Grubenunglück

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Bergung der Toten nach dem Grubenunglück von Courrières am 10. März 1906 (1099 Tote)

Ein Grubenunglück ist ein Unfall, der sich beim Bergbau ereignet.

Allgemeines[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Definition eines Grubenunglückes gibt es bislang in der Literatur keine einheitlichen Aussagen. Evelyn Kroker hat im Standardwerk zu Grubenunglücken im deutschsprachigen Raum, in Anlehnung an Richtlinien des Oberbergamtes Dortmund, Grubenunglücke erfasst, bei denen zwei oder mehr Menschen ums Leben kamen und/oder drei oder mehr Personen vom gleichen Ereignis betroffen waren.[1] Nach Krokers Definition zählen auch Unfälle, die sich nicht direkt beim Abbau, sondern in vor- und nachgelagerten Bereichen (z. B. beim Transport) stattfinden, sofern sie sich innerhalb des Bergwerksareals ereignen, zu Grubenunglücken.

Angehörige der Grubenwehr, speziell ausgebildete Bergleute, retten und bergen verunglückte und tote Bergleute.

Arten von Grubenunglücken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Je nach Art des Gesteins und der geförderten Bodenschätze sind verschiedene Typen von Grubenunglücken möglich.

In Kohlebergwerken kann es zu Kohlenstaub- und Schlagwetterexplosionen sowie zu Kohlebränden kommen. Innerhalb der Grubenunglücke zeichnen sich Kohlenstaub- und Schlagwetterexplosionen bis in die heutige Zeit durch eine vergleichsweise hohe Opferzahl aus.

Andere Formen von Grubenunglücken, die in allen Arten von Bergwerken auftreten können, sind Wassereinbrüche und Gasausbrüche. Zudem können durch einstürzende Grubenbaue Bergleute verschüttet werden. Außerdem kann Infolge von Instabilitäten des Deckgebirges ein Bergschlag ausgelöst werden.

Situation in China[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das historisch wahrscheinlich schwerste Grubenunglück ereignete sich am 26. April 1942 im Bergwerk Benxihu (China), als nach einer Explosion mit anschließendem Brand offiziellen Angaben zufolge 1549 Bergleute starben.

In der jüngeren Vergangenheit ereigneten sich in den chinesischen (Kohle-)Bergwerken aufgrund der unzureichenden Ausstattung, schlecht ausgebildeten Arbeiter und geringen Investitionen in neue Abbau- und Sicherheitstechnologien die weltweit häufigsten tödlichen Grubenunglücke. Offizielle Stellen beziffern die Zahl der verunglückten Bergleute für 2005 auf 5986[2] und für 2007 auf 3786 Kumpel.[3] Inoffiziell wird von weitaus mehr Opfern ausgegangen. Zwischen 1992 und 2002 kamen in China 59.543 Bergleute bei Grubenunglücken ums Leben.[4] Man schätzt, dass etwa 600.000 Bergarbeiter in mehreren zehntausend – größtenteils illegalen – Kleinstzechen tätig sind.[5] In diesen kleinen Betrieben gab es im Jahr 2000 nach offiziellen Angaben 17 Todesopfer, in den größeren staatlichen Bergwerken 2 Todesopfer pro einer Million Tonnen geförderter Kohle.[6]

Europa[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das schwerste Unglück auf dem europäischen Kontinent war am 10. März 1906 im Bergwerk von Courrières im nordfranzösischen Département Pas-de-Calais und forderte 1099 Tote.

In Europa zählen die ukrainischen Kohlebergwerke zu den gefährlichsten. Hier forderten Grubenunglücke zwischen 1991 und 2002 mindestens 3.700 Todesopfer.[7]

Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die schwersten Grubenunglücke in Deutschland[8] ereigneten sich auf

Bei vielen der Unglücke schwanken die Zahlen der Todesopfer. Bis auf die Bergwerke Rammelsberg (Erz) und Fohnsdorf (Braunkohle) handelt es sich bei allen Bergwerken um Steinkohlebergwerke. Der größte Teil der Unglücke waren Schlagwetter- und Kohlenstaubexplosion, auch das in Fohnsdorf.[8]

Künstlerische Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Evelyn Kroker, Michael Farrenkopf: Grubenunglücke im deutschsprachigen Raum – Katalog der Bergwerke, Opfer, Ursachen und Quellen. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Selbstverlag des Deutschen Bergbau-Museums Bochum, Bochum 1999, ISBN 3-921533-68-6.
  • Friedrich Wessel: Gerettet! Grubenunglücke im Revier. 1. Auflage. Wartberg, Gudensberg-Gleichen 2018, ISBN 978-3-8313-3242-7.
  • Helmut Brämer: Der Knappen letzte Fahrt – Eine Dokumentation über Grubenkatastrophen und dazugehörigen Friedhofs-Gedenkstätten in Bochum. Peter Kracht, Bochum 1992, ISBN 3-926713-07-0.
  • Olaf Schmidt-Rutsch, Ingrid Telsemeyer (Hrsg.): Die Radbod-Katastrophe. Klartext, Essen 2008, ISBN 978-3-8375-0032-5.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Evelyn Kroker, Michael Farrenkopf: Grubenunglücke im deutschsprachigen Raum. Katalog der Bergwerke, Opfer, Ursachen und Quellen. 2. erweiterte Auflage. Bochum 1999, ISBN 3-921533-68-6, S. 12.
  2. Bone and blood: The price of coal in China@1@2Vorlage:Toter Link/www.china-labour.org.hk (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im September 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 416 kB)
  3. Die Welt, 30. Oktober 2008: In China wird mit toten Bergleuten Geld verdient
  4. FAZ, 13. März 2005: Chinas tödliche Minen
  5. Sehschärfe von Infrarotsatelliten erhöht (Memento vom 17. August 2009 im Internet Archive)
  6. Chronik von Ereignissen in China beim Kulturmagazin Areion online (Memento vom 26. Februar 2008 im Internet Archive)
  7. Chronik von Ereignissen in der Ukraine beim Kulturmagazin Areion online (Memento vom 25. März 2008 im Internet Archive)
  8. a b Evelyn Kroker, Michael Farrenkopf: Grubenunglücke im deutschsprachigen Raum - Katalog der Bergwerke, Opfer, Ursachen und Quellen. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Selbstverlag des Deutschen Bergbau-Museums Bochum, Bochum 1999, ISBN 3-921533-68-6.
  9. BBC: Mining disaster at Knockshinnoch Castle Colliery

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Grubenunglücke – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Grubenunglück – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen