF; 6,9 MB).
  • Reinhard Neebe: Die Industrie und der 30. Januar 1933. In: Karl Dietrich Bracher, Manfred Funke, Hans-Adolf Jacobsen (Hrsg.): Nationalsozialistische Diktatur 1933–1945. Eine Bilanz. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1986, ISBN 3-921352-95-9, S. 155–176.
  • Dirk Stegmann: Zum Verhältnis von Großindustrie und Nationalsozialismus 1930–1933. Ein Beitrag zur Geschichte der sogenannten Machtergreifung. In: Archiv für Sozialgeschichte, Band 13, 1973, S. 399–482 (PDF; 21,4 MB).
  • Henry Ashby Turner: Die Großunternehmer und der Aufstieg Hitlers. Siedler Verlag, Berlin 1985, ISBN 3-88680-143-8.
  • Thomas Trumpp: Zur Finanzierung der NSDAP durch die deutsche Großindustrie. Versuch einer Bilanz. In: Karl Dietrich Bracher, Manfred Funke, Hans-Adolf Jacobsen (Hrsg.): Nationalsozialistische Diktatur 1933–1945. Eine Bilanz. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1986, ISBN 3-921352-95-9, S. 132–154.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gerhard Schreiber: Hitler Interpretationen 1923–1983. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1984, S. 187 f.
  2. Cornelia Schmitz-Berning: Vokabular des Nationalsozialismus. Walter de Gruyter, Berlin/New York 1998, ISBN 3-11-013379-2, S. 126.
  3. Volker Ullrich: Adolf Hitler. Die Jahre des Aufstiegs, 1889–1939. S. Fischer, Frankfurt am Main 2013, S. 283, 907, Anm. 120.
  4. Das AIZ-Titelbild im LeMO; Carsten Jakobi: Der kleine Sieg über den Antisemitismus. Darstellung und Deutung der nationalsozialistischen Judenverfolgung im deutschsprachigen Zeitstück des Exils 1933–1945. Walter de Gruyter, Berlin/New York 2005, S. 34 ff.
  5. Georgi Dimitroff: Die Offensive des Faschismus und die Aufgaben der Kommunistischen Internationale im Kampf für die Einheit der Arbeiterklasse gegen den Faschismus, in: Wilhelm Pieck, Georgi Dimitroff, Palmiro Togliatti (Hrsg.): Die Offensive des Faschismus und die Aufgaben der Kommunisten im Kampf für die Volksfront gegen Krieg und Faschismus – Referate auf dem VII. Kongreß der Kommunistischen Internationale (1935). Berlin (Ost) 1957, S. 85–178.
  6. Sven Felix Kellerhoff: Die NSDAP. Eine Partei und ihre Mitglieder. Klett-Cotta, Stuttgart 2017, S. 193 f.; Christian Hartmann, Thomas Vordermayer, Othmar Plöckinger, Roman Töppel (Hrsg.): Hitler, Mein Kampf. Eine kritische Edition. Bd. 2. Institut für Zeitgeschichte München, Berlin/München 2016, S. 1619.
  7. Siehe z. B. Otto Meissner: Staatssekretär unter Ebert – Hindenburg – Hitler. Hamburg 1950, S. 276.
  8. Claire Nix (Hrsg.): Heinrich Brüning Briefe und Gespräche 1934–1945. Stuttgart 1974, S. 149.
  9. Heinrich Brüning: Memoiren 1918–1934. DVA, Stuttgart 1970, S. 531.
  10. Gerhard Schulz, Aufstieg des Nationalsozialismus. Krise und Revolution in Deutschland, Propyläen Verlag, Frankfurt am Main 1975, S. 635. Dafür, dass der übergroße Anteil des Jahresbudgets der NSDAP von ausländischen Spendern stammte, gibt es keine anderen Quellen.
  11. Aktennotiz Hermann Pünder vom 16. April 1932; Bundesarchiv, Akten der Reichskanzlei, Nachlass Pünder, Nr. 154, Bl. 48–49 (online).
  12. Sven Felix Kellerhoff: Die NSDAP. Eine Partei und ihre Mitglieder. Klett-Cotta, Stuttgart 2017, S. 193.
  13. Gustav Luntowski: Hitler und die Herren an der Ruhr. Wirtschaftsmacht und Staatsmacht im Dritten Reich. Peter Lang, Frankfurt am Main 2000, S. 43.
  14. Henry Ashby Turner: Die Großunternehmer und der Aufstieg Hitlers. Siedler Verlag, Berlin 1985, S. 390 f.
  15. Thomas Ferguson, Hans-JoachimVoth: Betting on Hitler—the value of political connections in Nazi Germany. In: The Quarterly Journal of Economics. 2008, Nr. 1, S. 1–29, hier S. 6 f. (online).
  16. a b Walther L. Bernecker: Kapitalismus und Nationalsozialismus. Zum Problem der Unterstützung Hitlers durch die Wirtschaft. In: Josef Becker (Hrsg.): 1933 – Fünfzig Jahre danach. Die nationalsozialistische Machtergreifung in historischer Perspektive. München 1983, S. 51.
  17. Dietrich Eichholtz, Wolfgang Schumann (Hrsg.): Anatomie des Krieges. VEB Deutscher Verlag, Berlin (Ost) 1969, S. 493.
  18. Eberhard Kolb, Dirk Schumann: Die Weimarer Republik (= Oldenbourg Grundriss der Geschichte 16). 8. Aufl., Oldenbourg, München 2013, S. 273.
  19. Hans-Ulrich Thamer: Verführung und Gewalt. Deutschland 1933–1945. Siedler Verlag, Berlin 1994, S. 207.
  20. Henry Ashby Turner: Die Großunternehmer und der Aufstieg Hitlers. Siedler Verlag, Berlin 1985, S. 8–11.
  21. Gustav Luntowski: Hitler und die Herren an der Ruhr. Frankfurt am Main 2000, S. 231 f.
  22. Karsten Heinz Schönbach: Faschismus und Kapitalismus. Bündnis zur Zerschlagung von Demokratie und Arbeiterbewegung. Berlin 2020, S. 201.
  23. Henry Ashby Turner: Die Großunternehmer und der Aufstieg Hitlers. Siedler Verlag, Berlin 1985, S. 11 f.
  24. Kurt Gossweiler: Großbanken, Industriemonopole, Staat. Ökonomie und Politik des staatsmonopolistischen Kapitalismus in Deutschland 1914–1932. Berlin 1971.
  25. So die Formulierung bei Eberhard Czichon: Wer verhalf Hitler zur Macht? Pahl-Rugenstein Verlag, Köln 1967, S. 32.
  26. Fritz Thyssen: I Paid Hitler. London 1941.
  27. Albert Schreiner: Die Eingabe deutscher Finanzmagnaten, Monopolisten und Junker an Hindenburg für die Berufung Hitlers zum Reichskanzler (November 1932). In: ZfG, Jg. 4 (1956), S. 366–369.
  28. Eine kritische Zusammenfassung der Monopolgruppentheorie findet sich bei Reinhard Neebe: Großindustrie, Staat und NSDAP 1930–1933. Paul Silverberg und der Reichsverband der Deutschen Industrie in der Krise der Weimarer Republik (= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft. Band 45). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1981 (PDF; 6,9 MB), S. 11 ff.
  29. Reinhard Kühnl: Formen bürgerlicher Herrschaft. Liberalismus – Faschismus. rororo, Hamburg 1986, S. 103–105.
  30. Reinhard Kühnl: Faschismustheorien. Ein Leitfaden. Aktualisierte Neuauflage, Distel Verlag, Heilbronn 1990, S. 249 f.
  31. Thomas Trumpp: Zur Finanzierung der NSDAP durch die deutsche Großindustrie. Versuch einer Bilanz. In: Karl Dietrich Bracher/Manfred Funke/Hans-Adolf Jacobsen (Hg.): Nationalsozialistische Diktatur 1933–1945. Eine Bilanz. Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), Bonn 1986, S. 135.
  32. Albrecht Tyrell (Hrsg.): Führer befiehl … Selbstzeugnisse aus der ‚Kampfzeit’ der NSDAP. Droste Verlag, Düsseldorf 1969, S. 181.
  33. Henry Ashby Turner: Die Großunternehmer und der Aufstieg Hitlers. Siedler Verlag, Berlin 1985, S. 106 ff.
  34. Thomas Trumpp: Zur Finanzierung der NSDAP durch die deutsche Großindustrie. Versuch einer Bilanz. In: Karl Dietrich Bracher/Manfred Funke/Hans-Adolf Jacobsen (Hrsg.): Nationalsozialistische Diktatur 1933–1945. Eine Bilanz. Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), Bonn 1986, S. 135–139.
  35. Eike Hennig: Industrie und Faschismus: Anmerkungen zur sowjetmarxistischen Interpretation. Neue Politische Literatur, 15, Heft 3 (1970), S. 439.
  36. Joachim Fest: Hitler. Eine Biographie. Berlin 2005 (Erstauflage 1973), S. 446 f.
  37. Eine Sammlung früher Aufsätze: Henry A. Turner, Faschismus und Kapitalismus in Deutschland. Studien zum Verhältnis von Nationalsozialismus und Wirtschaft, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1972.
  38. Thomas Trumpp: Zur Finanzierung der NSDAP durch die deutsche Großindustrie. Versuch einer Bilanz. In: Karl Dietrich Bracher/Manfred Funke/Hans-Adolf Jacobsen (Hrsg.): Nationalsozialistische Diktatur 1933–1945. Eine Bilanz. Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), Bonn 1986, S. 140–148.
  39. Horst Matzerath/Henry A. Turner: Die Selbstfinanzierung der NSDAP 1930–1932. In: Geschichte und Gesellschaft Heft 1/1977, S. 70 f.
  40. Henry Ashby Turner: Die Großunternehmer und der Aufstieg Hitlers. Siedler Verlag, Berlin 1985, S. 144–148.
  41. Henry Ashby Turner: Die Großunternehmer und der Aufstieg Hitlers. Siedler Verlag, Berlin 1985, S. 85 ff.
  42. Horst Matzerath und Henry A. Turner: Die Selbstfinanzierung der NSDAP 1930–1932. In: Geschichte und Gesellschaft, Bd. 3 (1977), S. 59–92.
  43. Das Erscheinen der Shell-Anzeigen hatte zu wütenden Protesten aus der Leserschaft geführt, was Verlagsleiter Max Amann am 11. Februar 1932 mit der Erklärung beantwortete: „Die Shellanzeigen nehmen wir deshalb auf, weil auch wir Nationalsozialisten nicht mit Wasser fahren können“, Henry Ashby Turner: Die Großunternehmer und der Aufstieg Hitlers. Siedler Verlag, Berlin 1985, S. 327 f.
  44. Die Fachliteratur gibt das Datum zum Teil nicht einheitlich an. Mit dem Druck der Rede wurde auch der 27. Januar verbreitet.
  45. Zur Industrieclubrede siehe auch: Gustav Luntowski: Hitler und die Herren an der Ruhr. Wirtschaftsmacht und Staatsmacht im Dritten Reich. Peter Lang, Frankfurt am Main 2000, S. 43–47; Christian Marx: Paul Reusch und die Gutehoffnungshütte. Leitung eines deutschen Großunternehmens. Wallstein, Göttingen 2013, S. 321–323.
  46. Zit. nach Thomas Trumpp: Zur Finanzierung der NSDAP durch die deutsche Großindustrie. Versuch einer Bilanz. In: Karl Dietrich Bracher/Manfred Funke/Hans-Adolf Jacobsen (Hrsg.): Nationalsozialistische Diktatur 1933–1945. Eine Bilanz. Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), Bonn 1986, S. 145.
  47. Henry Ashby Turner: Die Großunternehmer und der Aufstieg Hitlers. Siedler Verlag Berlin 1985, S. 331.
  48. So Paul Reusch in einem Gespräch mit Papen am 7. Januar 1933, zit. nach Dirk Stegmann: Kapitalismus und Faschismus in Deutschland 1929–1934. Thesen und Materialien zur Restituierung des Primats der Großindustrie zwischen Weltwirtschaftskrise und beginnender Rüstungskonjunktur. In: Gesellschaft. Beiträge zur Marxschen Theorie. Bd. 6, Frankfurt am Main 1976, S. 89 f.
  49. Henry Ashby Turner: Die Großunternehmer und der Aufstieg Hitlers. Siedler Verlag Berlin 1985, S. 393–396.
  50. Manfred Weißbecker und Kurt Pätzold: Geschichte der NSDAP – 1920–1945. Sonderausgabe 2002, Papyrossa, Köln 2002, ISBN 978-3-89438-406-7, S. 276.
  51. Adam Tooze (2007): Ökonomie der Zerstörung – Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus. Aus dem Englischen von Yvonne Badal. Bundeszentrale für politische Bildung, Schriftenreihe Band 663, S. 129.
  52. George W. F. Hallgarten, Joachim Radkau: Deutsche Industrie und Politik von Bismark bis in die Gegenwart . Rowohlt, Hamburg 1981 (Erstveröffentlichung 1974), S. 9 f., 147 f. u. 217.
  53. Zu Stegmanns Forschungen und seinen Einwänden gegen Turner siehe knapp Reinhard Neebe: Großindustrie, Staat und NSDAP 1930–1933. Paul Silverberg und der Reichsverband der Deutschen Industrie in der Krise der Weimarer Republik (= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft. Band 45). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1981 (PDF; 6,9 MB), S. 16–18.
  54. Dirk Stegmann: Zum Verhältnis von Großindustrie und Nationalsozialismus 1930–1933. Ein Beitrag zur Geschichte der sogenannten Machtergreifung, Archiv für Sozialgeschichte Bd. 13 (1973), S. 399–482; Henry Ashby Turner: Großunternehmertum und Nationalsozialismus 1930–1933. Kritisches und Ergänzendes zu zwei neuen Forschungsbeiträgen, in: Historische Zeitschrift Bd. 221 (1975), S. 18–68.
  55. Thomas Trumpp: Zur Finanzierung der NSDAP durch die deutsche Großindustrie. Versuch einer Bilanz. In: Karl Dietrich Bracher/Manfred Funke/Hans-Adolf Jacobsen (Hrsg.): Nationalsozialistische Diktatur 1933–1945. Eine Bilanz. Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), Bonn 1986, S. 140–150. Erstveröffentlicht in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 32, Heft 3 (1981), S. 223–241.
  56. Reinhard Neebe: Großindustrie, Staat und NSDAP 1930–1933. Paul Silverberg und der Reichsverband der Deutschen Industrie in der Krise der Weimarer Republik (= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft. Band 45). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1981 (PDF; 6,9 MB), S. 201 f.; Eberhard Kolb, Dirk Schumann: Die Weimarer Republik (= Oldenbourg Grundriss der Geschichte 16). 8. Aufl., Oldenbourg, München 2013, S. 275 f.
  57. Reinhard Neebe: Großindustrie, Staat und NSDAP 1930–1933. Paul Silverberg und der Reichsverband der Deutschen Industrie in der Krise der Weimarer Republik (= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft. Band 45). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1981 (PDF; 6,9 MB), S. 223.
  58. Michael Grübler: Die Spitzenverbände der Wirtschaft und das erste Kabinett Brüning. Vom Ende der Grossen Koalition 1929/30 bis zum Vorabend der Bankenkrise 1931. Eine Quellenstudie, Droste, Düsseldorf 1982, S. 55–66; ähnlich auch Henry Ashby Turner: Die Großunternehmer und der Aufstieg Hitlers. Siedler Verlag Berlin 1985, S. 405.
  59. Reinhard Neebe: Großindustrie, Staat und NSDAP 1930–1933. Paul Silverberg und der Reichsverband der Deutschen Industrie in der Krise der Weimarer Republik (= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft. Band 45). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1981 (PDF; 6,9 MB), S. 74.
  60. Reinhard Neebe: Großindustrie, Staat und NSDAP 1930–1933. Paul Silverberg und der Reichsverband der Deutschen Industrie in der Krise der Weimarer Republik (= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft. Band 45). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1981 (PDF; 6,9 MB), S. 99.
  61. Hans-Erich Volkmann: Die NS-Wirtschaft in Vorbereitung des Krieges. In: Wilhelm Deist, Manfred Messerschmidt, Hans-Erich Volkmann, Wolfram Wette: Ursachen und Voraussetzungen des Zweiten Weltkriegs. Frankfurt am Main 1989, S. 242 f.
  62. Walther L. Bernecker: Kapitalismus und Nationalsozialismus. Zum Problem der Unterstützung Hitlers durch die Wirtschaft. In: Josef Becker (Hrsg.): 1933 – Fünfzig Jahre danach. Die nationalsozialistische Machtergreifung in historischer Perspektive. München 1983, S. 85 ff.
  63. Fritz Fischer: Hitler war kein Betriebsunfall. C.H. Beck, München 1992, S. 180 f.
  64. Hans-Ulrich Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte. Bd. 4: Vom Beginn des Ersten Weltkrieges bis zur Gründung der beiden deutschen Staaten 1914–1949. C.H. Beck, München 2003, S. 293.
  65. Richard J. Evans: Das Dritte Reich. Band 1, Aufstieg. DVA, München 2004, S. 342.
  66. Eberhard Kolb, Dirk Schumann: Die Weimarer Republik (= Oldenbourg Grundriss der Geschichte 16). 8. Aufl., Oldenbourg, München 2013, S. 276.
  67. Adam Tooze (2007): Ökonomie der Zerstörung – Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus. Aus dem Englischen von Yvonne Badal. Bundeszentrale für politische Bildung, Schriftenreihe Band 663, S. 135.
  68. “The idea that Nazism was funded predominantly by big industrialists is a myth.” Thomas Mergel: Dictatorship and Democracy, 1918–1939. In: Helmut Walser Smith (Hrsg.): The Oxford Handbook of Modern German History. Oxford University Press, Oxford 2011, S. 423–452, hier S. 434 mit Anm. 27.
  69. Hans-Ulrich Thamer: Nationalsozialismus. In Uwe Andersen, Wichard Woyke (Hrsg.): Handwörterbuch des politischen Systems der Bundesrepublik. 7., aktual. Aufl., Springer VS, Heidelberg 2013, ISBN 3-531-18488-1. Online-Version auf der Website der Bundeszentrale für politische Bildung. Eingesehen am 5. August 2016.
  70. Wolfram Pyta und Rainer Orth: Nicht alternativlos. Wie ein Reichskanzler Hitler hätte verhindert werden können. In: Historische Zeitschrift 312, Heft 2 (2021), S. 400–444, hier S. 430 f.
  71. Karsten Heinz Schönbach: Die deutschen Konzerne und der Nationalsozialismus 1926–1943. Trafo, Berlin 2015 (zugleich Diss., FU Berlin, 2012), S. 199–208 u. Zusammenfassung S. 603–614 (Zitat S. 613).
  72. Christian Marx: Wirtschaftselite und NS-Staat. In: Marcel Boldorf, Jonas Scherner (Hrsg.): Handbuch Wirtschaft im Nationalsozialismus. Walter de Gruyter, Berlin/Boston 2023, ISBN 978-3-11-079626-1, S. 93–116, das Zitat S. 102.